04.10.2018

RBI Elevator Lab: acht Teilnehmer für Kooperationsprogramm stehen fest

Die acht Teilnehmer der zweiten Runde des RBI Elevator Lab, dem Fintech Partnership Programm der Raiffeisen Bank International (RBI), stehen fest. Aus über 400 Bewerbern musste die Jury jene FinTechs auswählen, mit denen in den kommenden vier Monaten an der Entwicklung von gemeinsamen Projekten gearbeitet werden soll.
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RBI Elevator Lab, CityFALCON, SESAMm, Investing & TradingTech (FINABRO aus Österreich und limitless aus den Niederlanden), New Branch Experience, PayKey, Pisano, Open Banking, RegTech
(C) RBI - Beim RBI Elevator Lab wurden acht Teilnehmer fürs FinTech Partnership Programm ausgewählt.

Elevator Lab, das kürzlich den renommierten Central European Startup Award für das beste Accelerator/Incubator Programm in Österreich erhalten hat, ist das mittlerweile größte Fintech Partnership Programm in Zentral- und Osteuropa. Da verwundert es wenig, dass sich für Batch II 407 Startups gemeldet und Hoffnung gemacht haben, ausgewählt zu werden. Beim Finale sah man 15 Pitches, bei denen acht Startups die Jury überzeugen konnten. Was aber nicht das zwangsweise das Ende für die restlichen Teilnehmer des Events bedeuten muss, wie Projektleiter Max Schausberger (siehe Video-Interview am Ende des Artikels) dem brutkasten erklärt.

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Acht Sieger aus sechs Ländern

Einer intensiven Phase der Vorauswahl vorausgehend, konnten sich FinTechs aus den Bereichen Advanced Analytics (CityFALCON aus Großbritannien und SESAMm aus Frankreich), Investing & TradingTech (FINABRO aus Österreich und Limitless aus den Niederlanden), New Branch Experience (PayKey aus Israel und Pisano aus Großbritannien), Open Banking (cambrist aus Irland) sowie RegTech (CopSonic aus Frankreich) bei live Pitches im Finale durchsetzen. Die Jury bestand aus dem RBI Innovation Board, angeführt von RBI CEO Johann Strobl.

Neue Dynamik zwischen Corporates und Startups

“Elevator Lab hat sich innerhalb kurzer Zeit einen exzellenten Ruf in der FinTech-Szene erarbeitet. Das Niveau der Bewerbungen war in diesem Jahr noch höher als in der ersten Runde. Ich freue mich auf die Projektarbeit mit den Finalisten“, sagt Strobl. Projektleiter Max Schausberger hebt hierzu besonders die  Dynamik hervor, die FinTechs in Sachen Zusammenarbeit mit Banken ausstrahlen. “Wir sind sicher, dass Kooperation der bessere Weg ist. Beide, Banken und Startups, haben Stärken. Wir möchten Dinge ausprobieren und sehen, ob wir einander helfen und gemeinsam skalieren können”, sagt er.

Auf die acht Sieger der Pitches kommen vier Monate Kooperation zu, in denen an der Entwicklung gemeinsamer Projekte gearbeitet wird. Für die restlichen sieben scheint der Weg aber auch nicht zu Ende zu sein, wie Schausberger erklärt. “Parallel stehen wir mit ihnen in Gesprächen”.

Das sind die acht Sieger des RBI Elevator Lab

CityFALCON 

CityFALCON widmet sich Finanznachrichten und definiert, wie sie  beschafft, kuratiert, verteilt und konsumiert werden.  Das Unternehmen bewertet dabei Score Finanz-Tweets, Nachrichten und Autoren. Zudem erstellt die Technologie des FinTechs für jeden Benutzer einen eigenen Newsfeed, basierend auf dem individuellen Profil, Interaktionen und Inhaltspräferenzen.

CopSonic

CopSonic ist eine Kommunikationstechnologie, die auf der Verwendung von Ultraschall zur Interaktion oder Datenübertragung zwischen elektronischen Geräten basiert. Dabei konzentriert sich das Startup sowohl auf digitale Sicherheit (Online Zahlungen, mobile Zahlungen, 3D-Sicherheit über Ultraschall, Identitätsmanagement, Interaktion mit Sprachassistenten), als auch auf Smart Detection, etwa Geofencing, Retail Loyalty oder Smart Buildings und IoT-Konnektivität. Die patentierte Technologie wird als SDK vertrieben, um B2B-Partnern die Integration der CopSonic-Lösungen in ihre bestehende Umgebung als Alternative oder Ergänzung zu NFC, Bluetooth LE oder QR zu ermöglichen.

