03.02.2022

TTTech aus Wien wird Unicorn: 250 Mio. Euro Investment von Aptiv und Audi

Das Wiener Automotive-Software-Scaleup TTTech will mit dem Kapital das Produktportfolio ausbauen und die Internationalisierung vorantreiben.
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TTTech
TTTech-Gründer Georg Kopetz | (c) TTTech

Spätestens seitdem Samsung 2017 mit 75 Millionen Euro beim Wiener Software-Scaleup TTTech einstieg ist klar, dass das Unternehmen das Potenzial hat, in seinen Kernbereichen, vor allem Technologie für autonomes Fahren, Teil der Weltspitze zu werden. Dies wurde nun noch einmal deutlich untermauert. Mit einem 250 Millionen Euro-Investment durch den an der New Yorker Börse notierten irischen Autozulieferer Aptiv, der 200 Millionen investiert, und Bestandsinvestor Audi (weitere 50 Millionen Euro), wird die Automotive-Sparte des Unternehmens, TTTech Auto, zum Unicorn. Die genaue Bewertung wurde nicht bekanntgegeben. Die Transaktion unterliege der Zustimmung der zuständigen Behörden und sei voraussichtlich innerhalb der nächsten zwei Monate abgeschlossen, heißt es in einer Aussendung.

Kapital fließt in drei Bereiche

Aptiv, Audi und TTTech Auto haben bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet: Die drei Unternehmen haben gemeinsam am zentralen Fahrerassistenz-Steuergerät von Audi für autonomes Fahren gearbeitet. Das Investment werde es TTTech Auto nun ermöglichen, die Entwicklung dreier strategisch wichtiger Bereiche zu beschleunigen, heißt es vom Unternehmen: “Ausbau des Produktportfolios für Automobilhersteller und deren Technologiepartner, internationale Expansion in wichtige Regionen sowie strategische M&A-Aktivitäten und Investitionen in die Produktentwicklung”.

Konkret soll die Finanzierung vor allem in das Flagship-Produkt “MotionWise”, einer Sicherheits-Softwareplattform für das hochautomatisierte Fahren, fließen. Die Plattform soll Automobilhersteller dabei unterstützen, die Entwicklungszyklen softwarebasierter Autos zu verkürzen und gleichzeitig die Sicherheit über alle Funktionen zu garantieren. Derzeit sind bereits rund zwei Millionen Autos mit MotionWise ausgerüstet. Die Sicherheitsplattform wird als offene, modulare und standardbasierte Plattform geliefert. Spezielle Tools ermöglichen es in Zukunft Automobilherstellern den Softwareentwicklungsprozess wesentlich zu beschleunigen, von der Konzeptionsphase bis zur Serienproduktion, einschließlich Over-the-Air-Updates nach Fahrzeugkauf.

TTTech Auto CEO Kopetz: “globalen Fußabdruck weiter vergrößern”

“Die nächsten Jahre werden durch den Übergang von Automatisierung zu teilautonomem Fahren und der Evolution zum softwaredefinierten Auto entscheidend sein für die Industrie. Mit MotionWise unterstützen wir diese Industrietransformation als unabhängiges Unternehmen mit der am weitest entwickelten Sicherheitssoftwareplattform auf dem Markt. Diese Finanzierung wird unsere Position als führendes Unternehmen im Bereich Automotive-Sicherheitssoftware stärken und unseren globalen Fußabdruck weiter vergrößern”, kommentiert Gründer und CEO Georg Kopetz.

Zudem wolle man mit der Finanzierung das Wachstum in bestimmten Schlüsselregionen forcieren: “In den nächsten Jahren plant TTTech Auto hunderte zusätzliche High-Tech-Jobs zu schaffen, mit einem Fokus auf Asien”, heißt es in der Aussendung. In China ist TTTech Auto bereits Teil des Joint-Venture-Unternehmens Technomous, das gemeinsam mit der SAIC Motor Corporation, dem größten chinesischen Autohersteller, betrieben wird. Für das angestrebte Wachstum werde man Personen in den Bereichen Software und Safety Engineering, strategisches Produktmanagement und Business Development in Europa, Nordamerika und Asien einstellen. Zudem werde man weiterhin eine M&A-Strategie mit Fokus auf komplementäre Produkte, Technologien und Services verfolgen.

