14.08.2023

Sexuelle Belästigung: Schwere Vorwürfe gegen CEO von großem VC

Dem Gründer von DN Capital, der nach einem Investment auch im Beirat von GoStudent sitzt, wird vorgeworfen, mehrere Mitarbeiterinnen von DN Capital sexuell belästigt und schikaniert zu haben.
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Symbolbild. Foto: Unsplash/Heike Trautmann

Nenad Marovac ist Gründer und Managing Partner bei DN Capital, das als eine der führenden Venture Capital Firmen in Europa gilt. Das Unternehmen investierte unter anderem in Shazam, das deutsche Automarktplatz-Startup Auto1, Remitly oder das österreichische Unicorn GoStudent (brutkasten berichtete), wo Marovac laut seinem LinkedIn-Profil seit Mai 2020 Board Member ist – eine nicht operative, beratende Tätigkeit.

Wie aus einer aktuellen Recherche von sifted hervorgeht, wird ihm nun vorgeworfen, Mitarbeiter:innen sexuell belästigt und gemobbt zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Das Magazin sprach dazu mit 18 Personen, die zwischen 2003 und 2022 in der Firma gearbeitet haben. Sieben von ihnen zufolge, hat Marovac in den frühen 2010er Jahren Angestellte gemobbt, sexualisierte Kommentare abgegeben und körperliche Berührungen am Arbeitsplatz begangen. Ein Dutzend Ex-Mitarbeiterinnen gründeten eine informelle Selbsthilfegruppe. Zwei habe das Verhalten dazu veranlasst, der VC-Branche ganz den Rücken zu kehren.

Sexuelle Belästigung bei DN Capital: “unzählige Male”

Eine ehemalige Mitarbeiterin sagt laut sifted, dass die Arbeit bei DN inkludierte, „unzählige Mal am Hintern“ angefasst zu werden. Eine weitere Angestellte berichte: „Er klatschte den Leuten auf den Hintern und lachte im Vorbeigehen und das nur bei hübschen Frauen.“ Mitarbeiterinnen wurde geraten, nicht alleine mit dem Gründer zu sein – „das war eine Art Code unter den Frauen, die dort arbeiteten.“ Seine Auswahl der Praktikantinnen sei abhängig von ihrem äußeren Erscheinungsbild gewesen. „Ich war immer erstaunt, dass alle ähnliche Eigenschaften hatten. Sie waren alle gutaussehend“, wird ein ehemaliger Mitarbeiter zitiert.

Einer Quelle zufolge musste man verhindern, dass vielversprechende Praktikantinnen früh mit ihm in Kontakt kommen. So habe man dafür gesorgt, dass sie ihm erst nach einer technischen Beurteilung vorgestellt wurden. Sonst würde er anhand ihres Erscheinungsbild entscheiden, ob sie eingestellt werden. Nach Vorstellungsgesprächen habe er laut einer anderen Quelle Kommentare wie: „Oh mein Gott, hat sie nicht einen schönen Hintern“ oder „Oh mein Gott, nicht dieser fette Elefant“ von sich gegeben. Den Quellen nach, soll er mit mehreren jüngeren Frauen im Unternehmen auch ein sexuelles Verhältnis gehabt haben. Auch auf geschäftlicher Ebene soll Moravac Fehlverhalten gezeigt haben, wie eine ehemalige Mitarbeiterin sifted erzählt. So wurden Pitches von attraktiven Gründer:innen auch angenommen, wenn die Unternehmen eindeutig außerhalb des Investitionsbereichs lagen oder das Geschäftsmodell bzw. das Produkt nicht zu einem Fonds der Firma passte.

Während manche angeblich sexuell belästigt wurden, sollen andere schikaniert worden sein. So soll er zum Beispiel gesagt haben: “Meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, abzunehmen?“ oder „Wenn ich ein Gesicht wie du hätte, würde ich nicht lächeln“. Eine Mitarbeiterin, die vor kurzem bei DN arbeitete, beschrieb die Zeit als die „demütigendste Erfahrung“. Manche männliche Kollegen würden weibliche Mitarbeiterinnen häufig ignorieren oder Frauen während Video Calls zum Spaß stumm schalten.

