13.10.2023

Paydora: Exit für österreichische Fintech-Gründer

Schon bisher war Dock Financial Mehrheitseigentümer des Münchner Fintechs Paydora, zu dessen Mitgründern die beiden Österreicher Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer zählen. Nun übernimmt das Unternehmen sämtliche Anteile. Die Gründer erhalten Management-Positionen bei Dock Financial.
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Gründer von Paydora Finance: Christofer Trowe (neuer Senior Vice President Partner Success), Claudio Wilhelmer (neuer Chief Commercial Officer) und Matthias Seiderer (neuer Chief Information Officer) von Dock Financial
Die Gründer von Paydora: Christofer Trowe (neuer Senior Vice President Partner Success), Claudio Wilhelmer (neuer Chief Commercial Officer) und Matthias Seiderer (neuer Chief Information Officer) von Dock Financial | Foto: Paydora Finance

Es ist erst wenige Monate her, da gingen die beiden Österreicher Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer mit ihrem 2022 in München gegründeten Fintech-Startup Paydora an die Öffentlichkeit (brutkasten berichtete). Schon zum Start war die Dock Financial Gruppe Mehrheitseigentümerin von Paydora und investierte dafür einen Millionenbetrag in das Startup. Nun übernimmt Dock Financial das Startup vollständig. Wilhelmer und Seiderer werden künftig – ebenso wie der dritte Mitgünder Christofer Trowe – Management-Rollen bei Dock Financial einnehmen.

Zur finanziellen Seite des Deals machten Paydora und Dock Financial keine Angaben. Allerdings umfasst der Deal zwei Komponenten, wie Wilhelmer gegenüber brutkasten sagte: Einerseits ist Geld an die Gründer geflossen, andererseits erhalten sie eine Beteiligung an Dock Financial. Die drei Gründer hatten bisher 42 Prozent an Paydora gehalten, der Rest lag bereits jetzt bei Dock Financial.

In einer Presseaussendung nannte das Unternehmen “die starke Nachfrage nach Embedded-Finance-Lösungen” und “die schnelle Etablierung von Paydora Finance am Markt” als Gründe für die Übernahme. Paydora hat eine White-Label-Banking-Plattform entwickelt. Diese ermöglicht es anderen Unternehmen, die Lösungen des Unternehmens B2C- oder B2B-Kund:innen für Anwendungsfälle wie beispielsweise gebrandete Konten oder Bezahlkarten von Mastercard zur Verfügung zu stellen – ohne diese selbst entwickeln zu müssen.

Die Marke Paydora wird nun verschwinden, die Integration des Geschäftsbetriebs ist laut der Aussendung “nahezu abgeschlossen”. Auch das Team von Paydora wechselt vollständig zu Dock Financial. Dabei handelt es sich laut Wilhelmer um rund 20 Vollzeitäquivalente. Inklusive Freelancern seien es 30 Personen. Die beiden Unternehmen teilten sich bereits jetzt Büroräumlichkeiten.

Claudio Wilhelmer nun Chief Commercial Officer bei Dock Financial

“Gemeinsam mit Dock Financial konnten wir schnell die Basis für ein starkes Geschäftsmodell im Bereich White-Label Embedded Finance etablieren und freuen uns, in der neuen Organisation die Zukunft von Dock Financial nun wesentlich mitgestalten zu dürfen”, kommentiert Claudio Wilhelmer die Transaktion. Er hat bereits mit August die Rolle des Chief Commercial Officer (CCO) bei Dock Financial übernommen. Mitgründer Seiderer wird Chief Information Officer (CIO) und Trowe übernimmt die Rolle des Senior Vice President (SVP) für den Bereich Partner Success.

