Das Berliner InsurTech-Unicorn Wefox ist das nächste Tech-Scaleup, das sich zu umfassenden Kündigungen gezwungen sieht. Noch ist das Unternehmen nicht in der Gewinnzone – das soll sich ändern.
Das Berliner InsurTech-Unicorn Wefox ist das nächste Tech-Scaleup, das sich zu umfassenden Kündigungen gezwungen sieht. Noch ist das Unternehmen nicht in der Gewinnzone – das soll sich ändern.
Die Kündigungswellen bei Tech-Unternehmen nehmen kein Ende. Nun gibt es auch eine beim Berliner InsurTech-Unicorn Wefox. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) müssen "weniger als zehn Prozent" der rund 1.400 Beschäftigten gehen - bislang seien 35 Personen informiert worden. "Die Stimmung ist ziemlich mies", wird eine Mitarbeiterin zitiert.
Dabei hat Wefox erst im Juli 2022, also bereits während der aktuellen Krise, eine 400 Millionen US-Dollar-Finanzierunsrunde verkündet. Bei dieser stieg die Bewertung auf 4,5 Milliarden US-Dollar. Diese beachtlichen Zahlen täuschen jedoch über ein substanzielles Problem hinweg, das viele Tech-Scaleups aktuell haben: Das 2014 gegründete Unternehmen schreibt aufgrund der Wachstumsstrategie der vergangenen Jahre nach wie vor rote Zahlen, weitere Wachstumsfinanzierungen sind aber aktuell schwer zu bekommen. Das soll sich nun ändern, weswegen Wefox auch bei den Personalausgaben den Rotstift ansetzt.
Dabei hatte das Scaleup in einem Anfang 2021 präsentierten Jahresbericht schon einmal Gewinne von rund 7.000 Euro (kein Tippfehler) bei einem Umsatz von damals 33,8 Millionen Euro ausgewiesen. Einem Bericht des Magazins Finance Forward zufolge kam das aber damals durch eine fragwürdige Kooperation mit dem Unternehmen Expatrio, das Services für ausländische Studierende anbietet, zustande, die später wieder beendet wurde. Demnach sei eine Wefox-Haushaltsversicherung großflächig in Paketen mitverkauft worden, worüber sich viele der Käufer:innen nicht im klaren gewesen seien. Die SZ kommt in ihren Recherchen für 2021 auf 50 Millionen Euro Umsatz und 22 Millionen Euro Verlust. Wie sich die Zahlen vergangenes Jahr weiterentwickelt haben, ist noch unbekannt.
Nach Veröffentlichung dieses Berichts erhielt der brutkasten ein ausführliches Statement von Wefox Österreich, das hier auszugsweise im Wortlaut wiedergegeben wird:
Fakt ist: wefox kündigt keine MitarbeiterInnen in einem signifikanten oder außergewöhnlichen Ausmaß. Zudem gibt es weder Pläne noch die Notwendigkeit von Massenkündigungen. wefox hat auf seinem Wachstumsweg eine Vielzahl von Talenten eingestellt und so Standorte in ganz Europa auf- und ausgebaut. Der Zu- und Abgang von Personal ist Teil einer gewöhnlichen Unternehmensentwicklung.
In Österreich sind wir seit unserem Marktstart im Jahr 2016 auf mittlerweile 30 Mitarbeiter gewachsen. Und wir wachsen weiter, wie unsere aktuellen Neubesetzungen und offenen Stellenausschreibungen ja auch zeigen. In unserer monatlichen Mitarbeiterzufriedenheitsumfrage erreichen wir 9 von 10 möglichen Punkten, was uns stolz macht und die positive Stimmung des wefox Teams klar widerspiegelt.
Was wir aber selbstverständlich auch spüren, ist, dass generell in vielen Unternehmen gerade jetzt Mitarbeiter vor dem Hintergrund der sensiblen wirtschaftlichen Situation, ausgelöst durch die jüngsten Krisen – insbesondere dem Ukraine Krieg – sorgenvoll in die Zukunft blicken. Dies drückt sich auch in Jobunsicherheit aus. Das ist zutiefst verständlich, hat aber wenig mit wefox und unserer Unternehmensentwicklung zu tun.