28.02.2022

EU-Russland: Welche Folgen hat der Krieg der Wirtschafts-Sanktionen?

Podcast: Russland greift mit Waffengewalt an, Europa antwortet mit Wirtschafts-Sanktionen. Welche Effekte haben diese Maßnahmen und was ist noch möglich?
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Monika Köppl-Turyna ist Direktorin von EcoAustria © EcoAustria
Monika Köppl-Turyna ist Direktorin von EcoAustria © EcoAustria

Russland will seine Interessen mit Waffengewalt durchsetzen, Europa antwortet mit wirtschaftlichen Sanktionen. Am Wochenende nach Kriegsausbruch haben sich die Ereignisse überschlagen. Zuerst kam der Beschluss, russische Banken aus Swift auszuschließen. Swift ist die Basis des internationalen Zahlungsverkehrs. Mehr als 11.000 Institute hängen da dran. Wenn zwischen diesen Geld überwiesen wird, dann passiert das über Swift. Gleichzeitig friert die EU die Vermögenswerte der russischen Zentralbank in Europa ein.

“Mini-Mini-Finanzkrise”

“In Russland werden ungefähr 800 Mrd. Euro pro Jahr über Swift transferiert. Das sind ungefähr 1,5 Prozent des weltweiten Swift-Verkehrs. Wenn man daraus ausgeschlossen wird, ist es sehr schwierig Transfers zu machen. Es ist nicht unmöglich, man kann es natürlich per Fax machen oder per Post. Aber es ist teurer und komplizierter”, erklärt Wirtschaftsforscherin und EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna im Podcast “Editor’s Choice”. Dadurch werden einerseits Finanzierungen unmöglich, andererseits sinke aber auch das Vertrauen in das russische Bankensystem. “Damit will man auch einen internen Druck auf Putin im Inland aufbauen”. Die Sanktionen werden aber auch Auswirkungen auf Banken in Europa haben, etwa Raiffeisen oder UniCredit. “Eine Mini-Mini-Finanzkrise ist in Europa zu erwarten. Nicht vergleichbar mit Finanzkrise 2009, aber es wird einen Druck auf unser Bankensystem geben”, so die Wirtschaftsforscherin.

Swift-Sanktion noch nicht umgesetzt

Der Swift-Bann ist noch nicht umgesetzt. Noch gebe es keine Klarheit darüber, welche Banken genau ausgeschlossen werden sollen. Köppl-Turyna. „Die Banken, die die Gastransaktionen abwickeln, könnten aus dieser Sanktion ausgeschlossen werden“. Das müsse noch geklärt werden, bevor diese Maßnahme umgesetzt wird. Der Winter ist zwar fast vorbei, aber energieintensive Industrie braucht unabhängig von der Witterung Erdgas für die Produktion.

Die Erdgas-Lager in Österreich sollen nur noch zu 18 Prozent gefüllt sein. „80 Prozent des Erdgases braucht Österreich für die Industrie und die Stromproduktion – für Gaskraftwerke“. Engpässe und Preissteigerungen werden also vor allem den Wirtschaftssektor treffen. „Wir haben aktuell über 50 Prozent Zuwachs bei den Energiepreisen“. Das könne bedeuten, dass alle anderen Produkte in der Wirtschaft teurer werden und der inflationäre Druck weiter steige. Egal ob Preissteigerung oder kompletter Lieferstopp – die Wirtschaft werde dieser Effekt hart treffen. Mit welchen Preissteigerungen für den Herbst zu rechnen ist, analysiert Köppl-Turyna im Podcast.


