15.04.2022

Wie ein 50 Jahre altes EduTech aus Österreich das Bildungssystem digitalisierte & in 97 Länder expandierte

Seit über 50 Jahren entwickelt das österreichische Unternehmen Untis Lösungen, die den Schulalltag erleichtern sollen – unter anderem 1984 die erste PC-Version für die Stundenplanung. Im Interview sprechen die beiden Geschäftsführer Christian Gruber und Roland Bair über die Anfänge und wie das Unternehmen mittlerweile in 97 Länder expandierte.
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Untis
Die beiden Co-CEOs Roland Bair und Christian Gruber (v.l.n.r.) | (c) Untis

Das in Stockerau in Niederösterreich angesiedelte Unternehmen Untis zählt in Österreich zum EduTech der ersten Stunde. Als Pionier befasste es sich lange Zeit vor GoStudent, FoxEducation & Co mit der Digitalisierung des heimischen Bildungssystems. Genauer gesagt wurde das Unternehmen im Jänner 1970 von Bernhard Gruber und Heinz Petters gegründet, die beide eine Faszination für Computer und Programmierung teilten. Im Jänner 1970 programmierten die begnadeten Tüftler am Großrechner S/360 von IBM in Wien das erste Stundenplanprogramm für Schulen. Ziel war die computerunterstützte Optimierung des Stundenplans mit Hilfe von Lochkarten.

Von der Lochkarte zur mobilen App mit 2,5 Millionen Nutzer:innen

1978 erfolgte schlussendlich die Übersiedlung nach Stockerau, wobei das erste Büro in einer Eigentumswohnung untergebracht war. Der Firmenname ist übrigens spontan aus einem damaligen Arbeitstitel entstanden und bis heute beibehalten worden. UNTIS ist die Abkürzung für UNTerrichts-Informations-System. Im Herbst 1984 wurde pc-Untis schlussendlich erstmals in Schulen im Echtbetrieb eingesetzt. Bereits Anfang der 1990er Jahren nutzten die Software zur Stundenplanung über 6000 Schulen.

1999 wurde mit WebUntis die erste Browser-Anwendung gelauncht. 2006 folgte zudem das digitale Klassenbuch, um Schülerabsenzen und Lehrstoffeintragungen zu mangen. Dadurch wurden neben der Schuladministration auch Lehrkräfte erstmalig zu potentiellen Anwender:innen. Seit 2011 steht auch eine eigene Untis Mobile-App zur Verfügung, die aktuell über 2,5 Millionen Nutzer:innen zählt. Zudem wurden auch der Untis Messenger entwickelt, der die Schulkommunikation zwischen Schüler:innen, Lehrkräften und Eltern vereinfacht. Die neueste Produkt-Innovation ist WebUntis. Über die Plattform lassen sich Drittanwendungen, wie Eduvidual, GoStudent oder Schülerkarriere, integrieren und einfach verwalten.

Neue Doppelspitze und Internationalisierung

Weltweit arbeiten aktuell über 26.000 Bildungseinrichtungen – von der kleinen Grundschule bis zur Universität – mit den Produkten des österreichischen Edu-Tech-Pioniers. Ein regionales Netz an Partnerfirmen ermöglicht zudem die Betreuung von Kund:innen in aktuell über 97 Ländern.

Seit Anfang des Jahres verantworten Christian Gruber – Sohn des Gründers Bernhard Gruber – und Roland Bair als Geschäftsführer die Geschicke des Unternehmens. Im Zentrum ihres unternehmerischen Handels steht die Internationalisierung und weitere Skalierung des Produktportfolios.

Mehr über diese außergewöhnliche Unternehmensgeschichte Units könnt ihr im Doppelinterview nachlesen, das im Zuge des aktuellen brutkasten Themenschwerpunkts “Bildung = Zukunft” erscheint.


Untis gilt in Österreich als Pionier im Bereich der Digitalisierung des Bildungswesens. Was waren die größten Meilensteine in der Firmengeschichte? 

Christian Gruber: Die Reise begann 1970 als Bernhard Gruber und Heinz Petters gemeinsam die Firma Untis  gegründet haben. Die erste PC-Version der Stundenplanung gab es 1984 und wurde 1992 bereits an mehr als 6.000 Schulen eingesetzt. Ab 1998 wurde die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Ministerium gestartet, um die Mehrdienstleistungen der Lehrer zu erfassen. Der Wandel zur Web Entwicklung begann 2007 mit der ersten Version des elektronischen Klassenbuchs und seitdem führen wir diese Reise stetig fort. Auch dieses Jahr ist die Untis Mobile App wieder die meistgenutzte App im Schulbereich. Sie zählt aktuell vier Million Nutzer:innen.

