03.10.2024
GASTBEITRAG

Was Österreichs Regierung von Frankreichs Tibi-Plan lernen kann

In Frankreich hat der Tibi-Plan es geschafft, institutionelle Investoren zu ermutigen, in Startups zu investieren. Warum eine ähnliche Vision auch für Österreich entscheidend sein könnte, schreibt Uniqa-Ventures-CEO Andreas Nemeth in einem Gastbeitrag.
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Andreas Nemeth, CEO von Uniqa Ventures (c) Uniqa

Während sich in ganz Europa Initiativen zur Förderung von Startups und zur Mobilisierung von privatem Kapital häufen, sticht ein Land besonders hervor: Frankreich. Unter der Führung von Präsident Emmanuel Macron hat sich Frankreich in den letzten Jahren zur europäischen Startup-Hochburg entwickelt. Ein Schlüsselfaktor für diesen Erfolg ist der sogenannte Tibi-Plan, der im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde. Im Vergleich zu anderen europäischen Modellen, wie etwa in Dänemark, Deutschland, Großbritannien oder Österreich, zeigt sich das französische Modell besonders effektiv und wegweisend. Aber warum ist das so, und was kann Österreich von Frankreichs Erfolg lernen?

Der Tibi-Plan: Eine Brücke zwischen institutionellem Kapital und Startups

Der Tibi-Plan wurde von Emmanuel Macron mit dem Ziel gestartet, institutionelle Investoren dazu zu ermutigen, mehr Kapital in innovative Unternehmen und Startups zu investieren. Im Kern geht es darum, private Kapitalquellen, vor allem Versicherungen und Pensionsfonds, zu mobilisieren und deren Mittel gezielt in die französische Technologie- und Startup-Szene zu lenken. Bisher hat der Plan beeindruckende Ergebnisse erzielt: Über 30 Milliarden Euro an privaten Mitteln wurden aktiviert, die nun in wachstumsstarke Tech-Unternehmen fließen. Diese Mobilisierung von Kapital hat es Frankreich ermöglicht, sich als führender Standort für Venture Capital in Europa zu etablieren.

Was ist der Tibi-Plan?

Der Tibi-Plan entstand aus einem Bericht von Wirtschaftsprofessor Philippe Tibi, den er der französischen Regierung vorlegte. Darin zeigte er den Mangel an Investments in Technologieunternehmen auf. Frankreichs Präsident Macron übernahm viele der Empfehlungen und rief die “Tibi-Initiative” ins Leben.

Warum der Tibi-Plan so erfolgreich ist

  1. Starke staatliche Unterstützung: Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Tibi-Plans ist die Unterstützung durch den französischen Staat. Macron hat sich persönlich für den Plan eingesetzt und durch Steuererleichterungen sowie klare regulatorische Rahmenbedingungen einen Investitionsanreiz geschaffen. Dies schafft Vertrauen bei institutionellen Investoren und sorgt für langfristige Planungssicherheit.
  2. Klare Fokussierung auf Tech und Innovation: Der Tibi-Plan zielt explizit auf innovative und technologiebasierte Unternehmen ab, was ihn besonders attraktiv für Kapitalgeber macht. Frankreich hat verstanden, dass das zukünftige Wirtschaftswachstum stark von technologischen Innovationen abhängt. Startups im Bereich Künstliche Intelligenz, Gesundheits- und Biotechnologie sowie Green Tech profitieren besonders stark von dieser gezielten Förderung.
  3. Enge Kooperation zwischen öffentlichem und privatem Sektor: Der Erfolg des Modells beruht auf der engen Zusammenarbeit zwischen dem Staat und institutionellen Anlegern. Die Regierung agiert nicht nur als Regulator, sondern als aktiver Vermittler und Koordinator. So wird sichergestellt, dass sowohl staatliche als auch private Mittel optimal eingesetzt werden, um Startups in jeder Wachstumsphase zu unterstützen.
  4. Skalierbarkeit und internationale Ausstrahlung: Frankreichs Tibi-Plan hat durch sein großes Volumen und seine klare Strukturierung eine starke internationale Strahlkraft. Frankreichs Startups sind nicht nur national, sondern zunehmend global wettbewerbsfähig, was zu einer Anziehung von internationalem Kapital führt.

