24.04.2023

Strykerlabs: Der vermessene Fußballer entsteht in Graz

Das steirische Startup Strykerlabs arbeitet mit großen Namen im internationalen Fußball zusammen. Dabei geht es dem Unternehmen um Daten.
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Das Team von Strykerlabs. (C) Strykerlabs
Das Team von Strykerlabs. (C) Strykerlabs

Union Berlin ist das Überraschungsteam der diesjährigen Bundesliga-Saison in Deutschland. Die Eisernen kämpfen sechs Runden vor Schluss um einen Platz in der Champions League. Einen Anteil am Erfolg dürfte dabei auch das Grazer Startup Strykerlabs haben.

Aus dem Praktikum entsteht die Startup-Idee

Im Jahr 2018 entstand beim nunmehrigen CEO Philip Klöckl erstmals die Idee für das Unternehmen. Bei einem Praktikum beim SK Sturm wurde Klöckl auf die Verbindung von Daten und sportlichen Leistungen aufmerksam.

In US-Sportarten wie beispielweise American Football sind Datenanalysen schon lange ein essenzieller Bestandteil des Trainings. Im Fußball dagegen waren diese vor einigen Jahren noch rar. Strykerlabs will diese Lücke füllen.

Die Software von Strykerlabs (C) Strykerlabs

Mit seiner Software will das steirische Startup Fußballteams dabei unterstützen, aus Daten die richtigen Schlüsse zu ziehen. “Man kann in unsere Software sämtliche Daten wie unter anderem Laktatwerte, Alter der Spieler, verheilte Verletzungen, Herzfrequenz und viele weitere Parameter eingeben und der Algorithmus berechnet ein Belastungsprofil”, erzählt CEO Klöckl im brutkasten-Gespräch.

Strykerlabs – ein Doppelpass zwischen Sport und Technik

Die Software von Strykerlabs simuliert schon vor dem eigentlichen Trainingsbeginn Belastungen und kalkuliert Verletzungsrisiken. Die Software könnte laut Angaben des Unternehmens die Wahrscheinlichkeit von Muskelverletzungen um bis zu 70 Prozent reduzieren.

Das Team von Strykerlabs, das hauptsächlich aus Sportwissenschaftler:innen und Informatiker:innen besteht, verspricht seinen Kund:innen gezielte Analysen und treffsichere Vorhersagen. Nach dem man 2020 eine FFG-Förderung erhielt, starteten auch die ersten Kooperationen mit Vereinen.

Der WAC, der LASK und der TSV Hartberg waren die ersten österreichischen Bundesligisten, die auf die Dienste von Strykerlabs vertrauten. “Mittlerweile nutzen neun Teams in Österreich unsere Software, manche in einem Test-Abo, manche als fixe Größe in ihrem Training”, sagt Business-Development-Verantwortliche Valentina Putz.

Das Produkt vermarktet sich gut. “Viele Vereine sind über ihre Athletiktrainer im ständigen Austausch, so verbreitet sich auch unsere Software”, so Klöckl. Die Konkurrenz, die hauptsächlich aus Übersee nach Europa kommt, habe man derzeit gut in Schach gehalten. Laut Klöckl haben sich einige Konkurrenzfirmen nämlich bereits wieder aus der von Strykerlabs dominierten DACH-Region zurückgezogen.

Prominente Kunden fahren Erfolge ein

Das steirische Startup hat den Sprung über die Ländergrenzen schon geschafft. Neben den Grasshoppers aus Zürich ist auch die eingangs erwähnte Erfolgsmannschaft von Union Berlin mit der Grazer Software auf Erfolgskurs.

Union hat es in dieser Saison nicht nur auf Rang drei in der deutschen Bundesliga geschafft. Die Eisernen aus der Hauptstadt konnten ihre Verletzungsquote in dieser Spielzeit um 70 Prozent zu verringern. “Natürlich ist das nicht nur unser Verdienst, aber wir haben sicher einen Anteil”, so Putz.

Die Software von Strykerlabs (C) Strykerlabs

Während Union Berlin von der Champions League träumt, sind die Ziele von Strykerlabs klar definiert. “Unser Ziel ist es als Brand weiterzuwachsen und langfristig den Fußballmarkt in Europa im Bereich Datenanalyse zu dominieren”, sagt Klöckl.

Investoren gibt es bisher keine. Nach der ausgelaufenen FFG-Förderung versuchte sich das Startup breiter aufzustellen und mit einer Förderung der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft vom wissenschaftlichen Aspekt weiter zu wachsen. Insgesamt würden bereits 25 Teams in Europa mit dem Strykerlabs arbeiten und somit den Fußball vermessen. “Wenn wir dann nach England in die Premier League gehen, wären auch Investoren wohl ein Thema”, blickt Klöckl in die Zukunft.

