13.03.2023

Speedinvest-CEO Holle: “Signifikante Anzahl” von Portfolio-Startups von SVB-Pleite betroffen

Wie stark ist die österreichische Startup-Szene von der SVB-Pleite betroffen? Und ist nun alles wieder gut? Wir haben Speedinvest CEO Oliver Holle und Business Angel Hansi Hansmann um Einschätzungen gebeten.
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Silicon Valley Bank, SVB, Hansmann, Holle, Pleite,
(c) Conny Kacy/Speedinvest - Hansi Hansmann und Oliver Holle zur SVB-Pleite.

Die Schließung der Silicon Valley Bank (SVB) durch US-Behörden hat übers Wochenende für Atemnot und Schrecken unter so manchen österreichischen Gründerinnen und Gründern gesorgt. Lange Zeit stand nicht fest, ob Einlagen über 250.000 US-Dollar gesichert werden. Dass auch US-Finanzministerin Janet Yellen klarstellte, dass es keinen “Bailout” für Investor:innen der Bank geben würde, und sie dabei nur in einem Nebensatz auf das Bankguthaben der Anleger einging, tat das seinige dazu, die Panik zu verstärken. Mittlerweile steht fest, dass Kund:innen wieder Zugriff auf ihr Kapital bekommen. Die Szene atmet durch.

SVB und heimische Startups

“In unserem Portfolio war tatsächlich eine signifikante Anzahl an Portfolio Unternehmen betroffen, gerade im Vereinigten Königreich, aber auch österreichische Startups und Scaleups haben Gelder bei der Silicon Valley Bank”, sagt Oliver Holle. “Nach den heutigen positiven Nachrichten sowohl in den USA als auch in Großbritannien sieht die Situation schon wesentlich entspannter aus. Mir sind keine Unternehmen bekannt, die kurzfristig in Probleme laufen.”

In der Zeit, in der Ungewissheit herrschte, wie es weitergeht, hat man sich beim VC natürlich Gedanken zu Lösungen bei möglichen massiven Kapitalausfällen gemacht, wie Holle weiter erklärt: “Es gibt eine Reihe an Optionen der externen Zwischenfinanzierung. Es war auch sofort ein klares Bekenntnis der VC-Community zu spüren, ihren Portfolio-Firmen mit etwaigen ‘Bridge-Runden’ zu helfen, sofern notwendig. Aus heutiger Sicht ist das weitgehend vom Tisch.”

Hansmann ruft zum Überdenken der “banking-policy” auf

Auch für Business Angel Hansi Hansmann waren die letzten Tage wohl spannend. In seinem Portfolio gebe es sechs Unternehmen, die vom SVB-Kollaps betroffen waren – sowohl in den USA als auch in Großbritannien – sagt er dem brutkasten auf Anfrage.

“Zum Glück ist alles wieder gut”, so Hansmann. “Die ganze Sache hat uns alle aber ein wenig aufgerüttelt, die ‘banking policy’ zu überdenken. ‘Don’t put all your eggs into one basket’. Der Kollaps hat auch gezeigt, wie verletzlich das ganze Ökosystem ist. Selbst in den USA.”

Kein Kommentar

Der brutkasten weiß von mehreren österreichischen Scaleups, dass sie Einlagen – teilweise in zweistelliger Millionenhöhe – bei der Silicon Valley Bank haben. Keines davon wollte sich mit einem offiziellen Statement zur Situation äußern.

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Jumug Carbon Recovery Ataleo Insolvenzen
(c) Adobe Stock

Das Unternehmen ilvi mit Sitz in Gleisdorf, Steiermark, digitalisiert mit seiner Hardware-Software-Kombination die Erfassung von Vitalwerten von Patient:innen. 2018 gab es dafür eine knapp siebenstellige Kapitalspritze unter dem Lead von eQventure. Wie nun der KSV (Kreditschutzverband) bekannt gab, wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz beantragt.

ilvi: Sanierungsplanquote von 20 Prozent

Es gibt 37 Gläubiger, elf Dienstnehmer:innen und rund 165.000 Euro Aktiva, bei 1,6 Millionen Euro Passiva. Das Unternehmen bietet eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplanvorschlages an.

Zu den Gründen für die Insolvenz zählen, dass die Umsatzerlöse der ilvi GmbH für das Jahr 2024 nicht erzielt werden konnten. Zudem wurde ein gewährtes Darlehen schneller verbraucht als ursprünglich angenommen. Eine weitere Darlehensvergabe war nicht möglich. Gespräche mit potentiellen Investoren führten ebenfalls zu keinem positiven Abschluss.

2018 gegründet

Zur Geschichte: Die ilvi GmbH wurde am 16. August 2018 von Erwin Berger und Christoph Kauer als Spin-off der Berger Medizintechnik GmbH gegründet. Nach mehreren Wechseln an der Spitze wird das Unternehmen seit dem 14. Mai 2024 durch Geschäftsführer Franz Salomon selbstständig vertreten.

Das Medtech fokussierte sich auf Softwareentwicklung im Bereich der Medizintechnik, insbesondere im Bereich mobiler Datenerfassung im Gesundheitsbereich. Darauf basierend entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen Medizintechnikprodukte.

Die mobilen Softwarelösungen hingegen zielen darauf ab, die Lebens- und Versorgungsqualität der Patient:innen zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheitsversorgung der Zukunft sicherzustellen. Der “Personal Digital Assistant”, der Gesundheitswerte direkt am Krankenbett erfasst, via Bluetooth mit unterschiedlichen Geräten kommuniziert und Daten an das Krankenhaus-Informationssystem überträgt, soll die Arbeitsprozesse des Pflegepersonals digitalisieren und dadurch zugleich optimieren.

Fortführung von ilvi geplant

Die ilvi GmbH beabsichtigt das Unternehmen unter Umsetzung einiger Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen fortzuführen: “Der zu bestellende Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann”, sagt Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Unternehmensinsolvenz Graz.

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