19.05.2016

Snapchat: Ein Hype, der bleibt

Facebook wird was die Nutzer angeht immer älter, Instagram ist spätestens 2016 im Mainstream angelangt und viele prophezeien schon jetzt den nächsten Social Media Hype. Der Hype hat einen Namen: Snapchat. 
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Snapchat ist keinesfalls ein neuer Player am Markt. Den Instant-Messaging Dienst gibt es immerhin schon seit September 2011. Das Netzwerk – geschätzter Marktwert: 19 Milliarden USD – geht also im kommenden Herbst nun auch schon ins fünfte Jahr. Eine gefühlte Ewigkeit im Netz-Zeitalter. Gegründet wurde das Unternehmen nicht wie üblich in dieser Branche im Silicon Valley oder in San Francicso sondern weiter südlich im kalifornischen Los Angeles.

Snapchat – “Schmuddel-Image” und Datenleck

Schon vor einigen Jahren sorgte Snapchat in der medialen Berichterstattung für Aufsehen. Damals waren es vor allem US-Teenager die den Dienst dafür nutzten, um sich gegenseitig Nacktfotos – sogenanntes Sexting – zu senden. Natürlich im festen und guten Glauben diese Bilder vernichten sich dann nach ein paar Sekunden sowieso von selbst. Das dem dann tatsächlich nicht so war, weiß nun auch hoffentlich jeder Pubertierende über dem großen Teich. Der nächste Skandal brach dann 2013 über die Gründer Robert Murphy und Evan Spiegel herein. Der Dienst wurde Opfer eines Hackerangriffes – 4,6 Millionen Nutzerdaten wechselten den Besitzer. Der Beliebtheit von Snapchat schadete weder das eine, noch das andere. Die Zahlen beweisen das: Weltweit 100 Millionen täglich aktive Nutzer konsumieren insgesamt zehn Milliarden (!) Video-Clips pro Tag.

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Marketing und Kommunikation mit Snapchat

Solche Zahlen bleiben natürlich auch nicht den Kommunikations- und Marketing Experten verborgen. Schon seit längerer Zeit setzen diverse Unternehmen vermehrt auf Snapchat und integrieren den Dienst in deren Social Media Portfolio. Waren es vor kurzem noch vor allem US-Brands die Snapchat aktiv nutzten, kommen nun auch immer mehr europäische Unternehmen auf den Geschmack und produzieren “Snaps” und “Stories” für das (noch) junge Publikum. Auch in Österreich sieht man derzeit vermehrt bei Unternehmen, Profilbilder und Postings auf anderen Netzwerken die den Snapcode – die direkte Verlinkung zum jeweiligen Snapchat Kanal – abbilden.

Der Reiz von Snapchat

Das oben erwähnte “Schmuddel Image” hat Snapchat längst abgelegt und ist vielmehr 2016 einer der Keyplayer im Bereich der sozialen Netzwerke und Messenger Dienste. Warum das so ist? Snapchat ist eindeutig der online Spielplatz der Jugendlichen. Für ältere Web- und App Nutzer ist das Interface und die Usability ein – wie soll man sagen – Horror. Überdies steht weniger die Konsumation von Inhalten im Vordergrund als das selbst kreativ werden und sein- und somit wird jeder Nutzer mit ein paar Klicks und Swypes zum Content Produzenten.

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(c) Snapchat
(c) Snapchat

In den letzten Jahren hat sich, gerade auch durch den Siegszug von Instagram, eine Kultur des “sich zeigens” auf unseren Smartphones etabliert. Oftmals sind diese Instagram Postings inszeniert und kuratiert. Durch die Schnelllebigkeit der Snaps fällt dieser Umstand weg. Die wenigsten User werfen sich bei Snapchat extra in Posse oder probieren so lange herum bis sie das perfekte Foto oder Video hochladen können. Der Moment zählt. Snapchat steht deswegen derzeit wie kein anderes Netzwerk für, die in den Netzwerken ein wenig verlorengegangene, Authentizität. Die User zeigen sich so wie sie sind. In einer kuratierten, visuellen Welt ist das eine andere Herangehensweise an das Thema Social Media. Snapchat ist Real Life. Der Erfolg gibt dem Messenger offensichtlich auch in dieser Hinsicht recht.

