06.09.2017

Cem Ergün-Müller: “Wissenstransfer statt monetärer Erfolg”

Schon zum fünften Mal findet am Freitag, den 8. September 2017, in Berlin die Startupnight – ehemals Lange Nacht der Startups - statt. Mit 5000 Teilnehmern und mehr als 250 Startups aus der ganzen Welt ist sie das führenden Startup-Event in Europa, auf dem sich Startups aus den Bereichen Mobility, Energy, Communication, AI, VR, AR, Health und Fintech vor Corporates, Investoren und potenziellen Kunden präsentieren. Wir haben vorab mit Initiator Cem Ergün-Müller gesprochen.
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Initiator Cem Ergün-Müller

Wie ist das Konzept zur Startupnight entstanden?

Der Gedanke dazu ist sechs Jahre alt. Damals gab es jede Menge Startup-Events, die alle ein extremes kommerzielles Interesse hatten. Das ist nicht verwerflich, aber es ist auch in der Natur der Sache, dass die Veranstaltung dann eher auf monetären Erfolg ausgelegt ist, statt auf Wissenstransfer. Außerdem waren es immer die selben CEOs und Startups, die als Musterexemplare auf die Bühne geholt wurden, aber keiner hat wirklich gesagt, wie sie erfolgreich geworden sind – weil ganz lag es sicher nicht am Produkt. Dann habe ich mir gedacht, man sollte ein Format entwickeln, bei dem man die Startups selbst in den Mittelpunkt stellt und die Corporates dafür bezahlen lässt. Weil eigentlich wollen die alle mit Startups herummachen und ich fand, dann sollen sie das Startup-Ökosystem auch fördern. Eine Expo macht natürlich Sinn, damit sich Startups in großem Stil präsentieren können.

Wie ging es dann weiter?

Wir haben gesagt, da braucht es natürlich noch eine Konferenz, die ganz klar und so detailliert berichtet, wie man an Geld kommt, wie man gründet, und was man vermeiden sollte. Dann haben wir angefangen. Wir wollten dieses „lange Nacht“ Konzept aufgreifen und wurden komplett überrannt im ersten Jahr. Unser Ticket hat damals 5 Euro gekostet.

Warum so wenig?

Wieso muss eine Expo 500 Euro kosten, wenn wir doch nicht in erster Linie Geld damit verdienen wollen? Wir haben beschlossen, dass es nie teurer als 10 Euro werden soll. Die Konferenz ist ein bisschen teurer, weil wir auch Speaker anreisen lassen. Wir bezahlen aber keine Speaker, weil wir wollen, dass sie intrinsisch motiviert sind, ihr Wissen zu teilen. Aber für manche übernehmen wir die Reisekosten.

Wie finanziert ihr also das Event?

Wir haben einen interessanten Deal: Die Corporates bezahlen z.B. die Location. Also die Telekom bezahlt für alles, was in der Telekom Location passiert, genauso wie Volkswagen und die Deutsche Bank. Das ist natürlich ein enormer Kostenvorteil. Wenn man irgendwo eine Location mieten würde, zahlt man schon enorm viel nur für die Miete und dann muss man die Infrastruktur noch reinpacken. Unser Event sieht wahnsinnig teuer aus, aber defacto zahlen wir kein Geld.

Ihr habt euren Namen von „Lange Nacht der Startups“ zu „Startupnight“ geändert. Warum?

Die erste Veranstaltung war ein Experiment, da waren wir sehr auf Berlin fokussiert. Dann haben wir gesagt, das ist natürlich falsch, weil die Unternehmen, die uns unterstützen, ja nicht alle in Berlin sind. Aber „Lange Nacht der Startups“ versteht eben international niemand. „Startupnight“ versteht jeder. Aber der Name ist natürlich nicht zu schützen und wird daher jetzt extrem kopiert. Das ist schon zäh aber auf der anderen Seite macht es mich auch stolz, weil es heißt, dass unser Format gut ist und für das Ecosystem ist es auch super.

Wie international ist die Startupnight heute?

20 Prozent der Bewerbungen sind außerhalb des deutschsprachigen Raums. 40 Prozent sind aus Berlin und 40 aus Rest-Deutschland. Es sind auch alle Kontinente vertreten, außer Südamerika.

Redaktionstipps

Unterscheiden sich deiner Meinung nach die Gründerspirits je nach Kontinent?

Was ich total bemerkenswert finde, ist, dass der Drive für Innovation total vergleichbar ist. Ob in Asien und Australien oder Kanada. Es ist nur die Herangehensweise ein bisschen unterschiedlich aber es geht allen schon darum, nach amerikanischem Vorbild Geld zu raisen oder Unicorn zu werden. In Deutschland ist es meiner Ansicht nach so, dass das Interesse, wirklich extrem groß zu werden, nicht der verbreitetste Ansatz ist.

Wie sieht es mit dem Vergleich Europa – USA aus?

