02.07.2021

So hat die Pandemie das Zahlungsverhalten in Österreich wirklich verändert

Hat sich COVID-19 darauf ausgewirkt, wie in Österreich bezahlt wird? Zwei neue Studien - eine vom Beratungsunternehmen BearingPoint und eine von der Neobank N26 - liefern konkrete Daten.
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N26 hat - ebenso wie BearingPoint - eine Studie zum Zahlungsverhalten in Österreich durchgeführt.
N26 hat - ebenso wie BearingPoint - eine Studie zum Zahlungsverhalten in Österreich durchgeführt. | Foto: N26

Dass die Corona-Pandemie das Zahlungsververhalten beeinflusst hat, ist ein naheliegender Schluss – in vielen Geschäften wurde man ja sogar explizit zur Kartenzahlung aufgefordert. Nun wurden – unabhängig voneinander – zwei repräsentative Studien veröffentlicht, die empirisch untersucht haben, wie sich das Zahlungsverhalten in Österreich verändert hat. Eine Studie wurde von der Neobank N26 beauftragt, die andere von der Management- und Technologieberatung BearingPoint. Beide zeigen: Das Zahlungsverhalten hat sich verändert – und zwar ungefähr so wie man es erwarten würde.

“Seit dem vergangenen Jahr ist bargeldloses Bezahlen im Alltag von vielen ÖsterreicherInnen angekommen”, kommentiert Georg Hauer, General Manager Österreich bei N26, die Ergebnisse der von der Neobank beauftragten Studie. In dieser gaben 42 Prozent der Befragten an, seit der Pandemie häufiger mit Bankomatkarte zu bezahlen. 30 Prozent sagten, dass sie Online-Banking, Smartphone oder Smartwatch nun öfter nutzen. Konkret zahlen laut der Studie 71 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Woche mit Bankomat- bzw. Debitkarte.

Dass es dabei vor allem das kontaktlose Bezahlen mit der Bankomatkarte ist, das zunehemend gefragt ist, zeigt wiederum die Studie von BearingPoint. Sie wurde am Donnerstag in einem gemeinsamen Pressegespräch mit OeNPAY, dem Hub für Finanzinnovationen der Nationalbank, präsentiert – und zeigte unter anderem: Hatten im Vorjahr nur 36 Prozent der Befragten in Österreich mit der Bankomatkarte kontaktlos bezahlt, waren es dieses Jahr schon 67 Prozent – der Wert hat sich also fast verdoppelt.

Die herkömliche Kartenzahlung, bei dem diese in das Bezahlterminal eingeführt wird, ging im Gegenzug um rund die Hälfte von 71 auf 36 Prozent zurück. “Das ist aus unserer Sicht auf COVID-19 zurückzuführen, denn die Möglichkeit kontaktlos zu bezahlen, gibt es schon seit Jahren. Das ist aber immer so dahingedümpelt. Es hat diesen Anstoß durch die Pandemie gebraucht”, sagte BearingPoint-Partner Christian Bruck bei der Präsentation der Studie.

Starker Zuwachs bei Apple Pay in junger Altersgruppe

Einen starken Zuwachs ortet die Studie außerdem bei Apple Pay – insbesondere bei der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen. Dort hat sich der Umfrage zufolge die Nutzung des Zahlungsdienstes mehr als verdoppelt – von rund 6 auf fast 14 Prozent. Die Nutzung von Google Pay ging laut der Studie in der Altergruppe dagegen zurück und liegt nun bei 4 Prozent. In der Gesamtbevölkerung befindet sie sich in einer ähnlichen Größenordnung knapp unter 4 Prozent, während Apple Pay auf etwas über 5 Prozent kommt.

Wie erklärt sich der Unterschied? “Apple hat ein geschlossenes System und zwingt Banken in eine Kooperation, weil der NFC-Chip derzeit für Drittanbieter-Apps nicht zugänglich ist”, erläuterte OeNPAY-Geschäftsführer Bernhard Krick. Banken könnten mit ihren eigenen Apps somit nicht auf die Infrastruktur von Apple zugreifen. In den vergangenen Jahren seien die österreichischen Großbanken wohl auch deshalb Kooperationen mit Apple eingegangen, führte Krick aus.

