31.12.2019

Wie StarTrek-Darstellerin Chase Masterson gegen Mobbing kämpft

Chase Masterson, bekannt durch ihre Rolle der "Leeta" in der SciFi-Serie "Star Trek: Deep Space 9", eröffnete mit ihrem Talk die TEDxVienna 2019. Mit dem brutkasten spricht sie offen über Mobbing im Internet und am Arbeitsplatz, die Rolle der Plattformen in dieser Angelegenheit, sowie die Verantwortung des Einzelnen.
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Chase Masterson Star trek Deep Space 9
© Gavin Gough / TEDxVienna

Vor ein paar Jahren hast du gegen die Website Matchmaker geklagt. Worum ging es dabei?

Chase Masterson: Ein Mitglied meines Fanclubs half mir damals, Charity-Geld  für Kinder  mit AIDS zu sammeln. Er machte Annäherungsversuche, welche ich zurückwies. Als Reaktion darauf legte er für mich ein Profil auf der internationalen Datingsseite matchmaker.com an, ohne dass ich davon wusste – inklusive Fotos von  mir, sexuellen Aufforderungen, meiner Wohnadresse und Angaben zur Tatsache, dass ich alleine mit  meinem Sohn lebte. Zudem gab er eine Fake-Mailadresse an, über die er in meinem Namen mit hunderten Fans korrespondierte. Ich bekam daraufhin ein Fax, in dem jemand drohte, mich zu vergewaltigen und meinen Sohn zu ermorden – und zwar von einem Menschen, von dem wir wussten, dass er unsere Wohnadresse hatte. Wir waren erschüttert und schützten uns, indem wir auf den Sofas von Freunden schliefen. Schließlich klagte ich Matchmaker, dass sie Daten über mich veröffentlichten, ohne meine Identität zu überprüfen. Den Prozess haben wir jedoch verloren, weil der Richter urteilte, dass ich als öffentliche Person nicht das gleiche Recht auf Privatsphäre habe wie ein Privatmensch – es sei wegen meines Berufs als Schauspielerin also in Ordnung, meine Daten zu veröffentlichen und Menschen dazu einzuladen, mich körperlich anzugreifen.

Und das gilt noch immer, weil der Fall nun ein Präzedenzfall ist?

Ja (sarkastisch), das sind die Vereinigten Staaten von Amerika, werte Damen und Herren. Matchmaker hatte argumentiert, dass es sich bei dem Vorgehen um freie Meinungsäußerung handelte – wir wiederum argumentierten, dass meine Wohnadresse in Kombination mit Aufforderungen zu sexueller Gewalt keine freie Meinungsäußerung ist. Ich ging mit dieser Argumentation in Berufung und hatte einen unglaublichen Anwalt, den Vorsitzenden der ACLU von Südkalifornien. Das Verfahren dauerte dann fünfeinhalb Jahre, und am Ende verloren wir erneut – mit der Argumentation, dass eine Website ein Content-Provider sein muss, um zur Verantwortung gezogen zu werden.

Ähnliches gilt dann ja auch für Portale wie Facebook, welche auf user-generated Content setzen.

Ja, es geht ohne Prüfung online. Das Gleiche gilt für Twitter. Matchmaker hatte sogar Regeln gegen Fake-Profile und Mitarbeiter, welche dies überprüften – aber meines haben sie einfach durchgehen lassen.

Das wirft auch wieder die Frage auf, welche Rolle Portale wie Facebook und Twitter im Kampf gegen Fake-Profile spielen.

Ja, diese Portale haben eine große Verantwortung, und die Entscheidungsträger dieser Unternehmen werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Es ist schrecklich, was Jack (Anm.: Dorsey) auf Twitter zugelassen hat, etwa rund um die White Supremacy-Bewegung und Hate Speech jeder Art. Hate Speech ist keine freie Meinungsäußerung, und Gewaltdrohungen sind auch keine freie Meinungsäußerung.

Star Trek DS9 Chase Masterson
© Gavin Gough / TEDxVienna

Basierend auf deinen Erfahrungen kämpfst du selbst aktiv gegen Mobbing. Wo siehst du in Gesellschaft die größten Gefahren rund um Hate Speech und Mobbing?

