16.05.2025
STARTUP-POLITIK

Storebox-Gründer Braith kritisiert Förderungen als „Rückverteilung“ – Steuern müssen runter

Am Freitag wurde im Festsaal des Wirtschaftsministeriums der Austrian Startup Monitor 2024 präsentiert. Im Rahmen der anschließenden Panel-Diskussion forderte Storebox-Gründer Johannes Braith radikale Steuererleichterungen für Unternehmen und stellte das heimische Fördersystem als „Rückverteilung“ infrage. brutkasten sprach am Rande der Veranstaltung mit Braith über seine Kritik und seine Forderung nach massiv gesenkten Lohnnebenkosten.
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Johannes Braith bei der ASM-Präsentation | (c) Tobias Gärtner

Im Festsaal des Wirtschaftsministeriums herrschte am Freitag reger Andrang: Vor vollem Haus präsentierten AustrianStartups, das WU-Gründungszentrum und das AIT den Austrian Startup Monitor 2024. Die mittlerweile siebte Ausgabe der Studie gilt als verlässliches Barometer der heimischen Gründerszene und stand heuer erstmals unter dem Schwerpunkt DeepTech.

Monitor bestätigt Reformbedarf

Die Studie basiert auf der Befragung von 665 Startup-Gründer:innen und -Geschäftsführer:innen. Nur noch 39 Prozent bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut, während 15 Prozent sie als schlecht einstufen – ein Negativrekord. Gleichzeitig bleibt der Optimismus hinsichtlich Neueinstellungen hoch: 79 Prozent planen, binnen zwölf Monaten zusätzliche Jobs zu schaffen; hochgerechnet wären das mehr als 10.000 neue Arbeitsplätze. Der Frauenanteil unter den Gründenden ist auf 22 Prozent gestiegen, liegt aber weiter unter dem EU-Schnitt. Besonders deutlich fällt eine andere Zahl aus: 62,3 Prozent der Startups fordern steuerliche Entlastungen, insbesondere bei den Lohnnebenkosten, dicht gefolgt von „weniger Bürokratie bei Förderungen“ (56,3 Prozent) (brutkasten berichtete).

Geld im Kreis schicken?

Exemplarisch für diese Stimmung äußerte sich Johannes Braith , Gründer und CEO des Wiener Logistik-Scaleups Storebox im Zuge des Events gegenüber brutkasten: „Wir haben die mit Abstand höchste Steuerlast in Europa. Der Staat nimmt Unternehmen das Geld, um es anschließend als Förderung zurückzuverteilen – das könnte man sich sparen“, kritisierte er.

Er plädiert dafür, die Abgaben auf Arbeit drastisch zu reduzieren: Neu gegründete Unternehmen sollten für ihre ersten Mitarbeiter keine Lohnnebenkosten zahlen müssen. Zugleich stellte Braith das gesamte Fördersystem zur Diskussion: „Vielleicht sollten wir weniger über neue Fördertöpfe nachdenken und stattdessen die Steuern radikal senken – dann würden Marktmechanismen besser greifen und der administrative Overhead schrumpfen.“

Die derzeitige Praxis sei „eine Rückverteilungsschleife, die Zeit und Ressourcen bindet“. Zahlen zur exakten Belastung nennt er nicht, verweist jedoch erneut auf die Lohnnebenkosten als „größten Bremsklotz“ für Neueinstellungen.

Auch bei der Internationalisierung stoßen Startups laut Braith auf Stolpersteine: „In sechs Ländern haben wir sechs verschiedene Regelwerke – ein Best-Practice-Land haben wir noch nicht gefunden. Föderalismus und unterschiedliche regionale Vorgaben machen es ebenso schwer wie die österreichische Bürokratie.“ Sein Fazit: Erst eine europaweite Harmonisierung und spürbare Entlastung bei Steuern wie Bürokratie „würden wirklich neue Arbeitsplätze schaffen“.

Zehetner kontert mit europäischer Agenda

Staatssekretärin Elisabeth Zehetner räumte bürokratische Bremsklötze ein, betonte aber Fortschritte: „Bürokratie trifft nicht nur Startups, sondern die gesamte Wirtschaft. Wir müssen den europäischen Binnenmarkt vollenden und eine echte Kapitalmarkt-Union schaffen, damit Unternehmen wachsen können, ohne sofort in die USA abzuwandern.“ Außerdem warb sie für spürbare Vereinfachungen bei Uni-Spinoffs und stellte klar, dass weibliches Unternehmertum ein Schwerpunkt der Regierung bleibe.


Aus dem Archiv: Gründen in 5 Tagen? Diese Startup-Reformen plant die Regierung

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16.06.2025

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Alleine in Österreich sind Schätzungen zufolge mehr als 150.000 Personen von Alzheimer-Demenz betroffen. In die Forschung dazu flossen in den vergangenen Jahrzehnten weltweit Milliarden – und es gab zuletzt deutliche Fortschritte. Doch es gibt auch Hürden.
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Mario Haller und Ilya Yuffa | (c) Lilly Österreich / Lilly International
Mario Haller und Ilya Yuffa | (c) Lilly Österreich / Lilly International

Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe des brutkasten-Printmagazins „Neue Welten“ als Themenpartnerschaft in Kooperation mit Lilly Österreich. Das Magazin wird exklusiv an die wichtigsten Stakeholder des österreichischen Innovations-Ecosystems zugestellt. Eine Möglichkeit zum Download findet sich am Ende des Artikels.