Der EdTech Markt ist historisch ein sehr heterogener Markt mit einer hohen Anzahl von vor allem lokalen Anbietern, die individuelle Lösungen für unterschiedlichste Schultypen schaffen.

Roland Bair | Untis CEO

Wie vollzog sich die Digitalisierung des österreichischen Bildungswesens im internationalen Vergleich bzw. was waren bzw. sind limitierende Faktoren?

Roland Bair: In vielen Ländern, wie auch Österreich, ist das Schulwesen geprägt von einer hohen  Schulautonomie, die zu heterogenen Abläufen, Strukturen und Verantwortungen führen kann. In Ländern wie Deutschland, kommt zusätzlich noch der Föderalismus hinzu, der gemeinsame Ansätze erschwert. Zudem kommt zusätzlich die Ausprägung der gesellschaftlichen Veränderungsbereitschaft, die sich in schulischen Abläufen widerspiegelt, welche wir in nordischen Regionen etwas stärker wahrnehmen. 

Digitalisierung baut generell auf Standardisierung auf, da erst dadurch der Mehrwert bei vielen Menschen gleichzeitig ankommt. Die Individualisierung, die durch Schulautonomie und Föderalismus entsteht, genauso wie der Grad des Veränderungswillens, können die Digitalisierung erschweren. 

Im System Schule gab und gibt es immer schon stets motivierte Menschen (=Lehrkräfte), die digitale Konzepte und Lösungen geschaffen haben und von mehreren Schulen übernommen wurden. Diese Lösungen schaffen es leider selten zu einer breiten Nutzung, wodurch sich auch der Fortschritt der Digitalisierung im Schulwesen stark unterscheidet. 

Unternehmen, die es schaffen, sich langfristig am Markt zu etablieren, sind jene, die sich nah am System Schule positionieren, direkt mit den handelnden Personen interagieren und innerhalb der oben angeführten Rahmenbedingungen gut navigieren können.

Wer zählt zu den Kunden von Untis und wie verläuft aktuell die Internationalisierung?

Christian Gruber: Wir entwickeln Standardsoftware für Schulen und leben von den Lizenzeinnahmen, begleitend  machen wir diverse Projekte für Spezialanforderungen (z.B.: Personalabrechnung in Österreich) sowie Schulungen. Unsere Kunden sind Schulen, Fachhochschulen sowie Ministerien. 

Untis wird aktuell in 97 Ländern an über 26.000 Schulen eingesetzt und ist in über 30 Sprachen übersetzt. Wir sind also im Bereich der Internationalisierung auf einem sehr guten Weg und freuen uns in Zukunft mit unseren Partnern gemeinsam das System Schule noch besser zu unterstützen. 

Die schon lang angekündigte Individualisierung des Unterrichts, die durch Digitalisierung  ermöglicht wird, kommt in sehr langsamen Schritten in den benötigten Strukturen, Befähigungen und Systemen an.

Roland Bair | Untis CEO

Welche Wachstumsziele hat sich Untis gesteckt? 

Roland Bair: Obwohl es (auch Corona-bedingt) in den letzten Jahren zu einer Vervielfachung der Investitionen und der öffentlichen Wahrnehmung gekommen ist, kann man die Entwicklung der Digitalisierung am ehesten mit der gesamtgesellschaftlichen vergleichen. Der EdTech Markt ist historisch ein sehr heterogener Markt mit einer hohen Anzahl von vor allem lokalen Anbietern, die individuelle Lösungen für unterschiedlichste Schultypen schaffen. Viele junge Unternehmen, wie zum Beispiel Startups, schaffen es hier sich mit Standardprodukten in “neueren” Bereichen, wie zum Beispiel der digitalen Kommunikation, zu etablieren, sind aber darüber hinaus durch den sehr vielfältigen Rahmen und den geringen Budgets in der Bildungsbranche im Wachstum eingeschränkt.

In diesem Kontext ist unser Ziel in den nächsten fünf Jahren die Stärkung der Marktführerschaft im Bereich Schulorganisation innerhalb Europas. Konkret bedeutet das für uns, uns intensiver mit den Besonderheiten neuer Schultypen und Unterrichtssysteme zu befassen und unsere Organisation und Produkte darauf anzupassen.

Der Firmensitz von Untis

Welche Produkte und Dienstleistungen stehen aktuell in der Pipeline? 