Fotos mit Ablaufdatum

Auch Snapchat verändert sich. Bietet für seine User neue Dienste an. Fotos und Videos die aneinander gereiht werden und 24 Stunden abrufbar sind – die sogenannten “Snapchat Stories”. Über “Snapcash” kann beispielsweise auch ganz einfach in der App Geld an Freunde versandt werden. Und auch der Messenger hat erst vor Kurzem ein größeres und viel bejubeltes Update erhalten. Auch die Einführung der Snapchat Linsen erfreut sich großer Beliebtheit in der Community. App öffnen, Person fotografieren oder Selfie machen und das Foto durch eine der vorgegebenen Linsen verändern. So wird man schnell vom freundlichen Hündchen über einen animierten Cowboy mit rauchenden Pistolen zum gruseligen Zombie. Manche der Linsen sind kostenpflichtig, die meisten aber kostenlos.

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Nein zu Facebook

Nachdem die Gründer von Snapchat ein drei Milliarden USD Übernahmeangebot von Facebook abgelehnt hatten, wird nun versucht den Dienst zu monetarisieren. Lustige Foto Linsen um 99 Cent sind eine Möglichkeit Geld zu machen. Eine andere, vielversprechendere, sind die im Netzwerk beliebten (Geo-)Filter die Snapchat seinen Nutzern kostenlos zur Verfügung stellt. Eine der ersten Snapchat Kampagnen im vergangen Jahr war die Promotion Aktion zum Kinostart der Neuauflage von “Die Peanuts”. Den eigenen Snap konnte man nun ganz einfach mit Charlie Brown, Snoopy oder Woodstock aufhübschen und machte so im Freundes/Follower-Kreis Werbung für den Film.

Ausblick: Snapchat ist da, um zu bleiben

Auch abseits von schaltbaren Filtern und Werbung macht es sicherlich für einige Unternehmen – nicht für alle – Sinn sich Snapchat genauer anzusehen. Vor allem wenn die Zielgruppe nicht älter als 30 Jahre alt ist. Gerade im deutschsprachigen Raum sind noch nicht so viele Brands aktiv – ein Vorteil für die Ersten die einen Snapchat Kanal starten und aktiv bespielen. Beim Contentmanagement ist in jedem Fall Kreativität gefragt, vielleicht sogar um einiges mehr als in anderen Netzwerken. Auch in diesem Punkt werden sich manche Unternehmen leichter tun als andere. Die Möglichkeit, die eigene Marke auf ungewöhnliche und neue Art und Weise, nämlich mit der ganz eigenen Snapchat Ästhetik und Sprache zu präsentieren, sollte in keinem Fall außer Acht gelassen werden.

Snapchat ist schon jetzt eine fixe Größe unter den sozialen Netzwerken, es wird bleiben und in nächster Zeit auch noch – vor allem in Europa – wachsen. Ob es eher in Richtung Facebook (breit) geht oder es sich eher wie Twitter (spezialisiert) entwickelt bleibt im Moment aber noch abzuwarten.

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Maimuna Mosser, Country Director Google Austria & Rainer Will, Geschäftsführer österreichischer Handelsverband
Maimuna Mosser, Country Director Google Austria & Rainer Will, Geschäftsführer österreichischer Handelsverband (c) Brutkasten

Künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren vor allem die digitale Welt geprägt. Weniger bekannt jedoch ist der Einfluss auf den österreichischen Handel. Neben Automatisierungsprozessen im Supply Management findet generative KI auch im Bereich des Costumer Care.

Am Dienstag versammelten sich deshalb Maimuna Mosser, Country Director Google Austria, Rainer Will, Geschäftsführer österreichischer Handelsverband und Joerg Bauer, Managing Director Sales, MediaMarkt Österreich für eine Pressekonferenz.

Dabei ging es nicht nur um die vom Google implementierten Anwendungen und wie diese von Konsument:innen verwendet werden, sondern auch konkret um den Einfluss von KI auf den österreichischen Handel und wie die MediaMarktSaturn Retail Group intern KI verwendet.

Konsument:innen informieren sich mehrheitlich online

“Unsere Fragen drehen sich einfach laufend darum: Wie können wir KI nutzen und was kann es bringen?”, sagt Maimuna Mosser, CEO von Google Austria, und betont die Wichtigkeit von Google für den Handel: im europaweiten Ranking der Suchmaschinen sprechen Konsument:innen Google das meiste Vertrauen aus. Das spiegelt sich auch in den Suchanfragen wider. Rund 61 Prozent der österreichischen Nutzer:innen informieren sich laut Smart Shopping Studie online nach neuen Produkten.

