19.04.2018

Wenn Privacy an Bequemlichkeit scheitert

Die negativen Seiten der Social Media standen im Mittelpunkt zweier Podiumsdiskussionen, mit denen das 4GAMECHANGERS-Festival 2018 in den zweiten Tag ging.
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Privacy
(c) Bernhard Madlener: ExpertInnen-Talk zum Thema Privacy beim 4GAMECHANGERS 2018.

Nach einer kurzen Keynote darüber, was laut TenX-Gründer Julian Hosp einen “Game-Changer” ausmacht, und einem vorgezogenen Interview mit Niki Lauda, der sehr in Eile war, ging beim 4GAMECHANGERS der digitale Graben zwischen Europa und den USA angesichts der Privacy- und Datenschutz-Thematik auf. Unter dem Titel “Democracy 0.0: Wie Social Media den Journalismus gefährden und die Demokratie hacken” brachte Antonio Garcia Martinez, ehemals Produktmanager bei Facebook und nun als Autor erfolgreich, dies auf den Punkt: “Als Amerikaner bin ich nicht sehr begeistert von Regulierungen”. Darüber hatte sich nämlich unter anderem Corinna Milborn, Infochefin bei Puls 4 und Politikwissenschafterin, Gedanken gemacht. Das Problem bei Facebook und anderen Plattformen sei nicht zuletzt ihre quasi Monopolstellung. Betrachte man Facebooks Wachstum und die Tatsache, dass es zu einem großen Teil immer noch einer Person gehöre, “ist es nicht nur eine Frage der Technik, sondern eine Frage der Macht”. Und Macht verlangt bekanntlich nach Kontrolle.

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Baldiger Privacy-“Showdown”?

Eine tatsächliche Regulierung sieht der britische Autor Carl Miller aber auch durch die kommende Datenschutz-Grundverordnung nicht. Seine Erwartung sei eher ein “baldiger Showdown” zwischen der EU und den Tech-Unternehmen, bringt er den Unmut der Wirtschaft auf den Punkt – ohne ihn zu teilen. Künftige Technologien könnten aufgrund versäumter Privacy-Vorkehrungen tatsächlich verändern, wie Demokratie funktioniert – so wie es im Negativen bezüglich eines russischen Einflusses auf die US-Präsidentschaftswahlen vermutet wird, bei dem Facebook eine Rolle spielt. Im Positiven, und diesen Zugang wolle Miller vermitteln, bestehe die Chance, dass Bürgerinnen und Bürger nach und nach besser und näher an demokratische Prozesse gebunden würden.

Dem Journalismus ist das Geschäftsmodell weggebrochen

Der Journalismus, und damit steuerte Miller auf die Kernfrage der Debatte zu, sei derzeit tatsächlich immens bedroht: “Ihm ist das Geschäftsmodell weggebrochen, den Zugang zu Rezipienten zu gewährleisten”. Diesen erhalten potenzielle Werbekunden über Facebook, Google und Co. längst viel direkter; allenfalls schneiden noch Werbe- und/oder Social Media-Agenturen mit. Nachdem die Social Media-Plattformen nicht über Nacht erschienen sind, zeigt Miller damit auch ein immenses Versäumnis der Medienbranche auf. Umso bedeutender wären Förderungen, die aufklärenden Medien anstatt dem Boulevard oder gar Fake News-Plattformen zukommen, so Conrad Albert, CEO von ProSieben Sat 1 Media. Eine Aufgabe seriösen Journalismus bleibe es, Falschinformationen auszuräumen und Panikmache vorzubeugen. Dies unter anderem, wenn z.B. nach Terroranschlägen oder Amokläufen auf Twitter und anderen Kanälen vor allem Spekulation und absichtliche Irreführung vorherrschen.

