26.01.2021

Die 5 Pflicht-Bestandteile eines Pitch

Startup-Basic. brutkasten-Kolumnist Mic Hirschbrich beschreibt, was ein Startup-Pitch unbedingt beinhalten muss.
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Pitch - das muss beachtet werden
(c) Adobe Stock - Anton Gvozdikov

Das Internet ist voll von guten Tipps zum Pitchen. Nachdem der erste Pitch meist sehr kurz ausfällt – die sprichwörtliche Liftfahrt lang, ist es ratsam, auf einige wichtige Inhalte zu fokussieren. Außerdem gilt es, häufig gemachte Fehler zu vermeiden. Das sind die wichtigsten Inhalte, typische Fehler und deren Behebung:

1. Verständliche Sprache im Pitch & Vorstellung mit Namen der Firma und der Gründer

Sicher auch wegen des Zeitdruckes sind Gründerinnen und Gründer manchmal nervös und sprechen deshalb viel zu schnell und undeutlich oder vergessen sogar die eigene Vorstellung. Kaum ein Investor macht einen darauf aufmerksam oder teilt mit, dass er zu wenig verstanden hat. Man sollte also genau das Gegenteil tun, vor allem, wenn man in einer Fremdsprache pitcht. Weil die Zeit knapp ist, sind Deutlichkeit und inhaltliche Verständlichkeit besonders wichtig. Und das beginnt schon bei den Namen der Firma und einem selbst. Stellt sicher, dass man alle Namen gut verstehen und sich merken kann, nur dann kann ein Investor sich später daran erinnern. Diese Erinnerungsfähigkeit ist wichtig.

2. Beschreibung des Produktes und welches Problem es löst

Hier werden die meisten Fehler gemacht, und zwar in fast allen Pitches. Die verständliche Beschreibung von Problem und Produkt-Lösung ist der Kern eines Pitch. Es passiert immer wieder, dass fachlich versierte Gründerinnen und Gründer technisch verliebt oder zu umständlich formulieren, dass am Ende eines Pitch die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht wissen, was eigentlich das Produkt genau macht. Hier braucht es den Mut, eine besonders einfache Sprache zu finden.

Dieser Teil des Pitch entlarvt die für den Investmentmarkt noch “unreifen” Gründerinnen und Gründer gnadenlos, denn wer die richtig gute “Value Proposition” nicht intus hat, kann auch beim Pitch nicht brillieren. Man sollte deshalb vor einem Pitch die Hausaufgaben machen und die oben beschriebenen Aspekte des eigenen Produktes gründlich erarbeiten und auch in besagter Kürze formulieren können.
“Lieber Freund, entschuldige meinen langen Brief, für einen kurzen hatte ich keine Zeit”, lautet ein Zitat, das von Goethe oder von Stein stammen dürfte. Komplexe Inhalte besonders kurz zu fassen, ist schwierig und aufwendig. Man muss deshalb so lange diszipliniert daran feilen, bis er eben perfekt wird.

In Österreich arbeitete man noch lange an umfangreichen Business-Plänen, die schon eher einer Diplomarbeit glichen, während in den USA vor allem kurz und knackig – verbal gepitcht wurde. Man muss kalkulieren, dass der perfekte Pitch gleich lange zur Vorbereitung benötigt, wie das Verfassen eines traditionellen Business-Plans. Wer spontan und ohne diese Vorbereitung pitcht, muss schon außerordentlich talentiert sein, um bei der heutigen Konkurrenz positiv hervorzustechen.

3. Die Nennung der Zielgruppe, der Marktgröße und wie man damit Umsatz machen wird

Wer das Produkt einmal nutzen (und zu welchem Preis kaufen) soll und wie groß das Marktpotential ist, sind oft schwierig zu erarbeitende Informationen, besonders in frühen Phasen. Vor einem besonders wichtigen Investor sollte man deshalb nicht pitchen, ohne diese Kerngrößen zu kennen. In der Vergangenheit wurden hier manchmal regelrechte Phantasie-Werte oder schlampig recherchierte Daten genannt. Nur, die Startup-Investment-Industrie wurde professioneller. Wenn der Investor noch nicht selbst in diesem Markt tätig ist, gibt es Tools und Netzwerke, die solche Aussagen rasch überprüfen können. Dass sich Märkte und Nutzer ändern können, ja sehr oft auch ändern müssen, ist kein Grund, bei seinem Pitch nicht trotzdem bereits eine gute Vorstellung davon zu haben, in welchem Markt man tätig sein wird.

4. Die Differenzierung zur genannten Konkurrenz

Es gibt kaum etwas Peinlicheres, als von einem Investor, vor dem man gerade pitcht, auf einen wichtigen Konkurrenten aufmerksam gemacht zu werden, den man selbst noch nie gehört hatte. Dennoch passiert dies immer wieder. Bevor man also pitcht, oder eigentlich bevor man sich selbst entschließt, ein Produkt überhaupt zu entwickeln, sollte man den künftigen Wettbewerb gut kennen, deren Stärken und Schwächen einordnen können. Mit richtigen Nennungen und profunden Einschätzungen kann man hier viel Sicherheit in den Pitch bringen. Diese Aufgabe ist heute wichtiger denn je, weil die Innovationsanstrengungen global gewaltig sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass es für das Problem noch gar keine digitale Lösung gibt mag vorhanden sein, aber sie ist dennoch extrem gering. Heute sind nicht mehr einige hundert Gründerinnen und Gründer professionell aktiv, sondern hunderttausende.

5. Auch abseits des Pitch: Know your numbers

Vor allem in den USA ist das entscheidend, aber auch bei uns immer wichtiger: Die wichtigsten Zahlen muss man aktiv im Pitch nennen oder auf Rückfrage kennen, ohne nachzudenken: Was wurde bislang investiert, wie sind der Umsatz (so vorhanden) und die monatliche “Burn-Rate”, wie groß die Bewertung und wie viel Geld möchte man von wem aufstellen? Nichts verunsichert das Pitch-gegenüber mehr, als wenn man z.B. seine laufenden Kosten nicht kennt.

Das war die Pflicht. Was bei der “Kür”, also für den perfekten Pitch zu beachten ist, ist hier zu lesen:


Zum Autor

Mic Hirschbrich ist CEO des KI-Unternehmens Apollo.AI, beriet führende Politiker in digitalen Fragen und leitete den digitalen Think-Tank von Sebastian Kurz. Seine beruflichen Aufenthalte in Südostasien, Indien und den USA haben ihn nachhaltig geprägt und dazu gebracht, die eigene Sichtweise stets erweitern zu wollen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Hirschbrich das Buch „Schöne Neue Welt 4.0 – Chancen und Risiken der Vierten Industriellen Revolution“, in dem er sich unter anderem mit den gesellschaftspolitischen Implikationen durch künstliche Intelligenz auseinandersetzt.

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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