23.12.2020

Startup-Szene: Ein positiver Rückblick 2020 & Ausblick 2021

Das Jahr 2020 hat viele Menschen auf eine harte Probe gestellt. Doch es gab auch einige positive Entwicklungen. Nach diesen haben wir Player des heimischen Startup-Ökosystems gefragt.
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Player aus der Startup-Szene befragt: (vlnr.) Bernhard Lehner, Oliver Holle, Lisa Fassl, Ali Mahlodji, Paul Klanschek
Player aus der Startup-Szene befragt: (vlnr.) Bernhard Lehner, Oliver Holle, Lisa Fassl, Ali Mahlodji, Paul Klanschek | (c) startup300/Speedinvest/Ruiz Cruz/Christoph Steinbauer/der brutkasten

Es ist Krise. Zeitweise sind wir 2020 aus den negativen Schlagzeilen nicht mehr hinausgekommen. Doch letztlich war nicht alles schlecht in diesem fordernden Jahr. Gerade die Startup-Szene hat in mehrerlei Hinsicht gezeigt, was sie aus sich herausholen kann. Sei es durch umfassende Hilfsbereitschaft oder auch dadurch, eine Gelegenheit beim Schopf zu packen und durchzustarten. Das drückt sich auch darin aus, dass dieses Jahr zum Rekordjahr bei Investments wurde.

Startup-Szene befragt: Positiver Blick auf 2020/2021

Bei unserer Befragung zum Rückblick 2020 und Ausblick 2021 haben wir unterschiedliche Player der Startup-Szene explizit nach positiven Entwicklungen im Krisenjahr, und danach, was sie für kommendes Jahr optimistisch stimmt, gefragt.


Oliver Holle, CEO Speedinvest

2020 war für den Großteil des Speedinvest-Portfolios ein sehr erfolgreiches Jahr. Absurderweise floss mehr Geld in unser Portfolio als je zuvor, trotz oder wegen Covid.

Die beschleunigte digitale Disruption, der Shift von institutionellem Kapital in Richtung VC sowie die zunehmende Professionalisierung des Ökosystems lassen mich auch – spezifisch für unser Business – positiv in die Zukunft blicken. Das ist, naturgemäß, nur ein kleiner Teil unserer Gesellschaft, das ist auch klar.

Lisa Fassl, CEO FemaleFounders

Startups sind dieses Jahr in der Politik angekommen. Unterstützungen wie der Covid-Hilfsfonds oder auch der Runway Fonds zeigen, dass wir Gehör finden und mittlerweile so etabliert und relevant sind, dass es hier verhältnismäßig schnelle und umfassende Hilfe gab (auch wenn natürlich immer mehr geht, und wir noch weit davon entfernt sind, uns wirklich als relevanter Startup-Standort bezeichnen zu dürfen). Egal wie man zu Politik und ihren Entscheidungsträger*innen steht, ohne passende Rahmenbedingungen wird sich das Ökosystem nicht weiterentwickeln können. Eines meiner Learnings 2020: Unternehmer*in sein bedeutet, politisch aktiv zu sein und auch hier mitzugestalten – sonst ändert sich nichts.

Was mich für 2021 optimistisch stimmt: Wir haben wirklich gute unternehmerische Menschen in diesem Land, die Dinge bewegen und against all odds Unternehmen aufbauen und Tag für Tag für ihre Ideen und Überzeugungen kämpfen. Die Krise hat gezeigt und wird weiter zeigen, wer die Zukunft in diesem Land gestaltet. Wenn wir diese Leute – und da gehören Startup-Gründer*innen eindeutig dazu – machen lassen und sie dabei unterstützen, kann eigentlich nicht viel schief gehen.

Markus Raunig, CEO AustrianStartups

Viele Gründer und Startups haben bemerkenswert schnell auf die ernste Lage im Frühjahr reagiert und proaktiv Lösungen entwickelt, die dabei helfen, die Krise zu bewältigen – vom digitalen Symptom-Checker bis hin zur Online Lernplattform für Homeschooling. Besonders bei Hack the Crisis haben wir alle live miterlebt, wie der Startup Spirit auch über die Grenzen der Startup-Szene hinweg Menschen inspiriert hat, selbst mit anzupacken und Corona gemeinsam mit den unterschiedlichsten Lösungsansätzen entgegenzutreten.

