08.04.2022

Silverton: Unterhosen-Startup behauptet vor jeglicher Strahlung zu schützen

Die Silverton-Shorts soll zu 99,9 Prozent gegen Strahlung wirken.
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(c) Silverton - Constantin Ricken (li.) und Richard Getz sorgen sich u.a. um die männliche Fruchtbarkeit.

Richard Getz und Constantin Ricken haben mit Silverton eine Unterhose entwickelt, die den Intimbereich vor Strahlung schützen soll. Ihre Technologie beruht auf dem Prinzip des “Faradayschen Käfigs”:

“Strahlung kann kein Objekt durchdringen, das von einem engmaschig verwebten, leitfähigen Material umgeben ist. Die Maschen müssen dabei mikroskopisch klein sein, nämlich noch kleiner als die Wellenlänge der Strahlung. Dieses engmaschige Netz aus leitfähigem Silber wurde von uns in weniger als zwölf Monaten entwickelt und wird nun in jedes Silverton-Kleidungsstück eingearbeitet. So kannst du ganz ohne Aufwand deinen Körper schützen und dir deiner Gesundheit und Leistungsfähigkeit sicher sein”, schreibt das Startup auf seiner Homepage.

Diese positiv geladenen Silberfäden auf der Innenseite ihrer Short würden laut Foundern “ein leitfähiges Feld erzeugen, welches nachgewiesenermaßen 99,9 Prozent der elektromagnetischen Strahlung abhalte”.

Studien von 2008 und 2010

Die Gründer beziehen sich bei ihrer Behauptung – Strahlung alter und neuer Technologien wirke sich negativ auf die Libido, Erektionsstörungen oder Energielosigkeit aus – auf eine Studie aus dem Jahr 2008. Jene Untersuchung hatte das Ziel, die Auswirkungen der Nutzung von Mobiltelefonen auf verschiedene Marker der Samenqualität zu prüfen.

Die getesteten Personen (361 Probanden einer Fertilitätsklinik) wurden entsprechend ihrer aktiven Handynutzung in vier Gruppen eingeteilt: Gruppe A: keine Nutzung; Gruppe B: weniger als zwei Stunden pro Tag; Gruppe C: zwei bis vier Stunden pro Tag und Gruppe D: mehr als vier Stunden am Tag.

Die Schlussfolgerung der Forschung war im Wortlaut: “Die Nutzung von Mobiltelefonen vermindert die Spermienqualität bei Männern, indem sie die Spermienzahl, Beweglichkeit, Lebensfähigkeit und normale Morphologie verringert. Die Abnahme der Spermien-Parameter war abhängig von der Dauer der täglichen Handy-Exposition und unabhängig von der ursprünglichen Spermien-Qualität.”

Albino Ratten

Weitere Studien, die diese Annahme belegen, findet man nicht auf der Website; einzig eine Forschungsarbeit aus 2010 wird zusätzlich angeführt. Sie erörterte die Wirkungen einer durch Handys erzeugten elektromagnetischen Strahlung auf den Serum-Testosteron-Gehalt von Wistar-Albino-Ratten. Mit folgender Conclusio:

“Die Exposition bei Handy-Strahlung für 60 Minuten am Tag über einen Gesamtzeitraum von drei Monaten verringerte signifikant den Serum-Testosteron-Spiegel [p=0,028] bei Wistar-Albino-Ratten im Vergleich zu ihrer entsprechenden Kontrolle. Langfristige Exposition mit Handy-Strahlung führt zu einer Verringerung des Serum-Testosteron-Spiegels.”

Deutsche Strahlenschutzkommission widerspricht Beispielen von Silverton

Zum Vergleich: Neuere Studien, wie jene der Deutschen Strahlenschutzkommission von 2021 zeichnen ein gänzlich anderes Bild.

