30.10.2015

Versicherungen: “Neue Ideen können schnell zu einem Shitstorm führen”

Die Versicherungsbranche ist nach der Finanzbranche die nächste, die von Startups unsanft in die digitale Gegenwart katapultiert wird. Der Brutkasten hat mit Volker Eutebach, Business Develoment Manger bei dem britischen Versicherungsmarkt Lloyd's über Innovationen, Hemmnisse, old and new economy und die Allgegenwart von Google gesprochen.
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Community-Reichweiten auf diversen Social Media Plattformen tragen zum Unternehmenserfolg bei.

Lloyd’s hat seinen Sitz in London – ist die Versicherungsbranche in Großbritannien innovativer als in Österreich?

Volker Eutebach: Der englische Markt hat sich schon ein bisschen weiterentwickelt als der österreichische. Es gibt seit einigen Jahren Anbieter, die in speziellen Geschäften – etwa Architektenhaftpflicht – schon viele Produkte online vertreiben. Ganz bewusst, um schnell am Kunden zu sein. Es ist zu einem Servicemerkmal geworden, alle Dokumente möglichst  zeitnah zu liefern. Bei einem klassischen Versicherungsbetrieb dauert es nach Abschluss des Vertrages mindestens einige Tage, manchmal sogar Wochen, bis man seine Vertragsunterlagen hat. Online bekomme ich die Dokumente bereits in der nächsten Sekunde. Dadurch entsteht natürlich auch eine gewisse Kosteneffizienz. Man braucht keinen großen Vertriebsapparat, um eine große Zielgruppe zu erreichen. Dadurch kann man dann auch andere Raten anbieten. Das wird sich jetzt bestimmt auch in Österreich durchsetzen.

Müssen Makler um ihre Jobs zittern?

Eutebach: Nein. Makler werden immer ihre Berechtigung haben. Vor allem bei komplizierten Risiken braucht man diese Betreuung. Nicht nur beim Umgang mit Risiken, sondern auch bei der Kategorisierung. Makler wird es immer geben, sie werden aber vielleicht ihre Themenschwerpunkte woanders haben. Eine Bedrohung ist diese Entwicklung zum Online-Anbieter vielleicht für den Direktvertrieb und für Agenturen.

“Die großen Versicherer würden ihre eigene Struktur gefährden.”

In welchen Bereichen sind die großen Versicherungsunternehmen am wenigsten innovativ?

Eutebach: Es bewegt sich gerade sehr viel und das braucht seine Zeit. Es gibt eine Reihe neuer, sich schnell entwickelnder Technologien, aus denen sich bisher noch unbekannte Gefährdungspotenziale ergeben – zum Beispiel ein Betriebsstillstand nach einem Hackerangriff. Da schlafen noch einige Versicherungen.

Warum bietet noch nicht jeder Versicherer auch Online-Produkte an?

Eutebach: Weil das intern ein gewisses Gefährdungspotenzial birgt, vor allem, wenn das Unternehmen ein großes Agenturen-Netz hat. In Deutschland gibt es in jedem kleinen Ort eine Niederlassung – da leben Menschen davon. Wenn man das alles einfach online anbietet, wird diese Vertriebsindustrie lahmgelegt. Die großen Versicherer würden also ihre eigene Struktur gefährden.

“Das Ergebnis ist ein riesiges Image-Problem.”

Das klingt, als hätten Versicherungsunternehmen ein sehr großes Herz.

Eutebach: Es hat natürlich einen gewissen sozialen Aspekt. Auf der anderen Seite gibt es dieses Schwarmverhalten in den neuen Medien. Da kann es sehr schnell passieren, dass man sich eine negative Meinung einhandelt, wenn man versucht, neue Ideen umzusetzen. Daraus entwickelt sich dann das, was die Amerikaner Shitstorm nennen. Das Ergebnis ist ein riesiges Image-Problem. Deshalb sind die Versicherer sehr vorsichtig bei der Umsetzung von Online-Plattformen. Gleichzeitig gibt es aber einen enormen Handlungsbedarf. Es ist allen bewusst, dass da ein Gefährdungspotenzial für den klassischen Versicherungsvertrieb lauert. Alle haben derzeit Angst vor Google. Dieser Datenkrake hat so viele Informationen über Individuen, dass ohne viel Aufwand ein komplett maßgeschneidertes, individuelles Produkt angeboten werden kann. Auf dem Mobile Device, wenn es sein muss. Da sind die klassischen Versicherer im Nachteil.

“Viele Risikoträger treten da schon auf die Bremse”

Google hat mit Oscar ein Versicherungs-Startup gekauft.

Eutebach: Genau. Das ist eine völlig neue Situation und die Märkte müssen sich dem stellen. Viele Risikoträger treten da schon auf die Bremse und machen zum Beispiel bei Vergleichsportalen nicht mehr mit, um ihre eigenen Schnittstellen anbieten zu können. Es geht also schon langsam in die richtige Richtung. Gerade bei standardisierten Versicherungsprodukten ist das ja einfach.

“Der englische Begriff “German Angst” kommt nicht von ganz ungefähr.”

