04.08.2022

Überholt Ethereum jetzt Bitcoin?

Ethereum plant die Umstellung auf Proof of Stake, was nachhaltige Folgen für die gesamte Kryptobranche, aber auch speziell für den Konkurrenten Bitcoin haben wird. Expert:innen geben dem brutkasten einen Überblick.
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Könnte Ethereum die älteste Kryptowährung Bitcoin bald überholen? © Dennis / AdobeStock
Könnte Ethereum die älteste Kryptowährung Bitcoin bald überholen? © Dennis / AdobeStock

Der Kryptomarkt hat sich in der letzten Woche zumindest vorübergehend verhältnismäßig erholt. Grund dafür ist nicht zuletzt die Ankündigung, dass Ethereum im September seinen anstehenden Merge umsetzen will. Nachdem die zweitgrößte Kryptowährung der Welt im Kryptowinter zwischenzeitlich die 1.000 Dollargrenze unterschritten hatte – was dem Höhepunkt des letzten Bullruns entspricht – steht sie inzwischen wieder bei ca 1.600 Dollar. Nach wie vor ist das weit entfernt vom Allzeithoch von rund 4.800 Dollar. Während sich die Community noch zurückhaltend zeigt, prophezeien manche wiederum einen starken Kursanstieg, sollte der Merge tatsächlich im September stattfinden und nicht wieder nach hinten verschoben werden. Einige Expert:innen geben dem brutkasten ihre Einschätzung – nicht zuletzt könne Ethereum demnach die Market Cap von Bitcoin bald übertreffen.

Beim sogenannten Merge handelt es sich um die Umstellung des Konsensverfahrens von Proof of Work (PoW) auf das energiesparendere Proof of Stake (PoS). Dieses komplexe Vorhaben wird bereits seit 2015 geplant. PoS wurde mit der sogenannten Beacon Chain 2020 in das Ökosystem eingeführt und der finale Switch bzw. der Merge von Beacon Chain und Mainnet schon einige Male nach hinten verschoben. Aktuell ist er für kommenden September geplant.

Alfred Taudes, Professor im Institut für Kryptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien, versteht diesen Merge als sehr wichtigen Schritt für die Entwicklung von Ethereum, da die Kryptowährung dann einen deutlich höheren Durchsatz habe und energieeffizienter werde. “Man wird sehen, wie es dann der Konkurrenz geht, die ja momentan deswegen existiert, weil Ethereum eingeschränkt ist. Ethereum hat die größte Entwickler-Community und das ist natürlich ein Startvorteil”, meint Taudes.

Die ewige Konkurrenz: Bitcoin vs. Ethereum

Taudes erklärt im Gespräch, dass Ethereum-Founder Vitalik Buterin ursprünglich Bitcoin modernisieren und mit neuen Funktionen erweitern wollte. “Allerdings ist die Bitcoin-Community ja relativ konservativ, daher wurde das Vorhaben von dieser Seite abgelehnt und Ethereum als eigenes System vorgeschlagen”, erklärt der Experte. Die Bitcoin-Blockchain habe demnach eine sehr eingeschränkte Programmiersprache, womit man nicht viel mehr machen könne, als Bitcoin zu verschicken. In der Vergangenheit habe es daher relativ lang gedauert, um Änderungen bei Bitcoin durchzuführen. Taudes betont als Begründung einen wichtigen Punkt: “Das große Augenmerk liegt bei Bitcoin zurecht auf Sicherheit und Dezentralität. Währenddessen wollte Buterin mit Ethereum noch mehr Anwendungsfälle auf einer Blockchain-Basis anbieten”, erklärt er. 

“Wenn Proof of Stake die Zukunft ist, dann ist Ethereum die Zukunft”

Auch Kryptoexperte Christopher Obereder erkennt beim im September anstehenden Merge einen bedeutenden Schritt für Ethereum und spricht von einem historischen Moment. “Wenn Proof of Stake die Zukunft ist, dann ist Ethereum die Zukunft und nicht Bitcoin”, stellt Obereder fest. Dabei blickt er auf die Option, dass Bitcoin-Maximalisten nun eventuell zu Ethereum “wechseln” könnten. “Wenn das passiert, wäre das für Bitcoin eine Gefahr. Bei Bitcoin ist der Gründer unbekannt, daher gibt es keine einzelne Person, die die Kryptowährung verteidigt. Diesen Aspekt übernimmt die Community. Wenn die Community allerdings abwandert, gibt es niemanden mehr, der die Kryptowährung verteidigt.”

Gleichzeitig ergänzt Katharina Scheutz von Blockpit, dass auch das grünere Image des Proof of Stake Konsens-Algorithmus potentiell dazu führen könnte, dass Ethereum in der breiten Öffentlichkeit mehr angenommen werde. Dabei seien die Vor- und Nachteile der beiden Konsensverfahren allerdings nicht außer Acht zu lassen. “Ich denke, die fundamentalen Probleme der Verteilung und der Verwendung unserer Ressourcen wird ein einfacher Wechsel zu Proof of Stake auch nicht lösen”, ergänzt Scheutz.

Steht “Flippening” bevor?

Christopher Obereder stellt im brutkasten-Gespräch noch eine weitere These auf: Ethereum sei kurz davor, die Marketcap von Bitcoin zu übertreffen. Schließlich müsste sich die Kryptowährung nur noch verdoppeln, um dieses Ziel zu erreichen. “Das wäre ein harter Schlag für Bitcoin, der der Kryptowährung langfristig schaden könnte. Von diesem ‘Flippening’-Moment wird schon lange gesprochen, durch den Merge könnte es jetzt wirklich so weit sein”, meint der Krypto-Experte. Sollte Ethereum allerdings die Nummer Eins der Welt werden, wäre Bitcoin nicht mehr die größte und liquideste Währung – was aktuell deren USP sei.

Die aktuellen Turbulenzen auf dem Kryptomarkt haben laut Alfred Taudes dazu geführt, dass Bitcoin wieder mehr an Attraktivität gewonnen hat, der Wettbewerb zwischen den beiden Kryptowährungen bleibe aber spannend. “Bitcoin wird sicherlich bei Proof of Work bleiben, das steht außer Frage. Beide Kryptowährungen entwickeln sich auseinander, aber man muss auch sagen: Konkurrenz belebt das Geschäft”, stellt Taudes abschließend fest.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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