FINABRO

FINABRO bietet steueroptimierte Sparberatung und Vermögensverwaltung. Der Fokus des Unternehmens liegt auf der Lösung des Rentenproblems in Europa. Ziel ist es, eine Vorsorgelösung aufzubauen, die sich an die lokalen Gegebenheiten und die Steuersituation anpasst. Ein zentraler Bestandteil der Lösung soll dabei eine betriebliche Altersversorgung mit volldigitaler Mitarbeitererfahrung und einer digitalen Abwicklung der Verwaltung darstellen.

Limitless

Limitless ist eine einfache und ansprechende White-Label-Mobile-App für ausgabenbasierte Spar- und Mikroinvestitionen, um Sparer in Investoren zu verwandeln. Die Annahme dabei ist, dass Kunden, insbesondere Millennials, einfache und praktische Produkte benötigen, um Investitionen zu starten und fortzusetzen. Finanzinstitute kämpfen darum, Millennials und technisch versierte Kunden zu gewinnen, die nun auf der Suche nach alternativen, volldigitalen und engagierten Bankdienstleistungen mit steigender Geschwindigkeit sind. Die “Limitless”-Lösung kommt als mobile App für tägliche Mikroinvestitionen daher, die den Kunden helfen soll, Geld auf einfache Weise zu investieren und sie dazu bringt, mehr mit ihrer Bank in Kontakt zu treten.

PayKey

Die erste gesicherte Zahlungstastatur von PayKey soll das tägliche Bankgeschäft vereinfachen. Die Technologie des Startups soll Banken in soziale Netzwerke einbringen (etwa Facebook-Messenger, WhatsApp, WeChat, Twitter). Die Nutzung derer soll Einfachheit und ein intuitives Zahlungserlebnis schaffen und Benutzer von sofortigen Geldtransferfunktionen profitieren lassen, während sie mit ihren Freunden und Familienmitgliedern “plaudern”.

Pisano

Derzeit nutzen Unternehmen viele Kanäle wie ihre Website, Online-Dienste, mobile Anwendungen, Kontaktzentren, physische Niederlassungen/Läden oder Social Media, um mit ihren Kunden zu interagieren. Pisano präsentiert sich als eine allumfassende Customer-Experience-Management-Plattform, die es Unternehmen ermöglicht, Kundenfeedback an allen Berührungspunkten online und offline zu sammeln. Und gilt eigenen Angaben nach als flexibles System zur Erfassung strukturierter Daten und zur Kundenansprache.

SESAMm

SESAMm bietet Werkzeuge für die Vermögensverwaltungsbranche, die auf proprietären Big Data-, KI- und natürlichen Sprachverarbeitungstechnologien basieren. Es analysiert in Echtzeit Web-Nachrichten, Artikeln und Beiträgen, um innovative Analysen von Finanzprodukten (wie Aktien, Anleihen, Währungen, Indizes, Rohstoffe oder Kryptowährungen) bereitzustellen. Das FinTech entwickelt auch kundenspezifische Anlagestrategien mit Hilfe seines maschinellen Lernens und seiner statistischen Expertise.

“L’Humeur des Marchés” ist das neue Produkt von SESAMm, das sich auf die Visualisierung von Gefühlen und Emotionen für Finanzanlagen konzentriert. Die Plattform bietet Analysen, Einblicke und Grafiken zu allen wichtigen Finanzanlagen weltweit. Zusätzlich stellt es die ausgetauschten Volumina dar und gibt den Nutzern die Möglichkeit, Live-Veränderungen zu verfolgen oder sich auf historische Trends zu konzentrieren.

Video-Interview mit den Finalisten Finabro, PayKey und Projektleiter Maximilian Schausberger über Use-Cases und Kooperationen mit RBI


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Rituale, Rituale der Startup-Welt, Ritual, Howard, Factinsect, Hadia, Storebox, Instahelp, monkee, Dental Armor, Coinpanion
(c) Hello Again/zVg/Hadia/Die Abbilderei/Storebox/schon nice gmbh/Victor Malyshev - (o.v.l.) Franz Tretter von Hello Again, Romana Dorfer von Factinsect, Anna Lauda von Hadia, Bernadette Frech von Instahelp/ Johannes Braith von Storebox, Saad Wohlgennannt von Dental Armor und Martin Granig von monkee.

