20.12.2023

Vereinbarkeit: Vizzard 360-Founderin Jana Sabel erklärt, wie Kind und Karriere gehen

Jana Sabel wurde jung Mutter und durchlief ihr WU-Studium parallel zu ihrer Schwangerschaft. Als ihr Sohn 1,5 Jahre alt war, gründete sie bereits im Studium und erklärt nun, wie sie das Umsorgen des Kindes bei gleichzeitiger Führung eines Startups vollbringt. Die Erfolgsformeln für sie dabei: Geschenkte Konsistenz und der „Zwei-Wochen-Sprint“.
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Jana Sabel, Vizzard 360
(c) Elena Mullis - Jana Sabel, Gründerin von Vizzard 360.

Kinder sind Karrierekiller. Dies ist eine weit verbreitete Einstellung im Unternehmertum, fast schon Konsens in manchen Kreisen. Fast noch “schlimmer” ist es, in jungen Jahren und während des Studiums ein Kind zu bekommen. Viele scheinen darin ein Ende der Karriere zu sehen, noch bevor diese richtig beginnt. Dort, wo viele die Welt entdecken, sich selbst oder ihre Ideen in Geschäftsmodelle umwandeln, sind oftmals Schwangerschaften und Babys ein “Headturner” negativer Art. Leute scheinen überrascht, junge Menschen in Kindeserwartung zu sehen. So ähnlich erging es auch Jana Sabel, Gründerin von Vizzard 360, bevor sie aufbrach das alte und klischeehafte Rollenbild zu durchbrechen…

Vom Leistungssport zu Vizzard 360

Die heute 27-Jährige war bis 2018 professionelle Dressurreiterin, studierte in Münster und später in Wien an der Wirtschaftsuniversität, wo sie im August 2023 ihr BWL-Studium abschließen konnte. Zwischen ihrer sportlichen Karriere und dem Uni-Abschluss mit Schwerpunkt “Entrepreneurship & Innovation” lag eine Unternehmensgründung. Und eine Schwangerschaft.

“Glücklicherweise blieb ich bis zum Semesterferienstart unentdeckt schwanger, nur in der Sommeruni im September 2019 war ich wirklich hochschwanger am Campus und habe auch viele überraschte Blicke bekommen”, sagt sie. “Zwei Tage vor der Geburt habe ich noch eine Prüfung geschrieben und war sechs Wochen danach wieder zur Prüfungsvorbereitung in den Vorlesungen. Mir war es wichtig, immer am Ball zu bleiben, wenn auch nicht in vollem Tempo.”

Eine Zeit, in der Sabel bereits Erfahrungen mit der Vereinbarkeit von Kind und Karriere sammeln konnte, die ihr heute helfen, wie sie sagt.

Sabel hat folglich ihr Unternehmen, Vizzard 360, neben der Familie und dem Studium gegründet und Schritt für Schritt weiterentwickelt: “Wir konnten seit 2021 jedes Jahr unseren Jahresumsatz verdoppeln. Zum 1. Jänner 2024 sind wir offiziell nicht nur in Österreich, sondern auch mit einem Firmensitz in Deutschland vertreten”, erzählt sie. “Es gab dieses Jahr auch ein gutes Angebot von einem Investor, das ich aber vorerst abgelehnt habe. Ich möchte, solange wir so gut organisch wachsen können, die Zügel selbst in der Hand behalten. Die Auftragslage, gerade in der Hospitality Branche, ist vielversprechend.”

Vizzard 360 ist spezialisiert auf die Erstellung von virtuellen Rundgängen. Jeder, der in oder mit Immobilien arbeitet, könne mit VR-Erlebnissen des Startups Prozesse vereinfachen, Mitarbeiter einschulen, Gäste begeistern oder den aktuellen Bestand einer Immobilie erfassen.

“Gerade im Bereich der 3D-Bestandserfassung gibt es spannende Anwendungsbereiche des virtuellen ‘Home Stagings’ und der virtuellen Sanierung”, sagt Sabel. “Es geht uns vor allem um die Vermittlung eines realen Raumgefühls und um die Verbesserung der Vorstellungskraft.”

