14.09.2017

Regeln, Verbote, Warnungen: Ist die wilde Zeit von Bitcoin bald vorbei?

Die Arena ist eröffnet: Was Banken, Zentralbanken und Staaten mit Bitcoin und Blockchain vorhaben
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Jamie Dimon ist CEO von JP Morgan.

Nun also auch Jamie Dimon. Der Präsident von JP Morgan, einer der größten Banken der Welt, hält nichts von Bitcoin. Die Kryptowährung sei ein „Betrug“, so Dimon. Die entstehende Blase sei „schlimmer als die Tulpenmanie“. Hinter Bitcoin stehe nichts, so Dimon. Sollte ein Trader von JP Morgan mit Bitcoin handeln, würde er ihn sofort feuern.

Seine Begründung leuchtet auch ein: Die Regierungen würden dem Treiben an den bisher weitgehend unregulierten Märkten für Bitcoin und Co. nicht mehr lange zusehen. „Staaten wollen die Geldmenge und die Währung selbst kontrollieren.“ Freilich könne auch er nicht wissen, wie hoch Bitcoin steigt, bevor die Blase platzt. Selbst ein Preis von 100.000 Dollar pro Bitcoin sei nicht auszuschließen.

Buffet, Faber, Nowotny und Shiller sind Bitcoin-Gegner

Dimon ist nicht der erste prominente Name an der Wall Street, der sich gegen Bitcoin ausspricht. Warren Buffet hat sich auch schon kritisch gezeigt. Der legendäre Investor fragt sich, warum Bitcoin so viel wert seien, wenn es sich dabei doch nur um ein Zahlungssystem handelt. „Schecks sind ja auch nicht wertvoll“, so Buffet. Auch der berühmte Ökonom Robert Shiller, der Investor Marc Faber und der oesterreichische Notenbankchef Ewald Nowotny haben ausdrücklich vor einer Blase gewarnt und von einem Bitcoin-Investment abgeraten.

Trotz – oder gerade wegen – der wachsenden Euphorie rund um Bitcoin macht es für Interessierte und Anleger Sinn, diese Warnungen sehr ernst zu nehmen. So befindet sich der Preis für Bitcoin und andere Kryptowährungen bereits seit Tagen auf einer Talfahrt. Das ist einerseits eine normale Korrektur. Aber andererseits auch eine Reaktion auf das Eingreifen der chinesischen Behörden. Peking hat zuletzt die Praxis der ICOs („Initial Coin Offerings“) verboten und macht sich nun daran, eine Reihe von chinesischen Bitcoin-Börsen zu schließen.

Sogar Mario Draghi muss sich äußern

Für die Bitcoin-Community ist das erratische Verhalten der chinesischen Regierung zwar nicht neu. Aber die Gelder aus China machen einen bedeutenden Teil der Investments in Kryptowährungen aus. Wenn chinesische Anleger jetzt nervös werden, könnte der Abverkauf noch lange weiter gehen. Außerdem sind die Kommunisten in Peking nicht die einzigen, die ein strenges Auge auf den Bitcoin-Markt werfen.

In Europa musste sich zuletzt der EZB-Chef Mario Draghi erstmals indirekt zu Bitcoin äußern, als in Estland der Plan aufkam, vielleicht eine eigene Landeswährung auf Blockchain-Basis zu etablieren. „Der Euro ist und bleibt die einzige Währung in den Ländern der Eurozone“, sagte Draghi. Auch Ewald Nowotny hat im Interview mit der „Presse“ bereits klargestellt, dass Bitcoin nie zur „legalen Währung“ in Europa werden könne.

Finnland und England finden Bitcoin irgendwie gut

Fast scheint es, als wären sich die Notenbanken in Sachen Bitcoin nicht ganz einig. So hat die Bank of England bereits mehrmals ihre Faszination mit der Technologie durchblicken lassen. Und erst kürzlich wurde ein Paper von Ökonomen der finnischen Notenbank veröffentlicht, die Bitcoin als „revolutionär“ bezeichneten. Interessant auch ihr Fazit: Bitcoin müsse vom Staat nicht reguliert werden, da es sich durch die eigene Architektur und das Protokoll selbst reguliere. Das russische Finanzministerium hat wiederum eine andere Meinung: Bitcoin zu verbieten sei zwar sinnlos, regulieren müsse man die Märkte für Kryptowährungen aber sehr wohl.

Zumindest in diesem letzten Punkt dürften sich die meisten staatlichen Finanzinstitutionen einig sein: Die Tage des unregulierten Wilden Westens in der Kryptoszene dürften bald der Vergangenheit angehören. Neben China bereiten auch Südkorea und die USA strengere Regeln für ICOs vor. Für die breite Akzeptanz von Kryptoassets im Vergleich zu traditionellen Finanzinstrumenten ist eine derartige Regulierung freilich notwendig.

