17.03.2023

PwC-Partner Hladky: Das sind meine Learnings vom SXSW 2023

Gastbeitrag. In den nächsten Jahren wird sich der technologische Wandel rasant beschleunigen, berichtet PwC-Partner Andreas Hladky vom US-Tech-Festival SXSW, das noch bis Sonntag in Austin stattfindet.
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Andreas Hladky, Partner und Digital Consulting Leader bei PwC Österreich
Andreas Hladky, Partner und Digital Consulting Leader bei PwC Österreich | Foto: PwC Österreich/GalinaSt - stock.adobe.com

Was immer man öfter macht, wird zur Routine, man gewöhnt sich daran, es kann einem im Guten wie im Schlechten nicht mehr wirklich überraschen. In meinem Leben gibt es zu dieser Regel eine Ausnahme: SXSW (South by Southwest), die größte Technologie- und Transformationskonferenz der Welt, die gerade in Austin, Texas, stattfindet.

245.000 Besucher, also alles was im Technologie- und Kreativbereich Rang und Namen hat, bespricht im neuen Innovationsmekka Amerikas so gut wie jedes Thema von Artifical Intelligence (AI) bis Extended Reality (ER).

Die Konferenz dient auch zahlreichen Unternehmen als Launchpad für Produkte und Services. Twitter und Foursquare wurden hier der Welt vorgestellt, heuer waren es der Release von GPT-4 und die Veröffentlichung des neuesten Bildes, das die NASA vom James-Webb-Teleskop gesendet bekam (allein dieses Bild war die Reise wert).

GPT und AI verändern alles

Mitten in die Konferenz platzte nicht nur die Nachricht vom Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, sondern auch der bemerkenswerte Vorstoß im Bereich bildgebender Verfahren: Im Zuge des Trainings einer AI-Diagnostiklösung wurde bei einer Patientin Brustkrebs vier Jahre vor seinem Auftreten erkannt.

Tenor auf allen Podien war somit auch, dass AI nicht erst in der Zukunft, sondern schon jetzt zu einem grundlegenden Wandel der Wirtschaft und Gesellschaft beitragen wird. Diesen Wandel aus ethischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Perspektive heraus zu managen, sei die große Aufgabe unserer Zeit, meinte auch Open-AI-Founder Greg Brockman beim SXSW-Eröffnungspanel.

Die XR-Revolution

Fast ebenso spannende Durchbrüche gibt es im Bereich Extended Reality. Auch wenn Hardware und Headsets immer noch nicht dort sind, wo Endkonsumenten sie sich wünschen würden (wir alle warten gespannt auf das gerüchteweise heuer erscheinende Apple Headset), gab es bei der SXSW viele spannende XR-Anwendungsfälle zu sehen.

Die XR-Revolution findet zwar derzeit eher im B2B-Bereich statt, doch mit VR-Installationen wie „JFK“ wurde eindrucksvoll präsentiert, welches Potential XR im Bereich der Aus- und Weiterbildung hat. Ebenso spannende Fälle wurden für den Gesundheits- und Entertainmentbereich gezeigt. Im XR-Ökosystem entstehen immer mehr Unternehmen, die Tech, Entertainment und Kreativität auf eindrucksvolle Art und Weise miteinander verbinden.

Tech with a purpose

Immer mehr Startups widmen sich auch den großen Fragen unserer Zeit, Oceantech, Agetech, Climatetech – sie alle waren in Austin vertreten, arbeiten nach einer eigenen Philosophie und immer öfter auch auf Non-Profit-Basis. Profit/Nonprofit-Hybridmodelle scheinen generell in Mode zu sein: Open AI und Patagonia (welches die Eigentümer einer Stiftung schenken, deren Aufgabe es ist, den durch die Textilindustrie verursachten entstanden Schaden der letzten Jahrzehnte wieder aufzuräumen) stellten vor, wie es funktionieren könne, erfolgsorientiert zu arbeiten und dennoch „Rendite“ an Umwelt und Gesellschaft abzuliefern.

Die Zukunft ist da und wartet aufs Anpacken

Bei der SXSW wurde klar, dass Änderungen im Wirtschaftsgefüge bevorstehen, die mit denen vor Beginn der digitalen Revolution vor 20 Jahren nicht nur hohe Ähnlichkeiten haben, sondern diese wohl übertreffen werden. Somit ergibt sich heute die Chance für alle, mit spannenden Ideen und Geschäftsmodellen mitzumischen und nicht wieder abzuwarten, was andere tun, bauen oder umsetzen. Europa erhält eine zweite Chance, im Technologiesektor dabei zu sein. Hoffentlich nützen wir sie.


