05.05.2020

Tutora-Gründer zu Corona-Hilfe: “Wir sind Unternehmer, keine Bittsteller”

Jakob Stracke, Gründer der Lern-Plattform Tutora, hat wie viele andere die Corona-Krise von Anfang an heftig gespürt und einen Monat lang keinen Umsatz erwirtschaftet. Doch Umstellungen der Arbeitsweise und der Infrastruktur, sowie der Zwang sich zu digitalisieren, lassen ihn die Krise in gewisser Weise sogar positiv sehen. Seine Aussagen wirken wie ein Appell an unternehmerische Kreativität und Kampfgeist.
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(c) Tutora - Tutora-Gründer Jakob Stracke stellte sein Unternehmen in der Krise digital neu ein.

Tutora bietet Nachhilfekurse als Vorbereitung für Prüfungen an der TU Wien. Die Kurse sind für die Studienrichtungen Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und Verfahrenstechnik ausgelegt. Gründer Jakob Stracke kam als junger Student an die TU, voller Begeisterung und Euphorie. Er wollte etwas Lernen und Dinge verstehen – und hatte sich dazu entschieden Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau zu studieren. Doch die Uni hat ihn, wie so viele andere auch, recht schnell auf den Boden der Realität geholt, wie er sich erinnert.

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100 Prozent Durchfallquote

“Die Lehre war unzureichend, es wurde kaum etwas erklärt. Bei Prüfungen wurden völlig andere Dinge abgefragt, als in den Vorlesungen besprochen wurden. Enorm Hohe Durchfallquoten waren die Folge. In dem Fach ‘Mechanik’ waren sie am größten, mit über 90 Prozent. Das war normal. Einmal gab es bei zwei Antritten hintereinander sogar eine 100-prozentige Durchfallquote. Etwas am System ist hier falsch”, sagt er.

Forschung für Privatwirtschaft als Problem

Nach dieser Erkenntnis begann sein Weg. Stracke wurde Tutor am Institut für Mechanik und Mechatronik und merkte, dass das Problem viel tiefer lag, als er gedacht hatte. “Es ist wie so oft eine Frage des Budgets. Daher trifft auch Professoren kaum eine Schuld. Sie machen primär Forschungsarbeiten für die Privatwirtschaft, weil die Universität dann Umsätze lukriert”, sagt er.

50 Euro die Stunde für Tutora-Gründer

Daraufhin kündigte der Gründer und begann, Studenten Nachhilfe zu geben. Anfänglich lag der Preis für eine Unterrichtseinheit bei 20 Euro die Stunde, stieg aber im Verlauf immer weiter an, bis er gar bei 50 Euro pro Stunde ankam. “Die Nachfrage war ungebrochen”, erinnert sich Stracke. Der junge Mann musste infolgedessen unbedingt einen Weg finden, eine höhere Skalierbarkeit zu erreichen.

100.000 YouTube-Klicks

“Ich habe begonnen, Nachhilfevideos zu drehen und auf YouTube zu stellen. Es war eine stressige Zeit, denn ich bin mit 21 Jahren Vater geworden. Der YouTube-Kanal und die Videos waren ein toller Erfolg, nach ein paar Monaten hatte ich auf zehn Videos á zehn Minuten in Summe über 100.000 Klicks. Da dies ein kostenloses Projekt war, wollte ich diese Zahlen auch in Umsätze verwandeln. Damals konnte man als Österreicher Youtube-Videos noch nicht monetarisieren und Geld damit verdienen. Daher habe ich 2013 die erste Firma gegründet”, erklärt Stracke.

LectureClips gescheitert

Der erste unternehmerische Versuch hieß “LectureClips”. Auf der Plattform war es für User möglich, weitere Mechanik-Videos kostenpflichtig zu streamen. Nach anfänglichem Hoch und teaminternen Problemen scheiterte LectureClips. Der Gründer jedoch gab nicht auf zu unterrichten und bot infolge einen physischen Kurs an.

