13.08.2024
FOODTECH

Spar-Chef: “Besonders Eiweiß-reiche Erbsen werden in Österreich leider noch nicht angebaut”

Im Spar-eigenen Tann-Fleischbetrieb in St. Pölten werden seit 2022 Fleischersatzprodukte produziert. Insgesamt wurden drei Millionen Euro in entsprechende Maschinen und Anlagen investiert. brutkasten war vor Ort und hat mit Spar-Geschäftsführer Alois Huber über die Herausforderungen der Produktion von veganen Produkten gesprochen.
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Spar-Geschäftsführer Alois Huber | (c) Johannes Brunnbauer

Mit seinen insgesamt sechs Tann-Werken in ganz Österreich zählt Spar hierzulande zum größten Fleischverarbeiter in Österreich. Eines dieser Werke steht im Industriegebiet im Süden von Sankt Pölten. An dem Standort wird pro Woche das Fleisch von 1900 Schweinen, 150 Jungstieren und rund 35 Kälbern zu Würsten, Faschiertem, Schnitzel und Steaks verarbeitet.

Das Werk verfügt über eine 11.500 Quadratmeter große Produktionsfläche und über 230 Mitarbeiter:innen in der Produktion. Bereits frühmorgens rollen dutzende LKWs an, um Fleisch von Partner-Schlachthöfen aus ganz Niederösterreich anzuliefern.

Investitionen in Höhe von drei Millionen Euro

Seit 2022 werden jedoch nicht nur Schweinehälfte und Co. angeliefert, sondern auch Erbsen und Soja. Der Grund: Das Tann-Fleischwerk in Sankt Pölten nahm die Produktion von veganen Fleischersatzprodukten auf. Während eines Rundgang durchs Werk erläutert Spar-Geschäftsführer Alois Huber: “Die Produkte am Markt insbesondere beim veganen Leberkäse haben uns nicht überzeugt und daher haben wir, bestärkt durch das Engagement von zwei Kolleg:innen, einen anderen Weg gewählt und sind in die Eigenproduktion gegangen.”

(c) Johannes Brunnbauer

Für die Umsetzung dieses Vorhabens nahm Spar am Standort in Sankt Pölten rund drei Millionen Euro in die Hand. Die Produktpalette wurde schlussendlich Mitte 2022 nach einer intensiven Entwicklungsphase um fleischlose Alternativen erweitert. Dazu zählen neben einem veganen Leberkäse etwa vegane Bratwürste, veganes Faschiertes oder sogenannte vegane Kräuterrollen, die als pflanzlicher Ersatz von Kräuterbutter dienen. “Mit eigener Entwicklung und Produktion pflanzenbasierter Produkte im Tann-Betrieb St. Pölten ist es möglich, selbst die Innovationen umzusetzen, neue Ideen auszuprobieren und regional zu produzieren”, so Huber.

Eiweiß-reichen Erbsen als Mangelware

Derzeit machen die Veggie-Produkte rund drei Prozent der Gesamt-Produktionsmenge in Kilogramm aus. Die pflanzlichen Rohstoffe dafür kommen aus der EU. “Eine österreichische Herkunft würden wir uns wünschen, sind dafür auch mit der heimischen Landwirtschaft im Austausch. Leider werden die benötigten besonders Eiweiß-reichen Erbsen derzeit in Österreich noch nicht angebaut und auch die Verarbeitungstechnologie ist in anderen Ländern besser”, so Huber. Das Problem mit der Verfügbarkeit von Erbsenprotein aus Österreich, betrifft jedoch nicht nur Tann. Auch heimische Startups, die in diesem Plant-Based-Bereich aktiv sind, kritisierten in der Vergangenheit die fehlende Verfügbarkeit von Erbsenprotein (brutkasten berichtete).

