18.04.2023

Zuzug, Arbeitszeit-Änderung & Co. – die Rezepte gegen den Fachkräftemangel

Österreich braucht dringend Fachkräfte. Dahingehend sind sich Wirtschaftsministerium und Wirtschaftskammer einig. Am Dienstag wurde das gemeinsame Vorgehen präsentiert.
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Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel wird von der heimischen Wirtschaft als größtes Problem wahrgenommen | (c) Adobe Stock - ArtFamily

100 Mangelberufe zählt das Arbeitsministerium derzeit: Von Dachdecker über Kellner bis hin zu Schlossern in Österreich fehlt es in mehreren Branchen an qualifiziertem Personal. Insgesamt fehlen 200.000 Arbeitskräfte im Land. Die Wirtschaftskammer und das Wirtschaftsministerium haben sich nun, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, auf ein “Memorandum of understanding” geeinigt.

Problem Fachkräftemangel erkannt, Lösungen geplant

Das Problem dürften Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher und WKÖ-Präsident Harald Mahrer verstanden haben. “Die Attraktivierung ist eine wichtige Aufgabe, die uns über Jahre nicht lassen wird”, sagte Mahrer. Dabei sei nun das zentrale Ziel die bestehenden Reformen in die Breite wirken zu lassen, ergänzte Kocher.

Die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte sei eine wichtige Maßnahme, führte Kocher aus. Im ersten Quartal 2023 wurden 1.900 Karten ausgestellt, das entspricht einem Zuwachs von 48 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2022. Um nun noch mehr Arbeitskräfte nach Österreich zu holen, brauche es nun einen Schulterschluss zwischen den einzelnen Institutionen.

Konkret sollen Ministerien gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und der Austrian Business Agency (ABA) Maßnahmen vorantreiben, die Österreich als Arbeitsstandort weiter attraktiveren. Welche das sind? Kocher und Mahrer blieben da weitgehend zurückhaltend. Die bessere Ausgestaltung der Gesundheitsversorge und der Ausbau einer flächendeckenden Kinderbetreuung seien jeweils mögliche Stellschrauben. Es bräuchte jedoch auch die Unterstützung andere Stellen und Ministerien. Beispielsweise könnten weitere Schritte gesetzt werden, um die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen zu beschleunigen oder generell möglich zu machen. Dafür brauche es auch das Bildungsministerium.

Mahrer: “Asyl und Migration nicht vermischen”

Ziel ist es, das Bild von Österreich als “attraktiven Arbeits- und Lebensort” in der Welt zu verankern, meinte Mahrer. Der WKÖ-Präsident sprach die großen Vorzüge des Landes an, wie unter anderem die starke Kaufkraft. In diesem Bereich wäre Österreich auf Rang drei in der EU, nur Luxemburg und Dänemark haben die Nase vorne. “Es gilt zu zeigen, dass jeder verdiente Euro in Österreich auch etwas wert ist – und man davon mehr bekommt als in anderen Ländern”, so Mahrer.

Generell herrsche derzeit ein harscher Konkurrenzkampf um ausländische Arbeitskräfte. Laut Kocher sei die WKÖ aber mit ihren vielen internationalen Zweigstellen, der “ideale Partner”; um das Bild Österreichs nach außen zu tragen. Im Inland will die WKÖ zudem das “Mentoring für MigrantInnen“-Programm weiterentwickeln. Konkrete Vorhaben ließen Kocher und Mahrer dazu vermissen.

Die ABA habe sich indes in Polen und auch auf den Philippinen begonnen, Projekte aufzubauen und Delegationen zu entsenden, die Österreich als attraktiven Standort ein Gehör verschaffen und den Fachkräftemangel beschränken sollen. Der österreichische Botschafter der Philippinen spricht von einer möglichen Win-Win-Situation, die sich ergeben könnte. So würde das südost-asiatische Land auch von österreichischen Initiativen profitieren.

Keine Änderungen wollen Mahrer und Kocher jedenfalls beim Zugang für den Arbeitsmarkt für aktive oder abgelehnte Asylwerber:innen. Das Thema war zuletzt wieder hochgekocht, nachdem eine indische Familie in Oberösterreich abgeschoben wurde. Die Mutter war als Köchin in einem Wirthaus beschäftigt gewesen, dem laut dem Wirt nun die Schließung droht.

