29.09.2016

Über den Dächern von Tel Aviv um die Wette pitchen

Das weltweite Ranking aller Startup Hubs wird nach den USA von Israel angeführt. Am Dienstag fand in Tel Aviv der erste Startup Live Pitching Day statt. 13 internationale Startups versuchten, mit ihren Geschäftsideen zu überzeugen.
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(c) Startup Live/Facebook: Die Sieger des Pitching Contest.

Tel Aviv gilt als attraktivstes Startup-Ökosystem außerhalb der USA. Das zeigen auch Studien. Das “Global Startup Ecosystem Ranking” erklärte die Stadt wiederholt zum attraktivsten Startup-Ökosystem hinter den USA. Zwischen 4200 und 6000 aktive Tech-Start-Ups soll es in der israelischen Stadt geben, obwohl das ganze Land kaum größer ist als Niederösterreich. Trotz der Tatsache, dass die Einwohner mit einer politisch heiklen Situation umgehen müssen, hat sich gerade Tel Aviv zum Place-to-be für Unternehmer, Investoren und Großkonzerne gewandelt. “Das Spezielle an Israel ist, dass es dem Land trotz der kleinen Ausmaße gelungen ist, in puncto Investitionen im Rang des Silicon Valley aufzutreten”, sagt Günther Schabhüttl, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Tel Aviv.

Redaktionstipps

Internationale Kandidaten

Am Dienstag fand nun der erste Startup Live Pitching Day in der 412.000-Einwohner-Stadt statt. Dazu fanden sich 13 internationale Startups am Dach des WeWork Dubnov Coworking-Space mit Blick auf die Skyline der Stadt ein. Die meisten Teilnehmer kamen aus Israel, zwei davon aus Österreich, aber auch Teilnehmer aus Thailand und Mazedonien pitchten um die Wette.

Sieger wurde das Social-Impact-Startup  “Accessible?”. Das israelische Startup bietet eine Plattform mit Informationen zur Barrierefreiheit. Zu gewinnen gab es ein Global Ticket nach Wien, inklusive eines zweiwöchigen Aufenthalts und der Teilnahme am Global Inkubator-Programm, und darüber hinaus zwei Tickets für das Pioneers Festival.

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Das Gründerteam von Everest Carbon (c) Everest Carbon

Das in Linz gegründete und aktuell in San Francisco sitzende Startup Everest Carbon gibt eine Finanzierungsrunde bekannt: Konkret hat das ClimateTech ein Investment in Höhe von drei Millionen US-Dollar aufgenommen. Zu den Investoren zählt der VC Carbon Removal Partners mit Sitz in Zürich, der sich auf die “Carbon Removal Industry” spezialisiert, sowie der New Yorker VC Ponderosa Ventures und die in Bayern sitzende Carbon Drawdown Initiative.

Investment über US-Mutter

Wie Co-Founder und CTO Matthias Ginterseder im Gespräch mit brutkasten preisgibt, ist die Investition in die in San Francisco sitzende Muttergesellschaft der Österreich-GmbH von Everest Carbon geflossen. Laut Ginterseder liegt der Fokus der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des Startups allerdings im Linzer Tech Harbor am Standort Neue Werft – und damit bei der Österreich-Tochter. Das Investment soll auch primär in Entwicklung, Skalierung und Vermarktung der von Everest Carbon entwickelten ERW-Sensortechnologie fließen. Damit soll die Emission und anschließende Verwitterung von CO2 “exakt messbar werden.”

CO2-Bindung durch Verwitterung

Beim besagten ERW-Sensor handelt es sich um eine vom Startup selbst entwickelte Technologie, die die Gesteinsverwitterung – kurz ERW oder Enhanced Rock Weathering – messbar und skalierbar macht. Momentan sei man dabei, diesen “digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten” basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns zu perfektionieren und auf Agrarflächen in der Umgebung zu testen.

Gegründet wurde Everest Carbon im Jahr 2022 als ERW-Projektentwickler. Von bestehenden Messlösungen sei man “sofort frustiert” gewesen, weshalb man mit der Entwicklung eines eigenen Sensors begann. Ende 2023 stellte das Gründerteam, Pascal Michel, Matthias Ginterseder und Jonte Boysen, schließlich den eigenen Sensor in den Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit.

Eigener ERW-Sensor

“Unsere Mission als Firma ist es, einen maßgeblichen Anteil zur Entwicklung negativer Emissionstechnologien beizutragen. Und das beschleunigte Verwittern ist eine davon”, sagt Ginterseder. Mit seiner ERW-Sensortechnologie will das Startup messen, “wie viel zusätzlich gebundenes CO2 durch Enhanced Rock Weathering-Projekte (ERW) verursacht wird.”

Bei ERW wird sogenanntes Gesteinsmehl auf landwirtschaftliche Flächen aufgetragen, um den natürlichen Verwitterungsprozess zu beschleunigen. Dabei wird CO2 aus der Atmosphäre dauerhaft im Gesteinsstaub gebunden. Dieser Gesteinsstaub soll außerdem als natürlicher Dünger wirken und die Bodengesundheit verbessern. Die ERW-Sensortechnologie soll dabei die exakte Menge des zusätzlich gebundenen CO₂ im Wasser erfassen, heißt es.

Mit seiner neuen Sensor-Technologie habe sich das Startup nun vom ERW-Projektentwickler zum Sensor-Entwickler gewandelt. Damit “bauen wir mehr oder weniger die Technologie, die wir uns gewünscht hätten, als wir früher selbst ERW-Projekte gemanagt haben.”

F&E-Fokus in Linz

Mit dem frischen Investment soll der Sensor perfektioniert und in “einem größeren Maßstab an Kunden gesendet werden.” Mittlerweile arbeite man schon mit Kunden und Forscher:innen, um Studien zur Enhanced Rock Weathering zu launchen, so Ginterseder.

Aktuell sitzt das internationale Team des Linzer ClimateTechs “auf drei Kontinenten”. Der F&E-Standort, darunter Labor und Fertigungsstandort, befinden sich besagterweise in der Neuen Werft im Linzer Tech Harbor, wo man aktuell “ein bisschen expandiert.”

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