Im Tourismusbereich ginge es außerdem viel um Erwartungsmanagement. “Umso realer und aussagekräftiger Ferienwohnungen, Hotelzimmer oder Eventlocations präsentiert werden, desto besser sind am Ende auch die Bewertungen und die Kundenzufriedenheit.” Bisher haben Sabel und ihr Team über 200 Projekte umgesetzt.

“Termine selbst wählen”

Insgesamt schätzt die junge Mutter eines Vierjährigen die Flexibilität, die ihr die Selbstständigkeit bietet. Man lerne viel, wenn man die Zügel in der Hand halte. Und es sei ganz gut, Termine selbst wählen zu können.

“Aber nichtsdestotrotz muss man realisieren, dass manche Kunden eher nachmittags oder abends erreichbar sind. Da findet man aber schon kreative Lösungen”, legt Sabel ihre Erfahrung dar.

Sie gesteht, dass Unternehmertum ohne Kinder möglicherweise einfacher sein könnte, aber die Erfahrungen und Vorzüge, die das Elternsein mit sich bringt, seien unbezahlbar. Vor allem die Mutterschaft als Quelle von Disziplin und Konsistenz.

“Ich habe neulich eine Nachtschicht eingelegt. Egal wie lange abends noch gearbeitet wird: Um acht Uhr morgens gebe ich meinen Sohn im Kindergarten ab und beginne kurz darauf zu arbeiten. Um liegen gebliebene Arbeit aufzuholen, muss manchmal einfach die Nacht dran glauben”, sagt sie.

Der Zwei-Wochen-Sprint

Eine weitere Methode, wie die 27-Jährige Vereinbarkeit und Karriere unter einen Hut bringt, kann man wohl als Liebe zur Arbeit bezeichnen. Alle zwei Wochen erfährt die junge Frau einen “heftigen” Motivationsschub und arbeitet nach dem Zubettbringen bis sechs in der Früh die Nacht durch.

Es sei wie ein Endorphinrausch beim Ausgehen, beschreibt Sabel solche Nächte. “Wenn man merkt, dass man To-Dos (Buchhaltung, etc.) abgearbeitet hat, ist man froh, es getan zu haben. Ansonsten aber, ist mir Schlaf wichtig”, betont sie. “Schlafen ist eine wichtige Grundlage für alles. Als Mutter brauche ich schon viel Energie. Schlafprobleme kenne ich nicht.”

“Zwischen 15 und 19 Uhr muss alles laufen”

Aus Sabels Erzählungen merkt man, dass sie sich ihren Arbeitsalltag individuell zurechtgelegt hat und früh losstartet. “Zwischen 15 und 19 Uhr muss alles laufen, jeder Mitarbeiter muss wissen, was zu tun ist”, sagt sie. Konkret arbeitet sie drei Tage die Woche dank geteilter Care-Arbeit voll, an zwei Tagen heißt es: keine Termine zwischen drei und sieben Uhr Nachmittag.

Zusammenfassend kann man an dieser Stelle erkennen, dass Konsistenz und ein regelmäßiger “Workathon” die Pfeiler von Sabels Vereinbarkeit darstellen. Die rote Linie, die die Founderin durch das Unternehmertum und das Umsorgen eines Kleinkinds mitzieht.

Das Ärgernis der Vizzard-360-Founderin

Weniger ein Pfeiler, dafür umso mehr Ärgernis ist es für Sabel jedoch, als Frau nicht ernstgenommen zu werden. Bei Terminen etwa, wo der Gesprächspartner mehr Fragen an den begleitenden Mitarbeiter stellt, als an die Gründerin selbst.

Den ausbleibenden fachlichen Fragen, stehen dann unerwünschte persönlichen Fragen gegenüber, über die Sabel sich immer wieder wundern muss. “Ich bin schon häufiger mit der Frage konfrontiert worden, wieso ich so jung Mutter geworden sei – so als ob es gesellschaftlich anerkannter wäre, mit Anfang zwanzig und der Karriere wegen einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen”, sagt sie.

Das wäre für Sabel nicht der richtige Weg gewesen. “Ich empfinde es als Privileg, in einem Europa zu leben, in dem ein Abbruch kein Tabu und keine Straftat darstellt. Trotz oder vielleicht gerade durch diese Entscheidungsfreiheit war es aber für mich nie eine Option, mein Kind nicht zu bekommen.”