Die Schwarzen Schafe finden

“Bequemlichkeit vs. Privatsphäre: Wie wir Facebook und anderen unsere Macht verkaufen” war Titel des Podiums zur Privacy. “Die meisten App-Entwickler verfolgen sicher hehre Ziele”, gab sich Oracle-Vizepräsident Reggie Bradford überzeugt. Und auch bei Facebook seien wohl überwiegend Menschen tätig, die ein Gewissen haben, sprich: Die nicht per se danach trachten, mit den Daten ihrer User illegale Geschäfte zu treiben. Die Herausforderung ist in diesem Sinn, “die 20 Prozent an Schwarzen Schafen zu finden”. Regulierungen sehe auch er kritisch; eindeutige Regelverstöße wären aber zu ahnden.

Dass die Schwarzen Schafe oft ein leichtes Spiel haben, ergibt sich – siehe Titel – aus dem Hang der Menschen zur Bequemlichkeit: Wenn ein Service einfach ist, generiert es auch User. Anschaulich belegt wurde dies, als im Rahmen der Diskussion das Publikum gebeten wurde, sich zu erheben, wenn einem der Schutz der persönlichen Daten nicht egal sei. Zur Überraschung vieler blieben nicht nur vereinzelt Besucherinnen und Besucher sitzen.

Warnung vor ELGA-Datenweitergabe

Besondere Brisanz könnte in Zukunft die Frage erhalten, ob jemand (noch) für die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) angemeldet bleibt. Der Wiener Arzt Alfred Pixner, schon länger als ELGA-Kritiker aktiv, sprach diesbezüglich v.a. der Regierung sein misstrauen aus. Zuletzt wurden nämlich Überlegungen bekannt, wonach Gesundheitsdaten aus ELGA direkt für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung gestellt werden könnten. Sein Appell an das Publikum: Man solle sich damit beschäftigen, was über einen selbst an Daten erhoben und gespeichert wird, und wer damit wie umgeht. Bei einem Daten-Leak an die falsche Stelle könnten frühere Bequemlichkeiten rasch zu schwerer Reue führen.

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(c) Adobestock

Wie steht es um die Haltung und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit in der heimischen Wirtschaft? Ein umfassendes Bild liefert eine neue Befragung der Unternehmenberatung Deloitte, die gemeinsam mit Foresight im Herbst 2024 über 400 Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen befragt hat.

Strategische Verankerung fehlt

Das Ergebnis: Unternehmen erkennen zunehmend die Relevanz von Nachhaltigkeit. So schätzen 86 Prozent der Befragten das Thema als entscheidend für ihren künftigen Geschäftserfolg ein. Zudem haben mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung eingeleitet, etwa durch Photovoltaikanlagen oder den Umstieg auf grünen Strom. Diese Maßnahmen bleiben laut Deloitte jedoch häufig oberflächlich. Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft – inklusive klarer Zielsetzungen – ist oft nicht ausreichend ausgeprägt.

“Zwar setzen viele Betriebe bereits Einzelmaßnahmen um, aber es fehlen die strategische Verankerung sowie klar definierte und laufend überprüfte Nachhaltigkeitsziele. Die nachhaltige Transformation kann allerdings nur mit einem klaren strategischen Fokus gelingen“, so Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory & Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Geschäftskunden üben Druck aus

Besonders der Druck aus den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen treibt Unternehmen an. 60 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Geschäftskunden (30 Prozent) sowie öffentliche und private Kunden die Haupttreiber für Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind. Dieser Druck wird durch strikte Berichtspflichten und die zunehmende Nachfrage nach Transparenz verstärkt.

Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen. 61 Prozent der Befragten haben dazu zwar mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber große Unsicherheit. So kann oder will über ein Drittel (39 Prozent) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Gleichzeitig geht auch die Investitionsbereitschaft zurück: Der Anteil jener Betriebe, die von 500.000,- bis über fünf Millionen Euro pro Jahr für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufwenden wollen, ist von 26 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent gesunken.

Ein wesentlicher Stolperstein ist die fehlende Klarheit bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht. Rund ein Viertel der Unternehmen in Österreich weiß noch nicht, ob sie von der neuen Berichtspflicht betroffen sind, was Unsicherheiten bei der Planung verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Bürokratie für viele kleinere Unternehmen eine fast unüberwindbare Hürde.



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