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Heizma-Co-Founder Alexander Valtingojer im Pitch bei 2 Minuten 2 Millionen | © Puls 4/Gerry Frank

Im März 2024 gegründet, im Dezember desselben Jahres bei 70 Mitarbeiter:innen und einem Auftragsvolumen von rund zehn Millionen Euro. Mit diesem Rekordtempo in Sachen Wachstum schlug das auf Wärmepumpen- und Photovoltaik-Installationen spezialisierte Wiener Startup Heizma von Alexander Valtingojer, Michael Kowatschew und Valentin Perkonigg vergangenes Jahr große Wellen in der heimischen Szene – Kowatschew wurde von den brutkasten-Leser:innen auch zum “Innovator of the Year” gekürt.

Gebootstrappt aus Überzeugung

Besonders beeindruckte der Umstand, dass das Unternehmen dieses Wachstum schaffte, ohne ein Investment aufgenommen zu haben, also im Startup-Jargon “gebootstrappt” ist. Und das durchaus aus Überzeugung, wie die Gründer im September im brutkasten-Video-Talk erklärten.

Ging es Heizma vor allem um die mediale Reichweite?

Insofern kann es durchaus überraschen, dass Heizma kommende Woche am Donnerstag zum Staffelstart der Puls4-Investment-Show “2 Minuten 2 Millionen” dort zu sehen ist. Ging es dabei vielleicht mehr um die mediale Reichweite, als um ein Investment? “Nein”, stellt Co-Founder Alexander Valtingojer gegenüber brutkasten klar. “Unter den aktuellen Investorinnen und Investoren bei ‘2 Minuten 2 Millionen’ sind mehrere, die für uns auch aus strategischer Sicht interessant sind”, sagt der Gründer.

Investoren-Neuzugang Mathias Muther etwa ist Gründer der Aerocompact-Gruppe, einem der Anbieter im Bereich Solar-Racking-Technologie, dessen Produkte teilweise von Heizma genutzt werden. Und auch Jurorin Eveline Steinberger ist als Gründerin und Investorin eine ausgewiesene Expertin im Energie-Bereich.

“Nur weil es cool ist, muss man ja kein Kapital aufnehmen”

Ist die Bootstrapping-Strategie von Heizma somit abgehakt? “Wir haben bislang gebootstrappt, weil es gut funktioniert hat. Nur weil es cool ist, muss man ja kein Kapital aufnehmen”, sagt Valtingojer. Man habe auch schon zahlreiche Investment-Angebote ausgeschlagen. Und er fügt an: “Es würde den meisten Unternehmen gut tun, wenn sie am Anfang ein bisschen bootstrappen – da spielt man das ganze Spiel schon ein bisschen anders.”

Man sollte jedenfalls kein Investment-Kapital aufnehmen, wenn man nicht sicher sei, dass man einen Venture-Case habe. Doch die Situation könne sich ändern und ein Investment relevant werden. “Wir haben als digitaler Installateursbetrieb mit einem sehr klassischen Unternehmen gestartet. Unter anderem mit der Übernahme von meo Energy im Jänner (brutkasten berichtete) arbeiten wir aber auch immer mehr an Software-Produkten und gehen damit stärker in die Venture-Richtung”, so Valtingojer.

“Wäre schlecht, wenn man die Investoren böse macht”

Trotz all dem spielte natürlich auch der Werbeeffekt eine Rolle für Heizmas “2 Minuten 2 Millionen”-Teilnahme. “Ich denke, kein Startup tritt bei ‘2 Minuten 2 Millionen’, ‘Höhle der Löwen’ oder ‘Shark Tank’ nur wegen der Investoren auf”, räumt der Gründer ein. Doch um die Bühne gut zu nutzen, müsse man in der Sendung eine gute Figur machen. “Es sind in der Vergangenheit in der Serie schon Startups von der Jury gebasht worden, weil sie unrealistische Deals vorgeschlagen haben”, sagt Valtingojer, “das kann auch nach hinten losgehen.”

Schließlich wolle man ja auch vom Publikum als vertrauenswürdiger Anbieter wahrgenommen werden. “Da wäre es schlecht, wenn man die Investoren böse macht. Auch medientechnisch ist es sicher am besten, wenn man in der Show ein Investment bekommt, weil das vom Publikum einfach sehr positiv aufgenommen wird”, sagt der Gründer.

Hat sich Heizma ein Investment geholt?

Hat sich Heizma also ein Investment geholt? Das darf Valtingojer freilich vor der Ausstrahlung am Donnerstag nicht verraten. Auch mit welchem Angebot das Startup in die Show gegangen ist, will er brutkasten nicht sagen. Nur so viel: “Das Angebot war ein bisschen sportlicher als in der Show üblich.” Doch der Gründer fügt an: “Bei einem VC-Fonds wäre es das nicht.”

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