25.11.2019

Flightshaming? 19-jähriger Niederösterreicher gründet Reisebüro für Zugfernreisen

Nicht zuletzt wegen der Fridays for Future-Bewegung versuchen immer mehr Menschen, Flugreisen zu vermeiden - Stichwort: Flightshaming. Ein 19-jähriger Niederösterreicher und sein Vater wollen mit ihrem Unternehmen Traivelling auch für Fernreisen ein bislang nicht vorhandenes Zugreise-Angebot schaffen.
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Elias und Matthias Bohun von Traivelling bei der Prämierung der besten Geschäftsidee Niederösterreichs 2019
(c) Daniela Matejschek: Elias und Matthias Bohun von Traivelling bei der Prämierung der besten Geschäftsidee Niederösterreichs 2019

Die umfassende Diskussion, die Greta Thunberg mit ihrer Atlantik-Überquerung auslöste, zeigt schon recht klar: Auf das Flugzeug (nicht) zu verzichten, ist eine hoch emotionale Angelegenheit – Stichwort: Flightshaming. Dabei liegt die Problematik auf der Hand: So haben etwa Inlandsflüge in Deutschland zwischen sieben und zehn mal höhere CO2-Emissionen als Zugreisen zwischen denselben Destinationen. Auf diesen Kurz- bis Mittelstrecken ist es auch verhältnismäßig einfach und mit relativ wenig zusätzlichem Zeitaufwand verbunden, auf den Zug umzusteigen. Anders ist es bei Fernreisen. Der 19-jährige Wiener Elias Bohun will gemeinsam mit seinem Vater Matthias mit Traivelling nun ein entsprechendes Angebot liefern.

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Mit dem Zug nach Hanoi

Begonnen habe das Ganze mit einer Vietnam-Reise, wie Bohun der Tageszeitung “Der Standard” erzählt. Nach der Matura stornierte der 19-jährige, der selbst als Klimaaktivist aktiv ist, einen bereits mit seiner Freundin gebuchten Flug nach Hanoi – aus “Flugscham”. Der neue Plan: Er wollte mit dem Zug fahren. Doch das Unterfangen erwies sich als kaum weniger kompliziert, als seine Umgebung ihm angekündigt hatte. Immerhin: Es war nicht, wie befürchtet, “unmöglich” – Bohun schaffte es mit erheblichem Aufwand. So ließ er sich etwa mehrfach Tickets für Anschlusszüge von Personen in Hotels hinterlegen, die er über das Internet kennengelernt hatte.

Traivelling: Start im Dezember?

Einige Monate später und nach dem Zivildienst beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ) will Bohun derartige Individual-Zugfernreisen nun einer breiteren Masse zugänglich machen – mit deutlich weniger Aufwand für die Reisenden. Gemeinsam mit seinem Vater gründete er das Reisebüro Traivelling, mit dem er im Dezember die Arbeit aufnehmen will – “wenn alles gut geht”. Derzeit baue man ein Vertriebsnetz mit regionalen Bahnticket-Agenturen in Europa und Asien auf, erzählen die beidem dem Standard. Auch mit den ÖBB gebe es bereits Gespräche über eine Aufnahmen als Partner ins Ticket-Distributionssystem. Zuletzt holte sich das Vater-Sohn-Gründerduo der ersten Platz als beste Geschäftsidee Niederösterreichs 2019 der Bezirksblätter Niederösterreich mit Unterstützung von riz up, NÖBEG und der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Abenteuer statt Flightshaming

Neben der Organisation der Züge kümmert man sich übrigens auch um die Aufenthalte in den Zwischendestinationen. Am Ende bleibt eine Zugfernreise freilich ein zeitaufwändiges unterfangen. Nach Hanoi etwa dauert es acht Tage. “Es geht ja gerade darum, unterwegs etwas zu sehen. Und anders als bei einem Fernstreckenflug hat die Seele im Zug eine Chance, hinterherzukommen”, sagt Vater Matthias Bohun dazu gegenüber dem Standard. Eines müssen Kunden des neuen Reisebüros jedenfalls nicht befürchten: Flightshaming.

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Die Augenpads von Aurox und der Lautsprecher von Loutd holten den European Product Design Award | (c) Aurox/The Renderers / Loutd/Joachim Otter

Wirklich stark war Österreich beim European Product Design Award 2024, dessen Sieger vergangenes Jahr präsentiert wurden, nicht vertreten. Mehrere Hundert Projekte wurden ausgezeichnet, davon nur drei heimische – wohlgemerkt muss man auch eigenständig einreichen, um eine Chance auf den Sieg zu haben. So schwach die Bilanz aber auch für ganz Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ausfällt, so stark ist für die steirische Hauptstadt Graz: Mit den Startups Aurox und Loutd sowie einem Projekt der FH Joanneum kommen nämlich alle drei heimischen Preisträger von dort.

Award für “Temprastones”-Augenpads von Aurox

Aurox holte sich den European Product Design Award mit seinen “Temprastones”, über die brutkasten erst kürzlich berichtete. Die elektrischen Augenpads sollen aber nicht nur mit dem Design, sondern vor allem mit ihrer Funktionalität punkten. Sie sollen gezielt Wärme und Kälte auf die dünne Haut im Augenbereich anwenden lassen, was die Durchblutung und Hautstraffung fördern und damit einen Anti-Aging-Effekt erzeugen soll. Die Keramik-beschichtete Augenpads werden dabei auf rund 44 Grad Celsius erhitzt, um die Permeabilität der Haut zu erhöhen. Dagegen soll die kühlende Wirkung bei rund 14 Grad Celsius Schwellungen reduzieren. Damit sollen Produkte für die Morgen- und Abendpflege vereint werden.

Loudt holt sich Award mit Lautsprecher “Musegg”

Beim Grazer Lautsprecher-Startup Loutd, spielt das Design eine zentrale Rolle, wie Gründer Jürgen Seidler 2023 gegenüber brutkasten erklärte: “Wir wollen ein Produkt herstellen, dass man auch gerne im Wohnzimmer stehen hat und elegant aussieht.” Mit dem European Product Design Award wird dieses Ziel untermauert. Punkten soll der eiförmige Lautsprecher “Musegg” aber natürlich auch mit seiner Qualität und einem einzigartigen Feature: Das Elektronik-Modul ist austauschbar und kann somit “upgedated” werden. Damit soll das Gerät im schnellen technologischen Wandel nicht veralten und länger benutzt werden können.

European Product Design Award auch für Katheter-System von FH Joanneum

Im Projekt finGrip der FH Joanneum wurde ein Gerät entwickelt, mit dem es Patient:innen deutlich leichter fallen soll, sich selbst einen Katheter anzulegen. Vor allem Personen mit verminderter Feinmotorik sollen davon profitieren und dazu in der Lage sein, die hohen Sterilitäts-Anforderungen beim Nutzen des Katheters zu erfüllen.

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