Roland Bair: Durch unsere Plattform, die wir 2022 für Web entwickelt haben, haben Drittanbieter nicht nur die Möglichkeit sich in unterschiedliche Schulprozesse zu integrieren, sondern auch ihren Vertrieb stark zu vereinfachen. Diese Plattform kommt dieses Jahr auch in Untis Mobile, wodurch ein nahtloser Wechsel zwischen Bildungs-Apps möglich wird. 

Mit einer breiten Modernisierung des Look & Feels unserer Web-Produkte in diesem Jahr schaffen wir es zudem, uns nicht nur besser für die Zukunft aufzustellen (Stichwort: technische Schuld), sondern auch  die Effektivität der Nutzung unserer Produkte zu stärken.

Welche Trends sehen Sie aktuell im Bereich der Bildung auf uns zu kommen? 

Roland Bair: Die schon lang angekündigte Individualisierung des Unterrichts, die durch Digitalisierung  ermöglicht wird, kommt in sehr langsamen Schritten in den benötigten Strukturen, Befähigungen und Systemen an. Der Stundenplan bleibt weiter das zentrale Element zur Koordination aller Teilnehmenden,  wobei flexiblere Modelle (z.B.: fachübergreifender Unterricht, Projekte) mehr und mehr Anwendung finden.  

Eine offene Frage bleibt, ob der Weg von Anbietern von Inhalten (z.B.: Schulbuchverlage) oder Lernmanagementsystemen getrieben wird oder von einem ganz anderen Bereich (Kommunikation, Unterrichtsplanung, Schulverwaltung). In manchen Ländern können auch behördlich finanzierte Projekte ein gutes Fundament für die fortschreitende Digitalisierung, Stichwort eID, schaffen.

Eine wichtiger aktueller Schritt ist die stattfindende Veränderung der Fokussierung auf die  Benutzer:innen über Systemgrenzen hinweg, die durch verstärkte Integration und Automatisierung ermöglicht wird.


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Andreas Buchta-Kadanka, stellvertretender Sektionsleiter in der Sektion III - öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Leitung der Gruppe III/C (c) BMKÖS 2024

Sie ist ein Trainingslager für Innovation. Sie steht für Wertschätzung und Anerkennung und hebt die Arbeit von Innovator:innen ins Rampenlicht. Und sie zeigt, wie gut sich Innovation hands-on umsetzen lässt. Die Rede ist von der Innovate 2024 – der jährlich stattfindenden Innovationskonferenz des öffentlichen Sektors.

Am 28. November 2024 dreht sich auf der Konferenz für Verwaltungsinnovation alles um die nächste Generation: “nextGen – Wer gestaltet die Zukunft der Verwaltung?” ist das Motto, unter dem diskutiert, gebrainstormed, vernetzt und gemeinsam gestaltet wird.

Im Vorfeld dazu haben wir mit Andreas Buchta-Kadanka gesprochen – tätig in der Sektion III – öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Leitung der Gruppe III/C, die sich unter anderem mit dem wirkungsorientierten und innovativen Verwaltungsmanagement befasst.

Im Interview mit brutkasten erwähnt er einige Aspekte, warum die “nextGen” in das Rampenlicht der Verwaltungsinnovation gehört und wie es jungen Menschen gelingen kann, den öffentlichen Sektor zu transformieren.


brutkasten: Sehr geehrter Herr Buchta-Kadanka, letztes Jahr hat die Verwaltungsinnovation ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Mit welchen Erkenntnissen startet die Verwaltung nun in das nächste Jahrhundert?

Andreas Buchta-Kadanka: Ich glaube, die vielleicht charakteristischste Entwicklung der letzten 100 Jahre war der Wandel von einem Durchsetzen der Obrigkeit hin zu einer immer stärker bürgerzentrierten Verwaltung. Der Dienstleistungsgedanke hat sich sehr stark durchgesetzt. Die Verwaltung ist Dienstleister der Bevölkerung. Und die Bevölkerung nimmt das Verwaltungshandeln nicht einfach hin, sondern verdient Transparenz, Erklärung und das proaktive Beseitigen von Widersprüchen. Diese Entwicklung ist eine entscheidende in unserer Geschichte.

Welche Herausforderungen muss sich die Verwaltung angesichts dessen stellen?

Ich glaube, eine wesentliche Challenge für die Verwaltung und das Regieren generell ist die schnellere Taktzahl, die höhere Geschwindigkeit unseres Apparates. Das beginnt schon bei der Erwartungshaltung von Bürger:innen: Wir versuchen, Transparenz und Schnelligkeit so gut es geht in unser Handeln zu integrieren. Das optimieren wir auch kontinuierlich, wie internationales Benchmarking zeigt.

