12.09.2016

“Startup-Milestones” Folge #5: Ben Wynn von Dad bei Florian Kandler

Startup Milestones heißt der Podcast von Florian Kandler. Er unterhält sich mit Gründern über Erfolge, Rückschläge und Erfahrungen in deren Zeit als Unternehmer. In der fünften Folge ist Ben Wynn zu Gast.
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(c) fotolia.com - Daxiao Productions: Das ändert sich nie - Papa weiß, wie man die Dinge repariert.

Im fünften Podcast spricht Florian Kandler mit Ben Wynn vom Londoner Startup Dad darüber, wie ein Wasserhahn ihn auf seine Businessidee brachte und warum man sich vor dem Gründen bei anderen Startups Erfahrung und Kontakte holen sollte.

Der Papa wird’s scho richten

“Was macht man, wenn etwas zuhause kaputtgeht und man nicht weiß, was man machen soll? Man ruft Papi an”, erklärt Wynn. Deswegen heißt sein Startup, bei dem es um guten Rat bei Schäden im Haushalt geht auch schlicht “Dad”. Über eine App erreicht man ein Netzwerk von erfahrenen Handwerkern aus verschiedensten Bereichen, die einem schnell erklären können, was zu tun ist, wenn etwa der Abfluss plötzlich tropft.

+++ Startups für Startups: 5 Mal Hilfe für den Haushalt +++

Ein kaputter Wasserhahn führt zur Idee

Bevor er Dad startete, leitete Wynn ein eigenes Inkubator-Programm. Er sondierte dabei unter anderem im Immobilien-Bereich die Möglichkeiten, die Startups zur Disruption des Markts haben.  So kam er auch zur Frage, was im Markt für Instandhaltung und Service im Wohnbereich möglich ist. “Die Idee zu Dad kam mir dann, als ich nicht in der Arbeit war. Ich wollte einen Wasserhahn reparieren und kam nicht weiter. Mein Vater half mir über einen Videocall”, erzählt Wynn. Für ihn sei in dem Moment klar gewesen, dass er nicht der einzige sei, dem es so ginge.

“Es gibt jede Menge ‘Uber für…’-Businesses, die versuchen auf der Erfolgswelle von Uber mitzureiten.”

Doch kein “Uber für…”

Einige Wochen später war die erste Idee dann fertig konzipiert: So war es Anfangs als “Uber für Installateure” gedacht. “Ich will es jetzt nur mehr ungern in diesem Zusammenhang beschreiben”, erzählt Wynn, “es gibt jede Menge ‘Uber für…’-Businesses, die versuchen auf der Erfolgswelle von Uber mitzureiten.” Anfang der 2000’er-Jahre hatte Wynn übrigens einen Service gestartet, der Uber sehr ähnlich war. “In einer Zeit bevor es Smartphones gab und noch niemand bereit war, seine Kreditkartendaten im Internet anzugeben, hatten wir da einfach das falsche Timing”, sagt er.

Redaktionstipps

Von bestehenden Startups lernen

Wynns Team umfasst nach einem Jahr bereits 14 Personen und setzt sich aus Spezialisten in den Bereichen Product, Marketing und Service Operations zusammen, die er großteils bereits vorher kannte. Mit dieser relativ großen, aber trotzdem eingespielten Mannschaft will er nun durchstarten. “Noch vor allem anderen, geht es bei Startups um den Markt und das Team”, erklärt er. Und wie lernt man die richtigen Leute kennen? “Arbeite bei einem bestehenden Startup mit, das wächst und dabei erfolgreich ist. Dort lernst du wie es geht und knüpfst gute Kontakte”, sagt Wynn.

“Wenn ein etablierter, erfolgreicher VC einen zweistelligen Millionenbetrag in ein Startup investiert hat, ist das sicher ein gutes Zeichen”

Wie findet man das richtige Lehr-Startup?

Um solche Startups zu finden, seien erfolgreiche Finanzierungsrunden der beste Indikator: “Wenn ein etablierter, erfolgreicher VC einen zweistelligen Millionenbetrag in ein Startup investiert hat, ist das sicher ein gutes Zeichen”, bringt es Wynn nüchtern auf den Punkt. Zugleich sollte das Business aber noch nicht zu groß sein, sodass man auch gleich viel Verantwortung  übernehmen könne. Viel könne man auch lernen, wenn man regionaler Partner eines global expandierenden Unternehmens wird.

Außer einer Idee nichts vorzuweisen

Für Dad hat Wynn ein Investment von zwei Millionen Pfund von einem Corporate aus der Branche aufgestellt. Denn es war ihm klar: Bei diesem Business kommt er mit Selbstfinanzierung nicht aus. Und was sollte man bedenken, wenn man auf Investorensuche geht? “Am Anfang muss man seine Idee verkaufen, denn sonst hat man noch nichts vorzuweisen”, sagt Wynn. Wenn es dann daran geht festzustellen, ob der Investor wirklich der richtige ist, solle man sich genau ansehen, wo er in letzter Zeit sonst noch investiert hat und wie es dort geklappt hat.

+++ 5 Tipps für die Suche nach Investoren +++

Wynns Message an die Zuhörer: “Es war noch nie so einfach ein Business zu starten. Worauf wartet ihr?”

Florian KandlerFlorian Kandler

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“Haelsi ist mein Herzensprojekt, bei dem ich sozusagen ‘all in’ gegangen bin. Emotional und auch wirtschaftlich, weil ich glaube, dass haelsi das Zeug dazu hat, das Gesundheitssystem zu revolutionieren”, sagte Österreichs bekanntester Business Angel Hansi Hansmann im Juni 2023 gegenüber brutkasten. Damals wurde ein Investment unter anderem durch ihn kommuniziert, das ihn mit 38,15 Prozent auch zum größten Anteilseigner des Wiener Startups machte.