Derzeit deutet vieles darauf hin, dass wir 2021 eine wirkungsfähige Impfung haben werden, die innerhalb von wenigen Monaten entwickelt wurde. Ich glaube, man kann nicht überbetonen, was das für eine unglaubliche Leistung ist – für mich gefühlt das erste Mal seit Langem, dass wir als Menschheit gemeinsam wieder einen echten Moonshot hinbekommen haben. Ich hoffe, dass dadurch der Glaube an Technologie & Forschung wieder gestärkt wird und wir mit der gleichen geballten Energie auch andere große Probleme unserer Zeit anpacken – von der Klimakrise bis hin zur zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung.

Bernhard Lehner, Vorstand startup300 AG

So komisch es klingt, aber unter dem Strich hat das Seuchenjahr 2020 die Startup-Szene eher gepusht – wenn natürlich auch einzelne Startups auch unter die Corona-Räder gekommen sind. Warum ich positiv auf das Jahr zurückblicke? Es ist, auch getriggert durch den Covid-19-Hilfsfonds, viel privates Kapital geflossen. Viele Startups in meinem Portfolio haben enorm profitiert, FinTech und Education natürlich, aber auch B2B-Marktplätze zum Beispiel. Erfreulich ist, dass wir mit startup300 acht Investments machen konnten. Ganz generell hat das Thema “digitale Geschäftsmodelle” einen ganz anderen Stellenwert bekommen, weil viele die höhere Resilienz von digitalen Workflows und Geschäftsmodellen begriffen haben. Man ist in “der Szene” – wie immer man die jetzt auch genau definiert – eher zusammengerutscht. Ich sehe ganz neue Kooperations- und Zusammenarbeitsmöglichkeiten.

Und natürlich gibt es Dinge, die mich für 2021 optimistisch stimmen! Im März wird es warm, der Impfstoff wird greifen und es wird eine unglaubliche Lebensfreude, trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen, auf uns zukommen. Die Renaissance folgte der Pest, und so wird es auch nächstes Jahr sein. Mehr Optimismus, mehr Dynamik, mehr Mut, mehr Zukunftsfreude. Damit verbunden könnte es sein, dass wir, ähnlich wie nach der Finanzkrise 2009, eine Gründerwelle haben werden, was ich gut fände in einem Land, in dem Entrepreneurship so wenig ausgeprägt ist. Die Startups, die schon 2020 eher profitiert haben, werden weiter pushen – das wird ein super Jahr, in dem wir auch sicher viele spannende Investment-Opportunities sehen und gemeinsam mit unseren Startups wachsen können.

Selma Prodanovic, Gründerin 1MillionStartups

Meine drei Highlights 2020: Erstens, obwohl am Anfang der Krise völlig unbegründete und panikmachende “Prognosen” publiziert wurden, wurde 2020 das beste Funding-Jahr in Österreich! Zweitens, gerade in der Krise hat sich gezeigt, wie wichtig die AAIA ist: von Anfang an unterstützend für die Startup-Szene im Einsatz, aber auch mit großem Engagement im Startup-Komitee sowie bei konkreten Hilfen wie dem Covid-Startup-Hilfsfonds oder mit Classics wie dem “Standard Termsheet“. Drittens, eine wunderbare Entwicklung in Richtung mehr Nachhaltigkeit und Regionalität im Sinne der SDGs wurde durch die Krise gestärkt.

Was mich für 2021 optimistisch stimmt: Sustainability wird noch wichtiger und einige Überraschungen, was Female Empowerment und Funding angeht, kommen auf uns zu. Als neu-gewählte Vize-Präsidentin der European Business Angels Network, hoffe ich unsere Rolle in Europa zu stärken und uns neue Chancen zu eröffnen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir eine besondere “österreichische Lösung” erfinden werden. Wir sind Experten dafür, zwei Gegenseitige Konzepte zusammenzubringen. Mit diesem Ansatz haben wir die Chance, eigene, einmalige Wege zu entwickeln um die Welt mit und durch Entrepreneurship besser zu machen.