Marovac dementiert

Laut der Recherche wurde versucht Personen, die auf das Fehlverhalten hinweisen wollten, davon abzuhalten. Eine Mitarbeiterin gab an, dass ihr nach ihrer Zeit bei DN Capital damit gedroht wurde, dass sie verklagt wird. Viele fürchten demnach noch heute um ihre Karriere, wenn sie das Schweigen brechen. „Er sagte Sachen wie: Ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder in dieser Branche arbeitest.“ Eine Mitarbeiterin litt nach eigener Angabe an einer posttraumatischen Belastungsstörung aufgrund von „Misogynie, sexueller Belästigung und der Arbeitskultur“. Laut den ehemaligen Mitarbeiter:innen sei Marovacs Verhalten kein Geheimnis in der VC-Branche.

DN Capital zufolge spiegeln die Anschuldigungen nicht die Unternehmenskultur und werden vom Gründer zurückgewiesen. Während den 23 Jahren, seit denen DN Capital existiert, habe es keine informellen oder formellen Beschwerden über unangemessenes Verhalten von derzeitigen oder ehemaligen Mitarbeiter:innen gegeben. Da das Unternehmen seine Verantwortung „extrem ernst“ nehme, sei eine “gründliche und unabhängige Untersuchung” eingeleitet worden. Diese werde von einer erfahrenen Anwaltskanzlei durchgeführt, mit der man im vollen Umfang kooperieren werde. Marovac habe zudem „proaktiv die Entscheidung getroffen“, sich aus dem internen Tagesgeschäft zurückzuziehen, bis die Untersuchung abgeschlossen sei.

Vorwürfe dieser Art sind auch heutzutage kein Einzelfall. Weitere Recherchen zu der Thematik gibt es im Rahmen der #growrespect-Initiative des brutkasten.

brutkasten hat bei GoStudent um eine Stellungnahme gefragt.

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Lisette Espín-Noboa liefert Politiker:innen neue Entscheidungsgrundlagen. Foto: Map Box/OpenStreetMap/Bimal Viswanath
Lisette Espín-Noboa liefert Politiker:innen neue Entscheidungsgrundlagen. Foto: Map Box/OpenStreetMap/Bimal Viswanath

Heuer präsentierte ein wissenschaftliches Team von der Central European University (CEU) und dem Complexity Science Hub (CSH) einen Durchbruch: Sie können Armut auf Landkarten sichtbar machen.

Konkret nahmen sich die Forscher:innen dafür Sierra Leone und Uganda vor. Die beiden Staaten in Subsahara-Afrika zählen zu den ärmsten der Welt. Das Wiener Forscherteam entwickelte dazu das interaktive Online-Tool Poverty Maps, mit dem User:innen die Wohlstandsentwicklung in beiden Ländern vergleichen können. Sogar einen Ausblick auf die Zukunft können die Karten geben. Unmengen abstrakter Daten werden damit auf einen Blick zu aussagekräftiger Information.

Vom Taxiverhalten zu Armutskarten

“Die Idee wäre, dass politische Entscheidungsträger:innen, die Menschen unterhalb der Armutsgrenze helfen möchten, diese Art von Instrumenten nutzen können. Um zu verstehen, wo die Menschen sind, die wirklich Hilfe brauchen”, erklärt Lisette Espín-Noboa im brutkasten-Interview.

Die aus Ecuador stammende Computerwissenschaftlerin ist extra für das Projekt nach Wien gekommen. Sie ist Expertin für Predictive Analytics, Netzwerkanalysen und Machine Learning. Davor arbeitete sie vor allem mit Mobilitätsdaten, auf deren Basis sie Prognosen für die Zukunft erstellte. Espín-Noboa erforschte unter anderem, wie sich Taxis in der Metropole New York verhalten.