Über den Autor

Andreas Hladky ist Partner bei PwC Österreich und Leiter des Bereichs Digital Consulting. Davor gründete er 2008 Österreichs erstes Beratungsunternehmen für den digitalen Wandel mit Standorten in Wien, Zürich, San Francisco und Sao Paulo und ist Keynote Speaker bei zahlreichen Konferenzen wie etwa der SXSW in Texas. Hladky gilt als Experte für Business Model Transformation. Mit seinem Team unterstützt er Unternehmen aus allen Branchen bei den wesentlichen Schritten der Digitalisierung und Geschäftsmodell-Innovation.

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Exit-Jahr 2024: Das waren die größten und spannendsten Übernahme-Deals

Berichte über Startup-Exits waren bei brutkasten dieses Jahr keine Seltenheit. Doch nur wenige davon waren wirklich aufsehenerregend: ein Rückblick.
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Exit im Jahr 2024: vlonru. die Teams von Single Use Support, hokify, Eversprots und New Fluence
vlonru. die Teams von Single Use Support, hokify, Eversprots und New Fluence | (c) Single Use Support / Georg Molterer / Eversports / Clemens Lechner

Den “Traum vom großen Exit” teilen vielleicht nicht alle in der Startup-Szene, aber er gehört jedenfalls zur Startup-Welt dazu. Dieses Jahr gab es eine ganze Reihe von Startup-Verkäufen in Österreich – brutkasten berichtete über rund 25 und es dürften noch ein paar mehr gewesen sein. Doch bei weitem nicht jede dieser Übernahmen ist so ein Traum-Exit.

“2024 wird ein Jahr der Opportunities: Ich glaube, dass viele Startups bzw. Assets günstig zu haben sein werden”, sagte Business Angel Hansi Hansmann im brutkasten-Jahresrück- und Ausblick 2023 – und er sollte Recht behalten. Bei einigen der Startup-Verkäufe, über die brutkasten dieses Jahr berichtete, liegt die Annahme nahe, dass es Notverkäufe waren – in einzelnen Fällen ist das bestätigt. Andere waren zwar keine Notverkäufe, aber in ihrem (vermutlichen) Volumen ziemlich unspektakulär. Anders als etwa im ebenfalls Exit-starken Boom-Jahr 2021, als viel Kapital für den Aufkauf kleinerer Konkurrenten in den Markt gespült wurde, passiert der Verkauf in der anhaltenden Rezession häufig eher unfreiwillig.


Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres

Doch dann gab es auch einige Fälle, auf die der Begriff Traum-Exit doch zutrifft, oder die aus einem anderen Grund Aufsehen erregt haben – sei es wegen der Summe oder anderer Umstände. Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres:

Single Use Support

Es war kein Exit im eigentlichen Sinn, denn es wurden nur 60 Prozent des Unternehmens übernommen. Und auch die Summe wurde nicht genannt. Dennoch kann man mit einer gewissen Bestimmtheit davon ausgehen, dass die Mehrheitsübernahme des Tiroler BioTech-Scaleups Single Use Support im Mai der spektakulärste Deal in Österreich im Jahr 2024 war. Denn wenige Monate zuvor, im Dezember 2023, hatte es unter anderem im deutschen Handelsblatt Medienberichte über einen möglichen Exit in Milliarden-Höhe gegeben. Auf Basis dieser kolportierten Firmenbewertung kann man also von einem beachtlichen neunstelligen Deal ausgehen – selbst falls die Bewertung nicht ganz erreicht wurde.

Gründer von Single Use Support Thomas Wurm (l.) und Johannes Kirchmair (r.) sowie der damalige CEO Christian Praxmarer (m.) | (c) Single Use Support

ecosio

180 Millionen US-Dollar legte der US-Softwareanbieter Vertex im August dieses Jahrs für die Übernahme des 2013 gegründeten auf elektronischen Datenaustausch (EDI) und elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) spezialisierten Wiener Unternehmens ecosio hin. Es ist damit der größte Exit-Deal des Jahres mit bekannter Summe in Österreich. Ausgezahlt wurden zunächst allerdings “nur” 69 Millionen US-Dollar sowie 35 Millionen US-Dollar in Form von Vertex-Aktien. Der Rest der Summe ist als Gewinnbeteiligung noch an Bedingungen geknüpft.

Apeiron

Nach allen gängigen Definitionen kann Apeiron aus Wien zwar definitiv nicht mehr als Startup bezeichnet werden. Doch weil die Zyklen im BioTech-Bereich bekanntlich erheblich länger dauern und auch wegen seines Volumens, sei der Deal hier erwähnt. 100 Millionen US-Dollar ließ sich das US-Pharma-Unternehmen Ligand Pharmaceuticals das Wiener Krebstherapie-Scaleup kosten. Für das Team ging es danach gleich mit dem nächsten Startup, invIOs, das an einer weiteren Krebstherapie arbeitet, weiter.

myClubs

Ein zweistelliger Millionenbetrag, der “nicht bei zehn, aber auch nicht bei 99 Millionen Euro” liege – diese Angabe machte der deutsche Käufer Urban Sports Clubs zum Übernahmedeal des Wiener Fitness-Scaleup myClubs. Damit lässt sich der im August verkündete Exit auf jeden Fall unter die größten Übernahmen in Österreich in diesem Jahr einreihen. Am Unternehmen waren unter anderen Speedinvest, Hansi Hansmann und mySugr-Gründer Frank Westermann beteiligt gewesen. Kapitalgeber des Käufers Urban Sports Clubs war übrigens der europäische Growth Investor Verdane.

