31.08.2022

Wien Energie: Alles wieder gut! (so ungefähr)

Der Fall Wien Energie ist aus zwei Gründen vorerst gelöst. Es bleiben offene Fragen und politisch und ideologisch eingefärbte Diskussionen.
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Wien Energie
(c) Wien Energie/Christian Houdek

Zunächst die gute Nachricht: Die am Wochenende aufgepoppte Wien Energie-Krise ist für den Moment überstanden. Wer die Nachrichten und politischen Diskussionen mitverfolgt, mag noch einen anderen Eindruck haben, doch das eigentliche Problem ist vorerst bewältigt. Denn erstens hat die Bundesregierung heute eine Kreditlinie von zwei Milliarden Euro für das Unternehmen beschlossen – das Geld wäre innerhalb von 72 Stunden abrufbar. Zweitens sind die Energiepreise zuletzt so stark gesunken, dass laut Wien Energie schon mit Stand gestern keine weiteren Sicherheitsleistungen notwendig gewesen wären. Das heißt, der nun bewilligte Kredit beim Bund muss nach derzeitigem Stand nicht in Anspruch genommen werden – wenn der Strompreis abermals massiv ansteigt, würde sich die Situation wieder ändern.

“Statt auf Glück auf professionelle Strukturen setzen”

Alles wieder gut! Oder? Es bleiben natürlich einige offene Fragen. Ex-Bundeskanzler Christian Kern merkt auf Twitter zur Rettung der der Lage durch das Sinken des Strompreises süffisant an: “Statt auf Glück auf professionelle Strukturen zu setzen, wäre der Pro-Tipp des Tages”. Er ist nicht der einzige, der Fehlentscheidungen bei Wien Energie ortet. Schließlich hatte unter anderem Finanzminister Magnus Brunner den Verdacht “spekulativer Geschäfte” ins Spiel gebracht, der dann auch von Medien vielfach übernommen würde.

Wien Energie: “Absolutes Spekulationsverbot”

Seitens Wien Energie ist dagegen von einem “absoluten Spekulationsverbot” die Rede. Tatsächlich würden alle diese Geschäft nur der Absicherung für die Endkund:innen dienen. Peter Weinelt, Aufsichtsratsvorsitzender Wien Energie, bringt bei einem Runden Tisch des ORF zur Cause eine weitere Erklärung vor: Die Wärmeproduktion durch die thermischen Kraftwerke in Wien sei an die Stromproduktion gekoppelt. Die Kraftwerke würden in der kalten Jahreszeit stärker eingesetzt werden, wodurch man Strom-Überschüsse produziere. Diese verkaufe man bereits vorab – eigentlich, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern.

Liquiditätsrisiko unterschätzt

Genau eine Preisschwankung – aufgrund der Spannungen mit Russland – wurde dem Unternehmen nun aber zum Verhängnis. Energie-Analyst Johannes Benigni meint dazu beim runden Tisch des ORF, das Liquiditätsrisiko sei im aktuellen Fall unterschätzt worden. Doch er räumt ein: “Wenn die Geschäfte vor dem Krieg abgeschlossen wurden, zeigen Sie mir den einen, der erwartet hätte, dass wir in einen Wirtschaftskrieg gehen und diese Zustände bekommen”. Er ortet zwar Probleme in der Risiko-Absicherung, geht aber gleichzeitig davon aus, dass durch das Geschäft am Ende für Wien Energie sogar “ein satter Gewinn am Tisch liegen wird”.

Expert:innen: Es war keine “Spekulation”

Als “Spekulation” ordnet Benigni die Geschäfte jedenfalls nicht ein. Ebenso wie EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna: “Soweit ich das beurteilen kann, verfolgte die Wien Energie hier eine marktübliche Standardprozedur. Es war Risikominimierung, nicht Risikomaximierung”, sagt sie im ORF. Und sie legt nach ihrem Auftritt beim runden Tisch auf Twitter nach: “Sobald Herr und Frau Österreicher:in das Wort ‘Börse’ hören, haben sie ja nur Wolf of Wallsteet im Kopf und alles ist auf einmal böse Spekulation. In der Tat dienen in der Energiebranche die Geschäfte dazu, das Risiko zu minimieren und nicht zu erhöhen”.

Ist der Markt schuld?

Wenn also nicht die Handlungen der Verantwortlichen bei Wien Energie schuld an der Situation waren, war es dann vielleicht die Funktionsweise des Markts an sich? Man sei sich bis vor kurzem einig gewesen, nicht in den Mart eingreifen zu wollen, sagt dazu Barbara Schmidt, Generalsekretärin Österreichs Energie, beim runden Tisch. Nun sehe man aber die Notwendigkeit eines vorübergehenden Eingriffs auf europäische Ebene. brutkasten-Kolumnist Niko Jilch gibt zu diesem Thema auf Twitter (sarkastisch) zu bedenken: “Da führen Staaten Krieg gegen Staaten und Staaten verhängen Sanktionen gegen Staaten – und am Ende ist der Markt schuld. Is klar!”

