27.04.2021

Rewe Group Österreich: Bilanz 2020 mit Höhen und Tiefen

Die Bilanz der Rewe Group Österreich für das Jahr 2020 fällt aufgrund von Corona differenziert aus. Während man im Lebensmitteleinzelhandel ein Umsatzplus erzielen konnte, brach das Touristikgeschäft stark ein.
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Rewe_Marcel Haraszti_Christoph Matschke
Die beiden Rewe International AG-Vorstände Marcel Haraszti und Christoph Matschke © Rewe Group / Gergely

„Die wirtschaftliche Entwicklung der Rewe Group in Österreich war im Ausnahmejahr 2020 von Licht, aber auch Schatten geprägt“, bringen es die beiden Rewe International AG-Vorstände Marcel Haraszti und Christoph Matschke auf den Punkt. Mit einem Plus von 3,76 Prozent konnte der Gesamtbruttoumsatz auf 9,07 Mrd. Euro (Vgl. 2019: 8,74 Mrd. Euro) gesteigert werden. Großen Anteil daran hatte das Geschäftsfeld Lebensmitteleinzelhandel (Billa, Merkur, Penny, Adeg) mit plus 6,7 Prozent. Auf die einzelnen Vertriebsschienen heruntergebrochen zeigt sich folgendes Bild: Billa (1.110 Standorte, rd. 22.000 Mitarbeiter) wuchs mit +6,89 Prozent am stärksten, gefolgt von Diskonter Penny (300 Filialen, rd. 2.900 Mitarbeiter) mit +6,76 Prozent, der das erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte vermeldete. Merkur (jetzt Billa Plus, 143 Märkte, rd. 10.000 Mitarbeiter) legte um +6,4 Prozent zu und die selbstständigen Adeg-Kaufleute verzeichneten ein Umsatzplus von +4,18 Prozent. Adeg gesamt, das heißt inklusive dem Großhandel führ aufgrund des coronabedingten Ausfalls von Gastronomie und Hotellerie ein Umsatzminus von -8,64 Prozent.

Drogeriefachhandel mit stabiler Performance

Sehr zufrieden zeigt sich Haraszti zudem mit der Entwicklung von Bipa. Der Drogeriefachhändler, der 2015 ins Schleudern geraten ist und starke Umsatzverluste hinnehmen musste, bilanzierte nun zum dritten Mal in Folge mit einem positiven Umsatzwachstum. Das Plus lag im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 2,28 Prozent. „Der Kurs bei Bipa stimmt. Und dieses Umsatzplus ist besonders erfreulich, da auch Bipa 2020 durch Frequenzrückgänge und geschlossene Filialen während der Lockdowns – zum Beispiel in Einkaufszentren – stark betroffen war“, so Haraszti.
Weniger gut gelaufen ist es für die Rewe Group Österreich im Touristikgeschäft, das ein sattes Umsatzminus von 73 Prozent eingefahren hat. Hier stehen die Zeichen allerdings aktuell wieder auf Erholung wie etwa die seit März 2021 steigenden Zugriffszahlen auf www.billareisen.at zeigen.
Bei aller Freude über das in Summe erreichte Wachstum weist Vorstandskollege Christoph Matschke auf die hohen Kosten für den Schutz der Mitarbeiter und Kunden sowie die aufwändige Logistik hin. „Alleine in Österreich war das 2020 ein nennenswerter zweistelliger Millionenbetrag.“

Meilenstein Restrukturierung

Neben Corona und dem steigenden Interesse an regionalen sowie Bio-Produkten, dem man im Unternehmen u.a. mit der Einführung der neuen Bio-Marke Billa Bio Rechnung getragen hat, war das Jahr 2020 stark durch die Restrukturierung des Unternehmens geprägt. Für Aufmerksamkeit hat man einerseits mit der Zusammenführung der Zentralen von Billa und Merkur sowie der Schaffung von sieben Regionalzentralen gesorgt. Erst im April diesen Jahres wurden dann in einem weiteren Schritt die vorbereitete Bündelung der Vertriebsformate von Billa und Merkur unter der Dachmarke Billa mit dem Umbranding von Merkur zu Billa Plus auch nach außen hin sichtbar. „Damit haben wir erfolgreich auf den Weg gebracht, was wir unseren Kunden jetzt an gemeinsamen Vorteilen bei Billa und Billa Plus bieten können. Darunter neue (Kurant-) Preise, Aktionen und Rabatte“, so Haraszti.

Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheit durch die Corona-Krise lag das Investitionsvolumen der Rewe Group Österreich mit 244 Millionen Euro leicht über dem Vergleichswert 2019. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich um 1.831 auf 46.566. Davon absolvieren rund 2.000 Menschen derzeit eine Lehre im Lebensmittelkonzern. Zudem ist man weiterhin auf der Suche nach Mitarbeitern – 2.000 offene Stellen und 800 Lehrplätze sind aktuell vorhanden.

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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