06.09.2019

Corporates oder KMU – Was sind die besseren Partner für Startups?

Beim KMU meet Startups & Corporates in Amstetten, der zweiten Station der aktuellen brutkasten Roadshow bei Umdasch Group Ventures, ging es unter anderem um die Frage, was Startups in der Kooperation mit KMU zu bedenken haben.
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KMU oder Corporates - was sind die besseren Partner für Startups?
(c) Werner Streitfelder / der brutkasten (vlnr.): Reinhard Nowak, Doris Agneter, Barbara Haiden, Isabella Gruber

Auch bei der zweiten Station der aktuellen brutkasten Roadshow “KMU meet Startups & Corporates” bei Umdasch Group Ventures in Amstetten waren die Besucherreihen gut gefüllt. Am Programm standen eine Keynote von Maria Tagwerker-Sturm (Umdasch Group Ventures), Lightning Talks von der Wiener Städtischen, SVEA und presono und zwei Podiumsdiskussionen.

+++ Nachgefragt: Wie digitalisiert sich ein KMU? +++

Zum Thema “Erfolge und Learnings von Digitalisierungsmaßnahmen innerhalb eines Unternehmens” diskutierten Lucas Winter (Contakt), Christoph Kößler (A1), Christian Fritsch (Invenium Data Insights) und Johannes Eßmeister (ecoplus) – (siehe Video unten). Dabei ging es unter anderem um die Zusammenarbeit zwischen A1 und Invenium und den neuen Digital Innovation Hub in Niederösterreich.

brutkasten Roadshow Amstetten – Podium zum Thema “Erfolge und Learnings von Digitalisierungsmaßnahmen innerhalb eines Unternehmens”

Erfolge und Learnings der Digitalisierung | KMU meet Startups&Corporates

Live von der KMU meet Startups&Corporates – Roadshow 2019 in Amstetten bei Umdasch Group Ventures GmbH. In unserer ersten Podiumsdiskussion geht es um das Thema "Erfolge und Learnings der Digitalisierung":- Lucas Winter von Contakt- Johannes Eßmeister von ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH- Christoph Kößler von A1- Christian Fritsch von Invenium Data Insigts

Gepostet von DerBrutkasten am Donnerstag, 5. September 2019

Startup & KMU vs. Startup & Corporate?

In der zweiten Diskussion zum Thema “Chancen & Möglichkeiten der Zusammenarbeit von KMU, Startups und Corporates” widmeten sich Doris Agneter (tecnet equity), Reinhard Nowak (LineMetrics), Isabella Gruber (Ivellio-Vellin) und Barbara Haiden (aiONfire) dann ganz dem Kernthema der Roadshow. Eine zentrale Frage: Wie unterscheidet sich die Zusammenarbeit von Startups und KMU von jener mit Corporates?

“Bei KMU hat man sehr schnell alle Entscheidungsträger an einem Tisch”

“Startups streben gerade am Anfang schon oft nach Leuchtturm-Kunden – nach großen Namen. Wir haben uns aber von Beginn an diversifiziert, weil auch unsere Zielgruppe sowohl KMU als auch Corporates umfasst”, erzählt Barbara Haiden, Gründerin des KI-Startups aiONfire. Die Arbeit mit Corporates und KMU sei unterschiedlich, wobei die Gründerin nicht werten will. “Bei KMU hat man sehr schnell alle Entscheidungsträger an einem Tisch. Dafür spielt Sympathie – auch in der Chefetage, die sich später vielleicht weniger mit der Kooperation beschäftigt – eine sehr große Rolle”, sagt Haiden.

Für die Skalierung reicht es nicht

tecnet equity-Geschäftsführerin Doris Agneter erzählt aus ihrer VC-Erfahrung: “Wir hatten Beispiele, wo KMU schon ab der Gründung von Startups dabei waren und zu den ersten Pilotkunden wurden. Das hat den Startups zu Beginn viel gebracht, weil sie gleich im Markt waren. Für die Skalierung hat es dann aber zusätzliches Kapital gebraucht”. Denn in der Wachstumsphase könne es dann unterschiedliche Zielrichtungen geben. “Da kann es seitens des Kooperationspartners den Wunsch geben, gemeinsam in den nächsten Markt zu gehen. Wenn das Startup nun aber ein anderes Tempo vorgibt, muss es auch sehr klar abgrenzen, wer wo etwas zu sagen hat”. Aus VC-Sicht sei klar: “Wenn ein Startup sich am Anfang zu sehr an ein Unternehmen hängt und das auch als Investor drinnen hat, muss man sehr vorsichtig sein”.

