11.03.2024

Salt’n’Venture: Das Startup-Ökosystem im Westen zeigte seine Power

Erstmals fand im Rahmen des salz21 Technologie- und Innovationsforum Salzburg die Startup-Investment-Konferenz Salt'n'Venture statt. Dabei gab es Startups und Diskussionen zu den aktuell wichtigsten Themen der Branche zu sehen.
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Gruppenfoto von der Salt'n'Venture | (c) wildbild
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Wenn es schon die klare Message der salz21 ist, dann gilt das umso mehr für die neue Startup-Investment-Konferenz Salt’n’Venture: Das Innovations- und Startup-Ökosystem im Grenzraum Österreich-Bayern hat große Ambitionen. Das unterstreichen nicht zuletzt die hochkarätigen Gäste der Konferenz und das rege Interesse der Besucher:innen – rund 2.800 Menschen besuchten den Event im Messezentrum Salzburg.

“Wichtig sind die Zusammensetzung und die Klarheit über die Rollen im Ökosystem”

Einer, der sich in diesem Thema auskennt, ist Christian Mohr, Geschäftsführer und CCO von UnternehmerTUM, Europas führendem Zentrum für Gründung und Innovation. Er trat als Speaker bei der Salt’n’Venture auf und diskutierte u.a. mit Eveline Steinberger und Martin Klässner zum Thema Erfolgsfaktoren von Startup-Ökosystemen: “Wir sehen das Potential weitere führende Innovations-Ökosysteme auf Europäischer Ebene zu etablieren in vielen Städten und Regionen. Wichtig sind die Zusammensetzung und die Klarheit über die Rollen im Ökosystem”, so Mohr.

Podiumsdiskussion Martin Klässner, Eveline Steinberger und Christian Mohr | (c) wildbild

Und er erläutert, was diese Rollen sind: “Angefangen bei Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit den Talenten, Inkubatoren mit ihren Startups, Corporates und Familienunternehmen, sowie Investor:innen und Family Offices. Gemeinsam mit der öffentlichen Hand als Unterstützer und der Bereitschaft aller, auf Augenhöhe zu wirken, kann Erfolgreiches entstehen.”

Vier Thementracks bei der Salt’n’Venture

Dieses Zusammenspiel der Ökosystem-Player spiegelte sich auch in den Programmpunkten der Salt’n’Venture wider. Das Gerüst bildeten dabei vier thematische Tracks: Academic & Research-Based Startups, GreenTech & Impact, CultureTech und EntepriseTech. Dazu gab es jeweils Startup-Pitches, Diskussionen und Networking-Formate. Das Programm wurde abgerundet mit Investors Walks in der Expo sowie Meet & Greet Sessions in der Investors Lounge mit Expert:innen von invest.austria, Female Investors Network, aws i2 Business Angels, Investorinnen.com, Impact Investors Network, FFG, Encourage Ventures, Erste Social Finance und e+h Rechtsanwälte.

Drei Herausforderungen für akademische Startups

Im ersten Track stand unter anderem die Frage im Zentrum, wie akademische Forschung erfolgreich in der Wirtschaft umgesetzt werden kann. Speaker Markus Bohl, Managing Director Europe von Intel Ignite, liefert dazu in der Diskussion Insights: “Die Breite und Tiefe der Technologien, die in Europa aus Wissenschaft und Forschung hervorgehen, sind weltweit ganz vorne dabei”, sagt er. Doch: “Woran es aus unserer Erfahrung am meisten hakt, sind drei Dinge: 1. die Geschwindigkeit und die Konditionen zu denen diese Technologien ausgegründet werden, 2. die Ambition und die Aufstellung, daraus weltweite Erfolge zu machen und 3. der Wille, der Biss und die Freude daran, diese Technologien auf den Markt zu bringen, der Commercial Punch.”

Ein Startup, dem der Sprung aus der Forschung ins Business gelungen ist, ist Small New World Laboratories. Das Unternehmen, das im Inkubationsprogramm Factory+ von Startup Salzburg ist, setzte sich im Pitch vor der Jury durch. Das BioTech-Unternehmen arbeitet an neuartigen Medikamenten in der Stammzelltherapie.

Die wichtige Rolle von Frauen im GreenTech- und Impact-Bereich

Der zweite Track beschäftigte sich unter anderem mit dem Aufstieg von GreenTech zum Hot Topic schlechthin in der Startup-Welt. Dabei spielen auch Frauen eine entscheidende Rolle, weiß Diskutantin und Salt’n’Venture-Jurorin Svenja Lassen, Initiatorin des Female Investors Network by Gateway. “Endlich bekommen GreenTech- und Impact-Startups glücklicherweise mehr Aufmerksamkeit. Besonders für den Impact-Bereich ist die Erhöhung der Investorinnen-Quote so wichtig, denn gerade Frauen wollen mit ihrem Geld positiven Einfluss nehmen und achten oft noch vor der Rendite auf den Sinn ihrer Investments”, so Lassen.

