22.02.2021

waterdrop überschreitet Marke von einer Million Kunden

Das Wiener Startup waterdrop hat laut eigenen Angaben die symbolische Marke von einer Million Kunden überschritten. 2021 soll die Expansion in Europa, USA und Asien weiter forciert werden.
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v.l.n.r.: Christoph Hermann, CDO und Co-Founder; Martin Murray, CEO & Founder; Henry Murray, CCO & Co-Founder | (c) PhilippLipiarski

Wie waterdrop am Montag in einer Aussendung bekannt gab, konnte das Unternehmen im Feber die symbolische Grenze von einer Million Kunden überschreiten. „Ich bin unglaublich dankbar und möchte mich bei unserem gesamten Team bedanken, das waterdrop mit einer unglaublichen Menge an Leidenschaft aufgebaut hat, und auch bei unseren treuen und unterstützenden Kunden, die an unseren Traum und unsere Mission geglaubt haben“, so waterdrop CEO Martin Murray in einer Aussendung.

Das Wiener Startup waterdrop wurde 2016 von Martin Murray und seinem Bruder Henry Murray sowie Christoph Hermann gegründet. Seitdem hat das Unternehmen einen beachtlichen Wachstumkurs hingelegt. Erst letzten Sommer eröffnete das Unternehmen auf der Wiener Mariahilfer Straße einen eigenen Flagship-Store und ist mittlerweile im stationären Retail-Bereich neben Österreich auch in Deutschland, Großbritannien und Frankreich vertreten.

Über E-Commerce ist der Mircrodrink aktuell in über zehn Ländern weltweit erhältlich. Wie Murray im Sommer 2020 gegenüber dem brutkasten erläuterte, werden zirka 15 Prozent des Umsatzes über den stationären Handel und 85 Prozent über den E-Commerce-Bereich erwirtschaftet – der brutkasten berichtete.

Mit Online-Marketing zum Erfolg

Der Schlüssel zum Erfolg liegt laut Murray neben dem innovativen Produkt im Online-Marketing und dem gezielten Aufbau einer eigenen Community. So spricht das Wiener Unternehmen Neukunden gezielt über Social Media an. Dabei wird auf einen Mix aus Social Ads, Influencer Marketing und Testimonials gesetzt. Aktuell zählt das Unternehmen auf seinem Instagram-Account rund 313.000 Abonnenten.

Zudem werden Bestandskunden über den sogenannten waterdrop Club langfristig an das Unternehmen und Produkt gebunden. Über den Club können sich Kunden austauschen, an Challenges teilnehmen oder erhalten in regelmäßigen Abständen Mitgliedervorteile.

“Online Marketing und der Aufbau unserer Community war für uns von Anfang an unsere Priorität. So konnten wir in schnellen Intervallen testen, optimieren und skalieren”, so Murray, der in einem eigenen Blog-Post anlässlich des Überschreitens der Marke von einer Million Kunden Einblicke in die Firmengeschichte gibt – angefangen von den ersten Produkttests über den Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ bis hin zur Eröffnung des ersten stationären waterdrop-Stores.

(c) waterdrop

200 Mitarbeiter und Engagement für Umweltschutz

In den letzten Jahren baute waterdrop zudem das eigene Team stark aus. Aktuell zählt das Unternehmen rund 200 Mitarbeiter, die sich aus 20 unterschiedlichen Nationalitäten zusammensetzen.

Neben den Ausbau des Teams ging waterdrop auch Kooperationen im Nachhaltigkeitsbereich ein. Seit 2020 sammelt waterdrop gemeinsam mit der Plastic Bank als Partner, für jede verkaufte Packung eine Plastikflasche aus der Umwelt wieder ein. Für Murray ist die Kooperation ein logischer Schritt, da sich waterdrop schon von Beginn als Alternative zur konventionellen Getränkeindustrie sah und ein klares Zeichen gegen das Abfüllen und Transportieren zuckerhaltiger Getränke in Plastikfalschen setzen wollte.

