14.01.2016

Interview mit Sebastian Kurz: “Mut zum Unternehmertum”

Die Digitalisierung schreitet in hohem Tempo voran. Im Interview mit dem Brutkasten spricht Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) über die Bedeutung und Chancen der Digitalisierung für Österreich.
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Sebastian Kurz im Interview mit dem Brutkasten (c) feel image

Neue Geschäftsmodelle entstehen, während andere Berufe nicht mehr gefragt sein werden. Die Veränderung betrifft jede Branche. Um von der Digitalisierung in vollem Umfang profitieren zu können, müssen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Viele Start-ups setzen auf die digitale Zukunft. Der Brutkasten hat Sebastian Kurz interviewt über geplante Neuerungen, die Möglichkeiten der Politik die Unternehmen zu unterstützen und das Lernen von anderen Ländern.

Nach einer Untersuchung der EU liegt Österreich bei der Digitalisierung auf Rang dreizehn von 28 EU Ländern. Ein Platz im Mittelfeld ist Ihnen nicht genug. Warum halten Sie die Digitalisierung für so wichtig?

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Zunehmend werden komplexere Aufgaben und Tätigkeiten von Maschinen erledigt. Davon sind nicht nur die bisherige Wirtschaftsstruktur und der Arbeitsmarkt betroffen, sondern viel mehr so gut wie alle Lebensbereiche der Gesellschaft. Computer, Tablets und Smartphones sind bereits jetzt aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Internet und Social Media haben unser Privatleben in den vergangenen Jahren tiefgreifend verändert. Bereits heute gehen Schätzungen davon aus, dass etwa 28 % des österreichischen Wirtschaftswachstums in der Vergangenheit direkt auf Digitalisierung zurückzuführen sind. Diese Zahl zeigt, welches Potenzial die digitale Zukunft mit sich bringt. Österreich bringt insbesondere in den Bereichen Infrastruktur und Industrie gute Grundvoraussetzungen mit. Diese müssen wir nützen um das volle Potenzial der Digitalisierung ausnützen zu können. Das Internet und die damit verbundenen Chancen entwickelt sich weiter – mit oder ohne Österreich.

Die Infrastruktur ist ein Grundstein der Digitalisierung. Wie sehen Sie den Stand der österreichischen Netze und wie wollen Sie Unternehmen Anreize und Unterstützung  zum Ausbau liefern?

In der Versorgung mit Breitbandinternet liegt Österreich über dem EU-Schnitt. Bei Hochleistungsverbindungen hinkt man aber europäischen Spitzenreitern wie Schweden oder der Slowakei hinterher. Drastisch ist der Unterschied vor allem im Vergleich zwischen Stadt und Land. Während im städtischen Raum fast flächendeckend schnelle Internetverbindungen bereits realisiert sind, ist die Versorgung in kleineren Gemeinden eingeschränkt. Die Politik muss daher dort unterstützen, wo Investitionen für Private Unternehmen nicht rentabel wären. Ebenso muss es eine klare politische Koordination beim Ausbau bestehender Infrastruktur geben.

Was muss Ihrer Meinung nach in der Ausbildung gemacht werden, damit der Zugang und die Nutzung der digitalen Medien erhöht wird?

Neben der wichtigen Frage der Infrastruktur unserer Schulen ist es von großer Bedeutung bereits in jungen Jahren digitale Kompetenzen zu vermitteln. In China z.B. werden in Zukunft bereits den Kleinsten das Programmieren beigebracht – eine Forderung über die man diskutieren sollte. Auch unsere duale Ausbildung braucht dringend ein Update, um jungen Menschen weiterhin eine gute und zukunftsorientierte Ausbildung ermöglichen zu können. Die Bedeutung der Lehre zur Ausbildung von Fachkräften braucht auch im Umgang mit digitalen Medien bereits in der Berufsschule gezielte Förderung.

“Die Politik hat verstanden, dass wir innovative Ideen und kreative Köpfe in Österreich brauchen.”

Österreich hat in den letzten Jahren seine Verwaltung stark modernisiert. E-Government hat für viele Erleichterungen im Kontakt mit den Behörden gesorgt. Welche Neuerungen sind hier geplant?

Damit der Nutzen des E-Governments auch voll zu tragen kommt, ist eine verstärkte online Verwaltung auch auf regionalen Ebenen notwendig. Verwaltungsleistungen, wie das Ausstellen von Kopien der Meldebescheinigung, des Staatsbürgerschaftsnachweises und Ähnlichem könnten bereits jetzt online in Verbindung mit der Bürgerkarte abgefragt und ausgedruckt werden. Darüber hinaus braucht es eine stärkere Vernetzung der Bundes- und Landesverwaltungen. Über ein „Online-Bürgerkonto“ könnten bereits heute einfache Anträge und Anfragen an verschiedene Bundes und Landesverwaltungsstellen gestellt werden oder auch Bescheide zentral zugestellt werden.

Finden Sie, dass die privaten Unternehmen auf den digitalen Zug aufgesprungen sind?

Viele österreichische Unternehmer sind schon lange beim Thema dabei, sind Vorreiter gewesen, andere sind noch immer sehr skeptisch. Es ist gut, dass das Thema momentan breit und öffentlich diskutiert wird und Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam daran arbeiten, Österreich bei der Digitalisierung nach vorne zu bringen.