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Grow geht in die vierte Runde: am Bild Jakob Detering und Harald Breit
Jakob Detering und Harald Breit | (c) Impact Hub/Zeman Photography / Deloitte/feelimage

Bereits zum vierten Mal unterstützt das Beratungsunternehmen Deloitte gemeinsam mit dem Impact Hub heimische Startups mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsideen.

Nach einer Bewerbungsphase stehen die sechs Finalist:innen von „Grow“ nun fest. Sie starten jetzt in einen halbjährigen Inkubationsprozess. Auf die besten zwei Jungunternehmen warten im Juni 2025 insgesamt EUR 15.000,- Preisgeld sowie 100 Pro-Bono-Beratungsstunden von Deloitte.

Grow: Das sind die Finalist:innen

“Im Rahmen von Grow fördern wir schon seit Jahren Jungunternehmer:innen mit nachhaltigen und sozialen Geschäftsideen. Wir waren stets begeistert vom Pionier- und Innovationsgeist der jungen Menschen. Auch heuer sind zahlreiche vielversprechende Ideen dabei. Wir freuen uns, die sechs ausgewählten Teams in den kommenden Monaten zu begleiten”, erklärt Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich.

Sonnig

Zu den diesjährigen Finalist:innen zählt das Startup SonnigDie App ermöglicht es Unternehmen, ihren Mitarbeitenden erneuerbare Energie, als Corporate-Benefit zur Verfügung zu stellen. Damit soll auf beiden Seiten Kosten gespart und gleichzeitig die Energiewende vorangetrieben werden.

Les Ensembles

Das KI-Startup Les Ensembles fokussiert auf den nachhaltigen Gebrauch von Kleidung. Die KI-App erstellt ihren Nutzer:innen individualisierte Outfit-Vorschläge und verhindert so, dass bereits gekaufte Kleidung aus dem eigenen Schrank frühzeitig im Müll landet. Zudem verbindet sie Anwender:innen mit umweltfreundlichen Marken und Secondhand-Labels.

STURC

Das Startup STURC stellt Holzplatten aus Kaffeeabfällen her. Die ressourcenschonende und nachhaltige MDF-Alternative(Anm.: mitteldichte Holzfaserplatte) ermöglicht es Holzplatten-Produzenten, Möbel-Giganten und Instantkaffee-Herstellern Kosten zu sparen und die Kreislaufwirtschaft zu fördern. 

CELLOgics

CELLogics möchte mit „TranSphere“ künftig eine kosteneffiziente, nachhaltige und verschlankte Lösung für den weltweiten Versand von Zellproben anbieten. Voluminöse Verpackungen, die gekühlt werden müssen, sollen damit abgelöst werden. 

Social Cooling

Ebenfalls im „Grow“-Finale steht das Jungunternehmen Social Cooling, das mit „TerraBreeze“ eine umweltfreundliche „Plug-and-Play“-Klimaanlage erschaffen hat, die 40 Prozent weniger Strom verbraucht als herkömmliche Geräte. Ihre Zielgruppe sind vor allem Büros und öffentliche Räume. 

Smiling Food

Das Startup Smiling Food arbeitet an der Marktreife des ersten Baukastensystems für Zuckeralternativen. Mithilfe von Datenwissenschaft, Prozessinnovation und Anwendungstechnologie sei es gelungen, die Eigenschaften von Zucker 1:1 nachzubauen.

So geht es jetzt weiter

Auf die sechs Startups warten nun arbeitsintensive Wochen, in denen die Businesspläne weiterentwickelt und geschäftstauglich gemacht werden sollen. “Wir freuen uns sehr darauf, den Jungunternehmer:innen in dieser wichtigen Zeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wir sind überzeugt, dass ihre Ideen künftig eine wichtige Basis für eine grünere Zukunft sein werden”, so Jakob Detering, Geschäftsführer des Impact Hub Vienna.
 
Nach dem Acceleration-Programm pitchen die Finalist:innen ihre Konzepte vor einer externen Jury, die am Ende die beiden Gewinner-Teams kürt.
 

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