14.08.2017

Wenn “fake it till you make it” schiefgeht

Die Gründer des "Bundesverband für digitale Währungen" zeigen, wie man die "fake it till you make it"-Strategie nicht anwendet. Eine Chronologie.
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(c) fotolia.com - Ingo Bartussek

Es war eine gar nicht so unübliche Situation vergangenen Freitag in der Früh. Ich bekomme in der Redaktion die Nachricht, dass es da etwas neues gibt: Einen Bundesverband für digitale Währungen. Das Thema ist gerade riesig, wir setzen in unserer Berichterstattung momentan einen starken Schwerpunkt darauf. Es ist also sofort klar: Ich will der erste sein, der darüber berichtet. Den Anspruch haben wir ohnehin immer. Mein Kollege ruft Co-Initiator Christian Gedeon gleich an. Der sagt, dass er bereits auf dem Weg zu uns ist und nun, gemeinsam mit Oliver Olbrich, unseren CEO Dejan Jovicevic trifft. Mein Kollege und ich sind darüber nur bedingt überrascht. Einige Minuten später sitzen wir alle gemeinsam am Tisch im Zehn-Augen-Gespräch.

+++ Brisant: Stellungnahme der heimischen Kryptoszene zum Bundesverband für Digitale Währungen +++

Einige brennende Fragen

Sofort stellen sich mir natürlich einige brennende Fragen, die ich gleich anbringe. Kann man denn so einen Bundesverband einfach so gründen? Ja, man kann. Warum tun das ausgerechnet die beiden? Sie haben unlängst eine Firma im Krypto-Bereich gegründet (CashDepot) und gemerkt, dass es noch keinen Bundesverband gibt. Zudem habe das Wirtschaftsministerium in einem Gespräch mit Gedeon fallen lassen, dass es so etwas brauche, sich aber niemand darübertraue. Und warum sollen sich die relevanten Player tatsächlich der Interessensvertretung anschließen? Man sei schon im Gespräch mit diesem und jenem (viele große Namen). Mit Mathias Roch von Bit Trust / House of Nakamoto habe man eine wichtige Persönlichkeit der Krypto-Sezene im Vorstand. Aber man habe auch erst vor zwei Wochen den Beschluss gefasst, den Verband zu gründen. Es dauere also noch ein wenig. Und warum gehen die beiden dann schon jetzt damit an die Öffentlichkeit? Es könne dem Verband nur gut tun, wenn er möglichst früh mediale Aufmerksamkeit bekommt.

Das klingt alles überzeugend genug, um davon auszugehen, dass die Herren wissen, was sie da tun. Wir beschließen, keine Zeit zu verlieren und gleich einen Facebook-Livestream zu starten. Und dann geht es los.

Sechs (!) wütende Smileys

Da ist in Facebook-Kommentaren von “Trittbrettfahrern” die Rede, denen wir keine Bühne geben sollen. Und das kommt nicht von irgendwem, sondern von Eric Demuth (Bitpanda) und Patrick Pöschl (Fintech Austria), die in der Szene wirklich einen Namen haben und bei uns gern gesehene Interviewpartner sind. Da gibt es eine bisher nie dagewesene Menge an wütenden Smileys – es sind sechs (in Ziffern: 6. Sonst kommen diese nur vor, wenn sich jemand verklickt. Oder wenn irgendwelche Sonderlinge Probleme mit Social Startups haben, die ihrer Meinung nach den falschen Menschen helfen.) Die wütenden Smileys stehen übrigens fast 50 Likes gegenüber. Doch die treten in den Hintergrund. Mehrere Telefonate folgen. Demuth und Pöschl sind aufgebracht. Bitcoin Austria Präsident Johannes Grill gibt sich etwas moderater und doch spürbar befremdet. Wir schreiben einen ersten Follow-Up-Artikel, in dem wir die Kritik den Aussagen der Verbandsgründer gegenüberstellen.

Der Knüller am Ende des dritten Absatzes

Erledigt ist die Sache damit noch lange nicht. Denn am Sonntag kommt erst die wirklich brisante Meldung. In einem nun noch breiter aufgestellten offenen Brief wiederholen Demuth, Pöschl, Grill und noch viele andere ihre Kritik, schreiben von “systematischer Irreführung”. Kein relevanter Player sei im Vorfeld der Verbandsgründung kontaktiert worden. Niemand kenne die beiden Verbandsgründer. Der eigentliche Knüller kommt am Ende des dritten Absatz: “Vorstandsmitglied” Mathias Roch hat diese Position nie angenommen. Im Gespräch mit meiner Kollegin bestätigt er das und sagt, er habe bei einem Frühstück 15 Minuten lang mit Olbrich und Gedeon über die Idee gesprochen. Mehr sei nicht gewesen. Wäre er gefragt worden, hätte er dankend abgelehnt.

Das Kartenhaus ist zusammengefallen

Am Montag folgt eine Stellungnahme von den Verbandsgründern. Durchaus gut argumentiert versuchen sie zu retten, was zu retten ist. Sie schreiben, dass es ihnen nicht nur darum ginge, die Krypto-Szene zu vertreten, sondern vor allem darum, die “breite Masse” mit Informationen zu unterstützen. Und das täten die vorhandenen Verbände nicht. Dass inzwischen nicht nur Rochs Name auf der Homepage des Bundesverbands verschwunden ist, sondern auch noch die Namen dreier weiterer (vermeintlicher) Vorstandsmitglieder, spricht freilich eine andere Sprache: Das Kartenhaus ist zusammengefallen.