Ich glaube, dass dem Silicon Valley nacheifern nicht unser Antrieb sein muss. Wir in Europa müssen unsere eigene Identität und unsere eigenen Stärken finden. Wir müssen uns klar darüber sein, was wir gut können und was wir vielleicht sogar besser können als das Silicon Valley. Wir sind nicht einfach nur eine Kopie von dem, was sie dort machen, sondern wir finden unsere eigenen großen und starken Themen.

Was unterscheidet euch von anderen Startup-Festivals?

Unser Interesse ist es in der Tat, die Startups in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen eine Bühne zu geben. Wir haben beispielsweise dieses Jahr allein 15 Stunden Pitches. Wir haben auch ein riesiges Netzwerk an VCs und Business Angels, die wir auch einladen. So wollen wir wirklich eine Plattform werden, um Business zu enablen. Es soll darauf hinauslaufen, dass Startups neue, gute Kontakte finden und am Ende des Tages alle etwas davon haben.

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Digitale Exporte
(c) Viktor Stojkoski, Philipp Koch, Eva Coll, & César A. Hidalgo

“Die Entwicklung von Österreichs Exportwirtschaft ist eine Erfolgsstory, die ihresgleichen sucht” – so lautet der erste Satz im aktuellen Bericht “Österreichische Exportwirtschaft 2024/2025” der Wirtschaftskammer-Unterorganisation Außenwirtschaft Austria. Mit 201 Milliarden Euro Gesamtvolumen wurde 2023 ein neuer Rekord erzielt. Bei den Pro-Kopf-Exporten der Waren liegt Österreich auf Platz 8 in der Weltrangliste, innerhalb der EU sogar auf Platz 6.

EU weit hinter USA und China bei digitalen Exporten

Es besteht also kein Zweifel an der Stärke von Österreichs Exportwirtschaft. Doch die Sache hat einen Haken. Das legt eine diese Woche in “Nature Communications” publizierte Studie nahe, die von einem Forscher:innen-Team rund um EcoAustria Researcher Philipp Koch erstellt wurde. Die Kernaussage: Bei digitalen Exporten liegt die EU weit hinter den USA und China. Doch dieses Segment wächst schneller als der klassische Waren-Exportsektor.

Konkret übertrafen die digitalen Exporte der USA im Jahr 2021 laut Studie jene der EU-27 um mehr als das Zehnfache. 672 Milliarden US-Dollar stehen 48 Milliarden US-Dollar gegenüber. Auch China hat die EU-27 im selben Zeitraum um mehr als das Doppelte übertroffen (107 Mrd. US-Dollar). Forscher Philipp Koch nennt weitere Zahlen: “Österreich exportierte im Jahr 2021 weniger als 290 Millionen US-Dollar an digitalen Produkten. Das entspricht lediglich rund 1,1 Prozent der gesamten österreichischen Waren- und Dienstleistungsexporte”. Global betrachtet zeichnete im Jahr 2021 der digitale Handel mit knapp einer Billion US-Dollar für rund 3,5 Prozent des insgesamten Welthandels verantwortlich.

Digitale Exporte USA EU China
(c) Viktor Stojkoski, Philipp Koch, Eva Coll, & César A. Hidalgo 

Ökonomische und ökologische Vorteile

Die digitalen Exporte hätten jedoch sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile, führen die Studien-Autor:innen aus: “Länder, die Wirtschaftswachstum von Treibhausgasemissionen entkoppelt haben, tendieren zu höheren digitalen Exporten, was darauf hindeutet, dass der digitale Handel nachhaltigere Formen der wirtschaftlichen Entwicklung unterstützen kann.” Zudem seien digitale Produkte tendenziell von höherer wirtschaftlicher Komplexität als physische Produkte, was darauf hindeute, dass digitale Produkt-Exporte wertvolle Beiträge zur Weiterentwicklung einer Wirtschaft leisten.

Koch kommentiert: “Insgesamt sind gesteigerte digitale Exporte ein Schlüsselelement für das langfristige wirtschaftliche Wohlergehen von Österreich und Europa im globalen Markt. Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen einmal mehr die Notwendigkeit für Europa, den digitalen Sektor zu stärken und in digitale Infrastruktur zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben”.

Tochterunternehmen erschweren Datenerfassung

Belastbare Daten zu den digitalen Exporten zu bekommen, gestaltete sich für die Studienautor:innen übrigens gar nicht so einfach. “Wenn jemand in Österreich beispielsweise ein Videostreaming-Abonnement des US-amerikanischen Anbieters Netflix kauft, ist dies eine internationale Handelstransaktion. Da Technologieunternehmen allerdings häufig lokale Tochtergesellschaften besitzen, die ihre Auslandstransaktionen verschleiern [Anm. siehe Vergleich in der Grafik], und der Handel von Dienstleistungen nicht sehr granular erfasst wird, gestaltete sich die Erfassung des internationalen Handels mit digitalen Produkten bislang schwierig”, heißt es von ihnen.

Durch den Einsatz von Machine Learning kombiniert mit Umsatzstatistiken von mehr als 15.000 Unternehmen sei es aber gelungen, bilaterale Handelsschätzungen für 31 Sektoren, 189 Länder und alle Jahre von 2016 bis 2021 zu erstellen.

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