Betroffen sind unter anderem die heutigen Teenager – die “Screenager”, die oftmals lieber eine Textnachricht schreiben als sich zu unterhalten. Das macht sie verwundbar, wenn sie mitten in der Nacht Drohungen und Einschüchterungen auf ihrem Smartphone erhalten. Oder wenn ein Mädchen für ihren Freund Nacktfotos macht und er die Fotos im Internet teilt – das Mädchen ist daraufhin für den Rest ihres Lebens geschädigt und traumatisiert. Manche Kinder können damit nicht umgehen und nehmen sich das Leben, andere entwickeln eine Sucht. Wir haben daher die Pop Culture Hero Coaltion gegründet, bei der Kinder Techniken zur Verarbeitung solcher Erlebnisse lernen, die ich gerne gehabt hätte, die aber nirgendwo unterrichtet werden. Denn wenn die Kinder es nicht verarbeiten, dann leben sie es als Erwachsene am Arbeitsplatz weiter aus.

“Wer solche Dinge tut, der hat kein Gefühl für sich selbst.”

Stichwort Arbeitsplatz: Wie wirken sich die neuen Kommunikationsformen auf Mobbing innerhalb von Unternehmen aus?

Auch dort ist die Entwicklung schrecklich – und zwar nicht nur für jene, die angegriffen werden, sondern auch für die Angreifer. Wer solche Dinge tut, der hat kein Gefühl für sich selbst. Sie sind wie Vampire, die ein Gefühl für sich selbst entwickeln wollen, indem sie anderen Menschen schaden. Es geht also in Summe nicht darum, Mobbing per se zu beenden, sondern Menschen das Gefühl für Identität und Selbstbewusstsein zu geben. So dass sie merken, dass es Spaß macht, ein Held zu sein und gute Dinge für die Welt zu tun – während Mobbing für niemanden gut ist.

In deinem TED-Talk erwähntest du auch, dass geheilte Menschen heilen, während verletzte Menschen verletzen… Wie bekommt man Menschen dazu, wieder zurück auf den richtigen Weg zu finden?

In unserer Gesellschaft verschwindet immer mehr das Bewusstsein für echte zwischenmenschliche Interaktion, die Menschen versinken immer mehr in ihren Bildschirmen. Die Menschen beschäftigen sich damit, wie gut sie auf ihren Instagram-Accounts aussehen und wie viele Follower sie haben – aber darum geht es nicht im Leben. Wir müssen es also ermöglichen, dass verletzte, traumatisierte, ängstliche oder wütende Menschen eine Person haben, mit der sie über ihre Gefühle sprechen können.

“Alkoholismus ist eine progressive Krankheit”

In meinen schwierigen Zeiten hatte ich eine solche Person nicht und konnte mich nicht beruhigen, ohne etwas zu trinken. Dadurch wurde ich noch einsamer, und meine Situation verschlechterte sich. Alkoholismus ist eine progressive Krankheit, man möchte immer mehr trinken – und irgendwann bestimmt das Abschalten der Gefühle den Alltag, anstatt dass man wirklich nach Hilfe sucht. Ich schaffte es schließlich, durch die Anonymen Alkoholiker Hilfe zu bekommen. In diesem Kontext merkte ich dann, dass meine Wut zwar gerechtfertigt war, dass sie mir aber nicht weiterhalf. Und diese Frage muss sich jeder schließlich stellen: Ich habe zwar ein Recht auf Gefühle, auch auf negative Gefühle – aber inwieweit helfen sie mir, und wie sehr schaden sie mir? Mir wurde in diesem Kontext damals klar, dass meine Gefühle zwar nachvollziehbar sind, dass für mich aber das Gleiche gilt wie für andere Mobbing-Opfer auch: Wenn Du übergewichtig bist und andere Menschen dich “fett” nennen, dann liegt das nicht an deinem Gewicht – sondern daran, dass die anderen Typen Arschlöcher sind.

==> Website der Pop Culture Hero Coalition

==> Profil auf imdb

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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