10.01.2016

Ruffboards: Sommerfrische für alte Snowboards

In einem Hinterhof in Währing schneidet ein ehemaliger Häftling aus ausgedienten Snowboards Longboards. Das Konzept ist so erfolgreich, dass es demnächst in andere europäische Städte exportiert wird.
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(c) Ruffboards. Melanie Ruff ist selbst leidenschaftliche Longboarderin
(c) Ruffboards. Melanie Ruff ist selbst leidenschaftliche Longboarderin

300 ausgediente Snowboards finden jährlich in einem Hinterhof in Wien-Währing ein neues Leben. Dort fertigt der ehemalige Häftling Herbert Prochaska für das Startup Ruffboards aus den alten Wintersportgeräten Longboards. Die Kombination aus Upcycling und integrativer Fertigung ist vielleicht aufwändig und teuer. “Auf der anderen Seite bekommen wir sehr viel PR und Aufmerksamkeit”, erklärt Nikolaus Hutter. Hutter hat die Firma vor zwei Jahren mitgegründet und die soziale Komponente eingebracht. Das Snowboard-Upcycling war die Idee seiner beiden Mitgründerinnen Melanie Ruff und Simone Melda.

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Rumänen kaufen gebrauchte Snowboards auf

“Am Anfang sind Mel und Mone mit dem VW-Bus durch Westösterreich geklappert und haben Skischulen und Verleihs alte Boards abgeschwatzt oder abgekauft”, erinnert sich Hutter. Das sei nicht immer einfach gewesen, da große Kontingente von mehreren hundert Boards meist von rumänischen oder ungarischen Händlern aufgekauft würden. Was blieb, waren kleinere Verleihfirmen, die pro Saison nur drei bis 10 Boards ausmustern. “Dieser relativ teure und mühsame Sourcingprozess ist sicher ein Nachteil gegenüber Herstellern, die einfach Holz verwenden”, so Hutter.

Mittlerweile werden aber viele Snowboards von den Kunden selbst gebracht. Seit Kurzem gibt es sogar einen Online-Designer für individuelle Longboards. “Man kann mit dem Smartphone einfach ein Foto von seinem alten Board machen, die Form und das Design aussuchen”, erklärt der Co-Founder. “Dann schickt man uns das Snowboard einfach per Post, wir bauen es um und schicken es zurück”.

Absatz verdoppelt sich jährlich

Aus dem Verschnitt entstehen seit Dezember Gürtelschnallen und auch eine eigene Modelinie gehört mittlerweile zum Programm. “Die wird in Kooperation mit dem Frauengefängnis in Schwarzau hergestellt beziehungsweise bestickt”, sagt Hutter. Um die integrative Fertigung weiter ausbauen zu können, überlegt sich das Ruffboards-Team auch weitere neue Möglichkeiten. Für die Board-Produktion sei bis auf weiteres nur ein Arbeiter notwendig. Selbst, wenn sich der Absatz wie im letzten Jahr weiterhin verdopple. Im laufenden Jahr könnte die Modelinie auf Events wie dem Surfweltcup verkauft werden. “Da brächten wir ein größeres Team vor Ort”. In Kooperation mit dem Verein Neustart soll außerdem die Ausbildung von ehemaligen Häftlingen gefördert werden.

Internationalisierung in Arbeit

Ruffboards arbeitet bereits intensiv daran, das Konzept in andere europäische Städte zu exportieren. “Vielleicht gehen wir auch Barcelona an, das eine der Skatehauptstädte Europas ist”, verrät Hutter. Auch die Schweiz sei ein sehr interessanter Markt. Einerseits gibt es mit Freytag bereits einen funktionierenden Upcycling-Markt. Außerdem ist der Sekundärmarkt für gebrauchte Boards in der Schweiz kein Thema. “Dort muss man für die Entsorgung alter Boards bezahlen”, so Hutter.

Das Skateboard als Dienstfahrzeug

Ob Hutter selbst Longboard fährt? “Natürlich”. Zunächst war das Longboard ein Ersatz für einen Scooter am Arbeitsweg. Mittlerweile verwendet Hutter es aber nur noch privat. Dienstlich ist ein kleines Skateboard im Einsatz. “Ich setzte dieses Dienstfahrzeug sogar von der Steuer ab”, erzählt Hutter und lacht.

 

 

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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