03.04.2019

startup300 plant Startup-Agentur MINTED für 800.000 Euro zu übernehmen

Wie die startup300 AG am 1. April in einer ad hoc-Meldung mitteilte, plant man die Agentur MINTED mit einem Stock-Swap-Deal aufzukaufen. Wir sprachen dazu mit startup300 Co-Founder Bernhard Lehner und MINTED-Gründer Michael Raab.
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MINTED / startup300: Michael Raab und Bernhard Lehner
(c) MINTED / startup300: Michael Raab und Bernhard Lehner

Das Datum für die ad hoc-Meldung zur nächsten startup300-Übernahme war vielleicht nicht optimal gewählt. Am 1. April verkündete die Linzer AG, die Startup-und KMU-Agentur MINTED mit einem Anteils- bzw. Aktientausch mit 800.000 Euro Volumen zu 100 Prozent übernehmen zu wollen. Wie MINTED-Gründer Michael Raab und startup300-Co-Founder Bernhard Lehner gegenüber dem brutkasten bestätigen, handelte es sich dabei um keinen Aprilscherz. “Man macht keine Scherze mit ad hoc-Meldungen”, sagt Raab. Seit dem Börsengang im Jänner ist startup300 zur öffentlichen Vorab-Meldung geplanter Deals verpflichtet.

+++ startup300 plant nächste Mehrheitsübernahme für 300.000 Euro +++

MINTED: “Stabsstelle für das Ökosystem”

MINTED hat ein umfassendes Beratungsangebot für Startups und KMU in den Bereichen Businessplanentwicklung, Förderungen, Crowdinvesting und Unternehmenskommunikation. “Wir wollten von Beginn an eine ‘Stabsstelle’ für das österreichische Ökosystem sein, die innovative Projekte bei der Finanzierung begleitet”, erklärt Michael Raab. Von der Einbettung in die Unternehmensgruppe erwartet er sich umfassende Synergien. “Damit wird unser gemeinsames Angebot noch ganzheitlicher. Es bieten sich mit der Kraft der Gruppe noch viel mehr Möglichkeiten, unsere Klienten bei ihren Projekten zu unterstützen”.

“Nun hat es sich ergeben”

Auch Bernhard Lehner betont die Synergie-Effekte. “Eines unserer vier Standbeine ist Kapital. Hier versuchen wir, eine möglichst lückenlose Kette an Services rundherum anzubieten. Michael (Anm. Raab) verfügt über ein sehr breites Finanzierungswissen, das sich perfekt bei uns einfügt”, sagt der startup300-Co-Founder. Mit Michael Raab habe man bereits im Rahmen der Conda-Crowdinvesting-Kampagne “wir sind mehr” gut zusammengearbeitet. “Ich habe ihn als sehr seriös und fair kennengelernt. Wir sind nach der Kampagne in Gesprächen geblieben und nun hat es sich ergeben”.

Jahresumsatz als Bewertung

Raab werde MINTED “ganz sicher noch über viele Jahre hinweg” erhalten bleiben, wie er im Gespräch versichert. “Das ist selbstverständlich kein Exit für mich, sondern genau das Gegenteil. Jetzt erhöhen wir gemeinsam erst so richtig die Schlagzahl. Es war mir auch wichtig, über den vollständigen Aktientausch zu zeigen, wie groß mein Commitment zu MINTED und startup300 auch weiterhin ist. Über die startup300-Gruppe bleibe ich ja außerdem ohnehin indirekt an MINTED beteiligt”. Mit der Bewertung von 800.000 Euro sei er “mehr als zufrieden”. “Das ist in etwa ein Jahresumsatz und für mich eine ganz besondere Wertschätzung unserer bisherigen Entwicklung”. Erst im Juni 2018 hatte sich ECOVIS mit 33,4 Prozent an MINTED beteiligt. “Ich bin sehr dankbar dafür, dass ECOVIS und im Besonderen David Gloser (Anm. Partner bei ECOVIS) auch den geplanten Deal tatkräftig unterstützen”, sagt Raab.

“Man wird in diesem Business sehr vorsichtig”

Nach Plan soll der Deal noch innerhalb dieses Halbjahres abgeschlossen werden. Davor folgen noch einige Standard-Prüfungen. “Wir sind bestrebt, das möglichst schnell zu schaffen”, versichert Raab. Dass noch etwas dazwischenkommt, glaubt er nicht. Auch Lehner ist zuversichtlich: “Wir sind schon ein sehr weites Stück gegangen. Wenn man eine ad hoc-Meldung lanciert, müssen ja bereits alle Indikationen darauf hinweisen, dass es funktioniert”. Aber vor dem Closing könne man eben noch nicht von einem Abschluss sprechen. “Man wird in diesem Business sehr vorsichtig”.

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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