Eversports

Und noch einen Exit eines Wiener Sport-Scaleups gab es dieses Jahr. Im Oktober gab Eversports bekannt, mehrheitlich vom bereits erwähnten europäischen Growth-Investor Verdane übernommen worden zu sein. Über die Summe wurde zwar Stillschweigen vereinbart, der für die Transaktion genutzte Fonds “Edda III” investiert aber in der Regel zwischen 50 und 150 Millionen Euro. Entsprechend ist auch von einem Volumen von mindestens 50 Millionen Euro bei diesem Deal auszugehen.

Das Extenden Management Team von Eversports: Hanno Lippitsch, Stefan Feirer, Lukas Kühnert, Philipp Braunsberger sowie (v.l. – vorne): Emanuel Steininger, Ramon Bez | (c) Eversports

Cropster

Und noch einmal Verdane. Ebenfalls im Oktober wurde auch das Innsbrucker Kaffee-Scaleup Cropster, das unter anderem Starbucks zu seinen Kunden zählt, mehrheitlich vom europäischen Growth-Investor Verdane übernommen. Hier wurde ebenfalls über die Höhe des Deals stillschweigen vereinbart. Auch in diesem Fall gilt: Auf Basis des üblichen Investment-Volumens ist von einem Deal im zumindest achtstelligen Bereich auszugehen.

hokify

Für Aufsehen in der brutkasten-Community sorgte auch der Exit des Job-Plattform-Startups hokify, der bereits im Jänner verkündet wurde. Mit 40 Millionen Euro wurde eine genaue Summe für die Unternehmensbewertung genannt. Der Käufer, karriere.at, besaß jedoch bereits zuvor 85 Prozent des Unternehmens. Nach Adam Riese legte der heimische Jobplattform-Riese also zum Abschluss des bereits seit Jahren schrittweise laufenden Übernahme-Prozesses noch einmal sechs Millionen Euro auf den Tisch.

New Fluence

Im nicht genau bezifferten Millionenbereich liegt der Exit des Wiener Startups New Fluence. Für viel Aufsehen in der Community sorgte er nicht aufgrund seines Volumens, sondern wegen seiner Geschichte. Co-Founder des Startups ist Österreichs ehemals jüngster Gründer Moritz Lechner, der 2017 mit 14 Jahren sein erstes Startup gründete. Etwas mehr als sieben Jahre später zählte er mit nunmehr 21 Jahren im November gewiss auch zu den jüngsten Gründer:innen, denen hierzulande jemals ein Millionenexit gelungen ist.

Die New Fluence-Gründer Chris Pollak und Moritz Lechner mit Team | (c) Clemens Lechner

Lernsieg

Definitiv nicht zu den größten Exits des Jahres zählt die Mehrheitsübernahme von Lernsieg im Mai. Auch sie sei hier aber wegen ihrer besonderen Geschichte erwähnt. Mit 17 Jahren hatte Benjamin Hadrigan die Lehrerbewertungsapp 2019 gestartet und damit eine massive öffentliche Diskussion vom Zaun gebrochen sowie zahlreiche Klagen auf sich gezogen. Rund 70 gewonnene Verfahren und etwa 500.000 Euro Anwaltskosten später verkaufte er die Mehrheit des Unternehmens dieses Jahr bei 740.000 Euro Firmenbewertung an die erst 21-jährige Gründerin Katharina Lang.


Weitere Exits 2024 – kein Anspruch auf Vollständigkeit

Diese Liste erhebt freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei zwei weiteren Exits, über die brutkasten berichtete, ist ein Millionenbetrag als Volumen bestätigt: Mokker.ai und ShareVision. Bei anderen ist von einem Millionenbetrag auszugehen. Wieder anderen ging eine Insolvenz voraus, namentlich Zizoo und goUrban (wobei zweiteres nach der Insolvenz bereits wieder ein Millioneninvestment zur Sanierung geholt hatte).

Einige der Startups mit Exits in unbekannter Höhe zählten zudem zu den bekannteren Namen in der heimischen Startup-Landschaft, etwa Rebel Meat, Audvice, Andmetics, Swarm Analytics, Baubot (ehem. Printstones) und Bonrepublic. Weitere Übernahmen, die sich als Startup-Exits klassifizieren lassen, über die brutkasten 2024 berichtete, waren nymea, Consola.finance, Sheepblue, Iurio, GetNano, riskine, Collective Energy, Investory.io, Buildtelligent und PowerBot.

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