“Es geht darum, dass sich die Wirtschaft aussucht, wen wir im Land haben wollen und nicht die Schlepper”, meinte Mahrer. Eine Vermischung aus Asyl und Arbeitsmigration sei in jeder Form abzulehnen. Die teils harsche Migrationsrhetorik der ÖVP würde das Bild Österreichs laut Mahrer jedenfalls nicht beschädigen und die Diskussion darüber sei vielmehr innenpolitisch konstruiert als ein grenzübergreifendes Thema.

Klare Absage an Arbeitszeitverkürzung

Zuletzt nannte Bundeskanzler Nehammer die Gastarbeiter, die nach Österreich zugezogen sind, einen Fehler. Auf brutkasten-Nachfrage, ob derartige Aussagen nicht konträr zu dem Vorhaben wäre, mehr qualifiziertes Personal zu rekrutieren, meinte Mahrer: „Wir haben gesehen, dass sich viele Personen aus dem Balkan oder der Türkei hier integriert haben und ein Wirtschaftsleben aufgebaut haben – da gab es großartige Erfolge in den letzten Jahren, aber eben nicht nur. Es gab und gibt auch Probleme, beispielsweise bei Deutschkenntnissen – Integration braucht immer beide Seiten”.

Die zuletzt häufig diskutierte Arbeitszeitverkürzung wiederum sei laut Kocher ein Fall für die Verhandlung von Kollektivverträgen. Er warnt jedoch davor, dass eine Arbeitszeitverkürzung zu einem weiteren Fachkräftemangel führen würde. Mahrer ergänzte, dass jede nicht geleistete Stunde das Problem verschärfen könnte. „Eine generelle Arbeitszeitverkürzung ist unter diesen Rahmenbedingungen undenkbar“, so Mahrer. Diese hätte fatale Folgen für das österreichische Steuer- und Sozialsystem.

Generell habe man das Ziel Überstunden und längere Arbeitszeit weiter zu attraktiveren. Eine Möglichkeit hierfür wäre unter anderem ein neues Modell der Besteuerung von Überstunden. Der Fachkräftemangel wäre im Endeffekt eine Aufgabe “für uns alle”, meinten Mahrer und Kocher. So gehe es um nicht weniger, als den “Erhalt und die Entwicklung des Wohlstands in Österreich”.

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(c) Josepha - Silvan Weder (l.) und Joseph Gitterle von Josepha.

User:innen zu generieren, gehört zu den härtesten Tasks von Gründer:innen. Und ist sehr oft mit hohen Kosten, Marketingmaßnahmen und gezielten Kampagnen verbunden, die wiederum auch Kapital verschlingen. Bei Josepha, einer Schweizer Shopping-Plattform mit einem österreichischen Co-Founder, hat das anders funktioniert.

Josef Gitterle ist in Tirol aufgewachsen und hat dort das Gymnasium Landeck besucht. Für sein Wirtschaftsstudium ging er an die Universität in St. Gallen, wo er seinen Bachelor und später seinen Master in “Banking & Finance” absolvierte.

Grundstein für Josepha im Inkubator gelegt

Während des Studiums haben er und sein damaliger Mitbewohner den “Premium Furniture Webshop” aufgebaut. Dann lernte er Ende 2022 Silvan Weder kennen. Weder brachte jahrelange Forschungserfahrung im Bereich Künstlicher Intelligenz an der ETH Zürich aus seiner Zeit bei Amazon, Meta und seinen Forschungs-Arbeiten mit, während der Tiroler mit Erfahrung im stationären Handel und E-Commerce punkten konnte. Gemeinsam waren sie Teil des Schweizer Startup-Inkubators Talent Kick.

“Währenddessen haben wir diverse Ideen entwickelt und getestet. Der erste Prototyp entstand innerhalb eines Nachmittags, inspiriert von der Philosophie ‘do things that don’t scale'”, erinnert sich Gitterle. “Unsere ersten Nutzer konnten Produkt-URLs einfügen, woraufhin wir manuell alle relevanten Informationen recherchierten und per E-Mail zustellten. Obwohl es bis zu zehn Stunden dauerte, waren die Nutzer begeistert, was uns zeigte, dass enormer Bedarf besteht und wir ein konkretes Problem lösen. Über 1.092 manuelle Suchanfragen halfen uns, die Schwierigkeiten unserer Nutzer bei der Produktsuche genau zu verstehen und legten den Grundstein für Josepha. Im Mai 2024 haben wir die vollständige Plattform online gestellt.”