Die Pläne von waterdrop für 2021

Für 2021 hat waterdrop noch viel vor. So soll die Expansion in Europa, den USA und Asien weiter vorangetrieben werden. Zudem soll auch das Produktportfolio erweitert werden. So erfolgt aktuell die Einführung des vierten Mircroteas mit der Sorte „Mellow Mint“.

„Unser Produktportfolio wird kontinuierlich über unsere Microdrinks und Microteas hinauswachsen und schon bald die neuesten Technologien in Form Wasserfiltern, intelligenten Verschlüssen, einer waterdrop App und vielem mehr anbieten“, so Murray


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v.l.n.r.: Kosima Kovar, Natascha Fürst, Sonja Sperber, Anna Greil | © Collage brutkasten

Dieser Text ist zuerst im brutkasten-Printmagazin von Juni 2025 “Neue Welten” erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Warum bist du erfolgreich geworden? „Weil ich hart dafür gearbeitet habe.“ Wer so antwortet, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mann. Frauen hingegen sehen den Grund für ihren beruflichen Erfolg eher als Zufall oder Glück. Eine Studie der Harvard Business School aus dem Jahr 2019 zeigt: Frauen schätzen ihre Fähigkeiten oft schlechter ein, als sie tatsächlich sind.

Und genau das macht einen Unterschied – nicht in der Qualifikation, aber im Karriereverlauf. Denn wer gründet, muss nicht nur kompetent sein, sondern sich selbstbewusst präsentieren, überzeugen, Risiken eingehen. Diese Form von Unsicherheit – auch bekannt als Imposter-Syndrom – begleitet Frauen häufiger als Männer. Es wirkt sich nicht nur auf ihre Außendarstellung aus, sondern beeinflusst auch den Zugang zu Kapital und Netzwerken. In einer Szene, die stark auf Risiko und Selbstinszenierung setzt, wird das schnell zur unsichtbaren Barriere.

Eine, die das gut kennt, ist Anna Greil, Founderin von uptraded und Late-Co-Founderin von Minimist. „Ich wollte nie Unternehmerin werden“, sagt sie rückblickend. „Ich hatte schon immer ganz, ganz wenig Selbstvertrauen. Während der Uni habe ich mir gedacht, ich arbeite irgendwann vielleicht als Buchhalterin für irgendeine Tiroler Firma.“ Doch dann kam alles anders: Auf einmal ist die damals 20-Jährige Startup-Gründerin. „Ich bin dann irgendwie so in das ganze Ding reingerutscht, ohne dass es eine bewusste Entscheidung war. Mit uptraded hatte ich extrem viel Glück. Das fühlt sich jetzt nicht so an, als hätte ich das irgendwie erarbeitet. Ich war zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Mittlerweile, fünf Jahre später, ist Greil als Late-Co-Founderin beim Startup Minimist eingestiegen. Trotz zahlreicher Startup-Preise und erfolgreicher Finanzierungsrunden bleibt die leise Stimme im Hinterkopf, die manchmal sagt: „Bin ich wirklich die Person, die das zum erfolgreichen Unternehmen machen wird?“

Anna Greil ist Founderin und CEO von uptraded. Seit April 2025 ist sie außerdem auch Late-Co-Founderin und COO von Minimist. | © uptraded

Der innere Konflikt

Diese unsichtbare Barriere begegnet vielen Frauen auf ihrem Weg zur Gründung – und das oft schon ganz am Anfang. „Frühere Studien zeigten, dass sich die Haltung vor und während der Gründungsphase, so auch das Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten, deutlich zwischen Frauen und Männern unterscheidet“, sagt Sonja Sperber, Wissenschaftlerin an der Wirtschaftsuniversität Wien am Institut für Strategie, Technologie und Organisation. Sie beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Geschlechterfaktoren im Unternehmertum. „Menschen mit einem geringen Selbstvertrauen sind tendenziell weniger bereit, Risiken ein- zugehen. Da Unternehmensgründungen jedoch per se mit Risiken einhergehen, wird angenommen, dass Frauen weniger häufig danach streben, unternehmerische Chancen wahrzunehmen und Ideen umzusetzen“, erklärt sie weiter.