Galerie: Eindrücke von der brutkasten Roadshow Amstetten (© Werner Streitfelder  / der brutkasten)

Das Unternehmen in die Zukunft bringen

Barbara Haiden hatte mit aiONfire bereits sehr früh eine solche KMU-Kooperation. “Ivellio-Vellin war schon unser Kunde, bevor wir gegründet waren”, erzählt sie. Kennengelernt habe man sich über das Service aws connect. Isabella Gruber von Ivelllio-Vellin, einem IT-Unternehmen mit mehr als 100-jähriger Geschichte erklärt ihre Gründe für die Zusammenarbeit: “Unsere Anforderungen waren sehr allgemein gehalten und haben nicht nur die Produkte betroffen, die wir vertreiben, sondern auch uns als Unternehmen. Viele KMU stehen vor der Herausforderung, das eigene Unternehmen, die Mitarbeiter und die Services in die Zukunft bringen zu müssen”.

Früh gemeinsame Ziele abstecken

Dass aiONfire noch nicht einmal gegründet war, habe kein Problem dargestellt. “Wir sehen in Produkten wie diesem die Zukunft”. Selber habe man nicht die personellen Ressourcen, alle Bereiche abzudecken. Man wolle sich auf das Kerngeschäft fokussieren. “Dabei suchen wir nach strategic Matches mit Startups, die innovative Ideen einbringen, in denen wir unsere Zukunft wiederfinden”, sagt Gruber. Dabei habe man sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Wichtig sei es, bereits sehr früh mögliche gemeinsame Ziele abstecken zu können.

“Wir tun uns mit Corporates in Marketing und Vertrieb leichter”

Von KMU als Zielgruppe wieder abgekommen ist das IoT-Startup LineMetrics. Dabei habe man ursprünglich genau diese adressiert, erzählt CEO und Co-Founder Reinhard Nowak. “Wir tun uns mit Corporates natürlich in Marketing und Vertrieb leichter. So können wir schneller wachsen”. Dabei sei das System durchaus für KMU geeignet – einzig die Marketing-Kapazitäten, viele kleine Player anzusprechen, würden fehlen. Für die Ansprache von Kunden empfiehlt Nowak: “Der Schlüssel ist es, nicht über Technologie zu sprechen, sondern über Usecases. Dann muss man Einsatzmöglichkeiten definieren, die sich schnell umsetzen lassen”.

brutkasten Roadshow Amstetten – Podium zum Thema “Chancen & Möglichkeiten der Zusammenarbeit von KMU, Startups und Corporates”

Startup und Corporate Collaboration | KMU meet Startups&Corporates

Live von der KMU meet Startups&Corporates – Roadshow 2019 in bei Umdasch Group Ventures GmbH in Amstetten! Unser zweites Podium des Abends diskutiert zum Thema "Startup und Corporate Collaboration":- Isabella Gruber von Ivellio-Vellin, professionelle IT-Lösungen e.U.- Barbara Haiden von Janus by aionfire GmbH – Doris Agneter von Tecnet equity- Reinhard Nowak von LineMetrics

Gepostet von DerBrutkasten am Donnerstag, 5. September 2019

Zwei große Learnings

Gelungen ist das etwa mit der Umdasch-Gruppe, mit der man seit zwei Jahren zusammenarbeitet. Davor habe man reichlich – nicht nur gute – Erfahrung mit Kooperationen gesammelt, erzählt Nowak. “Im Vergleich zu anderen Kooperationen mit Corporates hatten wir mit Umdasch erstmals eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe”. Und das sei essenziell. Generell definiert er zwei große Learnings aus den Kooperationen mit etablierten Unternehmen. “Erstens: Unsere Gründungsidee war ein skalierbares Produkt – IoT als Plug&Play. In der Zusammenarbeit sind wir aber stark ins Projekt-Geschäft gekommen. Unser Team war dafür nicht aufgestellt und es ist am Ziel vorbeigegangen”, erzählt der Gründer. Zweitens habe man in der Collaboration mit der Zeit erkennen müssen, wo die eigenen Stärken aufhören.

“Sonst verhungert man am ersten Pilotkunden”

Auch Doris Agneter warnt davor, über eine Kooperation ungeplant ins Projektgeschäft zu kommen. “Worauf jedes Startup aufpassen muss, ist, dass die Pilotphase nicht zur never ending story wird. Man muss klar festlegen, bis wohin man geht und irgendwann einen Schlussstrich ziehen. Sonst verhungert man am ersten Pilotkunden”, sagt sie. Dennoch könne man nicht früh genug an potenzielle Kunden treten: “Wir arbeiten immer wieder mit Startups zusammen, die alles perfekt haben wollen, bevor sie sich das erste Mal zum Kunden trauen und dann aber draufkommen, dass die Kunden etwas ganz anderes haben wollen”.

Kooperation von Beteiligung trennen

Wenn es dann später um konkrete Zusammenarbeit ginge, müssten die Rollen von Beginn an klar definiert werden, sagt Agneter. “Will das Corporate Innovation vorantreiben, oder will es einfach nur das Produkt, also einen weiteren Zulieferer?” Generell sei es für Startups in der Regel sinnvoller, Kooperation und etwaige Beteiligung klar zu trennen und eine Kundenbeziehung anzustreben. Dazu Nowak: “Umsatz ist das beste Investment, das man bekommen kann”.

Die Veranstaltung wird durch folgende Sponsoren und Netzwerkpartner ermöglicht:

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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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