Josepha ist konkret dazu da, um, anstatt stundenlang durch das Internet zu klicken, alle relevanten Informationen zu jedem online erwerbbaren Produkt sofort zu erhalten. Darunter: Testberichte, Produktvideos, Alternativen und eine Liste von Shops mit Preisen, Lieferzeiten, Versandkosten und Verfügbarkeit. Dazu muss man den Link des Produktes in das Suchfeld der Plattform eingeben und man erhält die Ergebnisse durch eine KI, die im Hintergrund läuft.

Josepha-Founder sind Gegner von Meetings

Gitterle und Weder haben sich entschieden, in der Schweiz zu gründen, da sowohl sein als auch das berufliche Umfeld seines Partners dort stark verankert ist. “Silvan hat seinen PhD an der ETH Zürich gemacht, und die Nähe zu Top-Universitäten und technischen Talenten war für uns entscheidend. Innerhalb von Europa bietet die Schweiz ideale Voraussetzungen, um hochqualifizierte Fachkräfte für unsere Vision zu gewinnen”, erklärt der Tiroler.

Bei den Eidgenossen haben die beiden in den ersten vier Monaten 20.000 User:innen ohne bezahlte Werbung gewinnen können.

“Als Team sind wir unheimlich schnell. Schnell im Umsetzen, testen und evaluieren. Wir sind beide Gegner von Meetings und unser Fokus liegt auf dem Umsetzen. Ganz nach dem Motto: Action produces information” erklärt Gitterle. “Unser bisheriger User-Erfolg basiert auf einer organischen Social-Media-Strategie. Wir haben verschiedene Content-Formate und -Hooks auf TikTok und Instagram getestet und die erfolgreichsten Ansätze auf mehreren Accounts skaliert. Durch dauerhaftes Experimentieren und Optimieren konnten wir eine starke organische Reichweite aufbauen, ohne einen Cent in bezahlte Werbung zu investieren. Mit unserer Strategie generieren wir pro Woche über 500.000 Views auf Social Media.”

Die größte Herausforderung dabei war das Automatisieren von dem, was das Duo vorher in 1.092 Suchen manuell gemacht hat: die Aggregation und Bereinigung von Produktdaten über verschiedene Quellen hinweg.

“Das ist technisch sehr anspruchsvoll, wir konnten das aber bereits erfolgreich umsetzen”, so Gitterle weiter. “Überraschend einfach war die Validierung des Nutzerbedarfs: Bereits unser erster, rudimentärer Prototyp wurde stark nachgefragt, obwohl Nutzer:nnen lange auf ihre Ergebnisse warten mussten. Für uns war klar: Wenn wir die gleiche Erfahrung in Sekundenschnelle hinbekommen, verändert das das Shopping grundlegend.”

Leidenschaft liegt im Consumer-Bereich

Überraschend war für das Founder-Team auch der weit verbreitete Mythos, dass B2B-Unternehmen angeblich leichter aufzubauen seien. Zahlreiche erfahrene Wirtschaftsakteure und Investoren rieten den beiden immer wieder, ihre Technologie für eine B2B-Lösung zu nutzen.

“Aus eigener Erfahrung können wir die Erfolgswahrscheinlichkeit weder bestätigen noch widerlegen, aber eines ist für uns klar: Unsere Leidenschaft liegt im Consumer-Bereich. Als Gründerteam brennen wir dafür, das Shopping-Erlebnis für jeden Einzelnen mithilfe von Technologie neu zu gestalten”, erklärt der Finanzexperte den Weg seines gebootstrappten Startups.

Zu den nächsten Zielen gehört der Ausbau der Produktberatung und die Einführung einer mobilen App, die die Nutzung von Josepha weiter vereinfachen soll. Mit dem Ziel, “Josepha zur führenden Shopping-Plattform in Europa und den USA auszubauen​.”

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