Um diese Menge an Anfragen präzise zu beantworten, greift Google wenig überraschend auf die Unterstützung durch KI-Modelle zurück – laut Mosser gilt das für alle Google Produkte. So auch für die Visuelle Suchengine “Google Lens”, also die Suche in reiner Bildform. “Wir haben rund 12 Milliarden visuelle Anfragen im Monat und davon ist bereits jede vierte kommerziell”, so Mosser.

Daneben gibt es auch im Bereich der Google Ads Neuerungen: Konkret wurde von Mosser hierbei die Anwendung von KI in der Tourismusbranche genannt, beispielsweise zur Erstellung statischer, neuartiger Bildern von Hotelzimmern auf Basis bereits vorhandener. Ob es für die Unternehmen am Ende tatsächlich hilfreich ist, ihre Bilder von einer KI zu generieren, sei dahingestellt.

“Der Handel war immer ein Innovationstreiber”

Erst im Juli dieses Jahres wurde eine von Google in Auftrag gegebene Studie der Implement Consulting Group veröffentlicht, welches Österreich bei gleicher Resourcennutzung ein potentielles Wirtschaftswachstum von 35 bis 40 Milliarden Euro rein durch die Nutzung von generativer KI zuschreibt. Das entspräche acht Prozent des BIP über die nächsten zehn Jahre – brutkasten berichtete.

Dieses Möglichkeit im volkswirtschaftlichen Wachstum liegt vor allem an der österreichischen Bereitschaft für Innovationen, angetrieben durch den Handel, meint Rainer Will vom österreichischen Handelsverband. “Man erkennt, dass unsere Unternehmen schon wahrgenommen haben, wie wichtig Innovation ist. Der Handel war immer ein Innovationstreiber”, so Will.

KI ist bereits bei 52 Prozent der Händler im Einsatz, wenn auch nur geringfügig wie etwa bei der Generierung von Produktbeschreibungen. Rund 37 Prozent der Händler verwenden KI-Tools breitflächig, etwa in der Prozesskette, beim Sortimentsmanagement oder auch im Marketing.

Die Studie der Implement Consulting Group zeigt im Trend eine klare Aufwärtsbewegung: 45 Prozent der Unternehmen planen, in den nächsten fünf Jahren in Künstliche Intelligenz zu investieren. Rund ein Drittel der österreichischen Unternehmen erwarten einen signifikanten Produktivitätsschub durch den Einsatz von generativer KI, wodurch etwa 2,8 Millionen Arbeitsplätze in Österreich künftig unterstützt werden können.

KI-Einsatz bei MediaMarkt & Saturn

Handelsunternehmen wie MediaMarkt & Saturn stellen sich die Frage: “Wie können wir hier diesen technischen Vorteil auch für uns nutzen?”, so Joerg Bauer. MediaMarkt & Saturn zählt sich zu den 37 Porzent, welche die breitflächige Anwendung von KI bereits implementierte.

Allem voran verwendet das Handelsunternehmen eine KI-basierte, interne Suchmaschine für Mitarbeiter:innen, welche firmeninterne Prozesse über einen Chat-Assistenten erklärt. Dieser soll vor allem vielschichtige SharePoint-Seiten obsolet machen.

Im Bereich Costumer Care spricht Bauer von First Level Support über einen Chat- & Voicebot welcher die Interaktion zu Kund:innen erleichtert. Im Kundenservice kommen diese Bots zum Einsatz, um Anfragen zu Öffnungszeiten, Rückgabeverfahren und Produktinformationen zu beantworten. Auch für Produktempfehlungen sowie bei SEO-Inhalten auf der Website verwendet der Konzern KI. 

Ziel des Handelsunternehmens ist es, einen generativen KI Costumer-Care-Hub zu entwickeln, welcher durch Echtzeitübersetzungen und durch Anpassung der Tonalität auf Emotionen der Konsument:innen reagieren kann. Zusätzlich soll der Costumer-Care-Hub unzeitgemäße Bedienungsanleitungen ersetzen und dem Handelsunternehmen, zeitaufwendige Support Anrufe aussparen. Dennoch spricht Bauer die menschliche Kundenberatung des Unternehmens nicht ab.

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