Im Podcast Editor’s Choice analysiert Monika Köppl-Turyna:

? Die Auswirkungen des Ausschlusses russischer Banken aus Swift
? Die Folgen des Einfrierens der Auslandsvermögen der russischen Zentralbank in Europa
? Die Folgen der Sanktionen für Banken und Energiepreise in Europa
❓ Mögliche Schlupflöcher für Russland
✋ Mögliche weitere Sanktionen gegen Russland


Währungskrise in Russland

Die Vermögenswerte der russischen Zentralbank im Ausland hingegen sind bereits eingefroren. Russland habe in den letzten Jahren diese Reserven massiv erhöht. „Zuletzt lagen sie bei etwa 630 Milliarden Euro. Diese Reserven liegen international in verschiedenen Banken in verschiedenen Währungen und Vermögenswerten. Ein großer Teil davon ist in Gold und in Euro, Dollar, Yuan und anderen Assets“. Die Reserven in Dollar und Euro seien nun bereits eingefroren. „Das führt dazu, dass eine Währungskrise wahrscheinlicher wird. Diese Reserven würden sonst dazu benutzt, die eigene Währung zu stabilisieren“. Der Rubel reagierte am Montag in der Früh mit einem Einbruch um 30 Prozent. Es gibt noch Reserven in Yuan und China habe sich noch nicht endgültig entschieden, welche Richtung eingeschlagen werde. „Politisch sieht es so aus, als würde China zumindest nicht aktiv gegen die Sanktionen der EU und der USA arbeiten“. China sei allerdings auch der größte Handelspartner Russlands im Einzelländervergleich.

Kaum Schlupflöcher für Russland

In China sieht Köppl-Turyna auch das größte Schlupfloch für Russland, falls die Entscheidung Chinas in diese Richtung gehe. Kryptowährungen würden für die Finanzierung des Krieges kaum eine Rolle spielen, so die Expertin: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass in dieser Größenordnung ein Umstieg auf Kryptowährungen möglich ist“.

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v.l. Kilian Kaminsiki und Markus Linder

Neben der Klimakrise erleben wir eine ebenso Biodiversitätskrise. Während der Fokus meist auf der Reduktion von CO₂-Emissionen liegt, gerät der rasante Verlust an Artenvielfalt oftmals in den Hintergrund. Dabei sind beide Krisen eng miteinander verwoben: Intakte Ökosysteme wie Wälder, Moore oder Korallenriffe sind nicht nur Lebensräume für unzählige Arten, sondern auch essenzielle Kohlenstoffspeicher.

Um die Biodiversitätskrise wirksam anzugehen, ist ein umfassendes Monitoring entscheidend, um den Zustand der Ökosysteme zu bewerten, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Eine Lösung dafür bietet das Münchner Startup Hula Earth.

Die Lösung von Hula Earth

Hula Earth hat sich auf das Echtzeit-Monitoring von Biodiversität spezialisiert. Durch die Kombination von Satellitendaten mit vor Ort installierten IoT-Sensoren das Unternehmen eine präzise Erfassung und Analyse von Umweltparametern. Diese Sensoren sind solarbetrieben und sammeln kontinuierlich Daten, die über ein Funknetzwerk übertragen werden, selbst in abgelegenen Waldgebieten.

Die gesammelten Daten werden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet und in eine benutzerfreundliche Plattform integriert. Dies ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, ihre Auswirkungen auf die Biodiversität zu messen, zu überwachen und transparente Berichte zu erstellen. Zudem unterstützt Hula Earth laut eigenen Angaben auch die Ausstellung von Biodiversitätszertifikaten, die gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) anrechenbar sind.

Hula Earth holt bekannte Investoren an Bord

Für das weitere Wachstum konnte sich Hula Earth im Rahmen einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde ein 1,6-Millionen-Euro-Investment sichern. Die Runde wurde von Point Nine Capital angeführt, mit Beteiligung von Climate Founders, Partners in Clime, WithEarth sowie Tier Mobility Gründer. Lawrence Leuschne.

Mit Kilian Kaminski, Gründer von refurbed, und Inoqo-Gründer Markus Linder, beide bekannt für ihr Engagement in der Nachhaltigkeit, beteiligen sich auch zwei bekannte Investoren aus Österreich am Unternehmen.

Neben dem Aufbau von inoqo war Linder bereits in der Vergangenheit als Angel Investor aktiv und investiere in diverse Startups, die sich mit skalierbaren Geschäftsmodellen dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Unter anderem hat er dafür das Investment-Vehikel Triple Impact Ventures gegründet. Zum Portfolio zählen unter anderem die zwei bekannten FoodTech-Startups Arkeon und Fermify (brutkasten berichtete).


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