05.10.2020

Pocket Sky: Wiener DHDL-Startup nimmt mit Wearable Schichtarbeit und Jetlag ins Visier

Das Wiener Startup Pocket Sky, das ein Lichttherapie-Wearable in Form einer Brille produziert, konnte bei der "Höhle der Löwen" keinen Investor finden. Jetzt sollen die nächsten Wachstumsschritte aus laufenden Cashflows finanziert und der Fokus auf Schichtarbeiter gelegt werden, wie Mitgründer Mark Wallerberger erzählt.
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(c) Pocket Sky - Die Pocket Sky-Gründer Mark Wallerberger und Michael Geyer wagten sich mit ihrer Lichttherapie-Brille in die "Höhle der Löwen"

Alle TV-Investoren empfanden das Thema, dem sich das Wiener Unternehmen widmet, spannend. Dennoch klappte es im Rahmen des “Die Höhle der Löwen”-Auftritts nicht, einen Löwen zum Einstieg in das Startup zu bewegen. Zur Erklärung: Pocket Sky wird wie eine Brille getragen und soll eine leistungssteigernde Wirkung haben. Hervorgerufen wird der Effekt durch ein spezielles blaues Licht, mit dem das Schlafhormon Melatonin unterdrückt wird.

Jetlag überwinden

Das Wearable soll stimmungsaufhellend sein, Vielfliegern dabei helfen, ihren Jetlag zu überwinden oder Schichtarbeitern, durch die unnatürlichen Arbeitszeiten zu kommen. “Nach ungefähr 20 Minuten schaltet sich Pocket Sky ab, denn dann hat der Körper die richtige Dosis Licht erhalten und der Nutzer ist fühlbar wacher und aktiver”, erklärte Co-Founder Geyer im Studio.

Interesse des Senders und Publikum

“Der Pitch den wir gemacht haben, war eigentlich knackig und gut, hat aber danach leider Angriffsfläche geboten, da wir in der Kürze und im Interesse des Senders und Publikums keine Details zur Studienlage gepitcht haben. Wir hätten uns also ausführlicher auf die bereits seit Jahren vorhandenen Studien beziehen sollen”, sagt Wallerberger, wenn er im Nachhinein über den Auftritt in der Höhle der Löwen nachdenkt.

“Sowohl die Wellenlänge auf welche jene Rezeptoren reagieren, die unser Schlafhormon Melatonin beeinflussen, die nötige Lichtintensität welche für die Wirkung erforderlich ist, als auch der genaue Bereich am Augapfel, wo diese speziellen Rezeptoren sitzen, sind durch viele wissenschaftliche Studien belegt und genau auf denen baut unser Pocket Sky Wearable auf”, so der Gründer weiter.

Frank Thelen war Wunsch-Investor

Der Wunsch-Investor des Startups wäre Frank Thelen gewesen, der aber in der neuen Staffel nicht mehr dabei ist: “Weil einige wichtige Tasks in unserer näheren Zukunft zu seiner Kernkompetenz gezählt hätten. Da wir aber vor dem Pitch keine Bekanntgabe erhielten, welche Investoren anwesend sein werden, konnten wir nicht wissen, dass er nicht mehr dabei ist. Von den anwesenden Investoren hat sich leider keiner soweit im Projekt erkannt, als dass er uns mit seiner Kernkompetenz strategisch hätte unterstützen können”, denkt Wallerberger, der die leicht durscheinende Kritik der Löwen, das Produkt sei zu spezifisch, entkräftet und die jetzige Zeit für die richtige hält, um durchzustarten.

Blaues Licht stoppt Melatonin

“Wir sind insofern nicht zu früh dran, weil das Thema schon seit Jahrzehnten bekannt ist und Tageslichtlampen zur Stimmungsaufhellung im Winter bereits in vielen Haushalten stehen. Es gibt ja viele namhafte Hersteller, die solche Apparate feilbieten. Auch wissenschaftlich ist die Wirksamkeit von Licht auf den Organismus, insbesondere aber der Zusammenhang zwischen blauem Licht und Wohlbefinden und Wachheit, bestens dokumentiert. Die einfache Formel hinter Pocket Sky: Blaues Licht stoppt die Ausschüttung von Melatonin, dem sogenannten Schlaf-Hormon, und sorgt damit für Vigilanz. Damit die richtigen Rezeptoren im Auge angesprochen werden, sind Frequenzband – etwa 470 nm -, Einfallwinkel, von schräg oben, und Lichtintensität (500 Blaulicht-Lux) entscheidend.”, erklärt Wallerberger.

Selbstkritik von Pocket Sky

Ausgelöst wird dadurch ein komplexer photobiologischer Prozess, an dessen Ende die reduzierte Ausschüttung von Melatonin steht. “Wir haben hier nichts neu erfunden, sondern nur die ‘Verabreichung’ bis zum geht nicht mehr optimiert – aber vielleicht konnten wir genau diesen Punkt den Investoren nicht gut genug vermitteln”, so der Gründer selbstkritisch.

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(c) Pocket Sky – Pocket Sky soll Trägern helfen, den Winterblues besser zu überstehen.