Österreich: Was kann die nächste Bundesregierung lernen?

Im Vergleich zu Frankreich hat Österreich zwar ebenfalls Initiativen gestartet, wie etwa den aws Gründerfonds und das Startup-Förderungsgesetz. Doch bleiben diese Anstrengungen weit hinter dem zurück, was Frankreich durch den Tibi-Plan erreicht hat. Die nächste österreichische Bundesregierung könnte einige zentrale Aspekte von Macron und dem Tibi-Plan übernehmen, um Österreichs Innovationslandschaft entscheidend zu stärken.

  1. Mobilisierung von institutionellem Kapital: Österreich hat es bisher noch nicht ausreichend geschafft, institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen in die Finanzierung von Startups einzubinden. Hier könnte ein gezielter Plan, ähnlich dem Tibi-Plan, entwickelt werden, der Investoren Steueranreize bietet und den regulatorischen Rahmen vereinfacht, um Investitionen in Technologie-Startups attraktiver zu machen.
  2. Klare Vision und staatliche Führung: Macron hat es vorgemacht – die Regierung muss eine klare Vision für die zukünftige Entwicklung des Startup-Ökosystems haben und diese mit Nachdruck verfolgen. Österreich braucht einen Kanzler oder zumindest ein Regierungsmitglied, das bereit ist, sich mit ähnlichem Elan für das Startup-Ökosystem einzusetzen und die Rahmenbedingungen aktiv zu verbessern.
  3. Technologie- und Innovationsförderung priorisieren: Österreich hat enormes Potenzial im Bereich der Digitalisierung, der Klimaforschung und in anderen innovativen Sektoren. Doch oft fehlt es an gezielter Unterstützung für diese Bereiche. Hier muss Österreich stärker in Zukunftstechnologien investieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Fokus auf Künstliche Intelligenz, Quantum Computing, Biotechnologie und Green Tech wäre sinnvoll.
  4. Stärkere öffentliche-private Partnerschaften: Der Staat sollte, ähnlich wie in Frankreich, aktiv den Dialog mit der Privatwirtschaft suchen und engere Partnerschaften aufbauen. Dies würde nicht nur Vertrauen schaffen, sondern auch dafür sorgen, dass staatliche Programme besser auf die Bedürfnisse von Startups und Investoren zugeschnitten sind.

Frankreich hat mit dem Tibi-Plan gezeigt, wie ein Staat durch gezielte politische Maßnahmen und die Mobilisierung von privatem Kapital ein florierendes Startup-Ökosystem schaffen kann. Die nächste österreichische Bundesregierung sollte sich dieses Modell zum Vorbild nehmen. Durch die Stärkung der institutionellen Finanzierung, klare politische Führung und den Fokus auf Innovation könnte Österreich ebenfalls zu einem der führenden Startup-Hubs in Europa werden. Der Tibi-Plan ist ein Paradebeispiel dafür, wie öffentliche und private Zusammenarbeit das Wachstum einer Nation nachhaltig fördern können.

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happycart Co-Founder Simon Jacko und Jennifer Rose-Breitenecker (c) happycart

Mit happycart startet das Wiener Jungunternehmen Happy Plates GmbH eine neue Einkaufs-App für den wöchentlichen Lebensmitteleinkauf. Begeisterten Heimköch:innen, die sich schon an den Rezepten und Online-Zutatenbestellungen von Happy Plates bedient haben, werden mit dem Genre bereits vertraut sein. Schließlich agiert die Happy Plates GmbH schon seit 2018 als Rezepte- und Online-Zutaten-Einkaufs-Plattform, die sich mittlerweile einen Namen in der heimischen Kochszene erarbeitet hat.