Kosima Kovar, Co-Founderin von Viora, findet: „Ich glaube, das Starten, überhaupt von der Idee ins Tun zu kommen, ist immer eine Herausforderung; auch bei Frauen. Gerade in Österreich haben wir einfach ein anderes Mindset zu Failure.“ Mit ihrem Wiener Startup unterstützt Kovar Unternehmen dabei, durch eine Learning-App den Gender-Confidence-Gap zwischen weiblichen und männlichen Mitarbeiter:innen zu schließen.

Das ständige Infragestellen der eigenen Kompetenz geht nicht spurlos an Gründerinnen vorbei. Diesen inneren Konflikt kennt auch Kovar: „Ich habe mir immer wieder diese Frage gestellt: Kann ich das, kann ich das nicht? Das ist etwas, das ich lange gespürt habe.“ Vieles davon sei geschlechtsabhängig, bestätigt Sperber: „Während Frauen tendenziell eher zu Bescheidenheit und zur Unterschätzung der eigenen Fähigkeiten bei der Gründung und Führung von Unternehmen tendieren, zeigen Männer oft die entgegengesetzte Tendenz der Überschätzung eigener Fähigkeiten. Hierdurch erscheinen männliche Gründer für die Außenwelt als überzeugender und kompetenter, oft sogar als erfolgreicher, aufgrund ihres selbstsicheren Auftretens.“

Die Wurzeln des Gender-Confidence-Gaps liegen tief in der frühen Sozialisation von Frauen. Für Kovar ebenso wie für Greil war es als junges Mädchen kaum vorstellbar, später einmal Unternehmerin zu werden. Warum? „Jungen Frauen wird die Möglichkeit, Unternehmerin zu werden, oft gar nicht aufgezeigt“, sagt Kovar. Noch in den frühen 2000er-­Jahren wuchsen Kinder mit klassischen Rollenbildern auf: Männer in hohen, erfolgreichen Positionen und Frauen als Assistentinnen. „Gesellschaftliche Normen werden dabei durch etablierte Rollenbilder noch bestärkt, die in sehr vielen Branchen männlich geprägt sind“, so Sperber. „Auch wenn die eigentlichen Barrieren heutzutage in vielen Bereichen verringert oder sogar abgeschafft sind, prägt diese Erwartungshaltung das Selbstvertrauen der Frauen bis heute negativ.“

Sonja Sperber ist Wissenschaftlerin an der Wirtschaftsuniversität Wien am Institut für Strategie, Technologie und Organisation. | © privat

Wie sehr sich das auf den Alltag auswirkt, merkt man laut Kovar an den kleinen Dingen: „Wir versuchen immer, sehr wenig Platz einzunehmen. Uns wurde schon früh beigebracht, klein und unsichtbar zu bleiben.“ Ein geringeres Selbstvertrauen sei jedoch keine persönliche Schwäche, denn „alle Geschlechter kommen mit demselben Confidence-Level auf die Welt. Im Alter von acht Jahren sinkt es drastisch ab. Das macht die Gesellschaft mit uns“, sagt Kovar.

Rollenbilder, Erziehung und Erwartungen an Weiblichkeit machen es Gründerinnen oftmals schwer, sich in der Startup-Welt zu behaupten. „Gründerinnen werden oft in ihren Ideen, ihrer Kompetenz und ihrem unternehmerischen Mut infrage gestellt“, sagt Natascha Fürst, Gründerin von G51 und CEO von Female Founders. Sie gilt als Expertin für Gleichberechtigung und setzt sich aktiv für Frauenrechte und Solidarität unter Gründerinnen ein.