Wiederverwendbare ML-Modelle

“Sie gaben mir dieses Projekt und ich hatte die Freiheit, zu schauen, wie es funktioniert”, sagt die Computerwissenschaftlerin. Sie entwickelte ein eigenes Framework für drei Machine-Learning-Modelle. Damit visualisieren die Forscher:innen die Wohlstandsentwicklung auf Landkarten. Am Beispiel von Sierra Leone und Uganda bewies das Team bereits, dass es möglich ist.

Espín-Noboa erklärt, dass sie die Modelle nun auch für andere Länder verwenden. Dafür müsse nur die sogenannte Ground Truth für jedes Land anhand einer eigenen Datenbasis neu in das Modell gefüttert werden. Ground Truth ist die genaue und verlässliche Referenz, anhand derer die Richtigkeit von Daten oder Vorhersagen bewertet wird.

Wie viele Antennen, welche Toilette?

Für die beiden afrikanischen Länder verwendeten die Forscher:innen Umfragedaten als Basis. “In Afrika werden Umfragen zum Haushalt oder Lebensstandard durchgeführt. Diese Fragebögen ermitteln, wie viele Zimmer Ihr Haus hat, welche Art von Toilette Sie benutzen, wie Sie an Ihr Wasser kommen, ob Sie ein Auto habe oder ob Sie eine Haus- und Sanitäranlage haben”, erklärt die Computerwissenschaftlerin. Mit dem Internationalen Wohlstandsindex (IWI) wurden auf dieser Basis dann Grundwerte errechnet.

Hinzugefügt wurden in der Folge weitere Daten, die etwa von Satellitenbildern oder Social-Media-Postings stammen. Daraus konnten Espín-Noboa und ihre Kolleg:innen schließen, wie viele Menschen in einer Region ein iPhone besitzen oder wie viele Antennen sich in einem Gebiet befinden. “Wir dachten: Wenn der Ort viele Antennen hat, bedeutet das wahrscheinlich, dass er wohlhabend ist. Wenn er keine Antennen hat, ist er wahrscheinlich arm”, so Espín-Noboa. Daten aus OpenStreetMap würden wiederum verraten, wie weit die nächste Straße oder Schule entfernt ist.

Zukunftsvorhersagen auch für Europa

Nun versuchen Espín-Noboa und ihr Team diese Karten auch für Österreich und Ungarn zu erstellen. Noch fehlen ihr aber die dafür notwendigen Daten für ihre Modelle. Sie ist deshalb auf der Suche nach Organisationen, die Daten zur Verfügung stellen.

“Wir können nicht einfach die gleichen Daten verwenden, weil die Standards unterschiedlich sind. Etwa fragt man in Ungarn nicht, welche Art von Toiletten jemand benutzt”, erklärt Espín-Noboa. Stattdessen sei in etwa Ungarn aussagekräftiger, wie viel Immobilien kosten. Für jedes Land müsse deshalb eine eigene “Ground Truth” ermittelt werden, dann könnten die entwickelten Modelle für verschiedene Länder verwendet werden, glaubt die Expertin.

Bessere Entscheidungsgrundlage

Das Projekt ist ein Novum, denn bisher verließen sich Entscheidungsträger:innen vor allem auf Volkszählungsdaten, wenn es um den Umgang mit Armut ging. Die Karten stellen die Entwicklung jedoch viel detaillierter dar. “Mit der Ground Truth haben wir Armut vorhergesagt, aber Sie können alles vorhersagen. Wenn Sie fundierte Fakten zum Thema Bildung haben, können Sie etwa auch Bildung vorhersagen”, sagt Espín-Noboa. Sie hofft, dass künftig mehr Tools für politische Entscheidungsträger:innen zur Verfügung stehen – damit diese bessere und zielgerichtete Entscheidungen treffen können.

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