Redaktionstipps

Die Achterbahn schließt vielleicht für immer

Während das gängige Argument, Kriminelle und Terroristen würden sich Bitcoin zu Nutze machen, genauso für jede herkömmliche Währung gelten kann, ist es kein Geheimnis, dass auf den Kryptomärkten wild manipuliert wird und Kleinanleger jeden Tag zu Schaden kommen. Wer an der Wall Street beim Insiderhandel erwischt wird, wandert ins Gefängnis. An den Kryptomärkten ist es an der Tagesordnung.

Es steht außer Zweifel, dass diese Regulierung auch zu einer geringeren Volatilität führen wird. Soll heißen: Gewaltige Achterbahnfahrten der Kurse, wie wir sie gewohnt sind, könnte es in Zukunft seltener geben. Das Ende der wilden Bitcoin-Zeit. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Manche Staaten sind betont freundlich

Es gibt freilich auch den anderen Zugang: So wie sich die Schweiz und Singapur durch besonders angenehme rechtliche Rahmenbedingungen zu internationalen Zentren der Bitcoin- und Blockchainszene mausern konnten, öffnen auch andere Staaten ihre Arme zuerst und fragen dann nach den möglicherweise negativen Konsequenzen. So will die britische Kanalinsel Isle of Man sich als Zufluchtsort für Firmen anbieten, die ICOs nach dem bisher praktizierten, unregulierten Muster durchführen wollen.

Zentralbanken haben eigene Blockchain-Pläne

Andere Länder, so wie Vietnam oder Thailand arbeiten an Gesetzen zur Legalisierung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Auch in Australien gibt es Bewegung in diese Richtung. Und in Japan, immerhin eine der größten Volkswirtschaften der Welt, ist Bitcoin sogar schon legales Zahlungsmittel.

Die kritischen Töne seitens der Zentralbanken sind freilich auch nicht ganz uneigennützig. So arbeiten einige schon an ihrer eigenen Form von Blockchain-Währung, die einmal gegen Bitcoin antreten soll. Fast will man sagen: Die Arena ist eröffnet.

Zum Autor:

Nikolaus Jilch ist seit 2011 Redakteur im “Economist” der Tageszeitung “Die Presse”. Als Experte für Geldpolitik, Währungen und Edelmetalle beschäftigt er sich seit 2012 auch mit Bitcoin und der Blockchain. Seine Kolumne “Wertsachen” erscheint jeden Samstag in der “Presse”. Twitter: @JilNik

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Vor einem Jahr war man noch skeptisch: Nicht mal ein Viertel der heimischen Bevölkerung nutzte Generative KI rund um ChatGPT am Arbeitsplatz. Eine neue Studie von EY – namentlich die EY Work Reimagined Studie – zeigt nun, wie schnell sich das Blatt wenden kann.

Wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am heutigen Montag vermeldet, sollen unter den von ihnen befragten Arbeitnehmer:innen mittlerweile drei Viertel – genau 75 Prozent – zu generativer KI am Arbeitsplatz greifen. Am häufigsten greift man zu KI-Tools im Technologiesektor. Dort liegt die Nutzungsrate schon bei 90 Prozent. Der öffentliche Sektor bildet mit einer Nutzungsrate von 60 Prozent das Schlusslicht.

EY: KI-Schulung sei “überdurchschnittlich” und “exzellent”

Von den drei Vierteln all jener, die KI regelmäßig am Arbeitsplatz nutzen, merkt ein Drittel bereits positive Auswirkungen durch den Einsatz von Generativer KI. Folgen genannt werden etwa gesteigerte Produktivität (37 Prozent) sowie die Möglichkeit, sich auf stärker wertschöpfende Aufgaben zu konzentrieren (36 Prozent).

Darüber hinaus beobachten KI-Nutzende einen starken Kompetenzaufbau: 58 Prozent der Befragten bewerten die themenbezogenen Entwicklungs- und Schulungsprogramme ihres Unternehmens als “überdurchschnittlich” oder “exzellent”.

Boomer hinken hinten nach

Wenig überraschend macht sich allerdings eine Alterskluft bei der Nutzung von KI am Arbeitsplatz bemerkbar: So nutzen 27 Prozent der befragten Millennials KI regelmäßig, während dies nur bei sieben Prozent der Babyboomer der Fall ist.

Dass die Einführung von KI im Unternemen auch einen wesentlichen Einfluss auf das Standing im Arbeitsmarkt und das Mithalten im Wettbewerb hat, weiß Regina Karner von EY Österreich. der EY-Partnerin zufolge habe GenAI “Wichtige Themen für die Belegschaft in den Fokus gerückt”. Darunter Technologie- und Kompetenzinvestitionen, Unternehmenskultur, Vertrauen und Mitarbeiterbindung.