Berthold Baurek-Karlic, CEO Venionaire Capital

Eine positive Entwicklung für die Startup-Szene war sicherlich, dass Digitalisierung und Innovation einen höheren Stellenwert bekommen haben. Die Krise war und ist ein Motor für Digitalisierung – der auch von einzelnen Startups gut genutzt werden konnte, auch wenn übermächtige Tech-Giganten aus den USA heimischen Softwareanbietern hier sicherlich den Wettbewerb sehr hart gemacht haben. Lokal einkaufen – insbesondere Tech Made in Austria – wird nun auch Dank Kambis & WKÖ (Anm. neuer Head of Startup Services) aktiv vorangetrieben.

Positiv stimmt mich, dass es wirksame Impfstoffe gibt und zumindest gegen Mitte oder Ende 2021 schrittweise Normalität einkehren kann. Die Politik hat bei allen Höhen und Tiefen der Krise zuletzt nun auch wieder stark signalisiert, dass man auf den Innovationsmotor Startups nicht vergessen wird. Ich bin in diesem Zusammenhang optimistisch, dass wir auch eine Chance auf die Neuauflage des Covid-Hilfsfonds haben – jede Stimme aus der Community zählt hier weiterhin.

Ali Mahlodji, Keynote-Speaker

Florian Gschwandtner, Investor

Es hat dieses Jahr einige sehr gute Investmentrunden gegeben, etwa von Bitpanda und Adverity. Und auch sonst gab es eine sehr gute Entwicklung in der Startup-Szene. Speedinvest hat neue Fonds gestartet und auch von anderen kam einiges dazu – es tut sich einfach was in der Szene. Und da und dort wird es auch professioneller und besser – ich sage bewusst “da und dort”. Natürlich gab es auch ein paar negative Entwicklungen, aber ohne die geht es nicht.

Was stimmt mich für 2021 optimistisch? Eigentlich alles! Denn eine Krise bietet immer auch viele Chancen und wenn sie vorbei geht, kann es noch schneller bergauf gehen. Durch Covid wurde die Digitalisierung gepusht und viele Dinge werden dadurch schneller gehen.

Paul Klanschek, CEO Bitpanda

2020 war das wahrscheinlich härteste Jahr für die Startup-Szene in Österreich. Es gab wenige Gewinner und viele stark Benachteiligte. Wir hatten mit dem “Full-remote-working” auch zu kämpfen, sind aber gut dabei weggekommen, da unser operatives Business dieses Jahr massiv gewachsen ist. Viele Bekannte von mir hatten massive Umsatzeinbrüche und durch die Covid-Maßnahmen oft auch gar keine Chance, ihr Business zu betreiben. Man hat grundsätzlich gesehen, dass auf Startups geschaut wird, aber die Förderungsmaßnahmen standen in keinem Verhältnis zu den Einschränkungen. Da ist noch viel Luft nach oben. Doch um etwas positives zu nennen: Durch die Maßnahmen wurde die gesamte Industrie “Blitz-technologisiert”, was langfristig tolle und nachhaltige Auswirkungen haben wird.

2021 wird ein hartes Jahr, die gesamten Wirtschaftlichen Auswirkungen werden erst schön langsam eintreffen. Ich bin optimistisch, dass hier weiter eine starke Wirtschaftsförderpolitik durchgezogen wird. Wenn Österreich hier gut reagiert, können wir uns einen Wettbewerbsvorteil als Standort herausarbeiten.

Nicola Filzmoser, COO Happyr Health

2020 war ein Jahr rapider Innovation, weil unter den Bedingungen der Pandemie schnell innovative Lösungen gebraucht wurden. Das hat sich für uns vor allem auch im Digital Health Bereich gezeigt. Einerseits verbesserte sich dadurch das Verständnis für die Chancen und auch Hürden von weitverbreiteter digitaler Gesundheitsversorgung, andererseits zeigte das auch die Bereitschaft und Offenheit von Nutzern gegenüber digitalen Gesundheitsservices.