Wo der Confidence-Gap bremst

Ganz allein auf die Sozialisation lässt sich das Problem allerdings nicht zurückführen. Auch die Strukturen und Dynamiken der Startup-Welt tragen dazu bei, dass Frauen Karrieremöglichkeiten verpassen und dadurch weniger Chancen haben, erfolgreich zu werden. Der sogenannte Confidence-Gap ist somit ein Symptom für ein größeres Problem: „Das Vertrauen in die Fähigkeiten und das Potenzial von Frauen ist durch ein gesellschaftliches und wirtschaftliches System verzerrt, das Frauen nicht die gleiche Anerkennung und Förderung zukommen lässt wie Männern“, sagt Fürst.

Besonders deutlich sieht man das beim Fundraising: „Investor:innen berücksichtigen und finanzieren überdurchschnittlich oft Gründer, die selbstsicher und überzeugend auftreten. Auch hier kann fehlendes Selbstvertrauen in die Idee und die eigenen Umsetzungsfähigkeiten nachteilig sein“, erklärt Sonja Sperber. Eine Studie von Boston Consulting Group und MassChallenge (2019) zeigt, dass Frauen signifikant seltener Investments holen und dementsprechend oft auf Bootstrapping setzen. Männer dagegen holen sich deutlich häufiger Investor:innen an Bord. „Frauen wissen, dass nur zwei bis drei Prozent der VC-Investments an Frauen gehen. Wieso nach Geld fragen, wenn die Chance so gering ist?“, sagt Kovar. „Meine erste Firma habe ich auch gebootstrappt, meine zweite anfangs auch – dann sind Investor:innen auf mich zugekommen.“ Beim Fundraising, sagt sie, herrsche ein „Riesen-Bias“, weil die Menschen, die am Ende entscheiden, wer Geld bekommt und wer nicht, oft einer „sehr homogenen Gruppe“ angehörten.

Auch Greil weiß von sich selbst: „Mehr Selbstvertrauen würde mir extrem helfen im Fundraising und gerade in Verhandlungen. Meine männlichen Co-Founder haben so eine ‚Who cares?‘-Einstellung: Sie quatschen irgendwen an, es ist ihnen egal, ob sie davor irgendwas über die Person wissen oder nicht. Ich habe immer so das Gefühl, ich muss top vorbereitet sein, ich muss gute und schlaue Fragen stellen und kann nicht einfach so fragen, was die Person letztes Wochenende gemacht hat.“

Wie unterschiedlich außerdem die Ausgangsbedingungen beim Fundraising sein können, zeigt ein Erlebnis von Kovar: „Ich habe gemerkt, dass das Fundraising mit meinem männlichen Co-Founder immer erfolgreicher war als alleine.“ Einmal bot ihr derselbe VC sogar weniger Kapital an als ihrem Mitgründer – obwohl sie Geschäftsführerin ist. Dabei zählt ihr Startup Viora heute bekannte Namen wie Hansi Hansmann, Fund F und Calm/Storm zu seinen Investor:innen. Und doch wird sie immer wieder unterschätzt: „Ich hatte schon Situationen, wo mir männliche Kollegen in der Branche erklärt haben, wie man ‚richtig‘ fundraist, und dann bin ich draufgekommen, dass sie ein Fünftel von mir geraist haben“, erzählt Kovar.

