07.02.2024

TimeTac: Grazer SaaS-Unternehmen mit 10 Mio. Euro Umsatz bekommt neuen strategischen Partner

Das Grazer SaaS-Unternehmen TimeTac begrüßt Maguar Capital Partners als strategischen Partner. Zudem kommt es zu einem Führungswechsel.
/artikel/timetac-grazer-startup
Das TimeTac-Führungstrio (v.l.n.r.): Michael Hermann, Tanja Pichlbauer und Bernd Pichlbauer (c) Anja Koppitsch Photography

Das Grazer SaaS-Unternehmen TimeTac geht eine strategische Partnerschaft mit dem Münchner Private Equity Fund Maguar Capital Partners ein. Die Partnerschaft soll Ende Jänner 2024 ausgerollt worden sein. Teile davon verstehen sich als “Reinvestment von bestehenden Anteilseignern”, heißt es in einer Aussendung. Über die Bewertung gibt es keine Angaben. Nach Angaben von Maguar Capital soll es sich um eine Mehrheitsübernahme handeln, wobei “die Gründer stark involviert” seien.

Founder geben Führung intern ab

Das bisherige Führungsteam Bernd und Tanja Pichlbauer sowie Michael Hermann bleibt dem Startup zwar erhalten, aber nicht in der Führungsebene. Hermann wird seine Position als COO abgeben und “sich ab Mitte des Jahres auf Projekte abseits von TimeTac konzentrieren”, heißt es. Indes sollen Bernd und Tanja Pichlbauer ihre operativen Tätigkeiten bis Jahresende abgeben und sich gänzlich der strategischen Ausrichtung des Unternehmens widmen.

Das Trio soll “weiterhin maßgeblich am Unternehmen beteiligt” bleiben. Die Führungsnachfolge wird der momentane Head of Growth, Christoph Lückl, als CEO übernehmen. Als CTO tritt Michael Mauthner, der aktuell als Head of Software Development tätig ist, in das Management.

TimeTac zählt 150.000 Nutzende in 30 Ländern

TimeTac wurde von Michael Hermann, Bernd Pichlbauer und Thomas Puchleitner im Jahr 2009 gegründet. Puchleitner stieg bereits in der Anfangsphase wieder aus und verkaufte seine Anteile. Tanja Pichlbauer kam vor rund drei Jahren als Gesellschafterin dazu. Das Grazer SaaS-Unternehmen bietet eine Softwarelösung zur digitalen Zeiterfassung im HR-Tech-Bereich. Ziel der SaaS-Lösung sei es indes, Transparenz in Teams zu verbessern und Effizienz in Unternehmen zu erhöhen.

Bootstrapped und zehn Millionen Euro Jahresumsatz

Derzeit zählt TimeTac 70 Mitarbeitende und über 3.800 Kund:innen in über 30 Ländern. Über 150.000 Arbeitnehmende sollen die Software täglich benutzen. 2023 erreichte TimeTac – bislang noch bootstrapped – erstmals einen Jahresumsatz von zehn Millionen Euro. Unter TimeTac-Kunden befinden sich unter anderem Runtastic, durchblicker.at oder Tractive.

Strategische Partnerschaft mit Münchner Maguar Capital

Die strategische Partnerschaft mit Maguar Capital Partners sieht sich als Reinvestment von bestehenden Anteilseignern. Dies sei bereits zweite Investment von Maguar Fund II. “Die Partnerschaft mit Maguar Capital ist für uns ein strategischer Schritt nach vorne und wird unseren Wachstumskurs dank der Expertise von Maguar im Bereich HR-Software beschleunigen”, sagt Bernd Pichlbauer, Gründer von TimeTac.

Maguar Capital hat seinen Hauptsitz in München und wurde 2019 von Matthias Ick, Gunther Thies und Arno Poschik gegründet. Der Venture Capital Fund fokussiert sich auf Investitionen in mittelständische B2B-Softwareunternehmen in der DACH-Region. Wie im Private Equity Bereich üblich, strebt Maguar Capital an, über Management-Buyouts die Mehrheit an B2B-Software-Firmen zu erlangen, heißt es auf der Website.

Investment geht in Markterschließung und Personal

Mit Hilfe der Investition und des Netzwerks von Maguar Capital soll TimeTac seine Marktposition im DACH-Raum weiter ausbauen und in neue Märkte eintreten. Zudem soll das Investment zu einer Personalerweiterung führen: Bis Ende des Jahres sollen 90 Mitarbeitende am Grazer Standort des SaaS-Unternehmens beschäftigt sein.

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Die beiden Co-Founder Maximilian Obwexer, (CEO) und Lukas Waldner (COO) | Foto: 21energy

Wer Bitcoins mined, produziert mit Hochleistungscomputern normalerweise sehr viel Wärme. In großen Rechenzentren müssen die Computer zusätzlich gekühlt werden. Aber warum die Abwärme nicht einfach zuhause zum Heizen nutzen? Das hat sich Maximilian Obwexer gefragt – und sich einfach einen Prototypen gebaut. Daraus entstanden ist das Startup 21energy, das er gemeinsam mit Lukas Waldner im November 2022 gegründet hat.

Im vergangenen Jahr haben sich die Founder für ihr Unternehmen 1,12 Millionen Euro Investment gesichert. In der heutigen Folge “2 Minuten 2 Millionen” haben sie nun eine weitere Investment-Zusage in Höhe von 1,25 Millionen Euro erhalten.