Hansmann bereits von 2010 bis 2022 größter Anteilseigner

Bzw. wieder zum größten Anteilseigner machte, denn eigentlich war er das die längste Zeit. Das Unternehmen hinter der Marke haelsi ist nämlich die bereits 2010 gegründete mediClass Gesundheitsclub GmbH, bei der Hansmann von Beginn an bis 2022 die Mehrheit hielt und zeitweise sogar alleiniger Eigentümer war. Diese betrieb ein Gesundheitszentrum kombiniert mit digitalen Services.

mediclass und careety wurden mit neuem Konzept zu haelsi

Nach mehr als zehn Jahren als mediclass folgte dann im Mai 2023 aber die Neuaufstellung. Man habe nicht nur mediclass, sondern auch das Tech-Startup careety in das neue Konzept haelsi “eingebracht”, erklärte Co-Geschäftsführer Felix Faltin brutkasten vergangenes Jahr. Der careety-Gründer Christopher Pivec wurde zum zweiten Co-Geschäftsführer. Auch das neue Modell baut auf physischen Gesundheitszentren auf und kombiniert diese mit Online-Services. Hinzu kommt ein B2B-Angebot für betriebliche Gesundheit. Hier arbeite man bereits mit Unternehmen mit insgesamt mehr als 2.000 Mitarbeiter:innen zusammen, darunter EY, Geizhals und Journi, heißt es vom Startup.

Klare Skalierungs-Strategie

Dabei ist aber klar: Trotz des auf physischen Standorten aufbauenden Hybrid-Modells im B2C-Bereich hat haelsi eine klare Skalierungs-Strategie, wie Co-Founder Faltin gegenüber brutkasten ausführt: “Unser Modell können wir in kurzer Zeit auf beliebig viele Standorte ausweiten, wir verwenden für alle Services dieselbe Tech Infrastruktur – egal ob Termin in unseren Zentren, bei Unternehmen vor Ort oder online stattfinden. Unsere B2B Services brauchen überhaupt keine physischen Standorte, da sind wir extrem skalierbar.”

“Wir sind opportunistisch und kapitaleffizient”

Entsprechend ambitioniert ist auch die Zielsetzung: “Wir wollen in Österreich die klare Nummer 1 für praktische, hochwertige Medizin sein”, so Faltin. In Wien sei man das heute schon. “Wir sind opportunistisch und kapitaleffizient, sehen uns potentielle Zentren zur Übernahme oder Betriebsführung an, werden aber auch Zentren von Scratch aufbauen wenn es Sinn macht”, sagt der Gründer.

haelsi eröffnet bereits zweites Gesundheitszentrum in diesem Jahr

Und die aktuellen Zahlen nach der Neuausrichtung im Frühjahr 2023 sprechen für sich: Insgesamt betreuen über haelsi mittlerweile 80 Ärzt:innen und Therapeut:innen aus mehr 25 verschiedenen Fachrichtungen 20.000 Patient:innen. Und nun eröffnete das Startup bereits das zweite Gesundheitszentrum in diesem Jahr und kommt somit auf aktuell drei Standorte – allesamt in Wien. Was ist das Erfolgsrezept? “Wir sind seit 2024 ein effektiver Marktplatz. Ärzt:innen und Therapeut:innen, auf der Angebotsseite, finden bei uns das attraktivste Full-Service Modell im Markt. Die müssen sich bei uns um nichts mehr kümmern, außer ihre Patientinnen optimal zu betreuen”, sagt Faltin.

Monatlich mehr als 500 neue Patient:innen

Auf der Nachfrageseite gewinne man monatlich mehr als 500 neue Patient:innen – zu 75 Prozent über organische Kanäle, führt der Gründer aus: “Diese Menschen kommen zu haelsi, weil das Gesamtpaket unschlagbar ist: kinderleichte Onlinebuchung mit großer Terminauswahl, Wohlfühlatmosphäre und kurze Wartezeiten vor Ort, exzellente medizinische Betreuung, automatische Einreichung bei der Kasse und digitaler Zugriff auf Rezepte und Befunde.”

“Sind jetzt von überall in Wien in 30 Minuten erreichbar”

Das neu eröffnete dritte Gesundheitszentrum befindet sich im vierten Bezirk in Wien und ist ganz auf das Thema Physiotherapie ausgelegt. Er kommt zum “Flagship”-Standort im zweiten Bezirk und einem Facharzt- und Therapiezentrum im 18. Bezirk hinzu. “Wir sind jetzt von überall in Wien in 30 Minuten erreichbar”, so Faltin.

Dritter haelsi-Standort in nur vier Monaten aufgebaut

Und der Aufbau des dritten Standorts sei “in Rekordzeit” gelungen, sagt der Gründer: “Wir haben vier Monate vom ersten Kontakt mit der Vorbesitzerin und dem Go Live als haelsi-Zentrum mit acht Therapeut:innen gebraucht”, so Faltin. “Das ist für die Gesundheitswelt extrem schnell. Die Challenges sind operativ: Ärzte und Personal onboarden, Tech-Stack tauschen, unsere Prozesse und Marketing ausrollen. In einem normalen Ärztezentrum startet vielleicht ein neuer Arzt pro Jahr. Bei uns fängt jede Woche eine neuer Arzt oder Therapeut an.”

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