Diskussion im GreenTech- und Impact-Track | (c) wildbild, Herbert Rohrer

Im Pitch konnte sich dann Uptraded durchsetzen. Das Unternehmen, das u.a. im Startup.Tirol Boost.UP und im aws First Inkubator war, entwickelt einen Kleidertausch-Marktplatz, um die Lücke zwischen den Konsumbedürfnissen und Klimaschutzzielen der Generation Z und Zillennials zu schließen – brutkasten berichtete bereits.

CultureTech: Wie kommen Kultur und Business zusammen?

Im dritten Track, CultureTech, ging es unter anderem um das Spannungsfeld, mit dem diese neue Startup-Branche konfrontiert ist. CultureTech eine Bühne zu geben und damit Awareness bei Entscheidungsträger:innen, Politik, Unternehmen und Investor:innen zu schaffen, sei unglaublich wichtig, meint Antonia Wach, verantwortlich für Incubator & Netzwerk bei Wavelab, in der Diskussion: “In der Ausbildung von Kunstschaffenden sollte neben der künstlerischen Auseinandersetzung von Beginn an die Vermittlung von Entrepreneurship-Skills erfolgen. Startups mit neuen, technologischen Produkten können einen signifikanten Beitrag leisten, dass es der Kultur gelingt, am Publikum dran zu bleiben und ein spannendes Angebot für die Rezipient:innen zu schaffen”, so Walch. Kultur müsse auch in Zukunft für alle Menschen jeden Alters und Herkunft relevant sein. Neue technologische Produkte könnten diese Demokratisierung unterstützen.

Diskussion im CultureTech-Track | (c) Franz Neumayr

Wie vielseitig die Startup-Ansätze im CultureTech-Bereich sind, zeigte auch der Startup-Pitch. Den Sieg holte sich Ownerchip, das wertvolle physische Objekte wie Kunstwerke, Mode und Frachtgut mit Blockchain und NFTs verbindet, um den Nachweis der Echtheit, des Eigentums und der sicheren Handelbarkeit auf digitalen Börsen zu ermöglichen.

Starkes Networking im EnterpriseTech-Track der Salt’n’Venture

Im vierten Track ging es um mit EnterpriseTech um ein Innovationsfeld, das für Startups ebenso wie für etablierte Corporates von essenzieller Bedeutung ist. Maximilian Schausberger, Managing Director von Elevator Ventures, dem Corporate VC der Raiffeisen Bank International, betont die praktischen Aspekte seiner Teilnahme an der Konferenz: “Corporates sollen in einem Innovationsökosystem einen essentiellen Beitrag spielen. Insbesondre in der Wachstumsphase sind sie ein wichtiger Finanzgeber. Bei der Salt’n’Venture konnten wir als Elevator Ventures sowohl Startups als auch Frühphasen-Investor:innen begegnen.”

In diesem Track setzte sich das tech2b-Alumni-Startup 7Lytix im Pitch durch. Das Unternehmen bietet mit seiner Software Action Intelligence mithilfe von Künstlicher Intelligenz Lösungen für komplexe wirtschaftliche Herausforderungen entlang der Supply Chain – brutkasten berichtete bereits mehrfach.

Salt’n’Venture: Salzburg verbindet Ökosysteme überregional und bietet eine Bühne im Westen

Die vier Sieger-Startups der Tracks bekamen dann auch noch die Gelegenheit auf der Mainstage der salz21 vor großem Publikum zu pitchen. Den Abschluss der Salt’n’Venture bildete der eingangs erwähnte Expert-Talk zum Thema “Welche Erfolgsfaktoren machen skalierbare Startups aus und wie sollen dazugehörige Ökosysteme gestaltet werden, um diese zu unterstützen?”. Und dabei wurde einmal mehr klar: Auf der Salt’n’Venture konnte das Startup Ökosystem „South-West“ – rund um Salzburg, von Bregenz über Innsbruck bis Linz, zwischen Klagenfurt und München – bereits einige dieser Erfolgsfaktoren eindrucksvoll zur Schau stellen.

Salz21 – Technologie- und Innovationsforum Salzburg ist eine Veranstaltung des Messezentrum Salzburg, unterstützt u.a. von Land Salzburg, Wirtschaftskammer Salzburg, Innovation Salzburg und namhaften Corporates. Salt’n’Venture, die Startup Investors Conference, wurde durchgeführt von Startup Salzburg – Salzburgs Inkubator für innovative Gründer:innen und Teil von AplusB South-West (Vorarlberg, Tirol, Kärnten, Salzburg).

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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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