Kosima Kovar ist Co-Founderin und CEO von Viora, einem Startup, das sich für Gleichberechtigung in Unternehmen einsetzt. | © Philipp Lipiarski

Auch abseits des Fundraisings erleben Gründerinnen ungleiche Voraussetzungen – etwa dort, wo sich die Innovationsszene vernetzt: bei Events. Für Gründer:innen sind diese Treffen entscheidend, um Kontakte zu knüpfen, sichtbar zu werden und sich in der Branche zu positionieren. Dass viele dieser Veranstaltungen nach wie vor männlich geprägt sind, ist kein Geheimnis. „Ich war oftmals die einzige Frau auf den Events“, bestätigt Kovar. Auch Greil berichtet, dass sie gerade als junge Frau auffällt – und das nicht immer positiv. „Da waren ab und zu auch unangenehme Sachen dabei. Teilweise erhalte ich auf diesen Events mehr Kommentare zu meinem Outfit als interessierte Fragen zu meinem Business.“ Solche Erlebnisse passieren heute aber seltener als vor einigen Jahren, betonen beide. Die Szene habe schon viele Schritte in die richtige Richtung gemacht.

Mehr Gründerinnen in Österreich

Trotz aller Fortschritte der letzten Jahre: Der Gender-Confidence-Gap in Führungspositionen bleibe ein Thema, das dringend weiterhin Aufmerksamkeit braucht, sagt Kovar. Ihre Überzeugung: Mehr Frauen in Schlüsselrollen bedeuten mehr Innovation und bessere wirtschaftliche Ergebnisse. „Wir wollen bei Frauen den Confidence-Level auf den Competence-Level heben“, so Kovar. Auch Fürst sieht in Gleichberechtigung weit mehr als ein soziales Anliegen, sondern betrachtet sie als Grundlage eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems. „Weibliche Perspektiven machen nicht nur die Startup-Welt, sondern unsere gesamte Ökonomie resilienter, gerechter und zukunftsfähiger. Wir brauchen ein Wirtschaftsmodell, das Care, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit nicht als ‚Nice-to-have‘, sondern als Fundament versteht.“

Trotz der noch bestehenden Herausforderungen zeigt der Anteil an Gründerinnen – laut dem aktuellen Austrian Startup Monitor 2024 – eine klare Tendenz: Der Frauenanteil unter Österreichs Gründer:innen steigt jedes Jahr weiter an.

Selbst ist die Frau?

Um den Gender-Confidence-Gap langfristig zu überwinden, braucht es Veränderungen auf mehreren Ebenen. Sperber plädiert dafür, bereits früh bei der Sozialisation von Mädchen anzusetzen, um ein stabiles Fundament für unternehmerisches Selbstvertrauen zu schaffen. Kindern – unabhängig vom Geschlecht – sollte Unternehmertum als Karriereweg ganz selbstverständlich nahegebracht werden. „Der Zugang zu unternehmerischem Denken und Handeln sollte nicht nur denjenigen ermöglicht werden, die zufällig in einem Umfeld aufwachsen, in dem Entrepreneurship präsent ist“, sagt Fürst. „Vielmehr muss ein ganzheitliches Bildungssystem geschaffen werden, das Entrepreneurship als gesellschaftliche Notwendigkeit und als Karriereoption für alle jungen Menschen verankert.“

Natascha Fürst ist Gründerin von G51 und CEO von Female Founders. Sie setzt sich aktiv für Frauenrechte und Solidarität unter Gründerinnen ein. | © Martina Trepczyk

Gleichzeitig betont sie, dass es „weniger Appelle an Frauen und mehr Verantwortung beim System braucht. In vielen Bereichen sind es nicht die Frauen, die den Systemwechsel vorantreiben müssen, sondern der Staat und die Wirtschaft, die Verantwortung übernehmen und nachhaltige Anreizsysteme schaffen müssen.“ Solche Anreize könnten finanzielle Vergünstigungen, Steuererleichterungen oder gezielte Subventionen für Unternehmen sein, die sich aktiv für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen.