Google Pay dagegen sei ein offenes System: “Hier haben die österreichischen Banken eine andere Strategie verfolgt und für Android-Smartphones die Bezahlungsfunktion in ihre eigenen Apps integriert”, sagt der OeNPAY-Geschäftsführer. Google Pay selbst werde in Österreich nur von einzelnen kleineren Banken unterstützt. Wie berichtet, war die A1-Bank paybox mit dem Start von Google Pay im April die erste österreichische Bank, die den Zahlungsdienst anbietet. Daneben ist er in Österreich bei mehreren Banken mit Sitz im Ausland – wie N26 oder Revolut – verfügbar.

Rund 12 Prozent zahlen mit Smartphone

Neben den Smartphone-Zahlungsdiensten der Silicon-Valley-Giganten gibt es allerdings auch einen europäischen, der nicht auf der NFC-Technologie basiert: Bluecode. Die Payment-Lösung des operativ in Wien angesiedelten Startups wurde ebenfalls abgefragt – und kam auf rund 3 Prozent.

Zusammengenommen liegen die drei Mobile-Payment-Optionen in der Gesamtbevölkerung also bei rund 12 Prozent – wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Allerdings werden wohl nur wenige Nutzer gleichzeitig ein iPhone sowie ein Android-Smartphone nutzen und beide für Zahlungen verwenden. Dass Bluecode parallel zu Apple oder Google Pay verwendet wird, ist dagegen schon plausibler. Andere Mobile-Payment-Optionen wurden nicht abgefragt. An der Größenordnung dürfte dies jedoch ohnehin nicht viel ändern. Denn auch die N26-Studie bestätigt die Zahl: Laut den Ergebnissen der von der Neobank beauftragten Umfrage bezahlt jeder Achte regelmäßig mit dem Smartphone – was ebenfalls ungefähr 12 Prozent entspricht.

50 Prozent sehen keinen Änderungsbedarf bei eigenem Zahlungsverhalten

Dass Mobile Payments in den nächsten Jahren an Relevanz gewinnen werden, ist zwar eine naheliegende Annahme – die meisten Befragten in Österreich haben sich aber zumindest nicht bewusst vorgenommen, sich mit dem Thema Smartphone-Zahlungen auseinanderzusetzen: Rund die Hälfte der Befragten gab in der BearingPoint-Studie an, keinen Änderungsbedarf beim eigenen Zahlungsverhalten zu sehen. Nur etwas mehr als 10 Prozent sagten, in den nächsten beiden Jahren Mobile-Payment-Dienste häufiger nutzen zu wollen.

Die Nummer 1 bei den Zahlungsmitteln ist übrigens weiterhin Bargeld – wenn auch mit rückläufiger Tendenz. Laut der BearingPoint-Studie nutzen 78 Prozent Bargeld häufig. Im Vorjahr waren es noch 83 Prozent gewesen. Auch in der N26-Studie war Bargeld ein Thema. Hier gaben 39 Prozent an, seltener mit Bargeld bezahlt zu haben. Der deutliche Rückgang steht aber nicht unbedingt in einem Widerspruch mit der von BearingPoint genannten Zahl, da sich die Fragestellungen etwas unterscheiden: Es ist beispielsweise völlig plausibel, dass jemand zwar etwas seltener mit Bargeld zahlt als vor der Pandemie, aber Bargeld trotzdem weiterhin häufig nutzt.

3 Prozent zahlen mit Kryptowährungen

Verzichten auf Bargeld will man in Österreich jedenfalls nicht: In der BearingPoint-Studie gaben über 70 Prozent der Befragten an, sich eine Abkehr von Bargeld in den nächsten zehn Jahren nicht vorstellen zu können. In der N26-Studie sagten 64 Prozent, eine Abschaffung des Bargelds abzulehnen. Gleichzeitig hielten es jedoch 78 Prozent der Befragten für möglich, dass ein bargeldlose Gesellschaft in den nächsten 30 Jahren in Österreich Realität werden könnte.

Und was ist eigentlich mit Kryptowährungen? Auch die wurden in der Studie von BearingPoint abgefragt: Demnach nutzen 3 Prozent der Befragten Bitcoin oder andere Kryptowährungen als Zahlungsmittel. In der Altersgruppe zwischen 18 und 24 waren es mit 4 Prozent nur unwesentlich mehr.