Dort liest man, dass “erst kürzlich erstmals eine prospektive Kohortenstudie publiziert wurde, welche grundlegende Qualitätsanforderungen erfüllte, und bei rund 3.000 Männern keinen Einfluss von einem Mobiltelefon in der vorderen Hosentasche auf die Spermienqualität (…) beobachtete.”

Und weiter: “Die Qualität der zuvor publizierten epidemiologischen Studien war durchweg ungenügend, was auch in den Expertenberichten thematisiert wird. Im UVEK-Bericht von 2019 wurde die Evidenz für einen Effekt auf die Spermienqualität als ‘unzureichend’ eingeschätzt.”

Schwäche älterer Studien

Eine Schwäche der damals vorliegenden Studien sei zudem gewesen, dass nicht die Exposition der Hoden abgeschätzt wurde, sondern sich die Analysen praktisch ausschließlich auf “selbstberichtete” Mobiltelefonnutzung der Probanden gestützt habe. Kurzum Schätzungen der tatsächlichen Verwendung pro Tag.

Zudem hätten die wenigsten Studien andere Lebensstilfaktoren in die Analyse miteingeschlossen, welche einen Einfluss auf die Spermienqualität haben könnten und mit Handynutzung korrelieren. Außerdem seien viele dieser Studien “nicht populationsbasiert, sondern mit Freiwilligen von Fertilitätskliniken durchgeführt worden”.

Smartphone: “Kein Einfluss auf Spermienbildung”

Vertieft man sich weiter in die Thematik und geht auf das beliebte Argument ein, dass Smartphones zu höheren Temperaturen der Fortpflanzungsorgane führen würden, so finden man beim “Deutschen Bundesamt für Strahlenschutz” ebenfalls eine klare Widerrede zu diese These.

Die in Auftrag gegebene Studie weise eine strahlenbedingte Erwärmung der Hoden um weniger als 0,01 Grad aus. Und das bei einem Abstand des Handys von einem Zentimeter. Die daraus resultierende Temperaturerhöhung reicht nicht aus, um die Spermienbildung zu beeinflussen, heißt es darin. Selbst, wenn ein Mann das Smartphone direkt an seine Hoden hält.


Wer wissen möchte, wie sich Silverton in der “Höhle der Löwen” und speziell bei Georg Kofler geschlagen hat, der bereits 2021 das Strahlenschutzpapier Kohpa heftig kritisiert hatte, hat am Montagabend die Gelegenheit dazu. Weiters dabei: Shea Yeah, audory, toolbot und laxplum.

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Andreas Nemeth | (c) UNIQA Ventures
Andreas Nemeth | (c) UNIQA Ventures

Die Europäische Union drohe wirtschaftlich den Anschluss an die USA und China zu verlieren. Um das aufzuhalten, brauche es Milliardeninvestments und höhere Produktivität. Zu diesem Ergebnis kam der vergangene Woche von Mario Draghi vorgestellte Bericht, den er im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt hatte. Der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank und vormalige italienische Ministerpräsident schlug mit seinem Papier hohe Wellen, auch in der Startup-Szene. brutkasten hat bei Andreas Nemeth, CEO von Uniqa Ventures, nachgefragt, was er von dem Bericht hält und wie er die Rolle von Startups und Scaleups darin einschätzt.

Zentrale Rolle von Startups und Scaleups

Grundsätzlich betont Nemeth, dass die Aussagen von Draghi die zentrale Rolle von Startups und Scaleups bei der Förderung von Innovation, wirtschaftlicher Resilienz und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit in Europa unterstreichen. “Dieser Fokus ist entscheidend, da er die Notwendigkeit weiterer Unterstützung und Investitionen in das unternehmerische Ökosystem hervorhebt, um sicherzustellen, dass Europa ein globaler Technologieführer bleibt”, sagt Nemeth.