Wien Energie: Die politische Diskussion bleibt

Und nun? Während viele im einen politischen Lager “den eigentlichen Skandal” inzwischen darin sehen, dass der Liquiditätsengpass auch seitens der Bundesregierung “zu Skandal gemacht” worden sei, bleibt bei vielen im anderen politischen Lager ein übler Nachgeschmack. Felix Lamezan-Salins, Kabinettschef im ÖVP-Finanzministerium, gibt dazu auf Twitter seine Portion Sarkasmus dazu: “Bin froh, dass es laut Twitteria gar keine Aufregung mehr zu Wien Energie gibt und das ganze Thema von der bösen Bundesregierung ‘erfunden’ wurde. Dachte schon, es sei dramatisch, wenn Stadt in einem Brief bis zu 6 Mrd., davon 2 Mrd. ‘spätestens bis morgen 12 Uhr’ fordert”. Und: “Als Steuerzahler ist es mir völlig egal, ob hier spekuliert wurde, das Risikomanagement versagt oder keine finanzielle Vorsorge getroffen wurde. Wir reden von staatlichen Krediten von 2 Mrd. Euro. Zum Vergleich: AUA: Bundeshaftung 300 Mio. BAWAG-Pleite 700 Mio.”

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Gründerteam von Scavenger AI: Felix Beissel und Maximilian Hahnenkamp (c) Scavenger AI
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Scavenger AI spezialisiert sich darauf, die Datenanalyse für Unternehmen zu vereinfachen. Ziel sei es, Lösungen bereitzustellen, die es Anwender:innen ermöglichen, „schnelle Antworten auf komplexe Fragestellungen zu erhalten, ohne auf umfangreiche IT-Ressourcen angewiesen zu sein“.

Nach der kürzlichen Einführung der Software zeigt sich bereits positive Resonanz: Innerhalb nur eines Monats gewann das Startup vier neue Unternehmen als Kunden hinzu und konnte seinen Umsatz steigern.

Markteinführung nach 1,1 Mio. Euro Finanzierung

Nach einer erfolgreichen Finanzierungsrunde im ersten Quartal 2024 erreicht Scavenger AI nun einen weiteren wichtigen Meilenstein: Die Software des Unternehmens wird offiziell auf dem Markt eingeführt. Bereits im April 2023 hatte sich das Startup eine Pre-Seed-Finanzierung in Höhe von 1,1 Millionen Euro gesichert, wie brutkasten berichtete. Das gewonnene Kapital floss in die Weiterentwicklung und Marktreife des Produkts.

Zu diesem Anlass äußert sich der österreichische Co-Founder Maximilian Hahnenkamp gemeinsam mit Co-Founder Felix Beissel: „Wir freuen uns sehr, dass das Produkt so gut von unseren Kunden angenommen wurde. Das zeigt uns, dass wir ein echtes Problem lösen und einen Mehrwert für Unternehmen stiften“.

2025: Verträge mit Gesamtvolumen von 200.000 Euro gesichert

Nur einen Monat nach dem offiziellen Markteintritt kann Scavenger AI bereits vier namhafte Kunden aus unterschiedlichen Branchen gewinnen: Telekommunikation, Supply Chain, Kosmetik und Einzelhandel. Dadurch erreichte das Startup nach eigenen Angaben einen monatlich wiederkehrenden Umsatz von über 10.000 Euro.

Zu den bisherigen Kunden zählen unter anderem der Fußballverein Austria Wien, die Strategie- und Managementberatung Concern Consulting sowie der Essenslieferdienst Snap Kitchen. Im nächsten Jahr soll das Wachstum weitergehen: Für das Jahr 2025 schließ das Unternehmen bereits Verträge mit einem Gesamtvolumen von über 200.000 Euro ab.

Scavenger AI soll als “KI-Unternehmensberater” fungieren

Das in Frankfurt ansässige Startup Scavenger AI hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen dabei zu unterstützen, wichtige Erkenntnisse aus einer Vielzahl von Rohdaten zu gewinnen. Mit der neuen Software können Firmen ihre Daten hochladen und mit verschiedenen Datenbanken verknüpfen. Laut dem Produktversprechen ermöglicht die Lösung Mitarbeitenden, Fragen zu stellen, die von der KI „in wenigen Sekunden“ beantwortet werden. Dabei durchsucht die Software sämtliche Tabellen in der Datenbank und liefert die Ergebnisse in Form von statistischen Analysen, Tabellen oder Grafiken.

Seit seiner Gründung im Jahr 2023 entwickelt Scavenger AI KI-Tools, die Unternehmen eine effizientere Entscheidungsfindung und folglich auch größere Erfolge ermöglichen sollen. Die Plattform fungiert als eine Art „KI-Unternehmensberater“ und verspricht, durch komplexe Datenanalysen Antworten auf zentrale Geschäftsfragen bereitzustellen.

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