Die Produktion von veganen Kräuterrollen | (c) Johannes Brunnbauer

Räumlich Abtrennung von Fleischprodukten

Die veganen Produkte bei Tann in St. Pölten werden in einem separaten Bereich hergestellt, der von der restlichen Fleischproduktion unabhängig ist. Auch die Mitarbeiter:innen in der Produktion tragen eine grüne-weiße Arbeitskleidung und unterscheiden sich somit optisch von den Mitarbeiter:innen in der Fleischverarbeitung. Damit keine Kontamination von veganen Produkten und Fleischprodukten erfolgt, mussten jedoch einige Adaptierungen im Werk selbst vorgenommen werden. “Die größte Herausforderung war mit Sicherheit, die strikte Abtrennung zu den Fleischprodukten”, so Huber.

Der Spar-Chef merkt jedoch an: “Technologisch hatten wir den Vorteil, dass die Veggie-Produktion einer normalen Fleischproduktion vom Prozess her ähnlich ist.” So können beispielsweise für die Produktion des veganen Leberkäses auch sogenannte Kutter eingesetzt werden, die sich zum starken Zerkleinern und Vermischen von Lebensmittel eignen. Für die Produktion der veganen Lebensmittel bedarf es jedoch eines speziell ausgebildeten Personals, da spezifische Quellzeiten eingehalten werden müssen.

(c) Johannes Brunnbauer

So sieht der Markt aus

Im Spar-Eigenmarken-Sortiment finden sich unter den verschiedenen Linien über 800 vegetarische und vegane Produkte, darunter allein 120 unter der Eigenmarke Spar Veggie. “Ergänzt wird das fleischlose Sortiment bei Spar von Produkten diverser Hersteller, darunter viele Startups”, so Huber.

Und Huber verweist auf den wachsenden Markt derartiger Produkte: “Der Verkaufsumsatz von Spar Veggie wurde in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Allein 2023 wuchs der Umsatz um 24 Prozent.” Ob künftig auch neue Technologien im Bereich der alternativen Proteine, wie Fermentation und kultiviertes Fleisch, Einzug im Werk in Sankt Pölten Einzug halten werden, steht noch in den Sternen. Dazu wolle man sich derzeit nicht öffentlich äußern. Vorerst setzt man jedenfalls auf Produkte im Plant-Based-Bereich.


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Ana Simic gründet Beratungsunternehmen Propeller (c) Ana Simic

In der österreichischen KI-Szene ist der Name Ana Simic nicht mehr wegzudenken. Ihre berufliche Expertise sammelte sie über mehrere Jahre hinweg bei Henkel, bwin und A1. Bis zum Ende des vergangenen Jahres leitete Simic die Wiener Digitalagentur Engage (brutkasten berichtete).

Mit Anfang 2025 verkündete Simic die Neugründung ihres Beratungsunternehmens Propeller-AI Consultancy, mit welchem sie sich auf das persönliche KI- und Digitalisierungs-Coaching auf Führungsebene spezialisiert. Brutkasten hat exklusiv mit Ana Simic über ihr Unternehmen und über ihren Schritt in die Selbstständigkeit gesprochen.

Ana Simic: “Innovationsgen war immer dabei”

Wenn Ana Simic ihre berufliche Laufbahn Revue passiert, sieht sie sich einerseits in einer klassischen Rolle. Anderseits erkennt sie jedoch ihre Entwicklung hin zur selbstständigen Unternehmerin: “Ich war über 20 Jahre lang ein klassisches Corporate-Kind. Heute erkenne ich aber, dass ich unternehmerisch immer out of the box denken wollte. Ich habe viele Initiativen gestartet, die immer ein bisschen außerhalb des Spielradius waren”, erzählt die heutige Unternehmerin.

Dabei erwähnt Simic Projekte, die sie dank ihrer starken Eigeninitiativen umsetzen konnte, wie beispielsweise das A1-Frauen-Netzwerk. Mit dem Thema der selbstständigen Unternehmensgründung setzte sie sich erst im vergangenen Jahr intensiv auseinander. Simic sagt: “Ich war die letzten drei Jahre in der Daten- und KI-Beratung unterwegs. Und dann habe ich zwei Beratungsunternehmen geleitet, die mir zeigten, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen.”