Sie haben erwähnt, dass Versicherungen im Silicon Valley nach Innovationen Ausschau halten.

Eutebach: Jeder redet vom Silicon Valley. Mittlerweile ist die Entwicklung aber schon vollzogen. Man kann sich das jetzt dort nur noch ansehen. Unter anderem die Axa hat nun eigene Inkubatoren aufgebaut, wo neue Ideen gesponsert und entwickelt werden. Da entstehen manchmal Abfallprodukte, an die keiner gedacht hat. Ein Trend sind ja zum Beispiel Fitness-Armbänder, die Körperfunktionen aufzeichnen – Krankenversicherungen beginnen bereits, das zu nutzen. Kunden, die ihre Daten zur Verfügung stellen, erhalten bessere Tarife. Das Thema ist aus datenschutzrechtlichen Gründen sehr spannend. In Amerika und auch in Großbritannien ist der Umgang mit Daten viel entspannter als zum Beispiel in Kontinental-Europa. Zudem hat jeder technische Fortschritt auch eine Kehrseite – die Daten des Fitness-Armbandes könnten manipuliert werden. Diese Ängste hemmen natürlich auch sehr – es gibt diesen englischen Begriff “German Angst”, das kommt nicht von ganz ungefähr.

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(c) Mercedes-Benz - Bernadette Frech, CEO von Instahelp.

“Unser Wert ist nicht abhängig von Leistung oder Produktivität. Gerade bei High-Performern sind Stigmen rund um mentale Gesundheit immer noch stark zu spüren und erschweren es, eine Balance zwischen Leistung und Gesundheit zu finden. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass wir immer noch gehemmt sind, über unsere Emotionen zu sprechen. Dabei können ausgelebte Emotionen beflügelnd und erfüllend sein – und zwar alle. Weil Selfcare mehr ist als Meditation, haben wir uns gefragt, wie man Leistung mit Gesundheit vereinbaren kann. Und wie erkennt man überhaupt, ob man selbst Gefahr läuft, die eigene Psyche aufs Spiel zu setzen?” Das sind die Fragen, die Mercedes-Benz und Instahelp, konkreter CEO und Testimonial Bernadette Frech, im Rahmen ihrer gestarteten Mental Health-Initiative zum Diskurs stellen und beantworten möchten.

Instahelp und das Burn-on

Dies wollen die Grazer Startup-Gründerin und der deutsche Automobilhersteller tun, indem sie dieses Thema nicht bloß kurzfristig und in ein paar Minuten ergründen, sondern Fakten aufbereiten und sich mit jenen High-Performern austauschen, die so oft mit der Gefahr mitlaufen, auszubrennen.

Die Komplexität von Mental Health ist vielen in der Startup-Szene nicht erst seit der Gründung von Instahelp bekannt, auch nicht durch das gefühlte Erstarken von Enttabuisierung, was die psychische Komponente von Innovator:innen betrifft, sondern es ist etwas, dass ironischerweise durch den Begriff “Burn-out” den Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden hat. Man kennt ihn, man weiß, dass er zum Felde der mentalen Gesundheit gehört und man akzeptiert Personen, die offen damit umgehen, als mutig.

Was man allerdings bei diesem, nennen wir es neuem Verständnis für das, was früher als Schwäche oder Faulheit bezeichnet wurde, nicht gewahr ist, ist ein anderer Begriff, der vor dem Ausbrennen kommt. Als Testimonial erwähnt Bernadette Frech in diesem Video die Worte “Burn-On” – ein Zustand der chronischen Überbelastung, ohne dabei zusammenzubrechen.

Emotionen als Treiber

Weiters nennt sie Wut einen “Treiber für positive Veränderung”, plädiert dafür, sich mit positiven wie negativen Emotionen auseinanderzusetzen, sie zu managen und Coping-Strategien zu entwickeln. Oder anders gesagt und dem gemeinsamen Motto treu: einen “Sense of Self” zu entwickeln.

“Als CEO von Instahelp freue ich mich total, als Testimonial für die aktuelle Mercedes-Benz Österreich Kampagne die Stimme für Mental Health zu sein”, sagt Frech zu ihrer Rolle in der neuen Initiative. “Mit der von Mercedes-Benz Österreich initiierten Kampagne ‘Sense of Self’ gilt es, Stigmen um mentale Gesundheit hinter uns zu lassen. Gründer:innen sind typische High-Performer. Gerade deswegen sind sie von mentalen Gesundheitsproblemen betroffen. Sie gehen Risiken ein, arbeiten unter Unsicherheit, erleben sozialen Druck und sind oft mit Scheitern konfrontiert. Ein mental starkes Mindset kann hier helfen. Wir möchten mit der Initiative auch Gründer:innen dabei helfen, ihren ‘Sense of Self’ zu finden.”

Interessierte können mehr über die Mercedes-Instahelp-Initiative im Rahmen des Fifteen Seconds Festivals von 5. bis 7. Juni in Graz erfahren, wo beide Partner das Thema “Balance zwischen Leistung und Gesundheit” etwas mehr in den Mittelpunkt der Startup-Szene rücken wollen.

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