Zur Methodologie der Studien:

Für die N26-Studie führte marketagent.at zwischen 16. und 21. Juni eine repräsentative Online-Befragung von insgesamt über 1.000 Personen zwischen 18 und 69 Jahren durch.

Für die BearingPoint-Studie befragte YouGov Deutschland zwischen dem 2. und 21. Juni insgesamt 3.119 Personen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die hier genannten Zahlen beziehen sich nur auf die Befragten in Österreich Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind ebenfalls repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren.
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Michael Kowatschew, ehemals The Pixel Beat, wurde im März 2022 Präsident der Sigma Squared Society. Dabei handelt es sich um eine globale Gemeinschaft von mehr als 1.000 Unternehmer:innen unter 26, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, kaputte Branchen zu verändern und positive Auswirkungen zu erzielen. Zuvor war die Organisation als “Kairos Society” bekannt, die vor rund 15 Jahren in den Vereinigten Staaten gegründet wurde.

Sigma Squared: Auch Ohswald, Wundsam und Steinberger dabei

Wie der brutkasten damals berichtete, war Sigma Squared in 25 Ländern (heute über 30) aktiv und hatte u.a. den Plan, den nächsten Steve Jobs oder Bill Gates “von Morgen” langfristig zusammenzubringen. Mitglieder sind Gründer:innen, deren Unternehmen mit mehreren hundert Millionen Euro oder mehr bewertet sind oder etwa über plus 100 Mitarbeiter verfügen. Auch Unicorn-Founder wie Felix Ohswald oder Hannah WundsamVaitea Cowan von EnapterEric Steinberger von ClimateScience und Sebastian Böhmer von First Momentum gehören zur “invite-only-“Gemeinschaft.

Nun und knapp nach etwas mehr als zwei Jahren an der Spitze von Sigma Squared tritt Kowatschew zurück, wie er auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn verkündet.

1,8 Milliarden US-Dollar geraised

Er schreibt: “Nach mehr als zwei Jahren des Ausbaus unserer Gemeinschaft von einer europäisch ausgerichteten zu einer wirklich globalen Organisation bin ich begeistert von der exponentiellen Zukunft von Sigma Squared und unseren Fellows. Die letzten zwei Jahre waren beruflich wirklich die lohnendsten Jahre und es war sehr erfüllend, die Organisation mit einem Team von absoluten Rockstars aus der ganzen Welt zu neuen Höhen zu führen. Bei Sigma Squared geht es darum, die besten Gründer unter 26 Jahren zu finden, die sich auf einem exponentiellen Weg befinden (und was am wichtigsten ist) und wirklich gute Menschen sind.”

In weiterer Folge nennt Kowatschew ein paar Zahlen, die den Erfolg von Sigma Squared unterstreichen: Über 1.000 aktive Fellows weltweit, Chapter in über 30 Ländern auf fünf Kontinenten, Fellows haben über 1,8 Milliarden US-Dollar für ihre Unternehmen aufgebracht (90 Prozent davon nach ihrem Beitritt zu Sigma).

“Das bedeutet, dass unsere Kohorten ihre Leistungen in den ersten drei Jahren nach ihrem Beitritt zur Gemeinschaft im Durchschnitt um den Faktor 10 steigern! Noch wichtiger ist, dass die größte Wirkung von Sigma Squared noch bevorsteht – und sie wird von einer neuen Generation von Führungskräften ausgehen.”

Nun im Sigma Squared Aufsichtsrat

Kowatschew wird künftig neben Daniel Dippold (seinem Vorgänger bei Sigma Squared) und Emanuel Jöbstl im Aufsichtsrat sitzen und “Sigma weiterhin auf jede erdenkliche Weise zu helfen (allerdings vom stillen Rand aus)”.

Zudem merkte der ehemalige  NOVID20-Initiator, dass er im Herzen ein Baumeister sei und es an der Zeit wäre, sich wieder dem Aufbau von Unternehmen zu widmen.

Kowatschew abschließend dazu: “Etwas Neues ist im Entstehen. Da Erfolgsgeschichten nie allein geschrieben werden, zögert nicht, uns anzusprechen und euch unserer Mission anzuschließen, die CO2-Emissionen in Europa zu reduzieren (vor allem, wenn ihr euch mit B2C-Marketing oder -Vertrieb beschäftigen).”

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