Für Simic fiel die Entscheidung zur Selbstständigkeit in ihrer Zeit bei Engage. Für ihre Leidenschaft der AI-Themen, dem Enablement der Führungskräfte und für die eigentliche Strategiearbeit brauchte sie mehr Raum. Auf einen Gedanken folgte der nächste und mit dem Potenzial der KI, wagte Simic den Schritt ins selbstständige Unternehmertum. “Es war eine bewusste Entscheidung, wie ich leben und arbeiten will. Ich glaube, dass ich mir das vor drei, vier, fünf, Jahren nicht getraut hätte, weil die technischen Möglichkeiten noch nicht da waren. Vielleicht hilft mir die KI heute sogar dabei, dass ich das erste Ein-Personen-Unicorn werde”, scherzt Simic.

“Ein Propeller hebt ab”

Den Namen Propeller hat Simic gewählt, weil: “Ein Propeller hebt ab. Ich glaube, dass auch die KI mit uns Menschen abhebt und die Innovation vorantreiben kann. Das ist doch eine sehr schöne Metapher.”

Die Idee hinter Propeller sieht sie in den mittlerweile bewährten KI-Tools. Denn diese können nur durch persönliches Coaching und Strategiearbeit zielgerichtet unterstützen, damit ein KI-Erfolg auch möglich wird. Durch ihre jahrelange Expertise konnte Simic oft beobachten, wie schwer der eigentliche Sprung von einer Idee in die tatsächliche Umsetzung ist. Und wie schwer der Sprung der tatsächlichen Umsetzung in die eigentliche Skalierung ist.

Simic sagt: “Rund 80 Prozent der KI-Projekte skalieren nicht. Der Grund liegt im Leadership, weil man mit wahnsinnig viel Ungewissheit konfrontiert ist und dadurch das Thema delegiert. Die KI verändert die Art, wie wir arbeiten grundlegend, das kann man nicht delegieren. Hier muss sich Leadership mehr engagieren, dann kann man dieses Thema rational lösen. Einerseits eine Strategie-Umsetzung beauftragen, andererseits auch emotional an die Sache gehen.”

KI braucht Emotionen

Mit Propeller möchte Simic eine Lücke schließen. Sie bezweifelt, dass rationale Tools alleine in Zukunft ausreichen. Sie verlässt sich auf ihre jahrelange Erfahrung als Coach: “Ich habe mit einem C-Level-Manager eines Industrieunternehmens mehrere Stunden im Einzelcoaching verbracht. Dabei habe ich gesehen, wie diese Person, die sich dann mit dem Thema emotional, Hands-on und mit einem persönlich zugeschnittenen Zugang auseinandergesetzt hat, aufgeblüht ist.”

Bei einem Überangebot an KI im Business-Umfeld fehlte es Simic bisher am persönlichen, ehrlichen Zugang. “Ich helfe dir als Mensch, als Führungskraft, die notwendigen Schritte zu machen, damit du dein Unternehmen nach vorne bringst, ohne dass ich jetzt versuche, dir ein technisches Projekt zu verkaufen”, sagt Simic und betont dabei, die Abkopplung vom Coaching mit eigentlichem Verkaufshintergrund.

Propeller: Raum für Ideen

In der Selbstständigkeit sieht Simic nun vor allem Freiheit für ihre Ideen, welche sie in den nächsten Jahren realisieren kann. “Ich habe alle drei Tage eine neue Idee. Jetzt habe ich da die Plattform für mich. Es gibt niemanden, dem ich das rechtfertigen muss”, sagt Simic über die Selbstständigkeit.

Sie sieht mit Propeller eine Plattform, in der sie neue Businessmodelle ausprobieren kann. Ihr Netzwerk und ihren Kundenstamm behält die KI-Expertin, was den Vorteil hat, sich die kritische Frage der Finanzierung gar nicht stellen zu müssen.

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