+++ Bundesverband digitale Währungen: Stellungnahme zur Stellungnahme +++

Es hätte funktionieren können

Und der Grund dafür liegt auf der Hand: Olbrich und Gedeon sind mit einem klassischen “fake it till you make it”-Ansatz gescheitert. Der ist in der Startup-Szene ja durchaus üblich und häufig auch nötig. Und er hätte sogar in diesem Fall funktionieren können, auch wenn die Unterzeichner des offenen Briefs, allen voran Demuth und Pöschl, das jetzt sicher abstreiten würden. So hätten sich Olbrich und Gedeon, ausgehend von ihren wenigen tatsächlich vorhandenen Kontakten, langsam von Gespräch zu Gespräch hangeln können. Dabei hätten sie, unter vier Augen, immer darauf verweisen können, dass mit allen anderen auch Gespräche liefen, bzw. gerade ein Termin gesucht wird. Mit der Zeit hätten sie sicher einige relevanten Player gehabt, die sie vorzeigen hätten können. Einige davon hätten sie vielleicht für den Vorstand gewonnen. Ja, und dann hätten sie wahrscheinlich sogar die jetzt großen Skeptiker an Bord gehabt.

Das kann nicht gut gehen

Denn dass Olbrich und Gedeon keinen Namen in der Szene haben ist die eine Sache. (Sehr wahrscheinlich) das Genick gebrochen hat ihnen aber, dass sie ihr nicht fertiggebautes Kartenhaus unnötigerweise öffentlich exponiert haben. Unter vier (oder auch zehn) Augen kann man die “fake it till you make it”-Strategie gut fahren und weiß Gott was behaupten. So wurden auch wir vom Brutkasten am Freitag Vormittag überzeugt, dass die beiden wissen, was sie tun. Aber gegenüber einer gut vernetzten Szene öffentlich zu behaupten, dass man in Gesprächen mit den großen Playern sei, obwohl das nicht stimmt, kann nicht gut gehen. Jemanden öffentlich als Vorstandsmitglied zu nennen, der nichts davon weiß, kann nicht gut gehen. Und dann noch öffentlich zu sagen, dass man vom Thema, um das es geht, technisch nichts verstünde… DAS KANN NICHT GUT GEHEN, um Himmels Willen.

Gehe niemals mit einem unfertigen Kartenhaus an die Öffentlichkeit

Allen, die es mit einem “fake it till you make it”-Ansatz versuchen wollen sei daher ins Stammbuch geschrieben: Sei vorsichtig. Überlege dir ganz genau, wem du welche Lüge oder Übertreibung erzählen kannst und wem nicht. Erarbeite im Vorfeld eine Strategie, in welcher Reihenfolge du die relevanten Personen ansprichst. Und bei allem was Recht ist: Gehe niemals, NIEMALS mit einem unfertigen Kartenhaus an die Öffentlichkeit.

+++ Fokus: Blockchain & Kryptoökonomie +++

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Alexander Schmitz | (c) XELA

Japan gilt seit Jahrzehnten als Vorreiter in der Robotik und Automatisierung, ein Land, in dem Roboter nicht nur in der Industrie, sondern zunehmend auch im Alltag eine zentrale Rolle spielen. Inmitten dieser technologischen Hochburg hat sich der österreichische Gründer Alexander Schmitz mit seinem Unternehmen XELA Robotics erfolgreich etabliert. Seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt entwickelt und erforscht der Österreicher taktile Sensoren für menschlich-kollaborative Roboter. Vor der Unternehmensgründung im August 2018 war Schmitz auch als Associate Professor an der Waseda University in Japan tätig, bevor er sich vollständig auf sein Unternehmen konzentrierte.

Technologie ermöglicht menschenähnlichen Tastsinn

XELA Robotics setzt auf eine KI-Technologie, die taktile Sensoren integriert und damit neue Möglichkeiten für personalisierte Servicerobotik, Montage, Verpackung und Landwirtschaft schafft. Die Sensor- und Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen von XELA unterstützen Unternehmen weltweit bei der Digitalisierung und Automatisierung.

XELA Robotics hat uSkin entwickelt, einen Drei-Achsen-Tastsensor, der in einem weichen, langlebigen Gehäuse untergebracht ist und sich nahtlos in neue und bestehende Roboter integrieren lässt. uSkin verleiht Robotern einen menschenähnlichen Tastsinn und verbessert ihre Fähigkeit, Objekte präzise zu manipulieren. Jeder Sensorstreifen enthält mehrere Sensoren, und jeder Sensor misst 3-Achsen-Kräfte , die an spezifische Anwendungen angepasst werden können. Zu den Kunden von XELA zählen internationale Konzerne wie Honda, Hitachi oder Samsung.

Millionen-Investment und Expansion nach Europa

Wie XELA nun bekanntgab, konnte man für das weitere Wachstum ein Millionen-Investment an Land ziehen. Investor ist die Investoren-Gruppe FSR mit Sitz in Tokio.

„Die Partnerschaft mit unserem neuen Investor wird unsere Fähigkeit beschleunigen, sowohl unsere Sensortechnologie als auch unsere KI- Software zu skalieren. Dadurch können wir komplette Lösungen anbieten und die Produktion ausweiten, um der wachsenden globalen Nachfrage gerecht zu werden”, so Schmitz.

In Europa bedient XELA ebenfalls namhafte Kunden. Zudem hat XELA die Möglichkeit genutzt, sich über das Global Incubator Network (GIN) strategisch in Europa zu positionieren. “Durch das erstklassige Programm des Global Incubator Networks konnten wir unsere Marktchancen in Europa evaluieren, einen klaren Go-to-Europe-Plan mit Österreich als Basis entwickeln und einen erfahrenen Mentor gewinnen. Dieser Mentor hat uns nicht nur in der Umsetzung unserer Europastrategie begleitet, sondern auch wesentlich zur Finanzierungssicherung in Japan beigetragen“, sagt Schmitz.


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