12.07.2019

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

Das Tiroler Startup Monkee hat eine App entwickelt, die Usern beim Sparen helfen soll. Das Unternehmen von Christian Schneider, Jean-Yves Bitterlich und Martin Granig möchte jedoch mehr als ein "digitales Sparschwein" sein und den Begriff "Financial Health" in die Mitte der Gesellschaft tragen. Darüber sprachen wir Co-Gründer Granig, der zudem noch mit zwei weiteren Erfolgsmeldungen - Investment und Förderung - aufwarten kann.
/artikel/spar-app-monkee-investor
Monkee, aws, Förderung, Sparen, App, Konsum, Financial Health, Konsum, Konsumkritik, kapitalismus, Shopping, Sparziel
(c) Monkee - Martin Granig, Jean-Yves Bitterlich und Christian Schneider haben ein Ziel: Das Thema finanzielle Gesundheit aus dem Tabu zu locken.

Zur ersten Version der App Monkee, die durch Ersparnisse der Gründer finanziert wurde, erzählten die Gründer dem brutkasten noch im Mai: “Die weiteren Schritte erfolgen mit Unterstützung – dazu freuen wir uns, schon bald mehr Details bekanntgeben zu können.” Nun ist es soweit: Monkee verkündet das erste Investment und die Zusage der aws Pre-Seed Förderung. Und möchte nun mit dem frischen Kapital den Begriff “Financial Health” unter die Leute bringen.

+++ Bedingungsloses Grundeinkommen: Ist der Mensch dem Menschen ein Wolf?+++

Marketing und Kommunikation ausweiten

Die Firma V/G Ventures investierte einen mittleren sechsstelligen Betrag in Monkee und erhielt dafür 13,04 Prozent Anteile. Von der aws gab es eine Pre-Seed-Förderzusage von 174.000 Euro. Das Kapital der V/G Ventures wird ins Wachstum gesteckt, wie Founder Martin Granig erzählt: Vor allem das Marketing und die Kommunikation sollen verstärkt werden.

Der aws-Betrag hingegen soll dafür genutzt werden, den Begriff “Financial Health” ins kollektive Wissen der Gesellschaft zu tragen. Dies würde geplanterweise mittels “Nudging” geschehen. Der Begriff beschreibt eine Methode der Verhaltensökonomie, um Menschen zu positiven Verhaltensweisen zu bewegen.

Monkee kooperiert mit Uni Innsbruck

“Es ist nicht einfach, zu sparen”, sagt der Gründer im Gespräch mit dem brutkasten: “Wir versuchen, gemeinsam mit der Uni Innsbruck (Institut für Behavioral Finance) den Begriff ‘Financial Health’ auszuloten und herauszufinden, welche Faktoren darin stecken. Unsere App deckt ja nur spezifische Bereiche ab – Sparen für die Zukunft oder Vorsorge. Mittelfristig wollen wir unsere Services so erweitern, dass wir immer mehr Bereiche von ‘Financial Health’ abdecken können”.

Über 6000 Werbebotschaften pro Tag

Der Mensch ist im Alltag der Manipulation der Konsumindustrie stark ausgesetzt und wird mit über 6000 Werbebotschaften täglich anvisiert, erklärt Granig. Dazu kämen noch “One-Click-Shopping” und die Psychologie der “instant gratification” (kurzzeitiges Glücksgefühl beim Kauf).

Monkee, aws, Förderung, Sparen, App, Konsum, Financial Health
(c) Monkee – Mit der Spar App möchte das Startup Monkee den Begriff “Financial Health” populärer machen.

“In unserer Zeit ist es viel einfacher, Geld auszugeben, als es zu sparen”, so Granig weiter, der im Mai bereits von Impulskäufen sprach, die einen erheblichen Teil des “Geldausgebens” darstellen: “Im Phsyical Health-Bereich würde man sagen, es ist wie zuviel Fast Food zu essen”. Die Gründer von Monkee versuchen generell, Parallelen zwischen physischer, mentaler und finanzieller Gesundheit zu ziehen. “Bei allen diesen Bereichen geht es um ein Abwägen zwischen instant- und delayed gratification”, sagt der Gründer.

