28.01.2016

StartupReport.at: Runtastic. Shpock. Und wer kommt dann…?

Gastkommentar von Florian Kandler.Runtastic und Shpock sind in aller Munde. Die Gründer haben ihr Ziel erreicht und ihre Startups verkauft. Doch welche Tech Startups sind die heißesten Kandidaten für den nächsten großen Erfolg? StartupReport.at liefert die bisher vollständigste Liste der größten Finanzierungsrunden 2015 und präsentiert die Gründer hinter den Erfolgen.
/artikel/startupreport-oesterreich-2015

Vorbilder motivieren zum Gründen. Smarte, junge Menschen, denen alle Karrieremöglichkeiten offenstehen, orientieren sich oft an Erfolgsgeschichten aus dem näheren Umfeld. Auch junge Gründer, die bereits an ihrem ersten Startup basteln, stürmen Podiumsdiskussionen und Präsentationen von Erfolgsgründern und machen diese zu den beliebtesten Events in den Startup-Städten des Landes. Mit StartupReport.at möchte ich einen Beitrag dazu leisten, mehr junge Menschen für das Unternehmertum zu begeistern.

Ein Dutzend Funding-Millionäre

11 Startups aus Wien und eines aus Hagenberg haben im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro eingesammelt. Zwanzig weitere, zwischen einer halben Million und einer Million Euro. Das sind große Erfolge und eine Bestätigung des Trends des österreichischen Startup Ökosystems.

Interessant ist auch die Zusammensetzung der Investoren in diesen Finanzierungsrunden. Zum Einen holen sich überraschend viele Startups Geld aus dem Ausland (mehr dazu unten). Zum Anderen stemmen Business Angels gemeinsam auch Investments von über einer Million Euro. Ein Signal der Angel-Szene, die sich rasant entwickelt hat – dank Vorreiterinnen wie Selma Prodanovic und Erfolgs-Unternehmern wie Hansi Hansmann und Michael Altrichter.

Geld aus Europa und weltweit

Ein überraschend großer Teil der Startups angelt sich Geld aus dem Ausland. Rund zwei Drittel der Startups im Report (mit einer Finanzierung im Jahr 2015 von mindestens € 250.000) gaben an, einen relevanten Teil ihrer Finanzierungsrunde aus dem Ausland geholt zu haben.

Interessant dabei: Finanzierungsrunden von über 1 Million Euro, die mit Beteiligung von Investoren aus dem Ausland gemacht wurden, sind durchschnittlich 39% höher als bei Startups, die nur österreichische Investoren an Board holten.

Und selbst Globale Investoren steigen in Österreich ein. Cortical, Ulmon, mySugr, Firstbird und bitmovin haben es geschafft, Investoren aus dem nicht-EU-Ausland an Bord zu holen – z.B. Open Field Capital aus New York (cortical.io) oder iSeed Ventures aus San Francisco (mySugr).

Angesichts der Tatsache, wie kosmopolitisch und smart österreichische Gründer bei der Investorensuche vorgehen, relativiert sich auch die Diskussion um knappes Risikokapital in Österreich. Warum auch sollte ein Gründer aus Wien nicht Geld von Risikokapitalgebern aus dem nur 1.400 km entfernten London, dem 600 km entfernten Berlin, oder dem gar lediglich 400 km entfernten München holen? In den USA holt sich ein Startup aus Boston auch gern Geld aus dem 4.500 km fernen San Francisco, oder ein Gründer aus Austin eine Finanzierung aus dem 2.000 km entfernten Los Angeles. Amerika ist deren “Home Market” – Europa ist unserer!

Der Startup Report 2015 kann auf http://www.startupreport.at/ heruntergeladen werden. Es ist ein “Passion Project” im Rahmen meiner Selbstverpflichtung, 5% meiner Zeit an das Startup Ökosystem zurückzugeben – speziell für junge Erstmals-Gründer. Mein Engagement werde ich 2016 auf www.MilestoneHunters.com fortsetzen, wo ich mein Wissen aus 8 Jahren, 3 Gründungen und mehreren Millionen Euro Funding in 3 Finanzierungsrunden für junge Gründer abrufbar mache.

Zur Person: Florian Kandler ist Co-Founder des Reise-Startups Ulmon, das es binnen kurzer Zeit auf 15 Mio. App-Downloads brachte und Investoren wie Global Founders Capital (Oliver Samwer) an Land ziehen konnte. Ulmon ist bereits Kandlers drittes und bestimmt nicht letztes Startup. 

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Tractive, Hauster Versicherung, Insurance, Pet Cover
(c) Tractive - Michael Hurnaus, CEO von Tractive.

Er hat es bereits im Mai angekündigt und nun erreicht. Beim Pet-Tracking-Scaleup Tractive stehen aktuell 100 Millionen Euro jährlich wiederkehrender Umsatz zu Buche. Gründer Michael Hurnaus sieht mehrere Aspekte, die dem Erfolg zugrundeliegen.

Tractive: “Mitarbeiterwachstum kein Indikator”

“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

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