Nach Reaktionen auf ein brutkasten-Interview äußert sich Bitpanda-Gründer Eric Demuth noch ausführlicher zu seinem Burnout und dem Thema Mental Health.
„In der zweiten Jahreshälfte 2018 hatte ich einen harten Burnout“, sagte Bitpanda-Gründer Eric Demuth kürzlich in einem brutkasten-Interview. „Seit dem Erscheinen des Interviews, bekam ich dazu sehr, sehr viele Nachrichten und vor allem viele Fragen und Geschichten von Menschen, die Ähnliches erlebt haben“, schreibt der Unicorn-CEO nun auf LinkedIn. Das Thema bewege viele, doch kaum jemand traue sich, darüber zu sprechen. „Es ist noch immer ein Tabuthema“, so Demuth, der sich in seinem Posting noch konkreter zu seinem Burnout vor fünf Jahren äußert.
„Irgendwann hat der Körper die Aufgabe übernommen, mich in die Schranken zu weisen“
Dieser habe sich „weniger in einer ‚klassischen‘ Depression, sondern vielmehr in Form von Angststörungen und Erschöpfung“ geäußert. „Da ich regelrecht Raubbau an mir betrieb und nicht auf meine Bedürfnisse achtete, hat irgendwann der Körper die Aufgabe übernommen, mich in die Schranken zu weisen und mir Herzrhythmusstörungen und dauerhaftes Muskelzucken einzubringen, was dann nach und nach in einen Burnout mit Angststörungen überging“, beschreibt der Unternehmer. „Es dauerte fast sechs Monate, in denen es mir wirklich schlecht ging. Mit Therapie, Medikamenten, der großartigen Unterstützung meiner damaligen Lebensgefährtin, meiner Familie und meiner Mitgründer kam ich aus diesem Loch wieder heraus“.
„Psychotherapie ist ein Investment in sich selbst“
Ihm missfalle, so Demuth weiter, dass „in Europa Therapie als Schwäche und sogar ‚unmännlich‘ abgetan“ werde. Das sei „absoluter Unsinn“. „Ich würde sogar jedem Therapie empfehlen, ob akute Probleme vorliegen oder nicht“, meint der Bitpanda-Gründer. Psychotherapie sei „ein Investment in sich selbst“, Therapeut:innen würden helfen, „die vielen Dinge, die ständig auf uns einprasseln, besser zu ordnen“ und einen gleichzeitig beim Wachsen unterstützen. „Bei Profisportlern ist auch es gang und gäbe. Denn gerade als Führungskraft kann man nur gut sein, wenn man mit sich selbst im Reinen ist“, so Demuth.
Bitpanda-Gründer Demuth will trotzdem weiterhin „durchbeißen“ und „die Extra-Meile gehen“
Dabei dürfe man ihn nicht falsch verstehen, betont der Bitpanda-CEO. Er priorisiere seine Arbeit weiterhin, versuche aber, ein besseres Gleichgewicht zu finden. „Ich persönlich halte es nach wie vor für absolut wichtig, öfter ‚durchzubeißen‘ und die Extra-Meile zu gehen. Die eigenen Grenzen überwinden, mehr geben als andere, dann von der eigenen Leistungsfähigkeit überrascht werden und wachsen“, schreibt Demuth. „Ich bin kein 9-to-5-Typ und werde es auch nie sein. Ich liebe diese ‚get sh*t done‘-Mentalität und vermutlich werde ich immer meine Limits austesten“. Aber es gelte zu respektieren, dass jeder Mensch anders ist, es gebe kein Patentrezept. Jedenfalls sei es keine Schwäche, sondern eine Stärke, über Erfahrungen, Druck und Ängste zu sprechen.
„Unbeherrschbare Umstände“ nur in wenigen Fällen Insolvenzursache
In einer genauen Aufschlüsselung der Ursachen für Firmeninsolvenzen im Vorjahr, zeigt der Kreditschutzverband KSV1870: Der Großteil der Pleiten ist auf Kompetenzprobleme im Management zurückführen.
„Unbeherrschbare Umstände“ nur in wenigen Fällen Insolvenzursache
In einer genauen Aufschlüsselung der Ursachen für Firmeninsolvenzen im Vorjahr, zeigt der Kreditschutzverband KSV1870: Der Großteil der Pleiten ist auf Kompetenzprobleme im Management zurückführen.
