16.11.2022

Wie der Social Impact Award zu einem internationalen Player wurde

Im Interview spricht Jonas Dinger, Managing Director des Social Impact Award, über die rasante Internationalisierung der Organisation und wie Startups im Bereich Social Entrepreneurship unterstützt werden.
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Über ein internationales Franchise-System wurde die Unterstützungsplattform des Social Impact Award für junge Sozialunternehmer:innen zu einer der größten ihrer Art weltweit. Seit der Gründung im Jahr 2009 wurden so bereits mehr als über 1000 Social Ventures weltweit unterstützt. Mit Ende 2021 übergab SIA-Geschäftsfürher Jakob Detering die Impact Award-Geschäftsführung an Ana Janošev und Jonas Dinger ab. Im Hintergrund-Interview erläutert uns Dinger, wie der Social Impact Award zu einem internationalen Player wurde und was sich seit dem Wechsel alles getan hat.


Wie schreitet aktuell die Internationalisierung des SIA voran?

Social Impact Award (SIA) ist dieses Jahr in insgesamt 18 Länder auf drei Kontinenten aktiv, besonders hervorzuheben ist dabei sicherlich der Social Impact Award Ukraine. Mit der Unterstützung durch SAP konnten wir sicherstellen, dass es trotz des Angriffskriegs durch Russland auch dieses Jahr einen Social Impact Award gibt. Das Programm musste logischerweise größtenteils online stattfinden, aber der Bedarf an Unterstützung für die Gründung von Sozialunternehmen war so groß, dass ein neuer Rekord an Bewerbungen aufgestellt werden konnte.

Auch wenn die Pandemie die Geschwindigkeit der Internationalisierung gebremst hat, werden wir in den nächsten Jahren weiter daran arbeiten, den Social Impact Award in neuen Ländern zu etablieren. Besonders im Fokus steht dabei die südliche Mittelmeer-Region, also Nordafrika & der Mittlere Osten. Hier arbeiten wir beispielsweise gemeinsam mit der Ford Foundation an einem Pilotprojekt in Jordanien, das den Anstoß für eine weitere Internationalisierung in der Region geben soll. Außerdem stehen Zentralasien sowie das südliche Europa ebenfalls weiter im Fokus. 

Unsere Internationalisierung funktioniert dabei über ein innovatives Lizenzmodell, dass es uns erlaubt, trotz starker lokaler Anpassungen Synergien auf internationaler Ebene zu schaffen und gemeinsame Standards international zu etablieren.

Welche Erfolge konnte der SIA in Bezug auf die Unternehmensgründungen seit seiner Gründung 2009 für sich verbuchen? 

Seit 2009 haben wir insgesamt mit über 1000 Social Ventures eng zusammengearbeitet und diese auf vielfältige Weise unterstützt. In 2019 hat die Wirtschaftsuniversität Wien in einer über ein gesamtes Jahr großflächig angelegten Studie die langfristigen Effekte einer Teilnahme beim Social Impact Award bei unseren Alumni untersucht. Dabei zeigt sich zum einen, dass knapp 80 Prozent der Social Startups, die einen Social Impact Award gewinnen, auch dreieinhalb Jahre nach dem Gewinn des Social Impact Awards noch aktiv sind. Dabei sind im Schnitt 5,14 Vollzeitkräfte dort angestellt und die Ventures werden von zwölf Ehrenamtlichen unterstützt. Über 75 Prozent der SIA-Alumni haben zudem Produkte oder Dienstleistungen entwickelt, die es vorher entweder gar nicht gab und rund ein Drittel bietet armuts-bedrohten und/oder benachteiligten Personengruppen die Möglichkeit selbst ein Einkommen zu erzielen. 

Wie unterstützt SIA heimische Startup Gründer:innen?

Alle jungen Menschen in Österreich können jedes Jahr kostenlos am Social Impact Award teilnehmen. Das Programm beginnt im Frühjahr und bietet ganz unterschiedliche Formate um in die Welt des Social Entrepreneurships einzutauchen. Wir veranstalten online und offline Formate, bei denen mit erfolgreichen Sozialunternehmer:innen ganz zwanglos geplaudert, eigene Ideen kreiert und Konzepte interaktiv weiterentwickelt werden können. Allein im Frühjahr 2021 haben wir in Österreich 25 Workshops und Webinare, neun Inspirationsformate und 15 1-on-1 Coachings veranstaltet. Dabei nahmen nur in 2021 knapp 600 Personen aus fast allen Bundesländern an unseren Formaten teil und entwickelten Ideen und Konzepte für Sozialunternehmen. Diese können dann bei uns eingereicht werden und eine hochkarätige Jury wählt anschließend die zehn vielversprechendsten Ideen und Startups aus.

Diesen zehn Social Ventures stehen anschließend knapp 50 Mentor:innen, Expert:innen, und Coaches zur Verfügung, um die nächsten Schritte mit ihrem Startup zu setzen – egal ob das ein erster Prototyp, die Validierung des Geschäftsmodells oder die Entwicklung einer Go-to-Market Strategie. Nach Abschluss des nationalen Jahresprogramms, werden alle Teams in unsere internationale Alumni Community aufgenommen, die sich unter anderem beim diesjährigen SIA Summit in Wien versammelt. 

Welchen Stellenwert hat Social Entrepreneurship in Österreich im internationalen Vergleich?