Die Gründerin betont die Wichtigkeit, professionell zu bleiben, selbst in schwierigen Situationen. Und plädiert dafür, private Angelegenheiten, wie beispielsweise die Krankheit eines Kindes, nicht in den Vordergrund bei Termin-Absagen zu stellen, sondern stattdessen allgemein von “privaten” oder “terminlichen Gründen” zu sprechen. Dies helfe, stereotype Vorstellungen zu vermeiden und die berufliche Integrität und das eigene professionelle Auftreten zu wahren, meint sie.

Keine Luftschlösser!

Für Unternehmen wünscht sie sich, dass sie mutiger werden und sich auf gewisse Zeit-Modelle einlassen, die es Frauen ermöglichen, eine erfolgreiche Karriere aufzubauen und gleichzeitig eine erfüllende Rolle als Mutter zu haben.

“Ich habe mich für die Mutterschaft entschieden und es war die beste Entscheidung”, sagt Sabel abschließend. “Ich wollte es nicht wahrhaben, dass mit einem Kind nicht alles geht. Und habe schlussendlich meinen eigenen Weg eingeschlagen.”

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Gründerin Lilly Messner und Markenbotschafter & Profifußballer Kevin Danso (c) Green Lilly

In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Startups vegane Ersatzprodukte auf den Markt gebracht, die meist konventionelle Fleischprodukte wie Burger-Patties, Würstel oder Leberkäse nachahmen. Das oberösterreichische Startup Green Lilly hingegen möchte mit einem anderen Ansatz überzeugen: Es konzentriert sich auf die Herstellung pflanzlicher Brotaufstriche in Tuben. Die Produkte sollen nicht nur ausschließlich für Veganer:innen attraktiv sein, sondern auch die breite Zielgruppe der Fleischesser:innen ansprechen.

Die Geschäftsführerin und Gründerin des Unternehmens ist Lilly Messner. Die 22-jährige stammt aus der Familie Reiter/Messner, die seit drei Generationen Wurstwaren in Oberösterreich produziert. Mit Green Lilly bringt Lilly Messner nun ihre eigenen Produkte auf den Food-Markt. Im Gespräch mit brutkasten verraten Lilly Messner und Elisabeth Drzaic-Lang – sie kam als Beraterin und Co-Founderin ins Unternehmen – was die Green Lilly-Produkte so einzigartig macht.

Green Lilly führt mit pflanzlichen Aufstrichen die Familientradition fort

Am Familienstandort in Eberschwang in Oberösterreich stellt das Startup Green Lilly pflanzliche Brotaufstriche her, die mit ihren natürlichen Zutaten, hohem Proteinanteil und praktischen Tubenverpackungen überzeugen wollen. Die veganen Aufstriche bieten eine „unkomplizierte, ausgewogene und nachhaltige Alternative“ für alle, die sich bewusster ernähren möchten. Ganz nach dem Unternehmensmotto: “Bei uns kommt nur das Beste in und aus der Tube“. 

Der Familienbetrieb blickt auf über 75 Jahre Erfahrung in der Wurstwarenproduktion zurück. Tochter Lilly führt diese Familientradition mit einem modernen Ansatz fort, möchte jedoch klarstellen, dass Green Lilly als eigenständiges Unternehmen auftritt.

CEO Lilly Messner: Vom Familienunternehmen zur eigenen Vision

Die Idee des Startups stammt von der Namensgeberin Lilly. Obwohl die 22-jährige Studentin im Familienunternehmen, das Fleischprodukte herstellt, aufgewachsen ist, bevorzugt sie pflanzliche Alternativen. Bei der Entwicklung ihrer Idee war es ihr wichtig, „dieses Handwerk und die Tradition der Qualität“, die sie aus ihrer Familie kennt, in ihr neues Unternehmen zu integrieren. 

Durch das Familienunternehmen hatte Lilly schon früh die Gelegenheit, die Produktionsabläufe hautnah zu erleben. Bei Green Lilly sei sie der „kreative Kopf“, die neuen Ideen einbringt und die Verantwortung trägt, „das Produkt zu den Menschen zu bringen und möglichst authentisch zu sein“. CEO Lilly Messner verfolgt die Vision einer „ausgewogenen, nachhaltigen Welt“ und ist überzeugt, dass „gutes Essen das Wohlbefinden fördert“.

