01.03.2019

Revolut: FinTech-Unicorn kommt bei Ex-Mitarbeitern extrem schlecht weg

In einer groß angelegten Recherche beschäftigte sich das US-Magazin Wired mit der Unternehmenskultur des Londoner FinTech-Unicorns Revolut. Das Ergebnis: Das Motto des Unternehmens - "get shit done!" - geht auf Kosten der Mitarbeiter.
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Revolut DST Global
(c) Revolut: Das Londoner Team mit den Foundern Vlad Yatsenko und Nikolay Storonsky in der Mitte.

147 LinkedIn-Profile ehemaliger Mitarbeiter des Londoner FinTech-Unicorns Revolut hat das US-Magazin Wired analysiert. Allein diese erste Zahl hat bei einem Unternehmen, das erst 2014 gegründet wurde und aktuell rund 750 Mitarbeiter hat, eine gewisse Aussagekraft. Mehr als die Hälfte der 147 Personen in der Analyse hatte das Unternehmen bereits nach weniger als einem halben Jahr verlassen. Nur rund 20 Prozent waren mehr als ein Jahr dabei.

+++ Drei Hebel für die Unternehmenskultur +++

Regelmäßiges “Bullying” vom Vorgesetzten

Dabei sind nicht alle wieder von selbst gegangen, wie die Recherche von Wired ergibt. “Als ich 2017 gestartet habe gab es sieben Country Manager und nur einer war ein Jahr später übrig. Zwei davon wurden innerhalb von sieben Wochen nach dem Start wieder gefeuert”, erzählt ein ehemaliger Revolut Country Manager, der nicht namentlich genannt werden will. Ein versprochenes Budget für das Hiring eines lokalen Teams habe sich als nicht existent herausgestellt. Stattdessen habe es regelmäßiges “Bullying” vom Vorgesetzten in London gegeben.

“get shit done!” – sonst Kündigung

Hinter den Vorwürfen steht das von Gründer Nicolay Storonsky ausgegebene Motto “get shit done!”, das sich in sehr hoch angesetzten KPI-Zielen ausdrückt. Der Druck, diese zu erfüllen sei enorm, wie einige ehemalige Mitarbeiter Wired erzählen. Dem Magazin liegt auch eine Nachricht Storonskys an Mitarbeiter vor, in der er ankündigt, Mitarbeiter, die die KPIs deutlich nicht erfüllen, “ohne Verhandlungen” zu kündigen. Mitarbeiter, die die KPIs knapp nicht erfüllen, sollten demnach auf einer Watchlist landen. All dies gelte laut Storonskys Mail auch, wenn sie die Wochenenden durcharbeiten. Denn das erwartet der Gründer Aussagen zufolge ohnehin.

Hiring-“Test”: In einer Woche 200 Kunden anwerben

Behandelt wird im Wired-Beitrag auch eine Hiring-Praxis, die laut Revolut inzwischen eingestellt wurde. Eine Ex-Bewerberin für den Business Developer-Posten in Spanien berichtet, dass ihr nach einem ersten 30 Minuten-Online-Jobinterview unmittelbar gesagt wurde, dass sie “in die nächste Runde” käme. Und die war als “Test” tituliert. Die Aufgabe: Innerhalb von einer Woche mindestens 200 Neukunden anwerben, die zumindest 10 Euro in der App deponieren. Dazu gab es noch “Tipps” per E-Mail.

Revolut: Das Office in London
(c) Revolut: Das Office in London

Ex-Revolut-Manager: “Nicht die besten Kandidaten, aber viele Registrierungen”

Bezahlt werden sollte diese Leistung natürlich nicht. Auch Ex-Bewerber für ganz andere Positionen bei Revolut berichten über die gleiche Praxis. Der “Test” erfolgte also unabhängig davon, ob es im angestrebten Job tatsächlich um Kundenakquise ging. “Der Gedanke war, dass uns das zwar vielleicht nicht den besten Kandidaten für den Job bringt, aber zumindest jede Menge Gratis-Registrierungen”, erzählt ein ehemaliger Revolut-Manager, der nicht namentlich genannt werden will, Wired. Revolut ist momentan übrigens dabei, in mehreren europäischen Ländern, darunter Österreich, lokale Teams aufzubauen.

⇒ Zum Wired-Beitrag

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Andreas Grassauer, CEO Marinomed.
(c) Marinomed - Andreas Grassauer, CEO Marinomed

Beim Landesgericht Korneuburg fand heute, am 14. November 2024, die Sanierungsplantagsatzung im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über die Marinomed Biotech AG statt. Ohne Gegenstimme haben die Gläubiger den Sanierungsplan angenommen.

Im August dieses Jahres meldete das Korneuburger (NÖ) Biotech-Unternehmen Marinomed Insolvenz an. Grund dafür waren Umsatzrückgänge und Verluste in Millionenhöhe – brutkasten berichtete.

Damals hieß es vom Unternehmen: „Anlass der Antragstellung ist, dass die kurzfristig benötigten Finanzmittel zur Sicherstellung der Liquidität der Gesellschaft nicht planmäßig aufgebracht werden konnten und eine Zahlungsunfähigkeit droht.“

Was der Sanierungsplan vorsieht

Nach Aussage des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV1870) sieht der Sanierungsplan für Marinomed insgesamt 30 Prozent vor, zahlbar in fünf Raten über einen Zeitraum von zwei Jahren ab Annahme. Für den Fall weiterer erfolgreicher Sanierungs- und Reorganisationsmaßnahmen könnte noch eine sogenannte „Superquote“ von bis zu sieben Prozent, abhängig vom jeweiligen Erfolg, an die Gläubiger fließen.

Weiter heißt es vom KSV1870, dass insgesamt 98 Gläubiger Forderungen in Höhe von rund 31 Mio. Euro angemeldet haben, welche in einer Summe von rund 30 Mio. Euro auch anerkannt wurden.

„Mit der Annahme des Sanierungsplans wurde nunmehr ein Grundstein in Richtung Sanierung des Unternehmens gesetzt. Es obliegt der Schuldnerin, die vereinbarte Quote in den nächsten beiden Jahren auch zu erfüllen“, sagt Peter Stromberger vom KSV1870 zum Sanierungsplan.

Bis 2023 Rekordumsätze für Marinomed

Erst im Frühling 2023 verlautbarte Marinomed, das umsatzstärkste erste Quartal in der Unternehmensgeschichte erzielt zu haben: 3,3 Mio. Euro Umsatz. Es folgte ein deutlicher Einbruch und ein Verlust von 6,8 Mio. Euro. Anfang 2024 standen nur mehr 0,7 Mio. Euro zu Buche.

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