Geld-zurück-Garantie bei Tutora

“2013 wurde der erste Mechanik-Nachhilfekurs gestartet. Damals noch unter dem Namen ‘Nachhilfekurse Stracke’. Seitdem bieten wir professionelle Prüfungsvorbereitungen für Studenten unterschiedlichster Studienrichtungen und Fächer an. Ebenso helfen wir Schülern in eigenen Kursen durch die Zentralmatura. Im Herbst 2018 erfolgte das ‘rebranding’ und die Umbenennung in ‘Tutora’. Heute sind wir wie ‘private Professoren’. Wir unterrichten Studenten so, dass sie ihre Prüfungen auch bestehen. Da der Erfolg gut messbar ist, bieten wir einige Kurse sogar mit einer ‘Geld-zurück-Garantie’ an”, erzählt Stracke.

“Kurse  mussten gestrichen werden”

Aktuell hat die Plattform fünf Mitarbeiter und zählt jährlich rund 1000 Kunden (20 Prozent Marktsättigung), die ihre Kurse besuchen. Alles lief gut, bis Corona kam. “Die Krise hat uns schon sehr hart getroffen. Vor allem deswegen, weil alles so schnell und spontan ging. Da wir bislang rein physisch unterrichtet haben, mussten wir von einem Tag auf den anderen unseren Kursbetrieb einstellen, da die Universitäten und Schulen geschlossen wurden. Unsere Kunden sind hauptsächlich Studenten und Unterricht findet in einer Schule statt, in die wir uns einmieten”, erklärt der Founder: “Geplante Termine konnten nicht stattfinden oder schon begonnene Kurse wurden abgebrochen. Das war schon eine Herausforderung, da Kunden bereits bezahlt hatten”.

Infrastruktur & Tafelmitschrift

Doch die Lösung war recht schnell gefunden. Kurse wurden ins Netz gelegt und online abgehalten. Allerdings dauerte die Umsetzung etwas, da man erst die notwendige Infrastruktur aufstellen musste, die jeder Vortragende benötigt. Zudem wollte man bei Tutora, dass das Gesicht des Vortragenden und auch eine “Tafelmitschrift” – so wie in einem normalen Kurs – zu sehen ist.

Probleme beim Ankauf digitaler Hilfsmittel

“Zuerst haben wir das mit einem Maus-Stift probiert, mit dem man auf einem digitalen ‘white board’ schreiben und zeichnen kann, das dann mit Kursteilnehmern live geteilt wird”, sagt er und erzählt, dass es alles andere als leicht war, an die Gerätschaften zu kommen.

“Bei internationalen Online-Händlern – österreichische Online-Shops gab es Mitte März erst wenige –  waren Liefertermine mit Juni angegeben. Wir haben es trotzdem geschafft, Maus-Stifte früher zu erhalten. Damit hat es jedoch nur teilweise funktioniert. Danach haben wir es mit einer zweiten, externen, Kamera probiert”, so Stracke.

Learnings für e-learning bei Tutora: Arbeiten mit einem Mix

Und auch hier gab es Learnings: “Eine klassische Webcam hat eine zu schlechte Auflösung. Die Dokumentenkamera wiederum war schwer zu bekommen und außerdem recht teuer (ab 300 Euro pro Vortragenden). Bei Zoom etwa konnte man damals nur ein i-Phone anhängen, keine Android-Systeme. Das geht mittlerweile. Deshalb arbeiten wir jetzt mit einem Mix aus allen Lösungen”, erklärt Stracke die Zeit der Vorbereitung auf den digitalen Umstieg.

In der Krise “nicht Trübsal blasen sondern in der Not pivotieren”

Er selbst hat die Coronakrise recht gelassen genommen, weiß aber dass durch die Maßnahmen der Bundesregierung viele Unternehmen an den Rand der Existenz getrieben werden. Und auch viele Unternehmen den Betrieb gar nicht mehr weiterführen werden können.

“Aber ich glaube auch, dass es der falsche Weg ist, Trübsal zu blasen und auf Unterstützung der Regierung zu hoffen. Wir sind Unternehmer, keine Bittsteller. Als Unternehmer muss man eben kreativ sein, rasch handeln und neue Lösungen für aktuelle Probleme finden. Zur Not muss eben pivotiert und völlig andere Produkte verkauft werden”, mahnt der junge Gründer: “Natürlich ist das leichter gesagt, als getan, aber jene Unternehmen, die das schaffen, werden auch die Krise überdauern. Ich wusste immer, dass wir unseren Betrieb mit Online-Kursen weiterführen können”.