Green Lilly soll kein Fleischersatz sein

Gemeinsam mit Elisabeth Drzaic-Lang und ihrer Mutter Simone Messner entwickelte Lilly ihre Produktidee weiter. Im März 2024 gründeten sie schließlich das Unternehmen Green Lilly in Form einer flexiblen Kapitalgesellschaft. Momentan halten Lilly Messner und Elisabeth Drzaic-Lang jeweils 25 Prozent der Anteile am Startup, während Simone Messner die restlichen 50 Prozent besitzt.

Green Lilly sieht sich nicht als Marke für Fleischersatzprodukte, sondern konzentriert sich ausschließlich auf die pflanzlichen Erzeugnisse. Die Gründerinnen möchten Fleischprodukte „nicht ersetzen, […] auch keinen Fleischgeschmack nachbauen, sondern […] Produkte erschaffen aus dem, was die Natur uns bietet“. Die Gemüseaufstriche sollen eine breite Zielgruppe ansprechen, einschließlich Fleischliebhaber:innen. „Wir wollen Genuss verkaufen und nicht fleischlos oder Fleischersatz verkaufen“, betont Drzaic-Lang gegenüber brutkasten.

Haltbarkeit und cremige Konsistenz macht Green Lilly besonders

Der Weg zu den heutigen Green Lilly-Produkten war für die Gründerinnen ein „extrem schwieriger und steiniger Prozess“. Es stellte sich als eine Herausforderung heraus, geeignete Rezepturen zu entwickeln, die sowohl gut schmecken als auch ihren Vorstellungen entsprechen. Nach zahlreichen Versuchen zeigen die Gemüseaufstriche nun ihre Besonderheit: Die cremige Konsistenz aus der Tube soll eine natürliche Haltbarkeit bieten. Diese erreiche man durch einen Erhitzungsprozess, der ohne Konservierungsstoffe oder künstliche Zusätze auskomme.

Aktuell produziert das Unternehmen fünf verschiedene Sorten von Gemüseaufstrichen: Sunny Tomate, Spicy Rote Rübe, Fine Basilikum Pesto, Sweet Karotte-Pastinake Cumin und Roasted Kürbis. Die Formulierung der Produkte kombiniert natürliche Erbsen- und Hefeproteine mit Gemüse. Die Aufstriche sind in 100g-Alu-Tuben erhältlich, die fast vollständig recycelbar seien. Green Lilly soll sich durch den hohen Proteingehalt, den natürlichen Geschmack und die lange Haltbarkeit hervorheben. Der Großteil der Zutaten stammt aus Europa.

Ziel: europaweiter Vertrieb der Green Lilly-Produkte

Das Startup Green Lilly finanzierte sich von Anfang an privat. Drzaic-Lang betont, dass das Unternehmen derzeit keine Finanzierungsrunden plant. Aktuell sei Green Lilly „sehr gut aufgestellt“, sodass sie hoffen, den weiteren Markenaufbau durch Partnerschaften und Umsätze finanzieren zu können.

Obwohl die Gemüseaufstriche in Österreich hergestellt werden, verfolgt das Unternehmen von Beginn an die Absicht, die Produkte auch international zu vertreiben. Mit einem internationalen Key-Account-Manager im Team startet das Startup breit gefächert in verschiedenen Kanälen in ganz Europa. Zudem befindet sich Green Lilly derzeit in der Abschlussphase von Verhandlungen mit europäischen Partnerunternehmen. Für das Startup sei Österreich allein zu klein, um das angestrebte Wachstum zu erreichen. 

Fokus auf internationale Expansion

Um den Markenaufbau und die Brand Awareness voranzutreiben, sucht das Startup künftig nach weiteren Partnerschaften in den Nachbarländern. Das Startup kann sich trotzdem vorstellen, zukünftig in den österreichischen Einzelhandel und den HoReCa-Bereich zukommen. Momentan liegt der Fokus jedoch ausschließlich auf dem Online-Markt und dem Export. Seit Oktober 2024 können österreichische Kund:innen die Green Lilly-Produkte im Onlineshop erwerben.

Gründerin Lilly Messner äußert gegenüber brutkasten ihren “Traum”, dass die Green Lilly-Produkte in fünf Jahren in ganz Europa erhältlich sind. Bis dahin sollen auch weitere Sorten von Gemüseaufstrichen verfügbar sein.


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