Sankt Oberholz: Dieses Café ist Hotspot der Berliner Startup-Szene
Es gibt kaum einen Ort in Berlin für Startups, der die Community in der Stadt an der Spree mehr beeinflusst hat, als das Eck-Café in Berlin Mitte, namens Sankt Oberholz.
Im Herzen Berlins, direkt am Rosenthaler Platz, befindet sich der Treffpunkt der “digitalen Bohème”, wie das Publikum im Café Sankt Oberholz gerne zitiert wird. Dort, wo “Das Leben ist kein Ponyhof” an einer Wandtafel steht und einem nach dem Einloggen ins Internet noch 29.412 Stunden verbleiben, hat sich ein regelrechter “Startup-Mythos” gebildet. So sollen etwa die Gründer des Online-Musikdienstes “Soundcloud” von eben diesem Café aus, ihr Unternehmen groß gezogen haben. 2007 starteten Alexander Ljung und Eric Wahlforss die Musik-Plattform in Berlin, nachdem es mit dem Team in Schweden nicht geklappt hatte.
Café Sankt Oberholz als Ursprung von Startups
Aber auch andere Startups und Ideen, sogar Bücher haben dort ihren Ursprung. “Meistens erfahren wir davon, wenn die Zeitungen darüber schreiben”, erzählt Ansgar Oberholz, dem das Café gehört. Vor über zehn Jahren geöffnet, ist jeder Tisch von der Früh weg besetzt und motivierte, meist junge Menschen, sitzen mit ihren Laptops bis spät in die Nacht, um zu arbeiten. Viele möchten ein ebenso erfolgreiches Startup wie Soundcloud groß ziehen. “Die beiden Gründer kommen immer noch vorbei – zum Café trinken”, meint Oberholz, vielleicht ein bisschen stolz.
Networking im Café
Der Ort lebt weniger von der Gastronomie, denn von der Marke, die er aufgebaut hat. Wer in Berlin ein Startup gründet, kommt, um Meetings abzuhalten oder zum Netzwerken. “Die Entwicklung begünstigt hat das Bedürfnis der Community, einen Ort zu haben, wo man sich austauschen kann, wo man zum Arbeiten hinkommen kann”, erklärt Oberholz. Er wollte einen Ort für die Kreativindustrie schaffen. Alleinstellungsmerkmal war, dezentrales Arbeiten zu ermöglichen. In den letzten Jahren sind in die nahe Umgebung viele Startups, aber auch Investoren gezogen. Vielleicht war auch das Café daran beteiligt. “Es wäre schon vermessen, das zu bestätigen”, meint Oberholz. “Wahrscheinlich gilt hier, wie so oft: Wer war zuerst da, die Henne- oder das Ei?”
Ist die aktuelle wirtschaftliche Situation wirklich so dramatisch? Und was braucht es jetzt, damit Österreich und die EU wirtschaftlich wieder nach vorne kommen? Storebox-Co-Founder Johannes Braith im Interview.
Ist die aktuelle wirtschaftliche Situation wirklich so dramatisch? Und was braucht es jetzt, damit Österreich und die EU wirtschaftlich wieder nach vorne kommen? Storebox-Co-Founder Johannes Braith im Interview.
Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.
Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach.
Storebox-Co-Founder und -CEO Johannes Braith sieht im brutkasten-Interview auch Chancen, die die Krise biete, formuliert aber konkrete Maßnahmen, die dazu nun auf politischer Seite ergriffen werden müssten.
brutkasten: Düstere Prognosen und drastische Appelle stehen aktuell in der Wirtschaftsberichterstattung an der Tagesordnung. Wie beurteilst Du die Situation? Ist sie wirklich so dramatisch?
Johannes Braith: Ich beobachte die Großwetterlage natürlich laufend. Allerdings halte ich es für gut, wenn man sich in seinen daily Operations als Founder nicht zwangsläufig beunruhigen lässt. Gerade Startups sind es gewohnt Krisen zu managen bzw. mit ihnen umzugehen. In manchen Fällen kann dadurch sogar etwas Positives entstehen. Denn Krisen erzwingen oft Veränderungen, welche wiederum oft Chancen beinhalten.