Die positiven Entwicklungen in der Coronakrise

Stracke entdeckt in der Krise auch positive Aspekte. Er sagt: “Wir waren gezwungen uns zu digitalisieren. Das war ein dringend notwendiger Schritt, aus meiner Sicht. Und wir haben gemerkt, dass es funktioniert. Wir bringen etwa beim Online-Kurs mehr Stoff unter, als wir das vorher geschafft haben. Dazu fällt noch die Raum-Miete weg und es gibt keine Anfahrtszeiten mehr”.

Neues Preismodell für Online-Zusatz bei Tutora?

Für die Zukunft sieht er bei Tutora eine mögliche Zweigleisigkeit. Der Kunde soll entscheiden, wie er den Kurs besuchen möchte. Stracke kann sich vorstellen, sein Angebot in Zukunft sowohl online, als auch physisch feilzubieten, eventuell mit einem neuen Preismodell. Hiermit liefert und lebt der Gründer ein Beispiel für “Bleibendes aus der Not heraus geboren”, das Unternehmer, die sich anpassen auch für die Zeit Nach der Krise mitnehmen können.

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Tablets und Smartphones im Unterricht

“Die Krise bringt Veränderungen mit sich. Viele Menschen und insbesondere auch Unternehmer fürchten sich jedoch vor diesen Veränderungen. Aber sie müssen nicht immer negativ sein. Siehe auch das Thema Bildung”, sagt Stracke: “Ich denke, dass die Krise dem gesamten Bildungsbereich aufgezeigt hat, wie wichtig Digitalisierung ist. Viele waren skeptisch und dagegen, dass Kinder in der Schule Smartphones oder Tablets im Unterricht verwenden. Die Krise war hier ein enormer Impuls in die richtige Richtung. Elektronische Geräte sind nicht nur das böse Spielzeug, mit dem sich Kinder stundenlang beschäftigen. Vielmehr können sie – richtig eingesetzt – ein großen Mehrwert darstellen und als Ergänzung zum Unterricht dienen”, sagt er.

Home-Office und Home-School unter den Hut bringen

“Die Herausforderungen waren hier eher, die sonst so gewohnte Betreuung der Kinder in den Schulen auch selbst zu Hause übernehmen zu müssen. Und das meist auch noch neben dem eigenen Job in Form von Home-Office. Sobald die Schulen aber wieder öffnen, denke ich, dass wir den wahren Vorteil von ‘e- learning’ erkennen werden” , so Stracke weiter: “Die Kinder sind am Vormittag in der Schule und können trotzdem nachmittags ihre Hausaufgaben digital erledigen, digital abgeben und hochladen. Sie haben in der Krise gelernt, wie es geht”.

Tutora als “postsekundäre Bildungseinrichtung”?

Das komplett eigenfinanzierte Projekt hat sich nun zum ambitionierten Ziel gesetzt, durch Zertifizierungen eine sogenannte “anerkannte, postsekundäre Bildungseinrichtung” zu werden. Stracke dazu: “Sobald wir diesen Status erlangen, dürfen wir akkreditieren, also ETC-Punkte für unsere Kurse vergeben. Es ist zwar noch ein steiniger Weg mit vielen Hürden bis dorthin, aber nichts ist unmöglich”.

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Hera (c) Microsoft

Seit Jahrzehnten erforscht die Wissenschaft unser Universum: vom ersten Schritt eines Menschen auf dem Mond bis hin zu Bildaufnahmen aus den Tiefen des Alls. Obwohl die Faszination für den Weltraum groß ist, sprengt der Kosmos mit seiner Größe und Komplexität zugleich unsere Vorstellungskraft.