Dieser Artikel ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Ein Pythonkopf aus Stein ragt aus der Dunkelheit hervor. In Kreisen angeordnete, farbenfrohe Speerspitzen verzieren den kalten Höhlenboden; manche davon stammen aus Hunderte Kilometer entfernten Gegenden. Am Ende der Höhle erstreckt sich ein kleiner, versteckter Raum, der Platz für eine Person bietet; üblicherweise versteckt sich ein Schamane darin und spricht zu seinem Stamm, sodass es scheint, die steinerne Schlange selbst lasse donnernde Worte erklingen.

Diese Verehrung des majestätischen Reptils fand vor rund 70.000 Jahren in der Kalahari-Wüste am Fuße der Tsodilo Hills im heutigen Botswana statt. Dies hat im Jahr 2012 die Archäologin Sheila Coulson herausgearbeitet und, so heißt es, damit das älteste wissenschaftlich belegte Ritual der Welt entdeckt.

Seitdem haben sich Rituale in Gesellschaften im Großen und Kleinen gehalten und weiterentwickelt – von religiösen Gepflogenheiten über politisches Zeremoniell bis hin zu privaten, sich wiederholenden Gewohnheiten sind sie in tausendfacher Weise etabliert. Das Küssen des Balls im Sport, das Aufstehen mit dem „richtigen Fuß“, Salz über die Schulter werfen, auf Holz klopfen, Dinge nicht verschreien, Braut und Bräutigam nicht vor der Hochzeit sehen, zu bestimmten Jahreszeiten fasten, den Jahreswechsel laut feiern oder die zum Ritual gewordene Morgen-Rou­tine wiederholen.

Spiritualität und Ordnung

All dies lässt sich komprimiert und per Definition in zwei Bedeutungen unterteilen: in eine spirituelle Handlung und in ein „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung“. Exakt diese Ordnung (also die zweite Definition) ist es, die auch manchen Startup-Gründer:innen dabei hilft, den stressigen Joballtag zu bewältigen, Klarheit zu schaffen und Erfolge zu erreichen.

Sohlen und Poster

So zeigt sich etwa Johannes Braith vom österreichischen Scaleup Storebox als großer Anhänger davon, sich klare Ziele zu setzen und diese zu visualisieren.

„Dabei halte ich es für wichtig, einerseits eine große Vision zu definieren und diese in kleinere Meilensteine herunterzubrechen“, sagt er. „Diese verhältnismäßig kleinen Meilensteine sind leichter zu erreichen, greifbarer und man kann entsprechend auch früher Erfolge verbuchen. Das Wichtigste ist, konstant dranzubleiben. Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“

Das Visualisieren definierter Ziele wurde bereits früh als Ritual bei Storebox eingeführt: Im Office des Logistikunternehmens prangen Vision und Werte als Poster an der Wand und OKRs (Objectives and Key Results) werden in Echtzeit mittels Soll/Ist-Vergleich auf Bildschirmen angezeigt.

Zudem gibt Braith noch eine weitere Besonderheit aus seiner Ritualwelt preis: „Habe ich ein Etappenziel für mich definiert, schreibe ich es mir auf die Sohlen meiner Schuhe“, sagt er. „Das hilft mir, mich daran zu erinnern, dass jeder kleine Schritt zählt.“

Der Knopf des Erfolgs

Franz Tretter, Gründer des Kundenbindungs-Startups Hello Again, nutzt Rituale dazu, um Ziele und Kultur in seinem Team zu verankern. Dazu gehört ein „Global Success Button“, der bei jedem neuen Kunden gedrückt wird, mit anschließender Feier im Büro. Mitarbeiter:innen, die remote arbeiten oder unterwegs sind, werden per Mail oder Smartphone ebenso informiert; „einfach, damit man Bescheid weiß“, sagt Tretter.

Auch etwas namens „Howard 1000“ gehört zum regelmäßigen Ritual des Linzer Teams dazu. Dabei handelt es sich um eine Wand bestehend aus 1.000 Kästchen mit einer besonderen Bedeutung. „Wir haben diese aufgebaut, als wir 120 Kunden hatten. Mit jedem Kunden, den wir gewonnen haben, haben wir ein Logo hinzugefügt und haben nun knapp 900 Kästchen voll“, erklärt Tretter.