Allerdings betreffe das Thema “Winterblues” Millionen von Menschen in Mittel- und Nordeuropa. Auch blaues Licht als Lösung bei Schichtarbeit, Jetlag oder Leistungssteigerung ist dem Gründer zufolge noch wenig verbreitet in der Gesellschaft. “Da ist man dann aktuell schon eher ‘nischig’ unterwegs und muss Pionierarbeit leisten. Nichtsdestotrotz sind das allesamt hoch relevante neue Use Cases”, denkt Wallerberger.

Wachstum mit Cash Flows

Um diese zu stemmen und zu besetzen, investierten die Gründer eigenes Kapital, die eigene Arbeitskraft, Förderungen und Fremdkapital in das Unternehmen: “Wir sind ein extrem schlankes, perfekt eingespieltes Team, das kaum Geld verbrennt, und haben ein fixfertiges, nahezu perfektes Produkt, das es jetzt zu vermarkten gilt. Wir gehen davon aus, dass wir die nächsten Wachstumsschritte aus laufenden Cashflows finanzieren können. Strategische Partnerschaften für weltweites Wachstum und B2B Anwendungen sind aber ein Thema und auch Investoren die sich nicht nur monetär sondern auch strategisch einbringen möchten sind bei uns immer herzlich willkommen”, so Wallerberger.

Über 1000 Brillen verkauft

Seit Jahresbeginn wurde bisher 1000 Pocket Sky-Brillen verkauft, was einem Umsatz von 150.000 Euro entspricht. Die Reklamationsquote aufgrund von Produktionsfehlern gehe gegen Null, das Feedback sei durchwegs positiv – so das Unternehmen.

Zielgruppe: Schichtarbeiter

Aktuell befasst sich das Gründer-Team mit dem Thema Schichtarbeit. Unterstützt durch eine FFG-Förderung arbeitet man mit externen Wissenschaftlern an Konzepten für ein “eco-system”, das die Lebensqualität und Gesundheit von Menschen, die zu unregelmäßigen Tag- und Nachtzeiten arbeiten, deutlich verbessern soll. Allein in Österreich sind dies fast 900.000 Leistungsträger, EU-weit 42 Millionen.

Pionierarbeit von Pocket Sky

“Eigentlich kann hier kann letztlich von einer Nische kaum die Rede sein, auch wenn hier Pionierarbeit zu leisten ist”, betont Wallerberger erneut, der auf seine ersten Kontakte zu großen Arbeitgebern aus der Industrie hinweist: “Für diese Unternehmen ist der Schichtbetrieb insofern eine große Herausforderung, da bei Schichtarbeit sowohl Unfallhäufigkeit als auch Krankenstände dramatisch ansteigen. Das Interesse, Mitarbeiter wacher und damit gesünder durch ihre Schicht zu bringen, liegt also sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber auf der Hand.”

Aus dem Archiv: Pocket Sky stellt sich vor

Unmittelbar konzentriert sich das Startup jedoch darauf, im Herbst und Winter Pocket Sky als Lösung für Menschen mit Winterblues zu vermarkten. Das nahe Ziel ist, den “Licht-Manager” für Schichtarbeiter zu vollenden, während die optimale Entwicklung der patentierten Blaulicht-Filter-Brille ein langfristiges Projekt bleibt.

Blaulicht-Filter-Brille

Die Blaulicht-Filter-Brille ist das funktionale Gegenstück zu Pocket Sky. “Der Schutz vor blauem Licht ist nämlich genauso wichtig, wie dessen Zufuhr, je nach persönlichem Schlaf-Wachrhythmus”, sagt Wallerberger zu seinem Projekt: “Wer Ruhe und Schlaf sucht, sollte Blaulicht meiden, auch das ist den meisten mittlerweile bekannt.”

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(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR
(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR / tech2b / My Esel / Simventure

Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.

Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.

My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER

Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”

Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) TECH HARBOR
Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) My Esel

Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.

Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator

Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.

“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.

Das Simventure-Team baut im TECHCENTER seine Simulatoren | (c) Simventure

Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.

cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden

Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.

Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”

cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon
cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon

Everest Carbon: “Unser Fortschritt übertrifft unsere Erwartungen”

Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.

In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.

Everest Carbon baut in der NEUEN WERFT gerade seine Produktion auf | (c) TECH HARBOR

Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt

Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”

Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.

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Pocket Sky: Wiener DHDL-Startup nimmt mit Wearable Schichtarbeit und Jetlag ins Visier

  • Alle TV-Investoren empfanden das Thema, dem sich das Wiener Unternehmen widmet, spannend.
  • Dennoch klappte es nicht einen Löwen zum Einstieg in das Startup zu bewegen.
  • Zur Erklärung: Pocket Sky wird wie eine Brille getragen und soll eine leistungssteigernde Wirkung haben.
  • Hervorgerufen wird der Effekt durch ein spezielles blaues Licht, mit dem das Schlafhormon Melatonin unterdrückt wird.
  • Auch blaues Licht als Lösung bei Schichtarbeit, Jetlag oder Leistungssteigerung, sei dem Gründer nach, noch wenig verbreitet in der Gesellschaft.
  • Unmittelbar konzentriert sich das Startup jedoch darauf im Herbst und Winter Pocket Sky als Lösung für Menschen mit Winterblues zu vermarkten.
  • Die Blaulicht-Filter-Brille ist das funktionale Gegenstück zu Pocket Sky.

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