21energy nutzt Energie doppelt

“Wir haben eine zweidimensionale Energienutzung. Wir verbrennen nicht nur einen Energieträger, um Wärme zu erhalten, sondern wir nützen ein Abfallprodukt aus den Rechenzentren und machen es zu einem Hauptprodukt und haben so eine Effizienzsteigerung”, erklärt Obwexer die Grundlage seines Geschäfts im Gespräch mit brutkasten.

Abgesehen von den Hashboards, den Chips für die Bitcoin-Miner, produziert das Unternehmen alles in Tirol. Den Bitcoin-Miner könne man auch ohne Vorkenntnisse aufsetzen: “Man stellt sich einfach einen Bitcoin-Heizkörper ins Wohnzimmer, schließt den bei einer normalen Steckdose an den Strom an und verbindet sich dann mit unserer App.” Obwexer nennt die Geräte “eine eigene kleine Gelddruckmaschine”.

Leiser als ein Kühlschrank

Der “Ofen Pro”, der am meisten Bitcoins produziert, erzeugt im Vierjahresschnitt 26 Cent in Bitcoin und eine Kilowattstunde Wärme – pro Kilowattstunde Strom. “Wir haben keinen Leistungsverlust durch die Rechenleistung”, sagt Obwexer. Die Kund:innen würden zwar deutlich mehr Strom verbrauchen, gleichzeitig aber durch das Mining Gewinne erwirtschaften und sich das Geld für andere Heizmittel, meist fossile Brennstoffe, sparen.

Die größte Herausforderung in der Herstellung: Bitcoin Miner sind normalerweise so laut wie Motorräder. Obwexer und sein Team haben es geschafft, die Heizung leiser als einen Kühlschrank zu machen. Bis jetzt verzeichnet 21energy 4.000 Bestellungen – in 37 Ländern.

21energy steigert Unternehmensbewertung

Finanziert hat Obwexer das Unternehmen anfangs einerseits mit Gewinnen aus seiner Werbeagentur. Zusätzlich schloss das Startup Work-for-Equity-Deals ab. “Wir haben uns vier Gesellschafter ins Boot geholt, die Agenturdienstleistungen im Wert einer halben Million Euro erbracht haben”, sagt Obwexer.

Das erste finanzielle Investment stellte im vergangenen Jahr die Soveco GmbH – brutkasten berichtete. Das Unternehmen setzte 1,12 Millionen Euro in Bitcoin für 16 Prozent der Firmenanteile ein. Das ergibt eine Unternehmensbewertung von sieben Millionen Euro.

In der Startup Show “2 Minuten 2 Millionen” erhielt 21energy nun eine Investment-Zusage von Mathias Muther. Im Raum stehen 1,25 Millionen für 10 Prozent der Firmenanteile. Die Unternehmensbewertung liegt aktuell entsprechend bei 12,5 Millionen Euro. Zurzeit befindet sich der Deal noch im Due-Diligence-Prozess. Die finalen Unternehmensanteile könnten sich entsprechend noch ändern, sagt Obwexer.

Markteintritt in den USA geplant

Im vergangenen Herbst stand für das Startup die Expansion nach Skandinavien im Fokus. Die verläuft bisher allerdings eher schleppend. “Wir haben über den Winter Verkäufe in den skandinavischen Ländern gemacht, allerdings deutlich weniger, als wir uns erhofft haben”, erzählt Obwexer. Nun seien lokale Ansprechpartner:innen in Norwegen geplant, um die Verkaufszahlen zu steigern.

Mit dem “2 Minuten 2 Millionen”-Investment soll der Markteintritt in den USA gelingen. “Für die USA brauchen wir eine richtig große Kriegskassa”, sagt Co-Founder Obwexer. Marketing, die Steigerung des Produktionsvolumens und die technische Anpassung an die Stromspannung in den USA sind bereits in Arbeit.

Stabilisierung der Stromnetze mit Bitcoin-Minern

Ein weiteres großes Projekt von Obwexer ist die Stabilisierung der österreichischen Stromnetze mit negativer Regelenergie. Konkret bedeutet das: Gibt es überschüssige Energie im Stromnetz, nutzt 21energy sie für Bitcoin-Mining. Das könne das Unternehmen wegen des Bitcoin-Gewinns vergleichsweise günstig anbieten – und so die Netzkosten für alle senken.

Die Zukunft der Bitcoin-Heizung

Generell hat Obwexer mit dem Startup große Pläne. “Aktuell sind wir Weltmarktführer bei Bitcoin-Heizungen. Und sollte unsere These stimmen, dass das die wichtigste Heizmethode der Zukunft ist, kann man sich ausrechnen, wie groß wir dieses Potential einschätzen. Wir haben die Ambition, daraus ein Milliarden-Unternehmen zu machen.” Mit 21energy will Obwexer zu einer schnelleren und günstigeren Energiewende beitragen.

Laut dem Co-Founder hat das Unternehmen im zweiten Geschäftsjahr zwei Millionen Euro Umsatz gemacht – das entspreche einem Umsatzwachstum von fast 400 Prozent. Und auch die Anzahl der Mitarbeiter:innen wächst: Aktuell beschäftigt 21energy 16 Vollzeitäquivalente, vier Personen wurden gerade erst eingestellt. Vier weitere Personen suchen Obwexer und sein Team schon wieder.

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