+++Mehr Updates zum Thema Fintech gibt es im Fintech-Channel des brutkasten+++

Um dem entgegen zu steuern, bedient sich Granig exakt jener Methoden aus der Konsumindustrie, gegen die Monkee vorgeht. “Bei Nudging handelt es sich um sanfte Stöße, die bereits im Gesundheitswesen oder im Happyness-Bereich verwendet werden”, erklärt Granig.

Er nennt es eine “digitale Intervention”, die die Frage im Fokus hat, wie man jemanden erreicht, damit er auf Ziele (Urlaub, Laptop, etc. …) spart. “In den USA gibt es einige Startups, die sich mit ‘Financial Health’ beschäftigen. In Europa, außer in Großbritannien, gibt es da nicht viel.”

Kollektives Wissen zu Gesundheitsfragen größer

Gamification ist eine dieser Säulen, auf die sich Monkee bei seinem Vorhaben stützt. User sollen statt 1500 Euro als großes Ziel im Blick, einfach zehn Euro pro Woche sparen. Das wäre machbar und würde als Vergleich mit dem Health Bereich jenen 8000 bis 10.000 Schritten entsprechen, die man täglich zurücklegen soll, um gesund zu bleiben.

Mit dieser Aussage deutet Granig an, worum es eigentlich geht: Das Allgemeinwissen ist im Health-Bereich viel größer. Menschen wissen, was sie zu tun haben, um gesund zu bleiben. “Financial Health” hingegen sei bei uns ein Tabu und eine große Unbekannte, sagt Granig.

+++ hiMoment startet Monetarisierung mit Glücks-Challenges +++

Glückszentrum aktivieren

Der Entrepreneur nennt im weiteren Verlauf des Gesprächs Studien, die der Vorfreude auf etwas einen größeren Wert verleihen, als der Freude über das tatsächliche Event. Dieser psychologische Aspekt sei, so Granig weiter, insofern wichtig, da bei Monkee der User immer wieder an sein Ziel erinnert wird, “um sich immer wieder darauf zu freuen. Wir wollen das Glückszentrum des Menschen ansprechen”.

Dabei soll ein Algorithmus, ähnlich wie bei Amazon, dem Nutzer ähnliche Ziele von anderen Usern vorschlagen. Pop-Up-Messages von einem Finanzcoach würden weiters regelmäßig als kleiner Anreiz (oder Stößchen) nachfragen, ob man denn nicht etwa fünf Euro sparen möchte. “Ein Klick und es ist getan”, sagt Granig.

Spezialist fürs Sparverhalten

So die Pläne von Monkee, die aber hier noch nicht enden. Das Tiroler Startup hat einen “Machine Learning-Spezialisten” von Amazon eingestellt, um bestimmte Faktoren des Sparverhaltens zu ermitteln.

Während die Konsumgesellschaft bereits weit fortgeschritten ist und weiß, wie man zu welchen Zeitpunkt und mit welchen Methoden die Kunden zum Kauf bringt, steht das “Financial Health-Movement” noch relativ am Anfang.

Methodik der Konsumindustrie fürs Sparen nutzen

Granig dazu: “Wir müssen erkennen, wann die Sparbereitschaft am größten ist und um welche Beträge es sich da bei Einzelnen handelt. Wir müssen eruieren, wie bestimmte Messages gestrickt sein müssen, um gedanklich anzukommen. Kurz gesagt, wir müssen uns fragen, wie wir die Methodik aus der manipulierenden Konsumindustrie für uns übersetzen können,  um zukünftig eine bessere Balance zwischen heute (Konsum) und morgen (Sparen) herstellen zu können”.


⇒ Zur Homepage des Tiroler Startups

Redaktionstipps
Deine ungelesenen Artikel:
04.11.2024

Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
/artikel/carbon-cleanup-portraet
04.11.2024

Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
/artikel/carbon-cleanup-portraet

Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Financial-Health-App Monkee mit Lianenschwüngen zu neuem Investor und Förderung