Aber natürlich finde ich es beunruhigend, dass wir, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht, so dramatisch den Anschluss verlieren. Ich hoffe, dass der steigende Schmerz dazu führt Regulierungen abzubauen und ein neues Selbstverständnis hinsichtlich Wirtschaft, Startups und Technologie einkehrt.
Welche gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen sollten in Österreich möglichst schnell umgesetzt werden? Was muss unbedingt ins Regierungsprogramm?
Das Thema ist leider ziemlich mühsam, da sehr, sehr gute Vorschläge seit langer Zeit am Tisch liegen, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Ein wichtiger Punkt ist es bestimmt, Risikokapitalgeber zu incentivieren – Stichwort Beteiligungsfreibetrag.
Noch wichtiger wäre es allerdings die Steuern auf Arbeit deutlich zu reduzieren. Wir sind in einer Zeit, in der wir die Extrameile gehen müssen. Das sollte auch belohnt werden. Man könnte z.B. Überstunden steuerlich freistellen, Pensionisten incentivieren, wenn sie in der Rente arbeiten möchten – eventuell gänzlich steuerfrei, oder man kann über Modelle nachdenken, mit denen man Vollzeitarbeit nicht nur ermöglicht (Kinderbetreuung) sondern eventuell auch belohnt.
Generell stelle ich mir die Frage, wie Menschen den Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit wieder zurückerlangen können. In vielen Gesprächen und Beobachtungen sehe ich, dass die Leistungebereitschaft extrem abgenommen hat. Ob das immer durch politische Maßnahmen geheilt werden kann, bezweifle ich. Ich halte viel von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.
Und was sollte die neue EU-Kommission unbedingt sofort angehen?
Regulierung massiv abbauen. Ich bin mit Storebox mittlerweile in sechs Ländern und mehr als 200 Städten operativ tätig. Es kann ja nicht sein, dass wir gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen vorfinden, die das Prosperieren von Unternhemen extrem erschweren.
Was wären konkret für euch als Scaleup die wichtigsten Schritte auf nationaler und EU-Ebene?
Die Lohnkosten senken, Regulierungen massiv reduzieren und die Zuwanderung hochqualifizierter Personen massiv erleichtern.
Was bräuchte es, damit die Wiener Börse bzw. zumindest eine europäische Börse für einen IPO eines Scaleups wie Storebox attraktiv ist?
Große Anschlussfinanzierungen müssen in Europa mit europäischem Kapital getätigt werden, um ab einer gewissen Stage als logischen Schritt einen IPO auch in einem europäischen Heimatmarkt zu forcieren.
Aktuell wird nicht nur im Zusammenhang mit Börsengängen die Standortattraktivität stark diskutiert. War Abwanderung aus Europa für euch jemals ein Thema?
Aktuell noch nicht. Ich lebe sehr gerne in Österreich und sehe nicht alles nur negativ. Wir leben in einem tollen Land mit vielen Möglichkeiten, toller Infrastruktur und einigermaßen stabilen Verhältnissen. Die Verwaltung dieses Zustands wird allerdings nicht ausreichen. Es muss gestaltet werden, um den Standort attraktiv zu halten.
Bitte eine Prognose: Abhängig von den Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen werden – was ist das Worst- und was das Best-Case-Szenario für Europa?
Das Worst-Case-Szenario: Die EU zerfällt in unterschiedliche Lager, weil es nicht möglich war, Interessen zu alignen und die großen Hebel zu betätigen. Geopolitisch wäre das eine absolute Katastrophe!
Das Best-Case-Szenario: Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch radikale Maßnahmen wieder hergestellt. Die Menschen spüren eine deutliche Entlastung, haben Perspektiven und glauben an eine bessere Zukunft. Europa wächst weiter zusammen und bleibt ein starker und wichtiger globaler Player.
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