Und zu guter Letzt sind bei Hello Again die „Compliment Cards“ ein weiteres internes Ritual: „Wertschätzung ist total wichtig bei uns“, erklärt Tretter. „Wir haben eigene Kärtchen beim Eingang, da schreibt man gelegentlich etwas Nettes drauf und legt es am Abend Kollegen auf den Tisch. Die freuen sich am nächsten Morgen.“

An diesen beiden Beispielen bemerkt man bereits eine kleine Gemeinsamkeit, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Wiederkehrendes, etwas Konstantes ist nicht bloß eine Orientierungshilfe für Startup-Gründer:innen, sondern kann als einer von mehreren Bausteinen eines spezifischen Mindsets gesehen werden; eines Mindsets, das von einem ruhigen Leadership-Skill zeugt und deutlich zeigt, dass manchmal das wilde Gefüge in einem selbst sowie auch das Äußere, das sich unter Mitarbeitenden am Arbeitsplatz entwickelt, gepflegt werden muss.

Gemeinschaft fördern

Das weiß auch Anna Maria Lauda von Hadia, einem Wiener Verein, der weibliches Unternehmertum in Afghanistan fördert. Ihr hilft eine tägliche zehnminütige Meditation, den Tag entschleunigt, entspannt und fokussiert zu beginnen.

„Dadurch kann ich klarere Prioritäten setzen und produktiver arbeiten“, sagt sie. „Früher lag mein Schwerpunkt vor allem auf individuellen Praktiken wie dem Selbstmanagement und der strikten Zeitplanung durch To- do-Listen. Doch im Laufe meiner Reise als Gründerin habe ich erkannt, dass Flexibilität und der wertvolle Austausch mit dem Team genauso entscheidend sind. Heute schätze ich Rituale, die nicht nur den persönlichen Fokus stärken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl fördern.“

Daher veranstaltet Lauda wiederkehrende Onlinemeetings mit ihren Weberinnen in Afghanistan. „Regelmäßige Check-ins mit den Frauen sind inspirierend und motivierend. Allzu leicht verliert man in der Hektik des Alltags den Bezug zu den Menschen, für die man arbeitet. Und diese Gespräche erinnern mich daran, was unser gemeinsames Ziel ist und wie viel wir schon erreicht haben“, sagt sie.

Saad Wohlgenannt, Gründer und CEO des Zahn-Startups Dental Armor und der Kryptobörse Coinpanion, hatte im Lauf der Zeit verschiedene Rituale, die er jedoch mittlerweile fast alle ab- gelegt hat; darunter eine wöchentliche „Rückschau“, um zu überlegen, was er besser machen könnte, oder Journaling (Anm.: Blick nach innen mit schriftlicher Aufzeichnung, was in einem vorgeht).

Heute plant er an jedem Geburtstag, was er im kommenden Jahr erreichen möchte. Meistens setzt sich der Founder dabei ein monetäres Ziel für sein Business sowie ein paar persönliche Ziele, wie etwa einen neuen Sport zu erlernen, ein Land zu bereisen oder ein bestimmtes Problem zu lösen.

„Die wichtigsten Rituale, die mir langfristig helfen, meine Ziele zu erreichen, haben meistens den Effekt, mich kurzfristig vom Arbeiten abzuhalten“, sagt er. „Zum Beispiel beginne ich meinen Tag mit ein paar Mobility-Übungen, Liegestützen, Klimmzügen und einer kalten Dusche – erst danach schaue ich in meine E-Mails und starte richtig durch. Ab 20.30 Uhr ist mein Handy auf ‚Nicht stören‘, und dann bin ich nur noch schwer erreichbar.“

Drei und nicht mehr

Romana Dorfer beschäftigt sich mit ihrem Startup Factinsect damit, die Fülle an Fake News im Netz aufzulösen und User:innen gesicherte Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie selbst hat sich früher oft viele, unspezifische und große Ziele vorgenommen, die jedoch innerhalb eines Tages kaum zu erreichen waren. Dabei waren Fortschritte nur schwer messbar und am Ende des Tages wurde kein Ziel erledigt, wie sie gesteht. Dadurch ist oft das Gefühl entstanden, wenig erreicht zu haben.

Heute greift sie maximal auf drei Vorhaben pro Tag zurück. „Der Vorteil ist, dass ich fast immer alle Ziele für den Tag erreiche und dadurch meine Motivation steigt. Meistens arbeite ich dann noch an weiteren Themen“, sagt Dorfer.