Optimistisch bin ich auf jeden Fall: Es ist etwa die Aussicht darauf, unsere erste Version der App zu veröffentlichen. Oder die weitere Zusammenarbeit mit großartigen Team-Mitgliedern und Partnern, die auch digital super funktioniert. Aber vor allem, weitere Menschen kennenzulernen, unter anderem Kinder, denen wir mit unserer App helfen können und die mit uns weiterhin neue Innovationen kreieren. Bezogen auf die gesamte Digital Health Startup-Szene erwarte ich weitere Entwicklungen in der Integration von digitalen Lösungen in unsere Gesundheitssysteme, nachdem Deutschland mit dem Digital Healthcare Act einen großen Meilenstein vorgelegt hat.

Robert Kopka, Gründer Luke Roberts

2020 war für die Startup-Szene ein sehr schwieriges Jahr. In Zeiten großer Unsicherheit werden weniger Firmen gegründet und es wird weniger investiert (auch wenn es viele Investments in Portfolio-Firmen gab, um diese vor dem Untergang zu retten). Es gibt aber auch Gewinner. All diejenigen Firmen, die die Digitalisierung vorantreiben, haben einen nachhaltigen Boost erfahren. Das Home Office ist salonfähig geworden und viele Firmen haben auch realisiert, dass anstelle eines teuren Business-Trips ein virtuelles Treffen in vielen Fällen genügt. Ich erwarte hier starke Veränderungen, die über die aktuelle Krise hinaus fortbestehen werden.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und nach einigen Anfangsschwierigkeiten konnten viele Branchen zu einem einigermaßen normalen Betrieb zurückkehren. Nachdem die anfängliche Panik abgeflacht ist, haben viele Menschen wieder positiver in die Zukunft geblickt und sobald die Impfungen beginnen, wird es eine Aufbruchstimmung und einen starken Nachholbedarf geben. Ich rechne mit einem guten Wirtschaftswachstum und sinkenden Arbeitslosenzahlen 2021 und davon werden sehr viele Branchen profitieren.

Alex Kirchmaier, Co-Founder Renjer

Als Innovationswissenschaftler weiß man, dass besonders einschneidende Ereignisse wie Krisen oft als Katalysator für Innovation dienen können. Ich denke, genau das hilft schlanken Startups und ihren kreativen Köpfen. Sie können sich schneller auf neue Situationen einstellen als träge Konzernstrukturen. Auf eine Art werden auf manchen Märkten also die Karten neu gemischt und neue, disruptive Innovation bekommt die Chance, antiquierte Standards abzulösen. Ein weiterer entscheidender Vorteil, den die Covid-19-Krise den Startups gebracht hat, ist die Beschleunigung der Digitalisierung. Vom Heimbüro, über den Handel bis zur Freizeitgestaltung, wurden sowohl Akzeptanz als auch Anwendung virtueller Kommunikation um Jahre in die Zukunft befördert. Das bringt uns nicht nur flexible Arbeitszeit und Arbeitsorte, sondern auch den, für Startups besonders bedeutenden, direkten Kanal zum Kunden. Das Internet selbst hat das Unternehmertum schon in den vergangenen Jahrzehnten enorm liberalisiert, doch das Jahr 2020 hat dieser Entwicklung noch einmal in eine ganz neue Dimension verholfen.

Ich habe einiges geplant im nächsten Jahr. Der Start wird wohl nicht einfach werden, aber ich bin sehr optimistisch, dass sich im Laufe des Jahres – spätestens nach Überwindung der schlimmsten Krisenzeiten – auf vielen Märkten eine gewisse Euphorie einstellen wird. Auf Krisen folgt ja meist eine Wachstumsphase und mein Ziel ist es, an dieser, sowohl mit unserem Unternehmen Renjer als auch mit neuen Projekten, teilzuhaben. Was mich darüber hinaus positiv stimmt, ist die Tatsache, dass wir uns nach einem Umsatzeinbruch von etwa 80 Prozent im April durch das Erschließen neuer Kanäle auf ein solides Niveau zurück gearbeitet haben. Wenn die alten Kanäle – insbesondere Tourismus – zurückkommen, steht uns als ein beachtliches Wachstum bevor.

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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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