Das stillgelegte Atomkraftwerk Mühlheim-Kärlich im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz ist nicht gerade eine Erfolgsgeschichte der Nuklearenergie. Nach einem Urteil wegen Unregelmäßigkeiten im Genehmigungsverfahren musste das Kraftwerk im Jahr 1988 nach nur 30 Monaten Betrieb abgeschaltet werden. Es befinde sich in einem Erdbebengebiet, hieß es damals. Bis heute ist der Abbau nicht gänzlich umgesetzt. Das Grazer Startup Schrott24 nutzt das nun für einen weiteren PR-Coup.

Schrott24 recyclet 1500 Tonnen Metall aus AKW Mühlheim-Kärlich

Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben die größte europäische Online-Plattform für den Handel von Altmetallen betreibt, sorgte unter anderem bereits durch die Wiederverwertung eines Regierungsflugzeugs für Aufsehen. Nun kaufte man 1500 Tonnen Altmetall aus dem Kraftwerk Mühlheim-Kärlich an – konkret den Stator, zwei Rotoren, den Kühlwassertank sowie zwei Turbinen. Ursprünglich hätte etwa der Generator nach Ägypten verkauft und wiederverwendet werden sollen. Doch das passierte nie. Stattdessen wurden die AKW-Teile über ein Jahrzehnt lang zwischengelagert. “Die geschätzten Kosten von über 750 Millionen Euro, welche beim Rückbau anfallen, stehen dem vergleichsweise kleinem Wert der Verschrottung gegenüber”, heißt es von Schrott24 in einer Aussendung.

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In letzter Zeit habe man bereits mehrere Kraftwerks-Demontage-Projekte betreut, etwa von Windkraftanlagen, heißt es vom Startup. Nun übernehme man die Rolle des Vertragspartners und kümmere sich nicht nur um die komplette Abwicklung des Transportes, sondern auch um die Qualitätskontrolle und Auszahlung. “Der Generator und die anderen Teile des AKW Mühlheim-Kärlich werden in Einzelteile zerlegt, um beispielsweise an das wertvolle Kupfer des Stators zu kommen. Behaftungen aus Kunststoff und anderen nicht metallischen Materialien werden entfernt und anschließend werden die Metalle sortenrein voneinander getrennt, zerkleinert und in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt”, heißt es weiter.

Digitales Tool für mehr Metall-Recycling

Punkten will Schrott24 in diesem Prozess mit dem digitalen Tool im Kern seines Produkts. Mithilfe der Technologie werden die Mengen der angebotenen Metalle mit der Echtzeit-Nachfrage von Werken, Recyclern und  Schrotthändlern im Netzwerk gematcht. Co-Founder Jan Pannenbäcker umreißt die Vision: “Altmetalle können beliebig oft und fast zu 100 Prozent recycelt werden. Unser Ziel ist es, die Altmetallbranche durch Digitalisierung effizienter zu machen und so letztlich auch mehr Metall zurück in den Wertstoffkreislauf zu holen”.