Das heißt: Je schneller die Verwaltung reagiert, desto besser?

Jein. Ich würde sagen, so korrekt und schnell wie möglich. Grundsätzlich besteht die mediale Erwartungshaltung, dass zu verwaltungspolitischen Themen sehr schnell Stellung genommen wird. Sei es durch Politiker:innen oder durch die Verwaltung selbst. Diese Schnelligkeit ist zumindest meiner Meinung nach eine der größten Herausforderungen: Schnell und korrekt reagieren und bei all der Schnelligkeit Qualität zu sichern. Gerade dafür wollen wir auf innovative Lösungen der nextGen setzen.

Inwiefern könnte diese Umsetzung aussehen?

Konkret geht es darum, abzuwägen: Wie schnell müssen wir sein, was wollen wir transformieren oder digitalisieren und wie machen wir das richtig. Wir wollen schlechte Prozesse nicht einfach digital machen, sondern digitalisieren und optimieren. Wir wollen “Arbeit” anders denken und technologische Vorteile mitnehmen.

Inwiefern glauben Sie, dass Ihnen die diesjährige Innovate Antworten auf diese Fragen liefert?

Ganz klar ist es der Austausch und die Inspiration voneinander. Das physische Zusammenbringen von Innovator:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und Verwaltung. Das Lernen voneinander, das Bilden eines Netzwerkes. Das sind Dinge, die man nicht rein online oder bilateral macht. Dafür braucht es Veranstaltungen wie die Innovate.

Wie passieren Fortschritt und Innovation?

Ich bin davon überzeugt, Innovation passiert vor allem aufgrund des informellen Austausches. Netzwerken ist etwas Persönliches. Inspiration und das Diskutieren darüber, was funktioniert und was nicht, das hat eine ganz starke zwischenmenschliche Komponente. Und diese Art von Innovation braucht keinen Frontalvortrag und keine Jubelbroschüre, sondern persönlichen Austausch.

Der persönliche Austausch soll dieses Jahr ja vor allem mit der nextGen – also der nächsten Generation – passieren. Was will die diesjährige Innovate damit bewirken?

Für uns ist das ein sehr naheliegendes Thema. Wir stehen vor massiven demografischen Umwälzungen. In den nächsten 13 Jahren werden 44 Prozent des Personals in der Verwaltung in Pension gehen. Fachkräfte am Arbeitsmarkt sind ja ohnehin schon gefragt. Es besteht bei uns großer Rekrutierungsbedarf.

Inwiefern könnte die Verwaltung mit der Pensionswelle umgehen?

Indem wir weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber sind und unsere Stellung kontinuierlich verbessern. Auf der Nachfrageseite, aber auch für unser bestehendes Personal. Wir wollen für den Bund begeistern und personalwirtschaftliche Themen sehr stark mit dem Innovationsaspekt verbinden. Wir schauen stark darauf, Innovation nicht nur in klassischen personellen Disziplinen wie Bezahlung, Arbeitszeit und New Work zu verankern. Wir stellen als Arbeitgeber auch sicher, unser Personal aktiv in den Innovationsprozess einzubinden und generationenübergreifende Bedürfnisse zu erfüllen. Und dafür bietet die Innovate eine hervorragende Bühne.

Das heißt, auf der Innovate können Teilnehmende die Verwaltung aktiv mitgestalten?

Ganz richtig. Innovation heißt, wir sind für alle Ideen offen und wollen das auch im Personalkontext fördern. Bei der diesjährigen Innovate geht es deshalb primär um das Thema demografischer Wandel, Wissensmanagement, Recruiting und Führung. Unser Schwerpunkt ist die nextGen – und wir befassen uns intensiv damit, wie man altes Wissen sichern, weitergeben und mit den gegenwärtig verfügbaren Mitteln (Stand der Technik) aufbereiten kann.

Das klingt nach einem sehr universellen Thema.

In der Tat. Wir decken damit nicht nur die Bedürfnisse der Verwaltungscommunity, sondern auch jene der Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Wir wissen, dass Wissenstransfer und Modernisierung nicht nur Herausforderungen in unserem Feld sind, sondern sektorenübergreifend stattfinden müssen.

Welche Themenbereiche rücken zukünftig noch weiter ins Zentrum?