So ergatterte man erst im letzten Mai ein Millioneninvestment und übernahm im selben Zug die Plattform ichkoche.at – brutkasten berichtete. Mit an Bord sind außerdem bekannte Namen aus der österreichischen Startup- und Investorenszene wie Hermann Futter, Andreas Tschas, Philipp Kinsky oder Michael Kamleitner.

Schon in den Anfangsjahren verfolgte Happy Plates das Ziel, das Kochen und den Einkauf dazu “so bequem wie möglich zu gestalten”. Über die Jahre etablierte man die Ursprungsfunktion der Website: Neben dem Online-Rezept-Buch wurde die E-Commerce-Funktion, mit der man direkt auf der Website die jeweiligen Zutaten nach Hause bestellen konnte, immer wichtiger – brutkasten berichtete.

Einkaufs-App happycart startet

Nun feiert man einen neuen Meilenstein: happycart entsteht als eigene Einkaufs-App, um das Organisieren von Zutaten für Zuhause so einfach und niederschwellig wie möglich zu gestalten. Und: happycart sei “mehr als eine klassische Einkaufslisten-App”, heißt es per Aussendung. Die App sei in den App-Stores von iOS und Android kostenlos downloadbar.

happycart vereine eine Vielzahl an Funktionen, die “den Einkaufsprozess von der Planung bis hin zum Kauf im Laden oder online optimieren”, schreibt das Wiener Startup. Über die App können sich Nutzer:innen ihre Lieblingsprodukte speichern, Preise und Verfügbarkeit checken und Rezepte organisieren. Informationen dazu erhalten App-Nutzer:innen dank KI-gestützter Produktabgleiche und Datenintegration mit Supermärkten “jederzeit tagesaktuell”.

Teilen von Einkaufslisten mit Familie oder Mitbewohner:innen

Familien oder WG-Bewohner:innen wird das Problem geteilter Einkaufslisten bekannt sein. Auch diese möchte happycart beseitigen und mittels “Teilen von Einkaufslisten” das gemeinsame Einkaufen erleichtern. Mitglieder einer Liste können ihre Lieblingsprodukte ergänzen, heißt es, und mit genauer Marke, Sorte und Größe versehen. Dank Bildanzeigen soll es keine Missverständnisse geben.

Die happycart-App besinnt sich allerdings auch auf die Ursprungsfunktion der Plattform Happy Plates – nämlich auf das Kaufen von Lebensmitteln anhand von konkreten Rezepten. Nun soll es Nutzer:innen möglich sein, Rezepte von Websites in der happycart-App zu speichern und alle Zutaten “mit einem Klick auf die Einkaufsliste” der App zu setzen.

Die besagte Akquise von ichkoche.at habe dahingehend zur Rezeptportfolio-Erweiterung von Happy Plates beigetragen: Derzeit umfasse das Repertoire über zehn Rezeptseiten mit über 30 Millionen Aufrufen pro Monat, wie Happy Plates vermeldet.

Retail-Media-Lösung

„Durch die Akquise von ichkoche.at haben wir unser Ökosystem erheblich erweitert und die Grundlage für eine starke, organische Wachstumsstrategie der happycart App geschaffen. Unsere Nutzer:innen profitieren von einer noch nahtloseren Verbindung zwischen Rezeptideen und dem Offline- oder Online-Einkauf, was die Attraktivität der App weiter steigert“, so Co-Founder Simon Jacko zur Übernahme von ichkoche.at.

In puncto technologischer Professionalisierung habe man Großes vor: Schließlich will man Technologie, Medien und Fast-Moving-Consumer-Goods auf einer Plattform vereinen. Laut Happy Plates handle es sich bei happycart nämlich um eine “Retail-Media-Lösung”, die Produkte gezielt promoten kann.

„Unsere App wird kontinuierlich smarter und personalisierter. Wir erweitern unser Netzwerk aus Einzelhändlern und Publishern in Deutschland und Österreich stetig und planen, die digitalen Angebote weiter auszubauen. In Zukunft wird niemand mehr stundenlang durch eine Flut von Prospekten blättern müssen, um relevante Angebote zu finden“, meint Rose-Breitenecker zu den nächsten Schritten des Unternehmens.

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