Bis dahin nehmen Gründerinnen wie Kovar und Greil das Thema Selbstvertrauen selbst in die Hand. „Im Endeffekt kannst du dann sagen: ‚Okay, ich warte jetzt, bis das irgendwer für mich löst.‘ Aber ich bin ja jetzt gerade in der Situation, deswegen will ich es jetzt lösen“, sagt Kovar. Beide setzen auf Coaching und Mentoring, um ihre persönliche Entwicklung voranzutreiben. „Ein Startup aufzubauen ist hardcore. Man könnte echt viele andere Dinge machen, die teilweise mehr Spaß machen. Man kommt jeden Tag in die Situation, richtig aus sich rausgehen zu müssen. Ich glaube, Coaching, Mentoring oder jemanden zu haben, der einen dabei unterstützt, sich selbst weiterzuentwickeln, ist enorm wichtig“, so Greil. Sie arbeitet aktiv an ihrem Selbstbewusstsein – mit kleinen Challenges im Alltag, Schritt für Schritt.

Auch Kovar investiert gezielt in sich selbst. „Ich habe eine Coachin und einen Mentor, eine Stimmtrainerin und eine Präsentationstrainerin. Ich habe also einfach extrem viele Personen, die mich da professionell unterstützen.“ Als sie letztes Jahr für einen TEDx-Talk angefragt wurde, kamen sofort wieder Zweifel auf: „Kann ich das oder kann ich das nicht?“ Sie entschied sich trotzdem dafür – aus Prinzip. „Ich habe mir angewöhnt, zu allen Sachen, die ich mir nicht zutraue, immer Ja zu sagen.“ Denn genau diese Situationen seien es, an denen man wachse. Ihr Ziel ist klar: „Ich will, dass wir so voller Selbstbewusstsein sind, dass wir uns einfach nehmen, was uns zusteht, und das ist überall die Hälfte.“

Fake it till you make it?

Für Greil ist klar: Bei allem unternehmerischen Ehrgeiz möchte sie sich selbst immer noch treu bleiben. Sie habe keine Lust, sich einem „klassischen Leadership-Style“ anzupassen. Ob ihre Erfahrungen im Startup-Alltag ausschließlich auf ihre Rolle als weibliche Gründerin zurückzuführen sind, kann sie nicht mit Sicherheit sagen: „Als introvertierte Person fällt mir gerade das Netzwerken oft schwer – vielleicht liegt es auch daran.“ Die heute 25-Jährige beschreibt sich nämlich selbst als eher ruhig und introvertiert – Eigenschaften, die im traditionellen Verständnis oft nicht mit einer Führungskraft in Verbindung gebracht werden.

Natascha Fürst sieht darin jedoch keinen Widerspruch: Erfolg müsse nicht zwangsläufig dem gängigen, männlich geprägten Führungsbild entsprechen. „In dieser Realität ist das eigentliche Hindernis nicht das mangelnde Selbstvertrauen von Gründerinnen, sondern die Art und Weise, wie ihre Kompetenzen und ihr Potenzial vom System beurteilt und bewertet werden“, sagt Fürst. „Um das zu verändern, braucht es eine grundlegende Systemwende – weg von einer Gesellschaft, die Frauen in ihrem unternehmerischen Handeln kleinredet, hin zu einer, die echte Gleichwertigkeit anerkennt und fördert.“

Trotzdem findet Kovar, dass man sich ruhig auch etwas von seinen männlichen Kollegen abschauen kann: nämlich die „Fuck-it-Mentality“. „Man muss sich dieses Worst-Case-Szenario durchdenken, um dann draufzukommen, dass alles nicht so schlimm ist“, sagt sie. Frauen sollten sich laut Kovar auch ein Stück weit das „Fake it till you make it“-Mindset aneignen. „Denn im Endeffekt ist alles nur Marketing.“ Alle drei Gründerinnen sind sich dennoch einig: Selbstvertrauen entsteht nicht durch Anpassung, sondern durch Zugehörigkeit, Solidarität und Erfahrung.„Gründerinnen brauchen keine weiteren Tipps zur Selbstoptimierung; sie brauchen Räume, in denen sie sich mit ihren Werten, Ideen und ihrer Führungskraft entfalten können“, betont Fürst.

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