“Wir wollen unseren Kunden sämtliche Lösungen möglichst modular aus einer Hand anbieten – von rein technischen Schnittstellen über ein entsprechendes regulatorisches Rahmenwerk bis hin zur schlüsselfertigen Komplettlösung für Embedded Finance. Das Team von Paydora Finance hat in kurzer Zeit die Grundlage dafür geschaffen und daher haben wir uns für die vollständige Akquise entschieden”, wird Dock-Financial-CEO Marko Wenthin in einer Aussendung zitiert.

Wilhelmer und Seiderer zuvor als Gründer von NumberX aktiv

Wilhelmer und Seiderer hatten im März 2021 bereits ein anderes Startup, NumberX, gegründet (brutkasten berichtete) und dafür ein Millioneninvestment eingeholt. Noch im Herbst 2021 schloss das Unternehmen mit dem Ende seiner Closed-Beta-Phase alle Benutzer:innenkonten. “NumberX war die Basis für Paydora”, sagt Wilhelmer heute.

Eineinhalb Jahre nach dem Schließen der Benutzer:innenkonten bei NumberX meldeten sich die beiden Gründer dann auch zurück – und gingen mit Paydora in die Öffentlichkeit. Diesmal gründeten sie in München – und mit Christofer Trowe kam ein weiterer Mitgründer an Bord. Claudio Wilhelmer war in früheren Stationen unter anderem Country Manager DACH bei der Neobank Revolut und Head of Growth beim Payment-Fintech Bluecode. Matthias Seiderer wiederum war vor seiner Zeit bei NumberX unter anderem Chief Revenue Officer des Wiener KI-Unternehmen Anyline.

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Biotech: (vlnr.) Peter Llewellyn-Davies, Anna Orlova und Christopher Trummer | (c) invIOs / Riana Therapeutics / Venga Ventures
(vlnr.) Peter Llewellyn-Davies, Anna Orlova und Christopher Trummer | (c) invIOs / Riana Therapeutics / Venga Ventures

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins – “Kettenreaktion”. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.

“Es ist immer schwierig, Menschen, die nicht aus dem Life-Science-Bereich kommen, zu erklären, was unsere Herausforderungen sind und warum wir noch keine Umsätze machen”, sagt Anna Orlova. Mit dem von ihr mitgegründeten Biotech-Startup Riana Therapeutics ist sie noch in einem sehr, sehr frühen Stadium – für Biotech-Verhältnisse.

Soll heißen: Nach jahrelanger Forschung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde das Unternehmen im Februar 2023 gegründet. “In etwa zehn Jahren werden wir dann vielleicht am Markt sein”, sagt die Gründerin. Dann sollen Medikamente des Startups gezielt Krebszellen zerstören und damit etwa Leukämie mit vergleichsweise geringen Nebenwirkungen heilen. Bis dahin warten auf Orlova und ihr Team sehr viel Arbeit, umfassende Studien, die Suche nach passenden, großen Partnern – und nicht zuletzt ein sehr hoher Kapitalbedarf.

Riana Therapeutics ist mit dieser Situation nicht alleine. Während etwa Software-Startups in kürzester Zeit ein Produkt auf den Markt bringen können, gelten in der Life Science andere Regeln. Einer, der das Prozedere schon mehrmals durchgemacht hat, ist Peter Llewellyn-Davies, Präsident der Interessenvertretung Biotech Austria. Bis Juli 2024 war er CEO des Wiener Biotech-Unternehmens Apeiron; da wurde es für 100 Millionen US-Dollar verkauft. Apeiron hat sein Produkt – ein Medikament gegen eine Form von Krebs, die nur bei Kindern auftritt – bereits Jahre zuvor auf den Markt gebracht. Mit dem Startup invIOs arbeitet dasselbe Team nun an einem neuen Medikament gegen eine andere Krebsart. Das Prozedere ist wieder dasselbe.

