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Essen auf Rädern wird in Graz nicht nur von Pensionist:innen genutzt. In der steirischen Landeshauptstadt macht der Essenszusteller Velofood etablierten Marken wie Mjam oder Lieferando Konkurrenz. Dabei setzt das Startup ausschließlich auf Zustellungen mit dem Fahrrad und verzichtet vollkommen auf Plastik.
Lieferdienste gibt es auch in Graz genug. Das 2016 gegründete Unternehmen Velofood will aus der Masse an Anbietern jedoch hervorstechen – und das nicht nur durch die grell-grünen Rucksäcke mit denen die Bot:innen durch Graz sausen.
Velofood bleibt in Graz
„In Graz gab es damals keinen Lieferdienst, der nur auf Fahrradkuriere setzte und ohne Plastikverpackung arbeitete, da habe ich dann die Idee für Velofood entwickelt“, sagt CEO Jonathan Stallinger im brutkasten-Gespräch. Zunächst ging Stallinger rund 60 Grazer Restaurants zu Fuß ab und fragte, ob Interesse an einer Zusammenarbeit bestehe – sechs sagten zu. Zu Halloween 2016 ging Velofood dann mit einer Internetseite und einem zwei-Mann-Team bestehend aus Stallinger und einen geringfügig Angestellten Freund des Gründers in Betrieb. Zusätzliche Boten kamen zunächst von Kurier-Anbietern.
Ein kleines Eigeninvestment von Stallingers Ersparnissen in Höhe von 20.000 Euro haben Velofood seither den Erfolg geebnet. Investorensuche oder Expansionspläne außerhalb der steirischen Landeshauptstadt gibt es nicht. „Es ist mir wichtig, die Leute, mit denen ich zusammenarbeite zu kennen und sie vor Ort zu unterstützen. Deshalb bleibt Velofood nur in Graz“, sagt Stallinger. Neben dem engen Mitarbeiter:innen-Kontakt ist Stallinger vor allem das ökologische Aushängeschild seines Unternehmens wichtig.
Umweltaspekt als USP
Durch den Einsatz von Fahrrädern und den völligen Verzicht von Plastikverpackung will Velofood auch einen Teil zur Bekämpfung der Klimakrise leisten. So setzt das Unternehmen ausschließlich auf Bioverpackung. Seit seiner Gründung legten die Bot:innen des Grazer Startups über 1,8 Millionen Kilometer zurück. Laut eigenen Berechnungen hat Velofood somit über 220.400 Liter Treibsoff, knapp 55 Tonnen Plastik und im Umkehrschluss 715 Tonnen CO² eingespart.
Vor wenigen Monaten hat Velofood eingeführt seine Fahrer:innen fix anzustellen, als wie zuvor auf ein Modell von selbstständigen Boten zu setzen. Wer sich für die Anstellung entscheidet, verliert zwar die Flexibilität in der Diensteinteilung bekommt jedoch vom Unternehmen, anders als selbstständige Boten, Fahrrad, Smartphone und Helm von Velofood bereitgestellt. Die fixe Anstellung hätte zudem einen weiteren Vorteil. „Wer sich für eine Fixanstellung entscheidet, kann sofort beginnen, wer selbstständig für uns radeln will, kommt derzeit auf eine Warteliste“, so Stallinger.
Und die Fahrer? Sie sind zufrieden mit dem Konzept. „Als Selbstständiger kann man sich die Zeit frei einteilen, gut planen und auch die Bezahlung passt“, sagt Velofood-Bote Thomas Tempfer im brutkasten-Gespräch. 65 Prozent des Gewinns einer Zustellunge erhalten demnach die Boten. Tempfer ist neben seinen Liefer-Tätigkeiten auch im Office des Essenszustellers tätig . Von hier aus werden, Bestellungen verteilt und Reklamationen entgegengenommen. Steile Hierarchien gibt es im Unternehmen nicht. So radelt der Gründer selbst noch und liefert an dünn-besetzten Tagen Pizza, Burger & Co. an die Grazer:innen.
Von der Lieferdienst-Krise, brutkasten berichtete, ist Velofood nicht betroffen. Vor der Pandemie nahm man 300 Bestellungen täglich entgegen. Zur Zeiten der Lockdowns stieg die Nachfrage schließlich auf knapp 1.000 Anfragen – ein Wert, der bis heute nicht gesunken ist. Mittlerweile sind 110 Restaurants in Graz bei Velofood dabei, die von den grünen Boten angesteuert werden.