Es ist das vielleicht gefürchtetste Wort, wenn es um medizinische Diagnosen geht und bedeutet oft einen Schicksalsschlag: „unheilbar“. Eine der Krankheiten, die heute noch mit diesem „Label“ versehen ist, ist Alzheimer-Demenz. Doch wer sich die Medizingeschichte ansieht, weiß: Die Forschung in der Pharmazie und Biotechnologie schreitet immer weiter voran und liefert laufend Fortschritte. Auch in die Alzheimer-Forschung flossen in den vergangenen Jahrzehnten Milliardenbeträge.

„Seit rund 30 Jahren arbeiten unsere Wissenschaftler:innen mit großem Einsatz daran, eines der letzten großen Rätsel der Medizin zu entschlüsseln: die Alzheimer-Demenz. Unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in diesem Bereich gehören heute zu den umfangreichsten weltweit“, erzählt Mario Haller, Geschäftsführer von Lilly Österreich, einem auf die Erforschung neuer Therapien spezialisierten Pharmaunternehmen. In den vergangenen 35 Jahren investierte Lilly rund zehn Milliarden US-Dollar in die Alzheimer-Forschung.

„Forschung ist ein Marathon – kein Sprint“, sagt Haller. „Dahinter stehen unzählige hoch spezialisierte Fachkräfte weltweit, die über viele Jahre hinweg mit enormem Einsatz an der Entwicklung neuer Therapien arbeiten – und das in einem Feld, das von Rückschlägen, regulatorischer Komplexität und hoher Unsicherheit geprägt ist.“

Noch keine Heilung, aber Alzheimer-Forschung schreitet voran

Doch der Aufwand trägt – auch im Fall von Alzheimer – Früchte. Noch kann die Krankheit nicht geheilt werden, die Forschung schreitet aber voran. „Im Zentrum steht derzeit die Entwicklung von Wirkstoffen, die nicht nur Symptome lindern, sondern den Krankheitsverlauf verlangsamen können – insbesondere bei Menschen in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung, also mit milder kognitiver Beeinträchtigung oder milder Demenz“, so Haller.

Die Forschung verfolge dabei einen „krankheitsmodifizierenden“ Ansatz, der an den Ursachen der Alzheimerkrankheit ansetze – etwa den pathologischen Veränderungen im Gehirn, die Jahre vor den ersten Symptomen beginnen. „Ziel ist es, Patient:innen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Für viele bedeutet das mehr Zeit in Selbstständigkeit, mehr Lebensqualität – und ein Stück Hoffnung, das lange gefehlt hat“, sagt der Lilly-Österreich-Chef.

Zulassung in Europa als erhebliche Hürde

Doch wie er bereits angedeutet hat, ist es mit Durchbrüchen in der Forschung alleine noch nicht getan. Die Zulassung stellt eine weitere erhebliche Hürde dar – vor allem in Europa. So wurden zuletzt zwei neue Alzheimer-Medikamente unterschiedlicher Anbieter in den USA, Japan und China zugelassen, erzählt Ilya Yuffa, Executive Vice President von Eli Lilly and Company und Präsident von Lilly International. In Europa sehe die Situation anders aus: „Nach einer Prüfung von erstaunlichen 26 Monaten haben die europäischen Zulassungsbehörden endlich einem dieser Medikamente nun auch die Marktzulassung erteilt“, so Yuffa.

Im Gegensatz dazu hätten die Zulassungsbehörden in Japan ihre Prüfung innerhalb von acht Monaten abgeschlossen, jene in China und den USA in jeweils etwa 13 Monaten. „Im Falle eines zweiten Medikaments, das von meiner Firma Lilly entwickelt wurde, empfahl das CHMP (Anm.: Ausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur) 20 Monate nach der Einreichung unseres Antrags, es überhaupt nicht zuzulassen – obwohl die Zulassungsbehörden in zehn anderen Ländern dies bereits getan haben. Millionen Menschen in Europa, die unter dieser unaufhaltsamen und tödlichen Krankheit leiden, werden weiter warten müssen.“

Diese Verzögerungen würden das Ziel der Europäischen Kommission untergraben, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu verbessern, meint Yuffa. Es brauche daher häufiger beschleunigte Zulassungsverfahren – in der Reaktion auf die Covid-19-Pandemie habe die EU durchaus bewiesen, dass eine schnelle, transparente und effiziente Zulassung möglich sei.

Einer von vielen Bausteinen

Doch allzu sehr beirren lassen will man sich in der Forschung auch dadurch letztlich nicht. Im Gegenteil: Technologische Entwicklungen wie etwa in der künstlichen Intelligenz versprechen zusätzliche Beschleunigung. Die Technologie bleibe aber einer von vielen Bausteinen, betont Haller: „Immerhin ist die Wirkstoffentwicklung ein zutiefst interdisziplinärer Prozess. Es braucht Expert:innen für KI ebenso wie Zellbiolog:innen, Chemiker:innen und Pharmakolog:innen. KI kann vieles beschleunigen – aber sie ersetzt nicht, was unser Handeln leitet: wissenschaftliche Sorgfalt, menschliche Verantwortung und das Vertrauen von Patient:innen.“

Und sei ein Medikament erst einmal entwickelt und zugelassen, sei es wiederum nur ein Baustein im Gesundheitssystem. „Gerade bei komplexen Erkrankungen wie Alzheimer sehen wir, wie entscheidend eine frühzeitige, langfristige und idealerweise kombinierte Behandlung ist. Dafür braucht es nicht nur wissenschaftlichen Fortschritt, sondern auch den Ausbau von Versorgungsstrukturen, personelle Ressourcen und ein Gesundheitssystem, das Innovation aktiv mitträgt“, so Haller.

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