Langer Weg von der Forschung auf den Markt

“Bereits in der Grundlagenforschung und in der präklinischen Forschung sieht man, ob ein Projekt die Möglichkeit hat, erfolgreich zu werden. Wie auch in anderen Branchen besteht im Biotech-Bereich dann die große Herausforderung darin, es in die Großanwendung zu bringen”, erläutert Llewellyn-Davies. Denn die Wirksamkeit sei zwar in der Theorie bewiesen, es müsse aber noch gezeigt werden, dass der Therapieansatz tatsächlich bei Menschen funktioniert. “Es gibt eine starke regulatorische Schranke, es muss extrem lange mit vielen Vorschriften getestet werden. Wenn man das geschafft hat, hat man ein Produkt“, so der Biotech-Austria-Präsident.

Doch tatsächlich schaffen es bei Weitem nicht alle. Wenn die Wirksamkeit präklinisch bewiesen wurde, beträgt die Chance, dass ein Biotech-Unternehmen sein Produkt irgendwann auf den Markt bringt, statistisch gesehen immer noch nur 17 Prozent, so Llewellyn-Davies – “im Erfolgsfall gibt es aber eine sehr hohe Rendite für Investoren”.

Ganz oder gar nicht

Sofern man denn Investoren findet. Denn: „Die Due Diligence im Biotech-Bereich ist alles andere als trivial. Man braucht jemanden, der sich wirklich auskennt“, sagt Christopher Trummer. Er ist so jemand – Trummer hat mit Celeris Therapeutics selbst ein Biotech-Startup gegründet, ist Vorstandsmitglied von Biotech Austria und baut gerade gemeinsam mit Florian Schuster Venga Ventures auf.

Der neue VC-Fonds soll schon bald eine Finanzierungslücke in der heimischen Biotech-Landschaft schließen. Bislang gab es in Österreich nämlich keinen einzigen nur auf Life-Science-Startups spezialisierten Fonds. Und während die Finanzierungssituation in der Frühphase (auch dank Förderungen) nicht schlecht sei, gebe es schon bei Series-A-Finanzierungsrunden eine “gläserne Decke”, sagt Trummer – “und die wollen wir durchbrechen”.

Doch auch in dieser Unternehmensphase ist man als Investor keineswegs auf der sicheren Seite, erläutert der Gründer: “Im klassischen Fall von Therapeutika wird die Serie-A-Finanzierung genutzt, um einen wichtigen Meilenstein zu erreichen, etwa die klinische Studie. Da gibt es nach wie vor eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Investment ausfällt“, so Trummer. Wenn das aber nicht passiert, ist das Ziel klar: “Wenn es klappt, wird das Unternehmen von einem großen Pharmakonzern aufgekauft oder geht an die Börse.” Und dann bekommt der Investor bzw. die Investorin ein Vielfaches des Geldes zurück. Im Biotech-Bereich gilt für Investor:innen also: Ganz oder gar nicht.

Große Partner gesucht

Auch beim Einsammeln von Kapital steht Riana Therapeutics von Anna Orlova noch ganz am Anfang. “Aktuell stellen wir eine 1,5-Millionen-Euro-Seed-Kapitalrunde auf. Auch das ist schon aufwendig”, sagt die Gründerin. Die Series-A-Runde soll dann laut Plan bereits zehn Millionen Euro schwer werden. “Insgesamt brauchen wir sicher gute 200 Millionen Euro, bis wir auf dem Markt sind. Das wollen wir aber nicht alles alleine aufstellen. Wir werden dazu große Partner suchen”, so Orlova.

Peter Llewellyn-Davies hat mit invIOs einen ähnlichen Plan, wie er erläutert: “Wir bringen das Medikament bis zum Clinical Proof of Concept. Dann steigt ein Groß-Pharmaunternehmen ein. Das kann auch schon während der Phase zwei der klinischen Studie passieren. Damit arbeiten wir dann schon wirtschaftlich und haben eine Wertschöpfung und eine Wertsteigerung geschaffen.” Doch bis dahin dauert es noch einige Jahre – im Biotech-Bereich braucht man eben einen langen Atem.

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