Ein ganz wichtiges Thema, mit dem wir uns dieses Jahr auch befassen, ist die Sinnhaftigkeit im Arbeiten. Diese Komponente ist gerade für die nextGen besonders wichtig. Junge Menschen wollen in ihrem Wirken die Möglichkeit haben, einen nachhaltigen Beitrag für Österreich und die Gesellschaft leisten zu können- und das tun sie bei der Verwaltung.

Wo braucht es besonderen Innovationsbedarf?

Kompetenzen und Skills ständig ändern. Wir wissen, Kompetenzorientierung ist auch auf europäischer Ebene ein großes Thema. Da gilt es, heute schon die Kompetenzfelder von morgen ausfindig zu machen und Entwicklungen bestmöglich zu antizipieren. Denn wenn wir jetzt falsch ausbilden oder schlecht rekrutieren, sind wir auch schlecht für die Zukunft aufgestellt.

So ganz Hals über Kopf darf man sich allerdings nicht ins Wasser stürzen. Gerade in der Verwaltung ist es uns sehr wichtig, das Vertrauen der Bürger:innen zu halten und nicht durch zu riskante Neuerung zu verspielen. Sei es in puncto Datenschutz, Rechtsstaatlichkeit, Rechtssicherheit, Fairness oder Gleichbehandlung. Wenn man in diesen Bereichen schlechte Produkte produziert, kann das Vertrauen der Bevölkerung erodieren.

Das heißt, lieber langsam und sicher als zu schnell und zu riskant?

Das Vertrauen in Institutionen ist ein derzeit sehr wichtiges Thema. Insofern muss man sich bei innovativen Prozessen als Staat schon etwas vorsichtiger und mit klaren Guidelines – auch aus ethischer Sicht – bewegen. Als konkretes Beispiel der Einsatz von KI: Wenn ich auf meiner Spotify-Playlist einen unpassenden Vorschlag erhalte, ist das etwas anderes, als wenn das bei einem Gerichtsurteil der Fall wäre – das hat eine ganz andere Dramatik.

Welche Highlights bietet die Innovate dieses Jahr?

Die Innovate soll ja nicht nur so heißen, sondern auch so sein, dass wir nicht nur Vorträge halten, sondern auch ein gestaltendes Element einbringen. Wir haben dafür heuer ein neues Format: Den sogenannten Innovate Sprint, einen interaktiven Workshop, der sich mit dem Thema nexGen & Verwaltung befasst.

Und beim Innovate Sprint können Teilnehmende aktiv “mit sprinten”?

Genau. Der Innovate Sprint ist ein Workshop-Format, bei dem Teilnehmer:innen in interdisziplinäre Teams aufgeteilt werden. So kommen viele unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven zusammen. Die Teams entwickeln dann je eine Idee, die mit künstlicher Intelligenz visualisiert wird. Über die beste Idee wird dann im Zuge der Innovate und mit unserer Verwaltungs-Community abgestimmt und der Sieger wird prämiert.

Was bekommen die Sieger:innen des Innovate Sprint?

Die Siegergruppe wird die Möglichkeit haben, mit uns nächstes Jahr zum Creative Bureaucracy Festival nach Berlin zu fahren. Das ist eines der weltweit größten Veranstaltungen im Bereich der Verwaltungsinnovation.

Das klingt nach einem tollen Siegerpreis! Und nach einem großen Mehrwert für die Verwaltung Österreichs.

Die Teilnehmer:innen der Innovate Sprint können mit ihren Ideen Einiges bewirken. Wichtig ist uns dabei auch, dass wir als wertbasierte Verwaltung das Vertrauen in staatliche Strukturen aufrechterhalten. Das ist eine unserer Kernfunktionen.

Warum ist gerade die Innovate der richtige Ort, um diesen gemeinsamen Fortschritt zu erzielen?

Die Innovate ist wie ein Trainingslager: Natürlich kann ich meinen Sport alleine betreiben und ich kann darin alleine besser werden. Aber ich finde, es ist das Mindeste, einmal im Jahr gemeinsam zu “trainieren”, sich auszutauschen und sich gemeinsam auf zukünftige Challenges vorzubereiten.

Die Innovate ist also quasi ein Trainingslager für die Zukunft der Verwaltung?

Nicht nur: Die Innovate stellt alle, die über das Jahr an Innovation, Sicherheit und digitalem Fortschritt arbeiten, ins Rampenlicht. Die Innovate ist auch ein Stück weit ein Dankeschön für all die Arbeit, die geleistet wird. Und sie zeigt, dass tolle Konferenzen nicht nur etwas für die Privatwirtschaft sind, sondern dass es innovatives Denken und gemeinsames Schaffen auch im Bundeskontext gibt.

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