Genau hier setzt Microsoft Österreich mit seinem neuen Weltraumprojekt an. Die im Oktober gestartete Hera-Mission hat das Ziel, die Erde vor potenziellen kosmischen Bedrohungen zu schützen. Darüber hinaus bringt sie mit dem interaktiven Hera Space Companion eine KI-gestützte Plattform, die Echtzeiteinblicke in das Weltall liefert und so das Wissen und die Begeisterung für den Weltraum in die breite Öffentlichkeit trägt.

Hera soll Asteroide abwehren

Im Oktober dieses Jahres startete Microsoft Österreich gemeinsam mit der Raumfahrtagentur JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) und der NASA (National Aeronautics and Space Administration) das Hera-Projekt. Ziel des Projekts ist der Aufbau eines planetaren Verteidigungssystems, um die Erde vor potenziellen Asteroideneinschlägen zu schützen. Laut Microsoft handle es sich bei Hera um die weltweit erste Testmission zur Abwehr von Asteroiden – auch bekannt als „Planetary Defense“.

Das Hera-Projekt basiert auf den Erkenntnissen der NASA-DART-Mission von 2022, die erfolgreich zeigte, dass Asteroiden gezielt von ihrer Bahn abgelenkt werden können. Mit diesem Wissen entwickelt Hera technologische Lösungen, um Asteroidenabwehr in die Praxis umzusetzen. Zudem wird das Projekt erstmals ein binäres Asteroidensystem detailliert erforschen und so neue wissenschaftliche Einblicke liefern.

Microsoft: “Beginn einer neuen Ära im Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse”

Das Hera-Projekt verfolgt nicht nur das Ziel der planetaren Verteidigung, sondern soll auch der breiten Öffentlichkeit Zugang zu den Erkenntnissen der Weltraumforschung ermöglichen. Gemeinsam mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Impact AI und Terra Mater Studios entwickelte Microsoft dafür einen interaktiven KI-Assistent. Microsoft beschreibt dies als den „Beginn einer neuen Ära im Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse“.

Der sogenannte Hera Space Companion nutzt Künstliche Intelligenz, um Raumfahrt für alle erlebbar zu machen. Nutzer:innen können sich direkt mit dem virtuellen Assistenten austauschen, Entdeckungen in Echtzeit verfolgen und Einblicke in die Weltraummission gewinnen. Auf diese Weise bringt der Hera Space Companion wissenschaftliche Erkenntnisse zugänglich an die Menschen.

“Hera stellt eine neue Form der Wissenschaftskommunikation dar,“ sagt Markus Mooslechner, Konzeptentwickler bei Terra Mater Studios. „Sie bringt die Faszination der Raumfahrt direkt zu den Menschen und verwandelt den Zugang zur Wissenschaft in ein gemeinsames Erlebnis, das alle nachvollziehen können”.

KI-Plattform liefert neuesten Erkenntnisse der Weltallforschung

Die KI-Plattform des Hera Space Companion basiert auf Microsoft Azure. Bei der Verarbeitung der Anfragen greift der Raumfahrt-Assistent auf die aktuellsten wissenschaftlichen Daten der ESA zu. So werden präzise und aktuelle Antworten gewährleistet, die direkt auf den neuesten Erkenntnissen der Weltraumforschung basieren.

„Mit Hera haben wir gezeigt, dass Wissenschaft für alle zugänglich und spannend sein kann”, sagt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich. “Dieses Projekt zeigt, dass KI nicht nur Lösungen für die Herausforderungen von heute bietet, sondern auch das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Wissen erwerben und teilen, grundlegend zu verändern“.

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Tutora-Gründer zu Corona-Hilfe: “Wir sind Unternehmer, keine Bittsteller”

  • Tutora bietet Nachhilfekurse als Vorbereitung für Prüfungen an der TU Wien.
  • Die Kurse sind für die Studienrichtungen Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und Verfahrenstechnik ausgelegt.
  • “Unsere Kunden sind hauptsächlich Studenten und unsere Kurse finden in einer Schule statt, in der wir uns einmieten”, erklärt der Founder: “Geplante Kurse konnten wegen Corona nicht stattfinden oder schon begonnene Kurse wurden abgebrochen.
  • Als Unternehmer muss man eben kreativ sein, rasch handeln und neue Lösungen für aktuelle Probleme finden.

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