Über einem Teil der digitalen Welt, den Cloud Diensten, hängt das Damoklesschwert der Spionage. Das führt zu einer großen Zurückhaltung bei der Implementierung in Unternehmen. Wie sehen Sie die Sicherheit dieser Dienste und was kann die Politik tun, um den Zustand zu verbessern?

Datenschutz und Datensicherheit sind natürlich ganz zentral. Wir brauchen dabei beide Seiten, nämlich den kompetenten Nutzer und sichere Systeme, die den Schutz vor Spionage und Cyber-Kriminalität garantieren, sowie Regeln und Standards auf europäischer Ebene und die Möglichkeit auf eigene Strukturen zurückzugreifen.

Der Anteil der Start-ups die Produkte für das Internet entwickeln und digitale Medien stark einsetzen, ist besonders groß. Viele kämpfen mit schwierigen Anfangsbedingungen und knappen finanziellen Mitteln. Was kann die Politik tun, um diese Unternehmen zu unterstützen?

In den letzten Monaten hat sich da schon sehr viel getan, die Politik hat verstanden, dass wir innovative Ideen und kreative Köpfe in Österreich brauchen – ein Signal ist auch Staatssekretär Harald Mahrer, der mit seinem Team an besseren Rahmenbedingungen arbeitet. Gleichzeitig leistet natürlich die Start-Up Community und die Investorenszene den größten Beitrag, um gegenseitig diejenigen zu unterstützen, die das größte Potential haben und den Standort nach vorne zu bringen. Aus meiner Sicht haben wir noch einen weiten Weg vor uns – müssen bürokratischen Hürden abbauen und einen Paradigmenwechsel schaffen hin zur Kultur des Scheiterns. Ein Risiko einzugehen und eine Idee umzusetzen muss möglich sein, wer scheitert darf nicht ausgegrenzt werden, sondern die Chance bekommen weiterzumachen und einen anderen Weg zu versuchen – Damian Izdebski ist dabei zum Beispiel einer, der sich das getraut hat.

Sie waren mit heimischen Start-up-Unternehmen im Silicon Valley. Was können wir von anderen Ländern lernen, die in der Digitalisierung schon weiter fortgeschritten sind?

Mut zum Unternehmertum. Wie schon angesprochen müssen wir eine Kultur des Scheiterns in Österreich entwickeln. Etwas, dass in den USA bereits tief verankert ist. Risikobereitschaft wird im Silicon Valley als etwas Positives empfunden. Wer sich nur mit Gefahren und Risiken auseinandersetzt, hemmt Kreativität und Innovation.

 

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(c) Puls 4/Gerry Frank - Lisa-Maria Reisinger von Femitale.

Bei einem Spaziergang mit ihrem Hund war femitale-Gründerin Lisa-Maria Reisinger die Idee zu ihrem Startup gekommen. Sie leidet nämlich an Endometriose, was zu besonders starken Regelschmerzen führt. Diese lassen sich mit einer Wärmeflasche lindern. Mit femitale schuf sie den “Wärmeschal”, einen Gurt, mit dem sich die Wärmeflasche praktisch – und auch während des Gehens – an der richtigen Stelle halten lässt. Zudem bietet das Startup Nahrungsergänzungsmittel für die Periode an, die gemeinsam mit Biogena entwickelt wurden.

Biogena und Waterdrop-Gründer unter Investor:innen

Biogena ist auch einer der Investoren bei femitale und mit 12,67 Prozent drittgrößter Anteilseigner nach der Gründerin und der Wiener Brandhouse GmbH. Zudem konnte das 2019 gegründete Startup mit Sitz im St. Florian nahe Linz im Laufe der Jahre eine Reihe weiterer Investor:innen und Investmentgesellschaften überzeugen, darunter Waterdrop-Gründer Martin Donald Murray, der mit 1,51 Prozent jedoch einer der kleinsten Anteilseigner ist.

femitale-Gründerin schlug nach Haselsteiner-Albtraum 600.000 Euro-Angebot bei 2Min2Mio aus

Eine andere Investment-Chance ließ femitale-Gründerin Reisinger bewusst aus. Vor einem Auftritt in der Show 2 Minuten 2 Millionen, der 2022 ausgestrahlt wurde, hatte sie bereits einen Albtraum mit Juror Hans Peter Haselsteiner, der darin ihre Firmenbewertung kritisierte, wie sie damals erzählte. In der Show schlug sie dann ein 600.000 Euro Mediavolumen-Angebot von Seven Ventures und Work for Equity-Beratungs-Angebot von Philipp Maderthaner aus. Es sei noch zu früh für einen Werbefokus, so ihre Begründung damals.

Konkursantrag eingebracht – Minus-60-Prozent-“Goodbye Sale”

Wie die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV vermelden, brachte femitale nun einen Konkursantrag ein. Zusatzinformationen, wie die Höhe der Passiva oder die Anzahl der betroffenen Gläubiger:innen und Mitarbeiter:innen liegen derzeit noch nicht vor. Die Schließung des Unternehmens scheint jedenfalls besiegelt. Auf der Page wird ein Minus-60-Prozent-“Goodbye Sale” beworben.

Eine brutkasten-Anfrage bei femitale-Gründerin Reisinger mit der Bitte um ein Statement wurde bislang noch nicht beantwortet. Wenn ein Statement eintrifft, wird es hier ergänzt.

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