Bei Martin Granig, Gründer der Spar-App monkee und Vater einer siebenjährigen Tochter, sehen die Morgen oftmals chaotisch aus. Um dem entgegenzuwirken, hat er eine Morgenroutine entwickelt: „Ich stehe meist 30 Minuten früher auf. Das gibt mir die Gelegenheit, mich in Ruhe im Bad fertig zu machen“, sagt er. „Während des Zähneputzens mache ich ein paar Übungen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor ich Frühstück für meine Tochter und Kaffee für meine Frau und mich zubereite. So habe ich noch ein paar ruhige Momente für mich, bevor der Trubel beginnt.“

Am Ende seines Arbeitstags führt der Gründer einen kurzen Check-in durch und klärt für sich, was er heute schaffen möchte, was er tatsächlich geschafft hat und was er noch anpassen muss.

„Das hilft mir, mein Time-Boxing im Kalender zu optimieren, gerade für die Aufgaben, die zwar wichtig sind, aber erst in der Zukunft anstehen“, erklärt er. „Ich habe gelernt, dass es notwendig ist, solche Dinge bewusst zu planen, bevor sie von den dringenden, aber weniger wichtigen Aufgaben verdrängt werden.“

Raus aus der Bubble

Für Granig gibt es zudem noch ein persönliches Highlight der Woche: Freitagabend-Basketball. „Das mag zwar kein typisches Gründer-Ritual sein, aber für mich ist es essenziell. Es hilft mir, Stress abzubauen, den Kopf frei zu bekommen und in einer entspannten Atmosphäre mit Freunden zu lachen. Danach starte ich erfrischt ins Wochenende – und am Montag wieder voller Energie in die neue Woche“, so der Tiroler, der früher oft von „dringenden Dingen“ stark getrieben war, die dazu führten, dass wichtige strategische Aufgaben oftmals zu kurz kamen.

„Man arbeitet in so einem Fall zu viel ‚in the business‘ statt ‚on the business‘“, sagt er. „Heute habe ich meine Timeboxing-Routine deutlich verbessert, damit genau diese wichtigen Dinge nicht untergehen. Früher musste ich auch keine Rücksicht auf Familie und Kind nehmen. Das hat sich natürlich geändert, und ich musste Wege finden, trotz all der Verantwortung auch noch Zeit für mich zu schaffen. Daher meine Morgenroutine und mein Freitagabend-Basketball. Dort geht es einfach nur ums Spielen und um entspannte Gespräche über deutlich unkompliziertere Dinge als Startups, Karriere oder Business. Das tut gut und gibt mir Energie.“

Ankerpunkte fürs Wesentliche

Ähnlich ergeht es Instahelp-Founderin Bernadette Frech. Für die Gründerin des Grazer Health-Startups sind Rituale bewusste Ankerpunkte, um den Fokus auf dem Wesentlichen zu halten – im Beruf wie im Privatleben.

„Eines der wichtigsten Rituale habe ich mit meinen Kindern: Jeden Morgen beginnen wir den Tag mit einer vollen Minute Umarmung, ohne Worte, nur Nähe. Das stärkt unsere Bindung und gibt uns einen liebevollen Start in den Tag“, sagt Frech. „Abends reflektieren wir gemeinsam: Beim Rückenkraulen sprechen wir über Belastendes, bei der kitzligen Fußmassage teilen wir schöne oder lustige Momente und bei der Kopfmassage besprechen wir, wofür wir dankbar sind und was uns gut gelungen ist.“

Ambition vs. Balance

Auch bei ihr haben sich Rituale über die Jahre verändert und sich immer wieder ihren Lebensumständen angepasst. Früher, als berufliche Ambitionen im Vordergrund standen, hatten Frechs Rituale viel mit persönlicher Effizienz und beruflicher Zielerreichung zu tun. Heute, als dreifache Mama und Unternehmerin, haben sich die Prioritäten verschoben.

„Es geht mir jetzt viel stärker darum, eine Balance zwischen Karriere und Familie zu finden, ohne den Fokus auf meine eigene mentale Gesundheit zu verlieren“, erklärt sie. Das Ritual mit ihren Kindern sei ein Beispiel dafür, wie sich Rituale an neue Lebensphasen anpassen.

„Früher hätte ich vielleicht nicht gedacht, dass eine Umarmung am Morgen oder ein Ritual vor dem Schlafengehen so kraftvoll sein könnten. Heute sind es genau diese Momente, die mich erden und mir und meinen Kindern Energie geben“, erzählt sie. „Was sich jedoch nie geändert hat, ist meine wöchentliche psychologische Beratung. Sie ist seit Jahren eine Konstante, die mich sowohl beruflich als auch persönlich auf Kurs hält, auch wenn sich die Themen im Laufe der Zeit wandeln.“

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