22.03.2018

Schramböck stellt budgetäre Weichen und kündigt fast-lane für Startups an

Wirtschaftsministerin Schramböck präsentiert ihr Budget: Lohnnebenkosten-Förderung bei Startups und Risikokapitalprämie werden gestrichen. Im Gegenzug ist eine Ausweitung der aws Garantien und die Einrichtung einer fast-lane für Antragsstellungen der Startups geplant.
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Wirtschaftsministerin Schramböck präsentiert ihr Budget: Lohnnebenkosten-Förderung bei Startups und Risikokapitalprämie werden gestrichen. Im Gegenzug ist eine Ausweitung der aws Garantien und die Einrichtung einer fast-lane für Antragsstellungen der Startups geplant.
(C) BKA. Wirtschftsministerin Margarete Schramböck, Bundeskanzler Sebastian Kur z,Verkehrsminister Norbert Hofer

“Es wurden sinnvolle Schwerpunkte gesetzt, Zukunftsthemen gesichert und wir sparen im System”, sagt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und ist naturgemäß voll des Lobes für das neue Budget –  sowohl im Gesamten als auch für das doch geschrumpfte Wirtschaftsressort, das im Zuge des Regierungswechsels Agenden wie den Tourismus, Energie und Wissenschaft verlor.

+++Once Only – Prinzip soll Unternehmen helfen+++

Fünf Prozent Einsparung

Das Ministerium heißt mit vollem Namen seit der neuen Regierung “Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW)”. Wie alle anderen Ministerien sollen quer über die Materie fünf Prozent eingespart werden. Vergleichbar mit dem Wirtschaftsministerium der letzten Legislaturperiode, ist es wegen der Aufgabenstellungen nur noch bedingt. Es verfügt über ein Budget von 722,1 Mio. Euro (2019: 760,4 Mio. Euro). Dazu gehören die Sachaufwände genauso wie, durchaus überraschende und teils historisch bedingte Budget-Teile, darunter das Beschussamt, das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, historische Gebäude, die Burghauptmannschaft und der Tiergarten Schönbrunn.

100 Millionen Budget für angewandte Forschung

Vom gesamten Ressortbudget entfallen gut 620 Millionen Euro auf die Wirtschaft und Sachaufwände. Dazu kommt ein Budget für (angewandte) Forschung in Höhe von rund 100 Millionen. “Angewandte Forschung ist ein wichtiger Innovationsmotor. Wir dürfen nicht zurückfallen. Daher wurde das Budget in diesem Punkt praktisch gehalten”, so die Ministerin.

+++Abgeschickt und nie angekommen? Sendungsverfolgung des Startup-Pakets der Bundesregierung+++

Forcierung von Digitalisierungsprojekten: “Once Only”

Für die Digitalisierung hat das Ministerium zusätzliche Mittel von 100 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre im Wirtschaftsteil des Ressortbudgets. “Wir werden entsprechend Digitalisierungsprojekte forcieren”, sagte Schramböck. Hier geht es um die Digitalisierung von Behördenwegen für Bürger und das “once-only”-Prinzip für Unternehmen: Sie sollen Informationen an Behörden nicht immer wieder geben müssen und so zeitlich und finanziell entlastet werden.

Lohnnebenkosten-Förderung bei Startups und Risikokapitalprämie fallen

Gespart werden soll vor allem bei Förderungen, die laut Schramböck keinen Sinn ergeben. Als Beispiel nannte sie Förderungen von Lohnnebenkosten bei Startups. Der Großteil der Jungunternehmen greife zum Beschäftigungsbonus. Die Förderung wurde zu weniger als 50 Prozent ausgenutzt und wird beendet. “Der Beschäftigungsbonus in Höhe von 900 Mio. Euro fließt in nächster Zeit”, so Schramböck. Ein weiteres Beispiel für eine Förderung, die abgeschafft wird, ist die Risikokapitalprämie. Diese war auch nur zu 55 Prozent ausgenutzt worden, der Rahmen betrug 15 Millionen Euro. “Hier braucht es eine Gesamtstrategie. Diese wird ausgearbeitet”, kündigte Schramböck an. Ausgeweitet werden unter anderem dahingehend die Garantien der staatlichen Förderbank AWS, so Schramböck. “Wir tun, was in der Hochkonjunktur richtig ist.” Die Garantien seien ein sinnvolles Instrument, “besser als die kurzfristige Gießkanne”.

+++ “Achse Wien-Berlin stärken” +++

Welches Feedback hat BM Schramböck aus der Startup Szene zu den angekündigten Maßnahmen bekommen? Der Brutkasten hat nachgefragt:

“Ich habe mich in den letzten Wochen mit zahlreichen Gründerinnen und Gründern sowie Vertretern aus der Startup-Community getroffen. Der Tenor war immer: Wir haben nicht zu wenige Förderungen, aber es ist für junge Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern schwer diese abzurufen. Unser System ist zu komplex und zu bürokratisch. Daher prüfen wir bei der aws eine Ausweitung der Garantien und die Einrichtung einer fast-lane für Startups und kleine Unternehmen, um die Antragsstellung zu vereinfachen. In Zeiten der Hochkonjunktur ist diese Unterstützung sinnvoller als Gießkannenförderung mit vielen kleinen Instrumenten. Außerdem wollen wir Startups einen leichteren Zugang zu Forschungseinrichtungen und Hochschulen geben, hier sind wir in Gesprächen mit der FFG”, so Bundesministerin Margarete Schramböck, die vorher Chefin von A1 war.


⇒Zur Website des Ministeriums

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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