„Ich hab’s verbockt“ – dieser Satz geht wohl jedem schwer über die Lippen. Auch im Zusammenhang mit Unternehmensinsolvenzen hört man ihn selten – die bekanntermaßen schwach ausgeprägte Fehlerkultur in Österreich trägt gewiss ihren Teil dazu bei. Managementfehler werden immer wieder anderen unterstellt, selber will man sie aber nicht begangen haben. Stattdessen finden sich im Normalfall eine Reihe äußerer Umstände, die für die Zahlungsunfähigkeit verantwortlich gemacht werden können.
„Unbeherrschbare Umstände“ und „externe Faktoren“ nur für kleinen Teil der Insolvenzen verantwortlich
Doch folgt man einer aktuellen statistischen Aufschlüsselung des Kreditschutzverbands KSV1870 für das Jahr 2024, sind diese äußeren Faktoren doch nur in vergleichsweise wenigen Fällen Hauptgrund für die Insolvenz. So waren „unbeherrschbare Umstände“ wie etwa Naturkatastrophen oder auch Unglücksfälle im persönlichen Umfeld 2024 nur in 11,2 Prozent der Fälle ausschlaggebend für Firmenpleiten in Österreich (genaue Aufschlüsselung in der Tabelle unten). Der Wert ist deutlich geringer als in den Vorjahren mit Corona-Pandemie und multiplen Krisen – im Jahr 2022 war er gar bei 28 Prozent gelegen.
Auch „externe Vorkommnisse“ wie die Insolvenz von Kunden oder Zulieferern oder Zinsänderungen und die Einführung von Verboten waren 2024 nur für fünf Prozent der Insolvenzen zu verantworten – ein Plus um 2,3 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023.
„Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kommt es auf die fachliche Kompetenz im Management an“
Der Rest der Fälle – also nicht weniger als 83,8 Prozent – sind laut KSV1870 auf die eine oder andere Weise auf Kompetenzprobleme im Management und auf Fehler bereits bei der Gründung zurückzuführen. Dabei räumt der Verband ein, dass die „schwächelnde Geschäftslage und eine maximal durchschnittliche Auftragslage in Kombination mit dem anhaltend hohen Kostenniveau“ durchaus für die wirtschaftlichen Turbulenzen vieler Unternehmen verantwortlich sind.
Aber: „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kommt es auf die fachliche Kompetenz im Management an. Insbesondere die Fähigkeit, auf komplexe Problemstellungen zu reagieren, ist gefragt. Das Anforderungsprofil an das Top-Management ist in Zeiten multipler Krisen ohne Zweifel hoch und dem konnten viele nicht entsprechen“, kommentiert Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.
„Es fehlt das Handwerkszeug“
Entsprechend sieht der Experte auch einen Faktor, der vor allem bei Startup-Insolvenzen (siehe brutkasten-Berichterstattung) immer wieder als ausschlaggebender Grund genannt wird, als Management-Problem: mangelnde Finanzierung. „Schwächen bei Finanzierung/Liquidität/Forderungsbetreibung“ waren laut Statistik für 13,4 Prozent der Pleiten 2024 verantwortlich. Sie machen gemeinsam mit weiteren Faktoren den größten Block „operative Ursachen“ mit 42,3 Prozent aus.
„Bei vier von zehn Firmenpleiten werden mangelhaft gelöste Aufgaben im ‚daily business‘ zur Hauptursache für den finanziellen Kollaps. Es fehlt das Handwerkszeug“, meint Götze. „Absatz, Kosten, Finanzierungsschwächen und mangelnde systematische Planung/Controlling sind jene Knackpunkte, die dazu führen, dass der Fortbetrieb aufgrund mangelnder Liquidität nicht mehr sichergestellt werden kann. Hinzu kommt, dass häufig auch das notwendige Kapital fehlt, um Projekte zu finanzieren, die für eine erfolgreiche Zukunft essenziell wären.“
„Fehlen jedweder Eignung, ein Unternehmen zu gründen“ bei 4,9 Prozent
Im Block der „strategischen Ursachen“ (11,5 Prozent) sticht der Unterpunkt „mangelhafte Antwort auf Marktveränderungen – Inaktivität der Unternehmensleitung“ mit 8,5 Prozent aller Pleiten hervor. „Persönliches Verschulden bzw. Fahrlässigkeit“, darunter die Vernachlässigung der Geschäftsführung, aber auch strafbare Handlungen, ist für immerhin zehn Prozent aller Insolvenz-Fälle ausschlaggebend.