GenAI sei überdies essenziell für die Talentestrategie von Arbeitgeber:innen – und beeinflusse damit deren Standing am Arbeitsmarkt.

KI beeinflusst Blick auf Karriere

Allerdings zeigt EY mit seiner neuen Studie auch, dass sich KI nicht nur auf die Arbeit selbst, sondern auch auf arbeitsbezogene Sichtweisen auswirkt. So vermeldet die Wirtschaftsprüfung das Stimmungsbild, dass sich Mitarbeitende zwar als “motivierte Unterstützung” ihres Arbeitgebers sehen, gleichzeitig dennoch “nach höheren Verdienstmöglichkeiten” Ausschau halten (81 Prozent der Befragten).

Zudem rückt KI und dessen Effizienzsteigerung die Themen “Work-Life-Balance” und “Karriereaussichten” (79 Prozent) sowie die Nachfrage nach einer “besseren Führungskultur” (76 Prozent) in den Vordergrund. Auch die Möglichkeit, remote arbeiten zu können, ist für drei Viertel der befragten Belegschaft ein essentielles Kriterium, das durch den Einsatz von GenAI stärker in das Rampenlicht gerückt ist.

Im Rennen um das Gewinnen und Halten von Talenten sind Unternehmen dazu angehalten, sich auf die eben genannten “Soft”-Aspekte zu bemühen. Allen voran: Unternehmenskultur, Anreizsysteme und Bildungsangebote, sagt Karner, “um so die gewünschten Geschäftsergebnisse zu erreichen”.

Lust zur Kündigung steigt – vor allem bei jungen Männern

Außerdem hebt EY die Haltung jüngerer Generationen – allen voran die GenZ (geboren 1996 und 2012) und Millennials (geboren zwischen 1980 und 1995). Die beiden Jung-Generationen am Arbeitsmarkt haben eine fast doppelt so hohe Kündigungsabsicht wie Babyboomer. Außerdem sind Männer im Vergleich zu Frauen um ein- bis zweimal eher bereit, ihren Job zu kündigen.

Diese Bereitschaft sei allerdings nicht schlichte Utopie, sondern ein konkreter Plan: Denn die jüngste EY-Studie verzeichnet, dass rund 38 Prozent der befragten Mitarbeitenden in “den nächsten zwölf Monaten kündigen wollen”. Von diesen planen 26 Prozent, so EY, “einen Wechsel in ihrer aktuellen Sparte”. Ein Viertel der Kündigungs-Sympathisanten plant allerdings den Wechsel in eine andere Branche.

Am ehesten stünden Millennials der Kündigung nahe – ganze 40 Prozent denken laut EY darüber nach. Unter Babyboomern sei es nur ein knappes Viertel – konkret 23 Prozent.

Die Kündigungsabsicht ist im Vergleich zum Vorjahr im Allgemeinen gestiegen – um ganze vier Prozent, heißt es von EY. Auch über einen Wechsel des primären Arbeitsortes wird immer mehr nachgedacht (37 Prozent).

Individualismus im Vordergrund

“Individuelle Erwartungen stehen immer mehr im Vordergrund, und traditionelle Ansätze zu Karriere, Belohnungen und Arbeitsort greifen nicht mehr”, stellt Karner in Bezug auf die Studienergebnisse klar. Ein häufiger Wechsel des Arbeitgebers bringe neue Erfahrungen, andere Fähigkeiten und zudem die Möglichkeit auf Flexibilität. Für Personalverantwortliche sei ein Fokus auf Werte und Erfahrungen indes ein Vorteil, so Karner.

Dass KI dezidiert zur Kündigungsbereitschaft von jungen Generationen beiträgt, wird so in der Studie nicht dargelegt. Dennoch könnte der technologische Fortschritt, flexibleres Arbeiten und das Schaffen neuer Geschäftsbereiche – in Kombination mit der immer größer werdenden Bedeutung von Individualismus und Selbstbestimmtheit – zur Wechselbereitschaft der Generation beitragen.

Talente-Management soll in den Fokus

Angesichts der präsentierten Studienergebnisse empfiehlt Karner, sich als Unternehmen einen Vorsprung im Talente-Management zu erarbeiten. Dafür sei ein Fokus auf folgende Bereiche notwendig: Gesundheit, Technologie und GenAI, faire Vergütung sowie Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten und Unternehmenskultur. Bei 70 Prozent der Befragten bleibt dahingehend allerdings noch Luft nach oben, heißt es.


*Im Rahmen der Studie befragte EY weltweit 17.350 Mitarbeitende und 1.595 Arbeitgeber:innen aus 23 Ländern und 27 Branchen.

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