Draghis Forderung nach einer Startup-Wachstumsförderung komme zur richtigen Zeit: “Als Risikokapital- und Wachstumskapitalgeber sehen wir aus erster Hand, wie Frühphaseninvestitionen als Katalysator für disruptive Technologien, Arbeitsplätze und neue Industrien wirken”, erklärt der CEO von Uniqa Ventures. Um global konkurrenzfähig zu bleiben, müsse Europa allerdings sicherstellen, dass Startups nicht nur überleben, sondern auch dabei unterstützt werden, sich zu globalen Marktführern zu entwickeln. Momentan liege Europa 70 bis 80 Prozent unter dem US-Niveau was Investments in Startups betrifft.

Finanzierungslücke überwinden

Eine der zentralen Botschaften aus Draghis Bericht ist für Nemeth “die Bedeutung eines kohärenten, gesamteuropäischen Ökosystems”. Startups würden oft mit fragmentierten Regulierungsrahmen und einem eingeschränkten Zugang zu grenzüberschreitendem Kapital kämpfen. Etabliere man hingegen eine einheitliche Strategie, könnte das “das immense Potenzial des europäischen Unternehmertalents freisetzen und die Wettbewerbsfähigkeit in Bereichen wie Deep Tech, KI und Nachhaltigkeit vorantreiben”.

Draghis Bericht weise außerdem “zu Recht auf die Skalierungsprobleme in Europa hin”: Es mangle hier an Kapital für spätere Phasen von Startups. “Wir müssen diese Finanzierungslücke in der späten Wachstumsphase (Series B, C) überwinden, um europäische Scaleups zu globalen Champions zu machen und hier das Feld nicht ausschließlich US-Akteuren überlassen”, warnt Nemeth. Das sei entscheidend, hier müssten alle Akteure im europäischen Startup-Ökosystem zusammenarbeiten, wenn man mit den USA oder China konkurrieren wolle.

Risikokapital für stärkeres Wachstum

Auch das Risikokapital spiele eine “entscheidende Rolle bei der Beschleunigung des Wachstums von vielversprechenden Startups”. Draghis Bericht erkenne das an. Nemeth erklärt: “Indem es Innovationen durch finanzielle Unterstützung ermöglicht, hilft Risikokapital, die Lücke zwischen Ideen und marktreifen Lösungen zu schließen und in Folge die Lücke in der Phase der internationalen Skalierung.” Eine engere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, privaten Investor:innen und Startups sei unerlässlich für die europäische Wettbewerbsfähigkeit.

Letztere hängt für Nemeth auch mit der Skalierung von Innovationen zusammen. “Europa ist eine Hochburg für Kreativität und technisches Know-how”, sagt Nemeth. Aber: Für eine globale Führungsrolle brauche es eine stärkere Infrastruktur für Scaleup-Finanzierung, Talentbindung und Marktzugang.

Anforderungen bei Eigenkapital lockern

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Draghis Bericht ist für Nemeth die Lockerung von Eigenkapitalanforderungen für Banken und Versicherungen. Dadurch kann Startups mehr Kapital zur Verfügung gestellt werden. Viele traditionelle Finanzinstitute seien derzeit durch strenge regulatorische Vorgaben eingeschränkt, wenn es um Investments in risikoreiche, aber potenziell hochgradig innovative Unternehmen geht.

Eine Anpassung dieser Anforderungen könnte für Nemeth dazu führen, dass der Kapitalfluss in das Startup- und Scaleup-Ökosystem erheblich gesteigert wird. Das wiederum würde Europas Innovationskraft stärken und eine globale Wettbewerbsfähigkeit aufbauen. Abschließend meint Andreas Nemeth: “Bei Uniqa Ventures sehen wir großes Potenzial in einer solchen Reform, da sie nicht nur die Finanzierungsmöglichkeiten für junge Unternehmen erweitern, sondern auch die Attraktivität von Beteiligungen in innovativen Sektoren wie Greentech, Fintech und Healthtech erhöhen könnte.”

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