Nicht weniger als 20 Prozent der Pleiten sind schließlich auf Fehler bereits bei der Gründung zurückzuführen. „Fehlendes Know-how zu Branche oder Betriebswirtschaft; Unerfahrenheit“ ist hier mit 10,5 Prozent der größte Unterpunkt, der wohl auch im Fall von Startup-Insolvenzen immer wieder schlagend wird. In nicht weniger als 4,9 Prozent aller Insolvenzfälle attestiert der KSV1870 gar das „Fehlen jedweder Eignung, ein Unternehmen zu gründen“.
Insolvenzursachen bei Unternehmen 2024 im Detail:
2023
2024
Operative Ursachen
37,1 %
42,3 %
Fehler in der Auswahl oder Führung der Mitarbeiter
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Roasten ist eine Form des humorvollen Kritisierens, bei dem oft übertrieben negative oder ironische Kommentare verwendet werden. Da es sich bei diesem Artikel um das persönliche Erlebnis und die Meinung des Bitpanda-Gründers handelt, würde ein Roast nicht angemessen sein. Es ist wichtig, ernsthafte Themen wie Burnout und psychische Gesundheit respektvoll zu behandeln.
Oma erklären
Dieser Artikel hat diese AI Summary nicht …
Startup Pitch
Bitpanda-Gründer Eric Demuth ist ein erfolgreicher Unternehmer, der jedoch auch mit den Herausforderungen des Burnouts konfrontiert wurde. Seine Erfahrungen haben ihn dazu bewogen, das Tabuthema Burnout anzusprechen und die Bedeutung von Psychotherapie hervorzuheben. Er betont, dass er jedem, unabhängig von akuten Problemen, die Therapie empfehlen würde, da sie ein Invest in sich selbst ist. Als Unternehmer weiß er, dass man nur erfolgreich sein kann, wenn man mit sich im Reinen ist. Trotzdem ist er weiterhin bereit, hart zu arbeiten und die Extra-Meile zu gehen, jedoch mit einem besseren Gleichgewicht. Dies zeigt nicht nur seine Durchsetzungskraft, sondern auch seinen Respekt für individuelle Grenzen und die Offenheit über Erfahrungen, Druck und Ängste. Mit Bitpanda hat Eric Demuth bereits ein erfolgreiches Unternehmen gegründet, das jetzt auf der Suche nach Investor:innen ist, die seine Vision und sein Engagement unterstützen möchten.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?
Der Artikel thematisiert den Burnout des Bitpanda-Gründers Eric Demuth und seinen Umgang damit. Demuth betont die Bedeutung von Psychotherapie und spricht sich gegen die Tabuisierung von psychischen Problemen aus. Diese Offenheit ist in der Geschäftswelt eher ungewöhnlich, wodurch Demuth möglicherweise als Vorbild für andere Führungskräfte fungieren kann. Die wirtschaftlichen Auswirkungen könnten sein, dass Arbeitnehmer ermutigt werden, ihre mentale Gesundheit ernst zu nehmen und Unterstützung zu suchen. Dadurch könnten Unternehmen langfristig von einer gesünderen und produktiveren Belegschaft profitieren.
Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?
Der Inhalt dieses Artikels kann für dich als Innovationsmanager:in relevant sein, da er das Thema Burnout anspricht und die Bedeutung von Psychotherapie betont. Als Innovationsmanager:in arbeitest du wahrscheinlich in einem herausfordernden und stressigen Umfeld, in dem Druck und hohe Leistung gefordert sind. Dieser Artikel könnte dir helfen, dich mit dem Thema Burnout auseinanderzusetzen und die Bedeutung der eigenen mentalen Gesundheit zu erkennen. Es kann dich dazu ermutigen, auf deine Bedürfnisse zu achten und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um deine Leistungsfähigkeit langfristig aufrechtzuerhalten.