Das österreichische Ökosystem für Social Entrepreneurship ist ein spannender Fall im internationalen Vergleich. Österreich besitzt einen enorm innovativen dritten Sektor, der sich sehr früh bereits mit diesem Thema beschäftigte und innovative Sozialunternehmen gründete. Außerdem haben sich bereits vor über zehn Jahren einige bedeutende Unterstützungsakteure etabliert, die den gesamten Sektor ausgebaut und vorangetrieben haben. 

Andererseits ist die Förderung von sozialen Innovationen noch immer ein starker Kampf gegen Windmühlen und es gibt noch kein breites Verständnis davon, was Social Entrepreneurship ist oder was der Sektor alles für positive Effekte auf die Gesellschaft haben kann. Hier können wir gerade im Moment beobachten, dass zum Beispiel die Europäische Kommission das ganz klar erkannt hat und hier sehr viele Impulse auch nach Österreich trägt. Da gibt es andere Länder innerhalb der EU, die das noch stärker aufnehmen und auch aus Eigeninitiative aktiv werden.

Welche Herausforderungen müssen Social Entrepreneurs in Österreich derzeit bewältigen?

Dazu kann ich vor allem auf den sehr aktuellen Austrian Social Enterprise Monitor verweisen. Die Bestandsaufnahme der heimischen Szene der Wirtschaftsuniversität Wien zeigt wunderbar auf, wie vor allem fehlende Finanzierungsmöglichkeiten eine große Herausforderung darstellen. Aber auch fehlendes qualifiziertes Personal oder fehlendes Bewusstsein für das Konzept sind aktuelle Herausforderungen.

Welche Ziele verfolgt der SIA Summit, der aktuell noch bis zum 19. November in Wien stattfindet.

Der SIA Summit stellt den Jahresabschluss all der 18 nationalen Social Impact Award Programme dar und versammelt hunderte junger Sozialunternehmer:innen und Umfeldakteure in Wien. Der diesjährige SIA Summit ist allerdings etwas Besonderes. Wir leben in Zeiten multipler Krisen, die sich gerade jetzt ganz stark zeigen. Viele Menschen sind dadurch verunsichert und fürchten sich vor der Zukunft. Gleichzeitig ergreift jedoch eine junge Generation an talentierten, motivierten Köpfen die Initiative und entwickelt herausragende Innovationen, die zur Überwindung dieser multiplen Krisen beitragen können – von dem österreichische Sozialunternehmen Cosmotaics, das Solarpaneele für die Erzeugung von Strom und Wasser in Trockengebieten einsetzt, oder das ukrainische Sozialunternehmen Melt Water, das ein neues Wasserreinigungssystem entwickelt. Der SIA Summit soll deshalb auch ein Zeichen der Hoffnung in Krisenzeiten sein und Mut machen, dass wir die Zukunft positiv gestalten können.

Worauf dürfen sich die Teilnehmer:innen des SIA Summit freuen?

Wir konnten ein besonderes Programm für alle Teilnehmer:innen des SIA Summits heuer zusammenstellen. Dabei sind zum Einen inspirierende Keynotes u.a. von Fridays for Future Aktivist.innen, Boris Marte (CEO der ERSTE Stiftung) und Repräsentant:innen aus der Politik (u.a. Leonore Gewesseler, Christoph Wiederkehr), und zum Anderen über 30 interaktive Workshops und Sessions. Inhaltlich bieten wir ein sehr diverses Programm und konnten über 40 Expert:innen aus 20 Ländern als Vortragende gewinnen. Der SIA Summit funktioniert dabei wie ein Festival mit unterschiedlichen Bühnen und voller Innovation, Unternehmensgeist und gegenseitigem Austausch. Ein Highlight ist dabei sicherlich die Touren durch Wien bei denen wir mehrere SIA Alumni in ihren Räumlichkeiten besuchen. 

Der SIA Summit ist eine großartige Chance um sich mit Anderen, die ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehen, auszutauschen, sich inspirieren zu lassen und Kontakte in der ganzen Welt aufzubauen. Außerdem ist es die perfekte Gelegenheit gemeinsam miteinander und voneinander zu lernen und so die jeweiligen Social Ventures weiterzuentwickeln. So werden die positiven sozialen und ökologischen Effekte der Startups gestärkt. 

Welche Learnings hast du selbst als neuer Geschäftsführer im letzten Jahr gemacht?

Haha, dafür reicht der Platz hier wahrscheinlich nicht ganz aus. Nein, ganz im Ernst: Mein persönlich größtes Learning dieses Jahres ist die Wichtigkeit davon Nein zu sagen. Das klingt sehr banal, ist aber deutlich schwieriger als es auf den ersten Blick scheint. Es ist wichtig, dass wir als Organisation uns selbst treu bleiben und das bedeutet auch, dass wir nicht alles machen können, was grundsätzlich spannend und wirkungsvoll wäre. Nur dann können wir nachhaltig Strukturen aufbauen, die auch langfristig Bestand haben.

2022 war und ist ein herausforderndes Jahr, vom Krieg in der Ukraine bis zur aktuellen Unsicherheit durch die global präsente Inflation, aber wir konnten alle Herausforderungen bis jetzt hervorragend meistern und unser Team weiter ausbauen. Das liegt an unserem herausragenden Team, in dem alle Verantwortung übernehmen, höchst kreativ und innovativ arbeiten, und für unsere Mission brennen: Junge Menschen dazu zu befähigen, die Welt zum Besseren zu verändern.


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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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